Die weitläufige Geschichte dieser letzten vier Monate behalte ich Ihnen vor, und versichere nur einstweilen, daß sie in sehr vieler Rücksicht Sie sehr interessiren wird. Vorzüglich von Ham¬ burg habe ich Ihnen recht sehr viel zu erzählen.
Ihr Brief sowohl als der vom Herrn Vetter hat mir sehr viele Freude gemacht. Der Ihrige hat mich in vielen Stellen gerührt. Gute, liebe Freundin! Sein Sie fest überzeugt, daß meine innige, liebvolle Anhänglichkeit durch nichts wird erschüt¬ tert, wird lau gemacht werden können. Sie haben Recht, wenn Sie sagen, daß mein Herz weit sei. Es kann viele Edle stark und dauerhaft umfassen.
Dem lieben Herrn Vetter danke ich herzlich für seinen großen schönen Brief. Er ist mir schon nützlich gewesen, und wird es noch oft in der Folge sein können! -- Es ist nichts darin, was mir nicht Freude gemacht hätte, ausgenommen der Ausdruck, welcher eine kleine Bezweiflung der guten Aufnahme dessen zu verrathen scheint, was er über religiöse Dinge schrieb. Wie auch meine gegenwärtigen Grundsätze in diesem Punkt beschaffen sein möchten, so stützen sie sich wenigstens auf ehrliche Ueberzeu¬ gung, nicht auf Hängen an Mode. Wie abweichend sie auch von denen mancher Anderen sein mögen, so werden sie mich doch nie verhindern, die Ueberzeugungen Anderer als solche zu respek¬ tiren. Der Herr Vetter hätte mir statt des philisophischen Brie¬ fes, den ich empfangen habe, kraß absurde Sachen schreiben können, und sein Brief würde noch Gefühle des Dankes erregt haben. Das innige Bewußtsein der wohlwollenden Absicht hätte jeden hohnlächelnden Gedanken schon in der Ferne erstickt. Uebri¬ gens erlaubt meine Zeit mir gegenwärtig nicht, seinen Brief weitläufig und gründlich, so wie ich's gerne möchte, zu be¬ antworten. Einstweilen meinen ehrlichen Dank, das andre künftig! --
Die weitlaͤufige Geſchichte dieſer letzten vier Monate behalte ich Ihnen vor, und verſichere nur einſtweilen, daß ſie in ſehr vieler Ruͤckſicht Sie ſehr intereſſiren wird. Vorzuͤglich von Ham¬ burg habe ich Ihnen recht ſehr viel zu erzaͤhlen.
Ihr Brief ſowohl als der vom Herrn Vetter hat mir ſehr viele Freude gemacht. Der Ihrige hat mich in vielen Stellen geruͤhrt. Gute, liebe Freundin! Sein Sie feſt uͤberzeugt, daß meine innige, liebvolle Anhaͤnglichkeit durch nichts wird erſchuͤt¬ tert, wird lau gemacht werden koͤnnen. Sie haben Recht, wenn Sie ſagen, daß mein Herz weit ſei. Es kann viele Edle ſtark und dauerhaft umfaſſen.
Dem lieben Herrn Vetter danke ich herzlich fuͤr ſeinen großen ſchoͤnen Brief. Er iſt mir ſchon nuͤtzlich geweſen, und wird es noch oft in der Folge ſein koͤnnen! — Es iſt nichts darin, was mir nicht Freude gemacht haͤtte, ausgenommen der Ausdruck, welcher eine kleine Bezweiflung der guten Aufnahme deſſen zu verrathen ſcheint, was er uͤber religioͤſe Dinge ſchrieb. Wie auch meine gegenwaͤrtigen Grundſaͤtze in dieſem Punkt beſchaffen ſein moͤchten, ſo ſtuͤtzen ſie ſich wenigſtens auf ehrliche Ueberzeu¬ gung, nicht auf Haͤngen an Mode. Wie abweichend ſie auch von denen mancher Anderen ſein moͤgen, ſo werden ſie mich doch nie verhindern, die Ueberzeugungen Anderer als ſolche zu reſpek¬ tiren. Der Herr Vetter haͤtte mir ſtatt des philiſophiſchen Brie¬ fes, den ich empfangen habe, kraß abſurde Sachen ſchreiben koͤnnen, und ſein Brief wuͤrde noch Gefuͤhle des Dankes erregt haben. Das innige Bewußtſein der wohlwollenden Abſicht haͤtte jeden hohnlaͤchelnden Gedanken ſchon in der Ferne erſtickt. Uebri¬ gens erlaubt meine Zeit mir gegenwaͤrtig nicht, ſeinen Brief weitlaͤufig und gruͤndlich, ſo wie ich’s gerne moͤchte, zu be¬ antworten. Einſtweilen meinen ehrlichen Dank, das andre kuͤnftig! —
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><pbfacs="#f0084"n="70"/><p>Die weitlaͤufige Geſchichte dieſer letzten vier Monate behalte<lb/>
ich Ihnen vor, und verſichere nur einſtweilen, daß ſie in ſehr<lb/>
vieler Ruͤckſicht Sie ſehr intereſſiren wird. Vorzuͤglich von Ham¬<lb/>
burg habe ich Ihnen recht ſehr viel zu erzaͤhlen.</p><lb/><p>Ihr Brief ſowohl als der vom Herrn Vetter hat mir ſehr<lb/>
viele Freude gemacht. Der Ihrige hat mich in vielen Stellen<lb/>
geruͤhrt. Gute, liebe Freundin! Sein Sie feſt uͤberzeugt, daß<lb/>
meine innige, liebvolle Anhaͤnglichkeit durch nichts wird erſchuͤt¬<lb/>
tert, wird lau gemacht werden koͤnnen. Sie haben Recht, wenn<lb/>
Sie ſagen, daß mein Herz weit ſei. Es kann viele Edle ſtark<lb/>
und dauerhaft umfaſſen.</p><lb/><p>Dem lieben Herrn Vetter danke ich herzlich fuͤr ſeinen großen<lb/>ſchoͤnen Brief. Er iſt mir ſchon nuͤtzlich geweſen, und wird es<lb/>
noch oft in der Folge ſein koͤnnen! — Es iſt nichts darin, was<lb/>
mir nicht Freude gemacht haͤtte, ausgenommen der Ausdruck,<lb/>
welcher eine kleine Bezweiflung der guten Aufnahme deſſen zu<lb/>
verrathen ſcheint, was er uͤber religioͤſe Dinge ſchrieb. Wie<lb/>
auch meine gegenwaͤrtigen Grundſaͤtze in dieſem Punkt beſchaffen<lb/>ſein moͤchten, ſo ſtuͤtzen ſie ſich wenigſtens auf ehrliche Ueberzeu¬<lb/>
gung, nicht auf Haͤngen an Mode. Wie abweichend ſie auch<lb/>
von denen mancher Anderen ſein moͤgen, ſo werden ſie mich doch<lb/>
nie verhindern, die Ueberzeugungen Anderer als ſolche zu reſpek¬<lb/>
tiren. Der Herr Vetter haͤtte mir ſtatt des philiſophiſchen Brie¬<lb/>
fes, den ich empfangen habe, kraß abſurde Sachen ſchreiben<lb/>
koͤnnen, und ſein Brief wuͤrde noch Gefuͤhle des Dankes erregt<lb/>
haben. Das innige Bewußtſein der wohlwollenden Abſicht haͤtte<lb/>
jeden hohnlaͤchelnden Gedanken ſchon in der Ferne erſtickt. Uebri¬<lb/>
gens erlaubt meine Zeit mir gegenwaͤrtig nicht, ſeinen Brief<lb/>
weitlaͤufig und gruͤndlich, ſo wie ich’s gerne moͤchte, zu be¬<lb/>
antworten. Einſtweilen meinen ehrlichen Dank, das andre<lb/>
kuͤnftig! —</p><lb/></div></div></div></div></body></text></TEI>
[70/0084]
Die weitlaͤufige Geſchichte dieſer letzten vier Monate behalte
ich Ihnen vor, und verſichere nur einſtweilen, daß ſie in ſehr
vieler Ruͤckſicht Sie ſehr intereſſiren wird. Vorzuͤglich von Ham¬
burg habe ich Ihnen recht ſehr viel zu erzaͤhlen.
Ihr Brief ſowohl als der vom Herrn Vetter hat mir ſehr
viele Freude gemacht. Der Ihrige hat mich in vielen Stellen
geruͤhrt. Gute, liebe Freundin! Sein Sie feſt uͤberzeugt, daß
meine innige, liebvolle Anhaͤnglichkeit durch nichts wird erſchuͤt¬
tert, wird lau gemacht werden koͤnnen. Sie haben Recht, wenn
Sie ſagen, daß mein Herz weit ſei. Es kann viele Edle ſtark
und dauerhaft umfaſſen.
Dem lieben Herrn Vetter danke ich herzlich fuͤr ſeinen großen
ſchoͤnen Brief. Er iſt mir ſchon nuͤtzlich geweſen, und wird es
noch oft in der Folge ſein koͤnnen! — Es iſt nichts darin, was
mir nicht Freude gemacht haͤtte, ausgenommen der Ausdruck,
welcher eine kleine Bezweiflung der guten Aufnahme deſſen zu
verrathen ſcheint, was er uͤber religioͤſe Dinge ſchrieb. Wie
auch meine gegenwaͤrtigen Grundſaͤtze in dieſem Punkt beſchaffen
ſein moͤchten, ſo ſtuͤtzen ſie ſich wenigſtens auf ehrliche Ueberzeu¬
gung, nicht auf Haͤngen an Mode. Wie abweichend ſie auch
von denen mancher Anderen ſein moͤgen, ſo werden ſie mich doch
nie verhindern, die Ueberzeugungen Anderer als ſolche zu reſpek¬
tiren. Der Herr Vetter haͤtte mir ſtatt des philiſophiſchen Brie¬
fes, den ich empfangen habe, kraß abſurde Sachen ſchreiben
koͤnnen, und ſein Brief wuͤrde noch Gefuͤhle des Dankes erregt
haben. Das innige Bewußtſein der wohlwollenden Abſicht haͤtte
jeden hohnlaͤchelnden Gedanken ſchon in der Ferne erſtickt. Uebri¬
gens erlaubt meine Zeit mir gegenwaͤrtig nicht, ſeinen Brief
weitlaͤufig und gruͤndlich, ſo wie ich’s gerne moͤchte, zu be¬
antworten. Einſtweilen meinen ehrlichen Dank, das andre
kuͤnftig! —
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 1. Mannheim, 1837, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten01_1837/84>, abgerufen am 18.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.