Wir wollen nur erinnern, wie das Buch nun nicht mehr als ein Spiel heitrer Willkür, die Einbildungskraft zu vergnügen, dasteht, sondern den ganzen Ernst und die volle Schwere der Wirklichkeit in seine Dichtung hinübergezogen hat, ein im größten Sinne didaktisches Werk geworden ist. Die Nothwendigkeiten des irdi¬ schen Lebens nehmen darin ihren Rang neben den höch¬ sten Vergeistigungen; in geläuterter Frömmigkeit wirkt das Christenthum; die Erziehung breitet ihre Anstalten auf eignem Boden mächtig und allumfassend aus; die Bildung zur Kunst, reich ausgestattet im Besondern, wird allgemeine Gabe; das Gewerbliche, aus zerstören¬ dem Wetteifer in weise Ordnung geleitet, rückt ohne Scheu zu Seiten der Kunst heran, seiner Berechtigung und Ehre neben dieser gewiß; Beruf und Fähigkeit be¬ stimmen und adeln jede Verrichtung; in richtigen Ehe¬ bündnissen, hier vorzugsweise die ungleichen Stände zusammenfügend, schwindet das Mißverhältniß der Frauen, deren Erscheinung sogar zum freien, priesterlichen Se¬ genswirken gesteigert ist; eine neue Würdigung der Dinge und Thätigkeiten, eine neue Wahl und Aus¬ theilung der Lebensloose, ein neuer Sinn des Schönen und Guten, eröffnen, -- vermittelst einer großen, über den Erdboden hin sich verbreitenden, nach allen Rich¬ tungen edel thätigen, die höchsten Gegenstände und die geringsten beachtenden, Noth und Schlechtigkeit überall tilgenden, frei beweglichen und dabei hierarchisch geord¬
Wir wollen nur erinnern, wie das Buch nun nicht mehr als ein Spiel heitrer Willkuͤr, die Einbildungskraft zu vergnuͤgen, daſteht, ſondern den ganzen Ernſt und die volle Schwere der Wirklichkeit in ſeine Dichtung hinuͤbergezogen hat, ein im groͤßten Sinne didaktiſches Werk geworden iſt. Die Nothwendigkeiten des irdi¬ ſchen Lebens nehmen darin ihren Rang neben den hoͤch¬ ſten Vergeiſtigungen; in gelaͤuterter Froͤmmigkeit wirkt das Chriſtenthum; die Erziehung breitet ihre Anſtalten auf eignem Boden maͤchtig und allumfaſſend aus; die Bildung zur Kunſt, reich ausgeſtattet im Beſondern, wird allgemeine Gabe; das Gewerbliche, aus zerſtoͤren¬ dem Wetteifer in weiſe Ordnung geleitet, ruͤckt ohne Scheu zu Seiten der Kunſt heran, ſeiner Berechtigung und Ehre neben dieſer gewiß; Beruf und Faͤhigkeit be¬ ſtimmen und adeln jede Verrichtung; in richtigen Ehe¬ buͤndniſſen, hier vorzugsweiſe die ungleichen Staͤnde zuſammenfuͤgend, ſchwindet das Mißverhaͤltniß der Frauen, deren Erſcheinung ſogar zum freien, prieſterlichen Se¬ genswirken geſteigert iſt; eine neue Wuͤrdigung der Dinge und Thaͤtigkeiten, eine neue Wahl und Aus¬ theilung der Lebenslooſe, ein neuer Sinn des Schoͤnen und Guten, eroͤffnen, — vermittelſt einer großen, uͤber den Erdboden hin ſich verbreitenden, nach allen Rich¬ tungen edel thaͤtigen, die hoͤchſten Gegenſtaͤnde und die geringſten beachtenden, Noth und Schlechtigkeit uͤberall tilgenden, frei beweglichen und dabei hierarchiſch geord¬
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Wir wollen nur erinnern, wie das Buch nun nicht
mehr als ein Spiel heitrer Willkuͤr, die Einbildungskraft
zu vergnuͤgen, daſteht, ſondern den ganzen Ernſt und
die volle Schwere der Wirklichkeit in ſeine Dichtung
hinuͤbergezogen hat, ein im groͤßten Sinne didaktiſches
Werk geworden iſt. Die Nothwendigkeiten des irdi¬
ſchen Lebens nehmen darin ihren Rang neben den hoͤch¬
ſten Vergeiſtigungen; in gelaͤuterter Froͤmmigkeit wirkt
das Chriſtenthum; die Erziehung breitet ihre Anſtalten
auf eignem Boden maͤchtig und allumfaſſend aus; die
Bildung zur Kunſt, reich ausgeſtattet im Beſondern,
wird allgemeine Gabe; das Gewerbliche, aus zerſtoͤren¬
dem Wetteifer in weiſe Ordnung geleitet, ruͤckt ohne
Scheu zu Seiten der Kunſt heran, ſeiner Berechtigung
und Ehre neben dieſer gewiß; Beruf und Faͤhigkeit be¬
ſtimmen und adeln jede Verrichtung; in richtigen Ehe¬
buͤndniſſen, hier vorzugsweiſe die ungleichen Staͤnde
zuſammenfuͤgend, ſchwindet das Mißverhaͤltniß der Frauen,
deren Erſcheinung ſogar zum freien, prieſterlichen Se¬
genswirken geſteigert iſt; eine neue Wuͤrdigung der
Dinge und Thaͤtigkeiten, eine neue Wahl und Aus¬
theilung der Lebenslooſe, ein neuer Sinn des Schoͤnen
und Guten, eroͤffnen, — vermittelſt einer großen, uͤber
den Erdboden hin ſich verbreitenden, nach allen Rich¬
tungen edel thaͤtigen, die hoͤchſten Gegenſtaͤnde und die
geringſten beachtenden, Noth und Schlechtigkeit uͤberall
tilgenden, frei beweglichen und dabei hierarchiſch geord¬
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 1. Mannheim, 1837, S. 424. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten01_1837/438>, abgerufen am 25.11.2024.
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