Gesandtschaftsposten in Stockholm zu übernehmen. Bei¬ nahe zwei Jahre hatte er diesem Posten vorgestanden, als er im Sommer 1796 Befehl erhielt, mit besondern Aufträgen seines Hofes sich nach St. Petersburg zu begeben, wo sein Aufenthalt aber nur von kurzer Dauer war. Nach Stockholm zurückgekehrt, wurde er im Mai 1797 schleunigst nach Kopenhagen berufen, weil sein Vater schwer erkrankt war, und er für diesen, so lange derselbe verhindert bliebe, die Leitung der Geschäfte übernehmen sollte. Die Krankheit jedoch endete den 21. Juni mit dem Tode des großen Mannes, und sein Sohn, zum Staatssekretair für die auswärtigen Ange¬ legenheiten mit Sitz und Stimme im Geheimen Konseil ernannt, trat unmittelbar als Nachfolger für ihn ein.
Bernstorff verwaltete das ihm übertragene Amt in demselben Geist und Sinne, welcher bisher für Däne¬ mark so heilsam und fruchtbringend sich erwiesen hatte. Er wußte versöhnliche Milde und strenge Festigkeit zu vereinigen, und es gelang ihm, das politische Ansehen, welches sein Vater erworben hatte, ungeschwächt fort¬ zusetzen. Im Sommer 1800 wurde er zum Staats¬ minister und Minister der auswärtigen Angelegenheiten ernannt, und ihm sein Bruder, Graf Joachim von Bernstorff, als Direktor des auswärtigen Departements zum erwünschten Gehülfen beigegeben.
Der zwischen Großbritannien und Frankreich mit erbitterter Anstrengung geführte Seekrieg brachte damals
Geſandtſchaftspoſten in Stockholm zu uͤbernehmen. Bei¬ nahe zwei Jahre hatte er dieſem Poſten vorgeſtanden, als er im Sommer 1796 Befehl erhielt, mit beſondern Auftraͤgen ſeines Hofes ſich nach St. Petersburg zu begeben, wo ſein Aufenthalt aber nur von kurzer Dauer war. Nach Stockholm zuruͤckgekehrt, wurde er im Mai 1797 ſchleunigſt nach Kopenhagen berufen, weil ſein Vater ſchwer erkrankt war, und er fuͤr dieſen, ſo lange derſelbe verhindert bliebe, die Leitung der Geſchaͤfte uͤbernehmen ſollte. Die Krankheit jedoch endete den 21. Juni mit dem Tode des großen Mannes, und ſein Sohn, zum Staatsſekretair fuͤr die auswaͤrtigen Ange¬ legenheiten mit Sitz und Stimme im Geheimen Konſeil ernannt, trat unmittelbar als Nachfolger fuͤr ihn ein.
Bernſtorff verwaltete das ihm uͤbertragene Amt in demſelben Geiſt und Sinne, welcher bisher fuͤr Daͤne¬ mark ſo heilſam und fruchtbringend ſich erwieſen hatte. Er wußte verſoͤhnliche Milde und ſtrenge Feſtigkeit zu vereinigen, und es gelang ihm, das politiſche Anſehen, welches ſein Vater erworben hatte, ungeſchwaͤcht fort¬ zuſetzen. Im Sommer 1800 wurde er zum Staats¬ miniſter und Miniſter der auswaͤrtigen Angelegenheiten ernannt, und ihm ſein Bruder, Graf Joachim von Bernſtorff, als Direktor des auswaͤrtigen Departements zum erwuͤnſchten Gehuͤlfen beigegeben.
Der zwiſchen Großbritannien und Frankreich mit erbitterter Anſtrengung gefuͤhrte Seekrieg brachte damals
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Geſandtſchaftspoſten in Stockholm zu uͤbernehmen. Bei¬
nahe zwei Jahre hatte er dieſem Poſten vorgeſtanden,
als er im Sommer 1796 Befehl erhielt, mit beſondern
Auftraͤgen ſeines Hofes ſich nach St. Petersburg zu
begeben, wo ſein Aufenthalt aber nur von kurzer Dauer
war. Nach Stockholm zuruͤckgekehrt, wurde er im Mai
1797 ſchleunigſt nach Kopenhagen berufen, weil ſein
Vater ſchwer erkrankt war, und er fuͤr dieſen, ſo lange
derſelbe verhindert bliebe, die Leitung der Geſchaͤfte
uͤbernehmen ſollte. Die Krankheit jedoch endete den
21. Juni mit dem Tode des großen Mannes, und ſein
Sohn, zum Staatsſekretair fuͤr die auswaͤrtigen Ange¬
legenheiten mit Sitz und Stimme im Geheimen Konſeil
ernannt, trat unmittelbar als Nachfolger fuͤr ihn ein.
Bernſtorff verwaltete das ihm uͤbertragene Amt in
demſelben Geiſt und Sinne, welcher bisher fuͤr Daͤne¬
mark ſo heilſam und fruchtbringend ſich erwieſen hatte.
Er wußte verſoͤhnliche Milde und ſtrenge Feſtigkeit zu
vereinigen, und es gelang ihm, das politiſche Anſehen,
welches ſein Vater erworben hatte, ungeſchwaͤcht fort¬
zuſetzen. Im Sommer 1800 wurde er zum Staats¬
miniſter und Miniſter der auswaͤrtigen Angelegenheiten
ernannt, und ihm ſein Bruder, Graf Joachim von
Bernſtorff, als Direktor des auswaͤrtigen Departements
zum erwuͤnſchten Gehuͤlfen beigegeben.
Der zwiſchen Großbritannien und Frankreich mit
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 1. Mannheim, 1837, S. 361. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten01_1837/375>, abgerufen am 25.11.2024.
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