Er trat nicht positiv als Politiker auf, aber seine Schrif¬ ten sind voller politischen Anspielungen; seine satirische Geißel flog rüstig umher -- ohne zu beleidigen. Allein ein Dichter und Politiker aus Fichte's Schule, der an Perfektibilität glaubte und ihr Herannahen in jedem Zeitumschwunge zu gewahren meinte, mußte auch darin in der allerletzten Zeit bittere Täuschungen erfahren."
"Robert gehört zu den außerordentlichen deutschen Dichtern, welche nicht jede Zeile, die sie schreiben, für den Druck bestimmen. Er dichtete für sich; viele Sa¬ tiren, Xenien, ganze Parodieen, lagen in seinem Pulte, die er nur vertrautesten Freunden dann und wann mit¬ theilte. Es gehörte zu seiner inneren Genugthuung, sich gelegentlich so Luft zu machen; dann aber wurde es verschlossen, um niemand zu beleidigen."
"Er selbst war oft bitter, seine Satire aber blieb nur witzig und scharf. Und doch darf von dem Menschen Robert gesagt werden, daß, wo er jener Bitterkeit Herr wurde, er liebenswürdig war und ein edles, wohlwol¬ lendes Gemüth zeigte. Friede seiner Asche!"
Die zweite, französische, Stimme ist die eines jun¬ gen liebenswürdigen Schriftstellers, Eduard de la Grange, welcher noch in der letzten Lebenszeit Roberts dessen Umgang in Baden genossen hatte, und in der Revue des Deux-Mondes sich über den Hingeschiedenen also vernehmen ließ:
Er trat nicht poſitiv als Politiker auf, aber ſeine Schrif¬ ten ſind voller politiſchen Anſpielungen; ſeine ſatiriſche Geißel flog ruͤſtig umher — ohne zu beleidigen. Allein ein Dichter und Politiker aus Fichte’s Schule, der an Perfektibilitaͤt glaubte und ihr Herannahen in jedem Zeitumſchwunge zu gewahren meinte, mußte auch darin in der allerletzten Zeit bittere Taͤuſchungen erfahren.‟
„Robert gehoͤrt zu den außerordentlichen deutſchen Dichtern, welche nicht jede Zeile, die ſie ſchreiben, fuͤr den Druck beſtimmen. Er dichtete fuͤr ſich; viele Sa¬ tiren, Xenien, ganze Parodieen, lagen in ſeinem Pulte, die er nur vertrauteſten Freunden dann und wann mit¬ theilte. Es gehoͤrte zu ſeiner inneren Genugthuung, ſich gelegentlich ſo Luft zu machen; dann aber wurde es verſchloſſen, um niemand zu beleidigen.‟
„Er ſelbſt war oft bitter, ſeine Satire aber blieb nur witzig und ſcharf. Und doch darf von dem Menſchen Robert geſagt werden, daß, wo er jener Bitterkeit Herr wurde, er liebenswuͤrdig war und ein edles, wohlwol¬ lendes Gemuͤth zeigte. Friede ſeiner Aſche!‟
Die zweite, franzoͤſiſche, Stimme iſt die eines jun¬ gen liebenswuͤrdigen Schriftſtellers, Eduard de la Grange, welcher noch in der letzten Lebenszeit Roberts deſſen Umgang in Baden genoſſen hatte, und in der Revue des Deux-Mondes ſich uͤber den Hingeſchiedenen alſo vernehmen ließ:
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0355"n="341"/>
Er trat nicht poſitiv als Politiker auf, aber ſeine Schrif¬<lb/>
ten ſind voller politiſchen Anſpielungen; ſeine ſatiriſche<lb/>
Geißel flog ruͤſtig umher — ohne zu beleidigen. Allein<lb/>
ein Dichter und Politiker aus Fichte’s Schule, der an<lb/>
Perfektibilitaͤt glaubte und ihr Herannahen in jedem<lb/>
Zeitumſchwunge zu gewahren meinte, mußte auch darin<lb/>
in der allerletzten Zeit bittere Taͤuſchungen erfahren.‟</p><lb/><p>„Robert gehoͤrt zu den außerordentlichen deutſchen<lb/>
Dichtern, welche nicht jede Zeile, die ſie ſchreiben, fuͤr<lb/>
den Druck beſtimmen. Er dichtete fuͤr ſich; viele Sa¬<lb/>
tiren, Xenien, ganze Parodieen, lagen in ſeinem Pulte,<lb/>
die er nur vertrauteſten Freunden dann und wann mit¬<lb/>
theilte. Es gehoͤrte zu ſeiner inneren Genugthuung,<lb/>ſich gelegentlich ſo Luft zu machen; dann aber wurde<lb/>
es verſchloſſen, um niemand zu beleidigen.‟</p><lb/><p>„Er ſelbſt war oft bitter, ſeine Satire aber blieb<lb/>
nur witzig und ſcharf. Und doch darf von dem Menſchen<lb/>
Robert geſagt werden, daß, wo er jener Bitterkeit Herr<lb/>
wurde, er liebenswuͤrdig war und ein edles, wohlwol¬<lb/>
lendes Gemuͤth zeigte. Friede ſeiner Aſche!‟</p><lb/><p>Die zweite, franzoͤſiſche, Stimme iſt die eines jun¬<lb/>
gen liebenswuͤrdigen Schriftſtellers, Eduard de la Grange,<lb/>
welcher noch in der letzten Lebenszeit Roberts deſſen<lb/>
Umgang in Baden genoſſen hatte, und in der <hirendition="#aq">Revue<lb/>
des Deux-Mondes</hi>ſich uͤber den Hingeſchiedenen alſo<lb/>
vernehmen ließ:<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[341/0355]
Er trat nicht poſitiv als Politiker auf, aber ſeine Schrif¬
ten ſind voller politiſchen Anſpielungen; ſeine ſatiriſche
Geißel flog ruͤſtig umher — ohne zu beleidigen. Allein
ein Dichter und Politiker aus Fichte’s Schule, der an
Perfektibilitaͤt glaubte und ihr Herannahen in jedem
Zeitumſchwunge zu gewahren meinte, mußte auch darin
in der allerletzten Zeit bittere Taͤuſchungen erfahren.‟
„Robert gehoͤrt zu den außerordentlichen deutſchen
Dichtern, welche nicht jede Zeile, die ſie ſchreiben, fuͤr
den Druck beſtimmen. Er dichtete fuͤr ſich; viele Sa¬
tiren, Xenien, ganze Parodieen, lagen in ſeinem Pulte,
die er nur vertrauteſten Freunden dann und wann mit¬
theilte. Es gehoͤrte zu ſeiner inneren Genugthuung,
ſich gelegentlich ſo Luft zu machen; dann aber wurde
es verſchloſſen, um niemand zu beleidigen.‟
„Er ſelbſt war oft bitter, ſeine Satire aber blieb
nur witzig und ſcharf. Und doch darf von dem Menſchen
Robert geſagt werden, daß, wo er jener Bitterkeit Herr
wurde, er liebenswuͤrdig war und ein edles, wohlwol¬
lendes Gemuͤth zeigte. Friede ſeiner Aſche!‟
Die zweite, franzoͤſiſche, Stimme iſt die eines jun¬
gen liebenswuͤrdigen Schriftſtellers, Eduard de la Grange,
welcher noch in der letzten Lebenszeit Roberts deſſen
Umgang in Baden genoſſen hatte, und in der Revue
des Deux-Mondes ſich uͤber den Hingeſchiedenen alſo
vernehmen ließ:
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 1. Mannheim, 1837, S. 341. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten01_1837/355>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.