wenn auch ohne sonderlichen Gewinn, doch nicht ohne Annehmlichkeit umher. Hat späterhin manches dieser Art sich in's Gemeine verloren, oder zu bedenklichem Gebieten gewagt, sind auch öfters dabei selbstsüchtige und betrügliche Ränke eingemischt worden, so waren doch die Anfänge gewiß in den meisten Fällen edel und unschuldig. Auch in Erhards Kopfe regten sich der¬ gleichen Vorstellungen, und zwar die reinsten und erha¬ bensten; er stellte sich das allgemeine Ziel, die Mensch¬ heit durch Tugend und Wahrheit zu veredeln. Darauf das Bestreben näher in's Auge fassend, wollte er einen Frauenzimmerbund stiften, der nichts Geringeres zum Zwecke hatte, als dem halben Menschengeschlechte seine verlorenen, Jahrtausende lang verkannten Rechte durch geistige Ausbildung und sittliche Förderung wiederzugeben. Einem feurigen Geiste, einem starken Gemüth wie Er¬ hard, durfte das Gelingen eines solchen Planes sehr nahe liegen; Jünglinge und Mädchen huldigten seinem strengen Karakter und fügten sich seiner geistigen Ueber¬ legenheit, indem sie sich seinem warmen Herzen an¬ schlossen. Die Aufsätze, welche sich von Erhards Hand hierüber noch vorfinden, sind zu merkwürdig, als daß sie nicht aufbewahrt bleiben sollten, zum vergleichenden Rückblick -- aus welchem ja der sinnende Mensch immer die wahre Geschichtsbelehrung über die Welt wie über sich selbst zu schöpfen hat -- auf die Ver¬ schiedenheit, welche jeder Zeitabschnitt des allgemeinen
wenn auch ohne ſonderlichen Gewinn, doch nicht ohne Annehmlichkeit umher. Hat ſpaͤterhin manches dieſer Art ſich in's Gemeine verloren, oder zu bedenklichem Gebieten gewagt, ſind auch oͤfters dabei ſelbſtſuͤchtige und betruͤgliche Raͤnke eingemiſcht worden, ſo waren doch die Anfaͤnge gewiß in den meiſten Faͤllen edel und unſchuldig. Auch in Erhards Kopfe regten ſich der¬ gleichen Vorſtellungen, und zwar die reinſten und erha¬ benſten; er ſtellte ſich das allgemeine Ziel, die Menſch¬ heit durch Tugend und Wahrheit zu veredeln. Darauf das Beſtreben naͤher in's Auge faſſend, wollte er einen Frauenzimmerbund ſtiften, der nichts Geringeres zum Zwecke hatte, als dem halben Menſchengeſchlechte ſeine verlorenen, Jahrtauſende lang verkannten Rechte durch geiſtige Ausbildung und ſittliche Foͤrderung wiederzugeben. Einem feurigen Geiſte, einem ſtarken Gemuͤth wie Er¬ hard, durfte das Gelingen eines ſolchen Planes ſehr nahe liegen; Juͤnglinge und Maͤdchen huldigten ſeinem ſtrengen Karakter und fuͤgten ſich ſeiner geiſtigen Ueber¬ legenheit, indem ſie ſich ſeinem warmen Herzen an¬ ſchloſſen. Die Aufſaͤtze, welche ſich von Erhards Hand hieruͤber noch vorfinden, ſind zu merkwuͤrdig, als daß ſie nicht aufbewahrt bleiben ſollten, zum vergleichenden Ruͤckblick — aus welchem ja der ſinnende Menſch immer die wahre Geſchichtsbelehrung uͤber die Welt wie uͤber ſich ſelbſt zu ſchoͤpfen hat — auf die Ver¬ ſchiedenheit, welche jeder Zeitabſchnitt des allgemeinen
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wenn auch ohne ſonderlichen Gewinn, doch nicht ohne
Annehmlichkeit umher. Hat ſpaͤterhin manches dieſer
Art ſich in's Gemeine verloren, oder zu bedenklichem
Gebieten gewagt, ſind auch oͤfters dabei ſelbſtſuͤchtige
und betruͤgliche Raͤnke eingemiſcht worden, ſo waren
doch die Anfaͤnge gewiß in den meiſten Faͤllen edel und
unſchuldig. Auch in Erhards Kopfe regten ſich der¬
gleichen Vorſtellungen, und zwar die reinſten und erha¬
benſten; er ſtellte ſich das allgemeine Ziel, die Menſch¬
heit durch Tugend und Wahrheit zu veredeln. Darauf
das Beſtreben naͤher in's Auge faſſend, wollte er einen
Frauenzimmerbund ſtiften, der nichts Geringeres zum
Zwecke hatte, als dem halben Menſchengeſchlechte ſeine
verlorenen, Jahrtauſende lang verkannten Rechte durch
geiſtige Ausbildung und ſittliche Foͤrderung wiederzugeben.
Einem feurigen Geiſte, einem ſtarken Gemuͤth wie Er¬
hard, durfte das Gelingen eines ſolchen Planes ſehr
nahe liegen; Juͤnglinge und Maͤdchen huldigten ſeinem
ſtrengen Karakter und fuͤgten ſich ſeiner geiſtigen Ueber¬
legenheit, indem ſie ſich ſeinem warmen Herzen an¬
ſchloſſen. Die Aufſaͤtze, welche ſich von Erhards Hand
hieruͤber noch vorfinden, ſind zu merkwuͤrdig, als daß
ſie nicht aufbewahrt bleiben ſollten, zum vergleichenden
Ruͤckblick — aus welchem ja der ſinnende Menſch
immer die wahre Geſchichtsbelehrung uͤber die Welt
wie uͤber ſich ſelbſt zu ſchoͤpfen hat — auf die Ver¬
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 1. Mannheim, 1837, S. 285. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten01_1837/299>, abgerufen am 21.11.2024.
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