war, blieb gleichfalls unausgeführter Vorschlag. Die zuletzt getroffene Wahl einer vermeintlichen Anstellung in nordamerikanischen Diensten hatte den unglücklichsten Erfolg. In dieser Katastrophe nahm Erhard, wie er selbst erzählt, seine Zuflucht zu seinem Freunde Herbert, mit dem er nochmals eine Reise nach Oberitalien machte. Wieder nach Nürnberg zurückgekehrt, fand er daselbst seine Verhältnisse um nichts gebessert; er blieb in ärzt¬ lichen und schriftstellerischen Thätigkeiten bemüht, ohne dabei bürgerlich zu gedeihen.
Ein Freund wurde die Veranlassung, ihm endlich einen andern Wirkungskreis zu eröffnen. Der als sachsen¬ koburgischer Minister verstorbene, damals aber in Bai¬ reuth bei der preußischen Staatsverwaltung thätige Ge¬ heimerath Kretschmann, mit welchem er schon früh in litterarischer Verbindung gestanden, machte ihn im Jahre 1795 mit dem preußischen Staatsminister Freiherrn von Hardenberg, damaligen Provinzialminister der fränki¬ schen Fürstenthümer, persönlich bekannt. Dieser geistes¬ rege Staatsmann freute sich des kenntnißreichen Selbst¬ denkers, ließ sich gern mit ihm in freisinnige Unter¬ suchungen ein, und forderte ihn auf, von seiner Theorie der Gesetzgebung zunächst den Theil zu bearbeiten, der die medicinische Gesetzgebung betrifft; wegen seines ge¬ äußerten Wunsches, in preußische Dienste zu treten, versprach er ihm bei der bevorstehenden Organisation des Medicinalwesens in den Fürstenthümern die beste
war, blieb gleichfalls unausgefuͤhrter Vorſchlag. Die zuletzt getroffene Wahl einer vermeintlichen Anſtellung in nordamerikaniſchen Dienſten hatte den ungluͤcklichſten Erfolg. In dieſer Kataſtrophe nahm Erhard, wie er ſelbſt erzaͤhlt, ſeine Zuflucht zu ſeinem Freunde Herbert, mit dem er nochmals eine Reiſe nach Oberitalien machte. Wieder nach Nuͤrnberg zuruͤckgekehrt, fand er daſelbſt ſeine Verhaͤltniſſe um nichts gebeſſert; er blieb in aͤrzt¬ lichen und ſchriftſtelleriſchen Thaͤtigkeiten bemuͤht, ohne dabei buͤrgerlich zu gedeihen.
Ein Freund wurde die Veranlaſſung, ihm endlich einen andern Wirkungskreis zu eroͤffnen. Der als ſachſen¬ koburgiſcher Miniſter verſtorbene, damals aber in Bai¬ reuth bei der preußiſchen Staatsverwaltung thaͤtige Ge¬ heimerath Kretſchmann, mit welchem er ſchon fruͤh in litterariſcher Verbindung geſtanden, machte ihn im Jahre 1795 mit dem preußiſchen Staatsminiſter Freiherrn von Hardenberg, damaligen Provinzialminiſter der fraͤnki¬ ſchen Fuͤrſtenthuͤmer, perſoͤnlich bekannt. Dieſer geiſtes¬ rege Staatsmann freute ſich des kenntnißreichen Selbſt¬ denkers, ließ ſich gern mit ihm in freiſinnige Unter¬ ſuchungen ein, und forderte ihn auf, von ſeiner Theorie der Geſetzgebung zunaͤchſt den Theil zu bearbeiten, der die mediciniſche Geſetzgebung betrifft; wegen ſeines ge¬ aͤußerten Wunſches, in preußiſche Dienſte zu treten, verſprach er ihm bei der bevorſtehenden Organiſation des Medicinalweſens in den Fuͤrſtenthuͤmern die beſte
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war, blieb gleichfalls unausgefuͤhrter Vorſchlag. Die
zuletzt getroffene Wahl einer vermeintlichen Anſtellung
in nordamerikaniſchen Dienſten hatte den ungluͤcklichſten
Erfolg. In dieſer Kataſtrophe nahm Erhard, wie er
ſelbſt erzaͤhlt, ſeine Zuflucht zu ſeinem Freunde Herbert,
mit dem er nochmals eine Reiſe nach Oberitalien machte.
Wieder nach Nuͤrnberg zuruͤckgekehrt, fand er daſelbſt
ſeine Verhaͤltniſſe um nichts gebeſſert; er blieb in aͤrzt¬
lichen und ſchriftſtelleriſchen Thaͤtigkeiten bemuͤht, ohne
dabei buͤrgerlich zu gedeihen.
Ein Freund wurde die Veranlaſſung, ihm endlich
einen andern Wirkungskreis zu eroͤffnen. Der als ſachſen¬
koburgiſcher Miniſter verſtorbene, damals aber in Bai¬
reuth bei der preußiſchen Staatsverwaltung thaͤtige Ge¬
heimerath Kretſchmann, mit welchem er ſchon fruͤh in
litterariſcher Verbindung geſtanden, machte ihn im Jahre
1795 mit dem preußiſchen Staatsminiſter Freiherrn von
Hardenberg, damaligen Provinzialminiſter der fraͤnki¬
ſchen Fuͤrſtenthuͤmer, perſoͤnlich bekannt. Dieſer geiſtes¬
rege Staatsmann freute ſich des kenntnißreichen Selbſt¬
denkers, ließ ſich gern mit ihm in freiſinnige Unter¬
ſuchungen ein, und forderte ihn auf, von ſeiner Theorie
der Geſetzgebung zunaͤchſt den Theil zu bearbeiten, der
die mediciniſche Geſetzgebung betrifft; wegen ſeines ge¬
aͤußerten Wunſches, in preußiſche Dienſte zu treten,
verſprach er ihm bei der bevorſtehenden Organiſation
des Medicinalweſens in den Fuͤrſtenthuͤmern die beſte
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 1. Mannheim, 1837, S. 269. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten01_1837/283>, abgerufen am 24.11.2024.
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