sich nun zufällig auf dem Trödel nur lateinische Bü¬ cher; ich mußte daher mich wieder auf's Lateinische legen. Ich that dies aber nur zum Behuf meiner Bü¬ cher, und verstand daher Wolf und Baumgarten sehr gut, ohne daß ich einen Vers im Virgil verstand.
Ein Jahr nach meinem letzten Anfalle von Epilepsie überließ ich mich meinem Hange zum Studiren wieder ungehindert, nur hatte ich, außer im Zeichnen und Klavier, in keiner Sprache oder Wissenschaft mehr einen Lehrmeister. Ich versahe auch von der Zeit an meinem Vater sein ganzes Geschäft.
Von meiner früheren Jugend an war der Hang, mich zu unterrichten, mit dem verbunden, Andere zu lehren; ich hatte beständig in allen Fächern, worin ich etwas wußte, wieder Schüler, die ich unterrichtete. Dies war ein großer Vortheil für mich, weil ich mich nicht wohl mit einem dunkeln Bewußtsein von der Sa¬ che behelfen konnte; denn da meine Schüler in einer Sache oft wieder meine Lehrer in einer andern waren, so ließen sie sich nicht mit leeren Behauptungen von mir abspeisen, sondern ich mußte mich gründlich und deutlich erklären.
Meine frühe Bildung war Ursache, daß ich meistens Umgang mit ältern Knaben hatte, dies erzeugte bei mir eine frühe Bekanntschaft mit der Liebe. Es war von meinem zwölften bis zum sechszehnten Jahre gera¬ de die Siegwart-Wertherische Epoche in meiner
ſich nun zufaͤllig auf dem Troͤdel nur lateiniſche Buͤ¬ cher; ich mußte daher mich wieder auf’s Lateiniſche legen. Ich that dies aber nur zum Behuf meiner Buͤ¬ cher, und verſtand daher Wolf und Baumgarten ſehr gut, ohne daß ich einen Vers im Virgil verſtand.
Ein Jahr nach meinem letzten Anfalle von Epilepſie uͤberließ ich mich meinem Hange zum Studiren wieder ungehindert, nur hatte ich, außer im Zeichnen und Klavier, in keiner Sprache oder Wiſſenſchaft mehr einen Lehrmeiſter. Ich verſahe auch von der Zeit an meinem Vater ſein ganzes Geſchaͤft.
Von meiner fruͤheren Jugend an war der Hang, mich zu unterrichten, mit dem verbunden, Andere zu lehren; ich hatte beſtaͤndig in allen Faͤchern, worin ich etwas wußte, wieder Schuͤler, die ich unterrichtete. Dies war ein großer Vortheil fuͤr mich, weil ich mich nicht wohl mit einem dunkeln Bewußtſein von der Sa¬ che behelfen konnte; denn da meine Schuͤler in einer Sache oft wieder meine Lehrer in einer andern waren, ſo ließen ſie ſich nicht mit leeren Behauptungen von mir abſpeiſen, ſondern ich mußte mich gruͤndlich und deutlich erklaͤren.
Meine fruͤhe Bildung war Urſache, daß ich meiſtens Umgang mit aͤltern Knaben hatte, dies erzeugte bei mir eine fruͤhe Bekanntſchaft mit der Liebe. Es war von meinem zwoͤlften bis zum ſechszehnten Jahre gera¬ de die Siegwart-Wertheriſche Epoche in meiner
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ſich nun zufaͤllig auf dem Troͤdel nur lateiniſche Buͤ¬
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legen. Ich that dies aber nur zum Behuf meiner Buͤ¬
cher, und verſtand daher Wolf und Baumgarten ſehr
gut, ohne daß ich einen Vers im Virgil verſtand.
Ein Jahr nach meinem letzten Anfalle von Epilepſie
uͤberließ ich mich meinem Hange zum Studiren wieder
ungehindert, nur hatte ich, außer im Zeichnen und
Klavier, in keiner Sprache oder Wiſſenſchaft mehr einen
Lehrmeiſter. Ich verſahe auch von der Zeit an meinem
Vater ſein ganzes Geſchaͤft.
Von meiner fruͤheren Jugend an war der Hang,
mich zu unterrichten, mit dem verbunden, Andere zu
lehren; ich hatte beſtaͤndig in allen Faͤchern, worin ich
etwas wußte, wieder Schuͤler, die ich unterrichtete.
Dies war ein großer Vortheil fuͤr mich, weil ich mich
nicht wohl mit einem dunkeln Bewußtſein von der Sa¬
che behelfen konnte; denn da meine Schuͤler in einer
Sache oft wieder meine Lehrer in einer andern waren,
ſo ließen ſie ſich nicht mit leeren Behauptungen von
mir abſpeiſen, ſondern ich mußte mich gruͤndlich und
deutlich erklaͤren.
Meine fruͤhe Bildung war Urſache, daß ich meiſtens
Umgang mit aͤltern Knaben hatte, dies erzeugte bei
mir eine fruͤhe Bekanntſchaft mit der Liebe. Es war
von meinem zwoͤlften bis zum ſechszehnten Jahre gera¬
de die Siegwart-Wertheriſche Epoche in meiner
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 1. Mannheim, 1837, S. 231. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten01_1837/245>, abgerufen am 28.11.2024.
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