Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 1. Mannheim, 1837.Pfahlbürger liebt Alleinrecht; nagelt's morgenländisch fest. 46 -- 50. Weltfreithum schwebt höher, denn bloß der Altvordern Kriegsglück.Welch Buntgemisch! Afrisch noch Spanjen; Rußland meist asisch. Wo Volk auf ächtem Pfade? scheut's noch Einsicht der Menge. Mag Strafgesetz erziehn? Schafft erst Bürger, bessert Sträfling. Kein Staat erfüllt schon die Urpflicht! Kirche selbst hindert's oft. 51 -- 55. Mich dauert weltflücht'ges Volk! mehr doch Welt, thront einstFlüchtling. Für Hof nahm Joseph alles dem Volk: Hof ... sein Stamm nun selbst! Daß Herrschgier kneble Freisinn, plündert Judenlist ... Nachwelt. Dienstämsig lief Gold umher; heut wird Allherrschaft ihm gar! Todten Stoff überfliegt Geist, wie blieb' Obmacht stets jenem? 56 -- 60. Herrscher alle für Einen! dürften's Völker nie äffen?Zeit lohnt Machtübergipflung: spornen bloß konnt' Jugendrausch. Wodurch behält Vernunft je Recht? weil sacht sie reifen läßt. Kein Volksmuth, kein Geschäftsblick, mag enträthseln Europa. Müh' des Entwirrens übernimmt ... allgeduld'ge Natur. VI. 1 -- 10. Edles kömmt schnell; Einfaches braucht Weile.Wahrheit such', und erschauter folge treu! Wer kann mehr? Pfahlbürger liebt Alleinrecht; nagelt’s morgenländiſch feſt. 46 — 50. Weltfreithum ſchwebt höher, denn bloß der Altvordern Kriegsglück.Welch Buntgemiſch! Afriſch noch Spanjen; Rußland meiſt aſiſch. Wo Volk auf ächtem Pfade? ſcheut’s noch Einſicht der Menge. Mag Strafgeſetz erziehn? Schafft erſt Bürger, beſſert Sträfling. Kein Staat erfüllt ſchon die Urpflicht! Kirche ſelbſt hindert’s oft. 51 — 55. Mich dauert weltflücht’ges Volk! mehr doch Welt, thront einſtFlüchtling. Für Hof nahm Joſeph alles dem Volk: Hof ... ſein Stamm nun ſelbſt! Daß Herrſchgier kneble Freiſinn, plündert Judenliſt ... Nachwelt. Dienſtämſig lief Gold umher; heut wird Allherrſchaft ihm gar! Todten Stoff überfliegt Geiſt, wie blieb’ Obmacht ſtets jenem? 56 — 60. Herrſcher alle für Einen! dürften’s Völker nie äffen?Zeit lohnt Machtübergipflung: ſpornen bloß konnt’ Jugendrauſch. Wodurch behält Vernunft je Recht? weil ſacht ſie reifen läßt. Kein Volksmuth, kein Geſchäftsblick, mag enträthſeln Europa. Müh’ des Entwirrens übernimmt ... allgeduld’ge Natur. VI. 1 — 10. Edles kömmt ſchnell; Einfaches braucht Weile.Wahrheit ſuch’, und erſchauter folge treu! Wer kann mehr? <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <lg> <pb facs="#f0208" n="194"/> <l>Pfahlbürger liebt Alleinrecht; nagelt’s morgenländiſch feſt.</l><lb/> <l>Gegen Schöpfungszweck ſtemmt ſich Verſchwörung ... ihr Weil¬<lb/><hi rendition="#et">chen ja.</hi></l><lb/> </lg> <lg> <head> <hi rendition="#b">46 — 50.</hi> </head><lb/> <l>Weltfreithum ſchwebt höher, denn bloß der Altvordern Kriegsglück.</l><lb/> <l>Welch Buntgemiſch! Afriſch noch Spanjen; Rußland meiſt aſiſch.</l><lb/> <l>Wo Volk auf ächtem Pfade? ſcheut’s noch Einſicht der Menge.</l><lb/> <l>Mag Strafgeſetz erziehn? Schafft erſt Bürger, beſſert Sträfling.</l><lb/> <l>Kein Staat erfüllt ſchon die Urpflicht! Kirche ſelbſt hindert’s oft.</l> </lg><lb/> <lg> <head> <hi rendition="#b">51 — 55.</hi> </head><lb/> <l>Mich dauert weltflücht’ges Volk! mehr doch Welt, thront einſt<lb/><hi rendition="#et">Flüchtling.</hi></l><lb/> <l>Für Hof nahm Joſeph alles dem Volk: Hof ... ſein Stamm<lb/><hi rendition="#et">nun ſelbſt!</hi></l><lb/> <l>Daß Herrſchgier kneble Freiſinn, plündert Judenliſt ... Nachwelt.</l><lb/> <l>Dienſtämſig lief Gold umher; heut wird Allherrſchaft ihm gar!</l><lb/> <l>Todten Stoff überfliegt Geiſt, wie blieb’ Obmacht ſtets jenem?</l> </lg><lb/> <lg> <head> <hi rendition="#b">56 — 60.</hi> </head><lb/> <l>Herrſcher alle für Einen! dürften’s Völker nie äffen?</l><lb/> <l>Zeit lohnt Machtübergipflung: ſpornen bloß konnt’ Jugendrauſch.</l><lb/> <l>Wodurch behält Vernunft je Recht? weil ſacht ſie reifen läßt.</l><lb/> <l>Kein Volksmuth, kein Geſchäftsblick, mag enträthſeln Europa.</l><lb/> <l>Müh’ des Entwirrens übernimmt ... allgeduld’ge Natur.</l> </lg><lb/> </div> <div n="3"> <head>VI.<lb/></head> <lg> <head> <hi rendition="#b">1 — 10.</hi> </head><lb/> <l>Edles kömmt ſchnell; Einfaches braucht Weile.</l><lb/> <l>Wahrheit ſuch’, und erſchauter folge treu! Wer kann mehr?</l><lb/> </lg> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [194/0208]
Pfahlbürger liebt Alleinrecht; nagelt’s morgenländiſch feſt.
Gegen Schöpfungszweck ſtemmt ſich Verſchwörung ... ihr Weil¬
chen ja.
46 — 50.
Weltfreithum ſchwebt höher, denn bloß der Altvordern Kriegsglück.
Welch Buntgemiſch! Afriſch noch Spanjen; Rußland meiſt aſiſch.
Wo Volk auf ächtem Pfade? ſcheut’s noch Einſicht der Menge.
Mag Strafgeſetz erziehn? Schafft erſt Bürger, beſſert Sträfling.
Kein Staat erfüllt ſchon die Urpflicht! Kirche ſelbſt hindert’s oft.
51 — 55.
Mich dauert weltflücht’ges Volk! mehr doch Welt, thront einſt
Flüchtling.
Für Hof nahm Joſeph alles dem Volk: Hof ... ſein Stamm
nun ſelbſt!
Daß Herrſchgier kneble Freiſinn, plündert Judenliſt ... Nachwelt.
Dienſtämſig lief Gold umher; heut wird Allherrſchaft ihm gar!
Todten Stoff überfliegt Geiſt, wie blieb’ Obmacht ſtets jenem?
56 — 60.
Herrſcher alle für Einen! dürften’s Völker nie äffen?
Zeit lohnt Machtübergipflung: ſpornen bloß konnt’ Jugendrauſch.
Wodurch behält Vernunft je Recht? weil ſacht ſie reifen läßt.
Kein Volksmuth, kein Geſchäftsblick, mag enträthſeln Europa.
Müh’ des Entwirrens übernimmt ... allgeduld’ge Natur.
VI.
1 — 10.
Edles kömmt ſchnell; Einfaches braucht Weile.
Wahrheit ſuch’, und erſchauter folge treu! Wer kann mehr?
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