Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.Spartalia geheissen/ Vid. Plinium Lib. 13. cap. 25. Das zweyte ist Acarbalan rottang oder Salianos, Ternatisch Bau-manhu, Niederländisch Seerottang/ ist die zweyte Sorte von dem schwartzen Akarbahar, und wird vor das Männlein derselben gehalten/ hat keine Aeste/ sondern nur einen einzelen sehr langen und schmalen Stiel/ in der Dicke eines Kiels oder kleinen Fingers/ von dreyerley Gestalt: das erste (welches in der VIII. TAB. Fig. 1. Lit. b. unter Augen geleget worden) und gemeineste ist sehr gebogen/ 8. 9. bis 10. Schuh lang/ und eines Ohr-Fingers/ auffdas höchste eines andern Fingers dick/ von aussen dicht und mit rauhen Pünctlein besetzet/ welche es etwas stechend machen: Inwendig ist die Substantz hart und schwartz/ wie an dem vorhergehenden/ doch steinicht und lässet sich nicht beugen/ sondern brechen/ je älter und dicker es ist/ je glatter es wird/ und vergehen die scharffe Pünctlein alsdann/ welche sich auch abschaben lassen/ wodurch es schön glatt und schwartz wird. Das schlimste daran ist/ daß die Beuge so ungeschickt und unordentlich daran stehen/ und dieselbe so übel zu strecken sind/ indem diese Röhre/ wann sie mit Oehl bestrichen und über das Feur gehalten werden/ sich doch nicht also biegen lassen/ wie das vorhergehende Calbahar. Unterdessen hat man doch eine Kunst diese Beuge in etwas zu recht zu bringen/ nemlich so man die gantze Stecken in eine grüne Bambuse oder Riedt stecket/ mit Wasser füllt/ und über dem Feur kochen läst/ wodurch die steinachtige Materie etwas weich wird/ welche man alsdann also heiß herauß nehmen/ mit den Händen strecken / und auf eine lange Stange/ daß sie darauf erkalten könne/ bindet/ auch endlich mit einem rauhen Blat poliren kan. Diese Stein-Röhren lauffen zuweilen oben mit vielen Circellen und Beugen sehr dünn zu/ wie das dünneste an einem Draat/ welche dünne Circellen man gemeiniglich wegschmeisset/ weilen sie eine unnöthige und unartige Länge machen. Sie wachsen gemeiniglich auf dergleichen Oertern in der See/ da ein starcker Strohm geht/ wor von sie den Nahmen im Maleyischen und Ternatischen bekommen haben. Sie werden in der Medicin nicht sonderlich gebraucht/ sondern meist zu raritäten auffgehoben/ absonderlich/ welche etwas ordentliche und seine Bogen haben/ und noch mit einem Stück Wurtzel versehen sind. Die dritte Sorte von dem schwartzen Acarbahar, oder die zweyte von dem vorhergehenden einstieligen/ ist auch ein langes und schwartzes Ried oder Pintze/ ohngefehr einer Spuhl oder eines Kieles dick 5. bis 6 Schuh lang/ etwas starcker als das vorige mit wenigen und flachen Beugen/ auch von aussen so rauh nicht/ sondern glatt und eben oder mit schönen Streiffen schief in die Länge gestreifft/ hat auch eine dichtere und härtere Substantz. Dieses hält man vor das rechte Acarbahar, genandt Lack Lacky oder das Männlein/ und wird beneben dem ersten oder auffrichtigen Calbahar zur Medicin gebraucht; allein es wird selten gefunden. Wann die Maleyers Stücke bekommen/ so Fingers dick sind/ drehen sie längliche Körner darauß / welche sie durchbohren/ und wie Corallen in Schnüren tragen. Die vierdte Sorte von dem schwartzen Acarbahar oder die dritte Species des Einstieligen ist das Acarbahar oulan oder das Schlangen-Förmige/ welches das dünneste bleibet/ und nicht dicker als ein mittelmäßiger Stroh-Halm oder Feder-Kiel wird/ mit vielen Krollen und Circulen auffschiessend/ 4. bis 5. Schuh hoch/ außwendig rauher dann die andere/ doch lässet es sich schäben/ wann es trucken worden. Diese Krollen stehen ordentlich über einander und schliessen meistens einen Ring oder Circul, oben in einen dünnen Draat zusammen lauffend. Die alte Bäumger werden so steiff/ daß man sie vor eyserne Draaten ansiehet/ und muß man nichts daran verändern/ mit zihe[unleserliches Material] oder beugen strecken/ sondern die natürlichen Circulen sollen bleiben wie sie sind. Wann sie aber zu lang und zu schmahl fallen/ kan man ein stück Rottang oder Ried daran stecken. Offt findet man dergleichen Fäden durcheinander geflochten/ und an einander fest gefüget/ mit verschiedenen Enden/ welche man alle wegschmeiset und das principaleste Stück behält. Sie wachsen nicht auff Corallen/ sondern auff harten Kiesel-Steinen/ mit einem breiten Füßgen darauf stehende/ als ob sie drauff geleimet wären. Man hat sie auff dergleichen Steinen/ so ohngefehr einer Faust groß und auch kleiner gewesen/ gefunden/ welche die Fischer noch wohl kenneten/ daß es eben diejenige Steine gewesen/ welche sie in das Wasser geworffen hatten/ umb ihre Angeln damit zu sencken; gleichwie man sie auch von diesen Steinen mit einem Schlag wieder absondern kan. Es ist derowegen glaublich/ daß sie ihre Nahrung auß den Steinen saugen/ und sich darnach arthen/ weilen sie auff keinen andern wachsen: wiewohlen auch eine Besaamung von der See anfänglich den Ursprung befördern kan/ welche sich darauff pflantzet/ wie der Mistel auff den Eychbäumen. Plinius l. c. heisset diß Geschlecht Juncos Marinos & Lapideos. Die fünffte Sorte von dem schwartzen Acarbahar ist ein plattes Sträuchlein/ wie eine Foche oder Wedel/ und wird deßwegen Akarbahar Kipas die See-Foche genennet. Dieses breitet sich alsobald von der Wurtzel in viele eckichte Zacken auß/ darzwischen viele andere kleine/ so unzehlbahr/ wie ein Netz geflochten Spartalia geheissen/ Vid. Plinium Lib. 13. cap. 25. Das zweyte ist Acarbalan rottang oder Salianos, Ternatisch Bau-manhu, Niederländisch Seerottang/ ist die zweyte Sorte von dem schwartzen Akarbahar, und wird vor das Männlein derselben gehalten/ hat keine Aeste/ sondern nur einen einzelen sehr langen und schmalen Stiel/ in der Dicke eines Kiels oder kleinen Fingers/ von dreyerley Gestalt: das erste (welches in der VIII. TAB. Fig. 1. Lit. b. unter Augen geleget worden) und gemeineste ist sehr gebogen/ 8. 9. bis 10. Schuh lang/ und eines Ohr-Fingers/ auffdas höchste eines andern Fingers dick/ von aussen dicht und mit rauhen Pünctlein besetzet/ welche es etwas stechend machen: Inwendig ist die Substantz hart und schwartz/ wie an dem vorhergehenden/ doch steinicht und lässet sich nicht beugen/ sondern brechen/ je älter und dicker es ist/ je glatter es wird/ und vergehen die scharffe Pünctlein alsdann/ welche sich auch abschaben lassen/ wodurch es schön glatt und schwartz wird. Das schlimste daran ist/ daß die Beuge so ungeschickt und unordentlich daran stehen/ und dieselbe so übel zu strecken sind/ indem diese Röhre/ wann sie mit Oehl bestrichen und über das Feur gehalten werden/ sich doch nicht also biegen lassen/ wie das vorhergehende Calbahar. Unterdessen hat man doch eine Kunst diese Beuge in etwas zu recht zu bringen/ nemlich so man die gantze Stecken in eine grüne Bambuse oder Riedt stecket/ mit Wasser füllt/ und über dem Feur kochen läst/ wodurch die steinachtige Materie etwas weich wird/ welche man alsdann also heiß herauß nehmen/ mit den Händen strecken / und auf eine lange Stange/ daß sie darauf erkalten könne/ bindet/ auch endlich mit einem rauhen Blat poliren kan. Diese Stein-Röhren lauffen zuweilen oben mit vielen Circellen und Beugen sehr dünn zu/ wie das dünneste an einem Draat/ welche dünne Circellen man gemeiniglich wegschmeisset/ weilen sie eine unnöthige und unartige Länge machen. Sie wachsen gemeiniglich auf dergleichen Oertern in der See/ da ein starcker Strohm geht/ wor von sie den Nahmen im Maleyischen und Ternatischen bekommen haben. Sie werden in der Medicin nicht sonderlich gebraucht/ sondern meist zu raritäten auffgehoben/ absonderlich/ welche etwas ordentliche und seine Bogen haben/ und noch mit einem Stück Wurtzel versehen sind. Die dritte Sorte von dem schwartzen Acarbahar, oder die zweyte von dem vorhergehendẽ einstieligẽ/ ist auch ein langes und schwartzes Ried oder Pintze/ ohngefehr einer Spuhl oder eines Kieles dick 5. bis 6 Schuh lang/ etwas starcker als das vorige mit wenigen und flachen Beugen/ auch von aussen so rauh nicht/ sondern glatt und eben oder mit schönen Streiffen schief in die Länge gestreifft/ hat auch eine dichtere und härtere Substantz. Dieses hält man vor das rechte Acarbahar, genandt Lack Lacky oder das Männlein/ und wird beneben dem ersten oder auffrichtigen Calbahar zur Medicin gebraucht; allein es wird selten gefunden. Wann die Maleyers Stücke bekommen/ so Fingers dick sind/ drehen sie längliche Körner darauß / welche sie durchbohren/ und wie Corallen in Schnüren tragen. Die vierdte Sorte von dem schwartzen Acarbahar oder die dritte Species des Einstieligen ist das Acarbahar oulan oder das Schlangen-Förmige/ welches das dünneste bleibet/ und nicht dicker als ein mittelmäßiger Stroh-Halm oder Feder-Kiel wird/ mit vielen Krollen und Circulen auffschiessend/ 4. bis 5. Schuh hoch/ außwendig rauher dann die andere/ doch lässet es sich schäben/ wann es trucken worden. Diese Krollen stehen ordentlich über einander und schliessen meistens einen Ring oder Circul, oben in einen dünnen Draat zusammen lauffend. Die alte Bäumger werden so steiff/ daß man sie vor eyserne Draaten ansiehet/ und muß man nichts daran verändern/ mit zihe[unleserliches Material] oder beugen strecken/ sondern die natürlichen Circulen sollen bleiben wie sie sind. Wann sie aber zu lang und zu schmahl fallen/ kan man ein stück Rottang oder Ried daran stecken. Offt findet man dergleichen Fäden durcheinander geflochten/ und an einander fest gefüget/ mit verschiedenen Enden/ welche man alle wegschmeiset und das principaleste Stück behält. Sie wachsen nicht auff Corallen/ sondern auff harten Kiesel-Steinen/ mit einem breiten Füßgen darauf stehende/ als ob sie drauff geleimet wären. Man hat sie auff dergleichen Steinen/ so ohngefehr einer Faust groß und auch kleiner gewesen/ gefunden/ welche die Fischer noch wohl kenneten/ daß es eben diejenige Steine gewesen/ welche sie in das Wasser geworffen hatten/ umb ihre Angeln damit zu sencken; gleichwie man sie auch von diesen Steinen mit einem Schlag wieder absondern kan. Es ist derowegen glaublich/ daß sie ihre Nahrung auß den Steinen saugen/ und sich darnach arthen/ weilen sie auff keinen andern wachsen: wiewohlen auch eine Besaamung von der See anfänglich den Ursprung befördern kan/ welche sich darauff pflantzet/ wie der Mistel auff den Eychbäumen. Plinius l. c. heisset diß Geschlecht Juncos Marinos & Lapideos. Die fünffte Sorte von dem schwartzen Acarbahar ist ein plattes Sträuchlein/ wie eine Foche oder Wedel/ und wird deßwegen Akarbahar Kipas die See-Foche genennet. Dieses breitet sich alsobald von der Wurtzel in viele eckichte Zacken auß/ darzwischen viele andere kleine/ so unzehlbahr/ wie ein Netz geflochten <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0765" n="109"/> Spartalia geheissen/ Vid. Plinium Lib. 13. cap. 25.</p> <p>Das zweyte ist Acarbalan rottang oder Salianos, Ternatisch Bau-manhu, Niederländisch Seerottang/ ist die zweyte Sorte von dem schwartzen Akarbahar, und wird vor das Männlein derselben gehalten/ hat keine Aeste/ sondern nur einen einzelen sehr langen und schmalen Stiel/ in der Dicke eines Kiels oder kleinen Fingers/ von dreyerley Gestalt: das erste (welches in der VIII. TAB. Fig. 1. Lit. b. unter Augen geleget worden) und gemeineste ist sehr gebogen/ 8. 9. bis 10. Schuh lang/ und eines Ohr-Fingers/ auffdas höchste eines andern Fingers dick/ von aussen dicht und mit rauhen Pünctlein besetzet/ welche es etwas stechend machen: Inwendig ist die Substantz hart und schwartz/ wie an dem vorhergehenden/ doch steinicht und lässet sich nicht beugen/ sondern brechen/ je älter und dicker es ist/ je glatter es wird/ und vergehen die scharffe Pünctlein alsdann/ welche sich auch abschaben lassen/ wodurch es schön glatt und schwartz wird. Das schlimste daran ist/ daß die Beuge so ungeschickt und unordentlich daran stehen/ und dieselbe so übel zu strecken sind/ indem diese Röhre/ wann sie mit Oehl bestrichen und über das Feur gehalten werden/ sich doch nicht also biegen lassen/ wie das vorhergehende Calbahar. Unterdessen hat man doch eine Kunst diese Beuge in etwas zu recht zu bringen/ nemlich so man die gantze Stecken in eine grüne Bambuse oder Riedt stecket/ mit Wasser füllt/ und über dem Feur kochen läst/ wodurch die steinachtige Materie etwas weich wird/ welche man alsdann also heiß herauß nehmen/ mit den Händen strecken / und auf eine lange Stange/ daß sie darauf erkalten könne/ bindet/ auch endlich mit einem rauhen Blat poliren kan. Diese Stein-Röhren lauffen zuweilen oben mit vielen Circellen und Beugen sehr dünn zu/ wie das dünneste an einem Draat/ welche dünne Circellen man gemeiniglich wegschmeisset/ weilen sie eine unnöthige und unartige Länge machen. Sie wachsen gemeiniglich auf dergleichen Oertern in der See/ da ein starcker Strohm geht/ wor von sie den Nahmen im Maleyischen und Ternatischen bekommen haben. Sie werden in der Medicin nicht sonderlich gebraucht/ sondern meist zu raritäten auffgehoben/ absonderlich/ welche etwas ordentliche und seine Bogen haben/ und noch mit einem Stück Wurtzel versehen sind.</p> <p>Die dritte Sorte von dem schwartzen Acarbahar, oder die zweyte von dem vorhergehendẽ einstieligẽ/ ist auch ein langes und schwartzes Ried oder Pintze/ ohngefehr einer Spuhl oder eines Kieles dick 5. bis 6 Schuh lang/ etwas starcker als das vorige mit wenigen und flachen Beugen/ auch von aussen so rauh nicht/ sondern glatt und eben oder mit schönen Streiffen schief in die Länge gestreifft/ hat auch eine dichtere und härtere Substantz. Dieses hält man vor das rechte Acarbahar, genandt Lack Lacky oder das Männlein/ und wird beneben dem ersten oder auffrichtigen Calbahar zur Medicin gebraucht; allein es wird selten gefunden. Wann die Maleyers Stücke bekommen/ so Fingers dick sind/ drehen sie längliche Körner darauß / welche sie durchbohren/ und wie Corallen in Schnüren tragen.</p> <p>Die vierdte Sorte von dem schwartzen Acarbahar oder die dritte Species des Einstieligen ist das Acarbahar oulan oder das Schlangen-Förmige/ welches das dünneste bleibet/ und nicht dicker als ein mittelmäßiger Stroh-Halm oder Feder-Kiel wird/ mit vielen Krollen und Circulen auffschiessend/ 4. bis 5. Schuh hoch/ außwendig rauher dann die andere/ doch lässet es sich schäben/ wann es trucken worden. Diese Krollen stehen ordentlich über einander und schliessen meistens einen Ring oder Circul, oben in einen dünnen Draat zusammen lauffend. Die alte Bäumger werden so steiff/ daß man sie vor eyserne Draaten ansiehet/ und muß man nichts daran verändern/ mit zihe<gap reason="illegible"/> oder beugen strecken/ sondern die natürlichen Circulen sollen bleiben wie sie sind. Wann sie aber zu lang und zu schmahl fallen/ kan man ein stück Rottang oder Ried daran stecken. Offt findet man dergleichen Fäden durcheinander geflochten/ und an einander fest gefüget/ mit verschiedenen Enden/ welche man alle wegschmeiset und das principaleste Stück behält. Sie wachsen nicht auff Corallen/ sondern auff harten Kiesel-Steinen/ mit einem breiten Füßgen darauf stehende/ als ob sie drauff geleimet wären. Man hat sie auff dergleichen Steinen/ so ohngefehr einer Faust groß und auch kleiner gewesen/ gefunden/ welche die Fischer noch wohl kenneten/ daß es eben diejenige Steine gewesen/ welche sie in das Wasser geworffen hatten/ umb ihre Angeln damit zu sencken; gleichwie man sie auch von diesen Steinen mit einem Schlag wieder absondern kan. Es ist derowegen glaublich/ daß sie ihre Nahrung auß den Steinen saugen/ und sich darnach arthen/ weilen sie auff keinen andern wachsen: wiewohlen auch eine Besaamung von der See anfänglich den Ursprung befördern kan/ welche sich darauff pflantzet/ wie der Mistel auff den Eychbäumen. Plinius l. c. heisset diß Geschlecht Juncos Marinos &amp; Lapideos.</p> <p>Die fünffte Sorte von dem schwartzen Acarbahar ist ein plattes Sträuchlein/ wie eine Foche oder Wedel/ und wird deßwegen Akarbahar Kipas die See-Foche genennet. Dieses breitet sich alsobald von der Wurtzel in viele eckichte Zacken auß/ darzwischen viele andere kleine/ so unzehlbahr/ wie ein Netz geflochten </p> </div> </body> </text> </TEI> [109/0765]
Spartalia geheissen/ Vid. Plinium Lib. 13. cap. 25.
Das zweyte ist Acarbalan rottang oder Salianos, Ternatisch Bau-manhu, Niederländisch Seerottang/ ist die zweyte Sorte von dem schwartzen Akarbahar, und wird vor das Männlein derselben gehalten/ hat keine Aeste/ sondern nur einen einzelen sehr langen und schmalen Stiel/ in der Dicke eines Kiels oder kleinen Fingers/ von dreyerley Gestalt: das erste (welches in der VIII. TAB. Fig. 1. Lit. b. unter Augen geleget worden) und gemeineste ist sehr gebogen/ 8. 9. bis 10. Schuh lang/ und eines Ohr-Fingers/ auffdas höchste eines andern Fingers dick/ von aussen dicht und mit rauhen Pünctlein besetzet/ welche es etwas stechend machen: Inwendig ist die Substantz hart und schwartz/ wie an dem vorhergehenden/ doch steinicht und lässet sich nicht beugen/ sondern brechen/ je älter und dicker es ist/ je glatter es wird/ und vergehen die scharffe Pünctlein alsdann/ welche sich auch abschaben lassen/ wodurch es schön glatt und schwartz wird. Das schlimste daran ist/ daß die Beuge so ungeschickt und unordentlich daran stehen/ und dieselbe so übel zu strecken sind/ indem diese Röhre/ wann sie mit Oehl bestrichen und über das Feur gehalten werden/ sich doch nicht also biegen lassen/ wie das vorhergehende Calbahar. Unterdessen hat man doch eine Kunst diese Beuge in etwas zu recht zu bringen/ nemlich so man die gantze Stecken in eine grüne Bambuse oder Riedt stecket/ mit Wasser füllt/ und über dem Feur kochen läst/ wodurch die steinachtige Materie etwas weich wird/ welche man alsdann also heiß herauß nehmen/ mit den Händen strecken / und auf eine lange Stange/ daß sie darauf erkalten könne/ bindet/ auch endlich mit einem rauhen Blat poliren kan. Diese Stein-Röhren lauffen zuweilen oben mit vielen Circellen und Beugen sehr dünn zu/ wie das dünneste an einem Draat/ welche dünne Circellen man gemeiniglich wegschmeisset/ weilen sie eine unnöthige und unartige Länge machen. Sie wachsen gemeiniglich auf dergleichen Oertern in der See/ da ein starcker Strohm geht/ wor von sie den Nahmen im Maleyischen und Ternatischen bekommen haben. Sie werden in der Medicin nicht sonderlich gebraucht/ sondern meist zu raritäten auffgehoben/ absonderlich/ welche etwas ordentliche und seine Bogen haben/ und noch mit einem Stück Wurtzel versehen sind.
Die dritte Sorte von dem schwartzen Acarbahar, oder die zweyte von dem vorhergehendẽ einstieligẽ/ ist auch ein langes und schwartzes Ried oder Pintze/ ohngefehr einer Spuhl oder eines Kieles dick 5. bis 6 Schuh lang/ etwas starcker als das vorige mit wenigen und flachen Beugen/ auch von aussen so rauh nicht/ sondern glatt und eben oder mit schönen Streiffen schief in die Länge gestreifft/ hat auch eine dichtere und härtere Substantz. Dieses hält man vor das rechte Acarbahar, genandt Lack Lacky oder das Männlein/ und wird beneben dem ersten oder auffrichtigen Calbahar zur Medicin gebraucht; allein es wird selten gefunden. Wann die Maleyers Stücke bekommen/ so Fingers dick sind/ drehen sie längliche Körner darauß / welche sie durchbohren/ und wie Corallen in Schnüren tragen.
Die vierdte Sorte von dem schwartzen Acarbahar oder die dritte Species des Einstieligen ist das Acarbahar oulan oder das Schlangen-Förmige/ welches das dünneste bleibet/ und nicht dicker als ein mittelmäßiger Stroh-Halm oder Feder-Kiel wird/ mit vielen Krollen und Circulen auffschiessend/ 4. bis 5. Schuh hoch/ außwendig rauher dann die andere/ doch lässet es sich schäben/ wann es trucken worden. Diese Krollen stehen ordentlich über einander und schliessen meistens einen Ring oder Circul, oben in einen dünnen Draat zusammen lauffend. Die alte Bäumger werden so steiff/ daß man sie vor eyserne Draaten ansiehet/ und muß man nichts daran verändern/ mit zihe_ oder beugen strecken/ sondern die natürlichen Circulen sollen bleiben wie sie sind. Wann sie aber zu lang und zu schmahl fallen/ kan man ein stück Rottang oder Ried daran stecken. Offt findet man dergleichen Fäden durcheinander geflochten/ und an einander fest gefüget/ mit verschiedenen Enden/ welche man alle wegschmeiset und das principaleste Stück behält. Sie wachsen nicht auff Corallen/ sondern auff harten Kiesel-Steinen/ mit einem breiten Füßgen darauf stehende/ als ob sie drauff geleimet wären. Man hat sie auff dergleichen Steinen/ so ohngefehr einer Faust groß und auch kleiner gewesen/ gefunden/ welche die Fischer noch wohl kenneten/ daß es eben diejenige Steine gewesen/ welche sie in das Wasser geworffen hatten/ umb ihre Angeln damit zu sencken; gleichwie man sie auch von diesen Steinen mit einem Schlag wieder absondern kan. Es ist derowegen glaublich/ daß sie ihre Nahrung auß den Steinen saugen/ und sich darnach arthen/ weilen sie auff keinen andern wachsen: wiewohlen auch eine Besaamung von der See anfänglich den Ursprung befördern kan/ welche sich darauff pflantzet/ wie der Mistel auff den Eychbäumen. Plinius l. c. heisset diß Geschlecht Juncos Marinos & Lapideos.
Die fünffte Sorte von dem schwartzen Acarbahar ist ein plattes Sträuchlein/ wie eine Foche oder Wedel/ und wird deßwegen Akarbahar Kipas die See-Foche genennet. Dieses breitet sich alsobald von der Wurtzel in viele eckichte Zacken auß/ darzwischen viele andere kleine/ so unzehlbahr/ wie ein Netz geflochten
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Zitationshilfe: | Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/765>, abgerufen am 16.02.2025. |