Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.XXXI. EXTRACT Auß Herrn D. Engelberti Kempferi Gradual Disputation Von dem DSJERENANG oder Drachen-Blut / so auß den Früchten deß Palmi - junci gezogen wird. Bleichwie der Bezoar-Stein auß verschiedenen Thieren erlanget wird; also findet man auch einige Hartz und Gummata, welche aus vielerley Kräuter herrühren/ wie an dem Terpentim, Bdellio, Tragant, natürl. Firnus, und hauptsächlich an dem SANGUIS DRACONIS, oder Drachen-Blut zu ersehen ist/ dessen man zweyerley Sorten bey denen Apotheckern findet; Eine in dicken Massen/ die man so wol auß America als Orient bringet: Die andere aber in blätterichten Folliculis, welche aus Ost-Indien in Europa gebracht wird. Die erfte[unleserliches Material] Art Sang. Draconis rühret nach des Clusii Bericht/ aus einem Baum Draco genannt / her: welche doch nach der Araber und vieler Persianen beständigen Meynung aus dem Baum des rothen Sandel-Holtzes fliessen soll; zu welcher Meynung ihnen ohne Zweiffel Anlaß gegeben worden/ weilen dieses Hartz nicht allein an der Farb/ sondern auch an den Kräfften und der Prob mit dem rothen Sandel überein kommet/ ja aus einem Land/ nemlich aus Cholomandel, Madagascar und AEthiopien gebracht. Hierzu kan man auch noch dieses melden/ daß eben das Wort Chuni Sengijoon oder Sangibarensis sanguis, wie das Drachen-Blut von einer Gräntze in Africa von den Persern genennet wird/ von den andern Gangetischen Heyden auch dem rothen Sandel-Holtz beygeleget werde/ welche sie in der gemeinen Decanischen Sprache: Reker Tsjandam: in der Gelährten Samscretischen Sprache der Braminen Rakta Tsjandronan, das ist: Sanguis Tsjandonum, oder wie man es im Lateinischen außspricht/ Sandalum oder Santalum nennen; gleichwie es dann auch bey denselben zu weilen Rakta Tsjandonam Sang-ghi, das ist: Sanguinis Sandalum AEthiopicum heisset, Andere wollen eben diese Art Drachen-Bluts von andern Bäumen herleiten. Von der zweyten Sort des Drachen-Bluts ist mir bewust/ daß es von den Malaiern und Javanen auß den Früchten oder Zirbelnüßlein eines gantz stachelichten Baums also zubereiter werde: Sie legen bemeldte Früchte auf ein Röftlein/ welches in ein groß irdinnes Gefäß/ mit Wasser halb angefüllet und etwas zugedecket wird: Nachmahlen wird das Gefäß aus Kohlen gestellet/ da alsdann die rothe Blut-Tinctur/ welche in den aufgeschnittenen Früchten sonsten nicht gesehen wird/ vermittelst des Dampffs vom heissen Wasser/ herauß schwitzet/ und sich an die schuppichte Strobilen hanget/ welche nachmahlen abgewischet und in Rohr-Blätter gebunden wird. Hier ist zu wissen/ daß man in Indien sehr viele Arten Rohres (Rotan und Cambu) finde / worunter die Malajer und Javanen auch vielerley wilde Palmen zihlen/ welche in den Hecken und Sträuchen/ worinnen sich die Tyger und andere wilde Thiere aufhalten/ verborgen stecken / deren 3. mit Dornen versehen seynd/ nemlich: Rotan Salag, Gelay und Dsjenerang, welche letztere wegen des Drachen-Bluts berühmt ist/ dessen rechte und natürliche Beschreibung (wofern der Wegweiser nur die Wörter nicht confundirt hat) diese folgende ist: ROTAN DSJERENANG ist ein Palmapinus ohngefähr drey Klaffter hoch/ welche überall mit schwartz-braun gräßlichen Dornen/ so wenigstens eines Zolles lang sind/ umgeben ist. Der Stamm daran ist vollkommen/ gerad/ gleich/ schmal/ weiß-gelb/ 3. Klafftern hoch/ eines Menschen-Arms dick und mit Geleichen von mittelmässiger Distanz gezieret/ auch mit Stacheln so sich horizontaliter außbreiten/ am untersten Theil dicht besetzet. Der äussere und gröfte Theil davon bestehet aus den fistulo[unleserliches Material]en Stützen der Zweigen/ so aus den Geleichen schiessen / deren unterste immer der öbern Anfang machet/ daß man das Gelencke fast nicht sehen kan. Thut man der Zweigen Tubos oder Röhren hinweg/ so siehet man das inner Marck/ so außwendig gläntzet und brauner Coleur, sonsten aber von einer leichten und filiosen substanz ist/ welche oben nach dem Gipffel zu fleischicht/ weiß und ungeschmack/ doch aber zu essen dienlich ist. Die Zweige fallen am Stamm weit-läufftig und stehen eine Spann weit verworren durch einander/ biß sie oben auß dichter und dicker/ wie an allen Palmen/ wachsen und eine Comam machen. Ermeldte Zweigen sind einer Klaffter lang/ unten glatt/ oben aber/ wie die andere Palmen-Bäume/ mit ihren ordentlichen gesetzten spitzen Blätter gezieret: haben auch eine fibrose und schwammichte Rippe/ so rund aber etwas zusammen gedruckt ist/ auch an beyden Seiten/ wo die Blätter stehen/ mit Caniculis versehen: ist unten bleich-gelb/ oben grünlicht/ und hat nicht so viel Stacheln und Dornen/ wie der Stamm/ welche auch kleiner und auf dem Rücken gedoppelt und wie Hacken gekrümmet sind. Die Blätter sind schmal/ rohricht und binsicht/ schön grün/ einer 1/2. Spannen lang und eines halben Zolles breit/ und gehen in eine lange Spitze auß/ sind anbey zart hangend und fornen auch etwas stachelicht. Sie XXXI. EXTRACT Auß Herrn D. Engelberti Kempferi Gradual Disputation Von dem DSJERENANG oder Drachen-Blut / so auß den Früchten deß Palmi - junci gezogen wird. Bleichwie der Bezoar-Stein auß verschiedenen Thieren erlanget wird; also findet man auch einige Hartz und Gummata, welche aus vielerley Kräuter herrühren/ wie an dem Terpentim, Bdellio, Tragant, natürl. Firnus, und hauptsächlich an dem SANGUIS DRACONIS, oder Drachen-Blut zu ersehen ist/ dessen man zweyerley Sorten bey denen Apotheckern findet; Eine in dicken Massen/ die man so wol auß America als Orient bringet: Die andere aber in blätterichten Folliculis, welche aus Ost-Indien in Europa gebracht wird. Die erfte[unleserliches Material] Art Sang. Draconis rühret nach des Clusii Bericht/ aus einem Baum Draco genannt / her: welche doch nach der Araber und vieler Persianen beständigen Meynung aus dem Baum des rothen Sandel-Holtzes fliessen soll; zu welcher Meynung ihnen ohne Zweiffel Anlaß gegeben worden/ weilen dieses Hartz nicht allein an der Farb/ sondern auch an den Kräfften und der Prob mit dem rothen Sandel überein kommet/ ja aus einem Land/ nemlich aus Cholomandel, Madagascar und AEthiopien gebracht. Hierzu kan man auch noch dieses melden/ daß eben das Wort Chuni Sengijoon oder Sangibarensis sanguis, wie das Drachen-Blut von einer Gräntze in Africa von den Persern genennet wird/ von den andern Gangetischen Heyden auch dem rothen Sandel-Holtz beygeleget werde/ welche sie in der gemeinen Decanischen Sprache: Reker Tsjandam: in der Gelährten Samscretischen Sprache der Braminen Rakta Tsjandronan, das ist: Sanguis Tsjandonum, oder wie man es im Lateinischen außspricht/ Sandalum oder Santalum nennen; gleichwie es dann auch bey denselben zu weilen Rakta Tsjandonam Sang-ghi, das ist: Sanguinis Sandalum AEthiopicum heisset, Andere wollen eben diese Art Drachen-Bluts von andern Bäumen herleiten. Von der zweyten Sort des Drachen-Bluts ist mir bewust/ daß es von den Malaiern und Javanen auß den Früchten oder Zirbelnüßlein eines gantz stachelichten Baums also zubereiter werde: Sie legen bemeldte Früchte auf ein Röftlein/ welches in ein groß irdinnes Gefäß/ mit Wasser halb angefüllet und etwas zugedecket wird: Nachmahlen wird das Gefäß aus Kohlen gestellet/ da alsdañ die rothe Blut-Tinctur/ welche in den aufgeschnittenen Früchten sonsten nicht gesehen wird/ vermittelst des Dampffs vom heissen Wasser/ herauß schwitzet/ und sich an die schuppichte Strobilen hanget/ welche nachmahlen abgewischet und in Rohr-Blätter gebunden wird. Hier ist zu wissen/ daß man in Indien sehr viele Arten Rohres (Rotan und Cambu) finde / worunter die Malajer und Javanen auch vielerley wilde Palmen zihlen/ welche in den Hecken und Sträuchen/ worinnen sich die Tyger und andere wilde Thiere aufhalten/ verborgen stecken / deren 3. mit Dornen versehen seynd/ nemlich: Rotan Salag, Gelay und Dsjenerang, welche letztere wegen des Drachen-Bluts berühmt ist/ dessen rechte und natürliche Beschreibung (wofern der Wegweiser nur die Wörter nicht confundirt hat) diese folgende ist: ROTAN DSJERENANG ist ein Palmapinus ohngefähr drey Klaffter hoch/ welche überall mit schwartz-braun gräßlichen Dornen/ so wenigstens eines Zolles lang sind/ umgeben ist. Der Stamm daran ist vollkommen/ gerad/ gleich/ schmal/ weiß-gelb/ 3. Klafftern hoch/ eines Menschen-Arms dick und mit Geleichen von mittelmässiger Distanz gezieret/ auch mit Stacheln so sich horizontaliter außbreiten/ am untersten Theil dicht besetzet. Der äussere und gröfte Theil davon bestehet aus den fistulo[unleserliches Material]en Stützen der Zweigen/ so aus den Geleichen schiessen / deren unterste immer der öbern Anfang machet/ daß man das Gelencke fast nicht sehen kan. Thut man der Zweigen Tubos oder Röhren hinweg/ so siehet man das inner Marck/ so außwendig gläntzet und brauner Coleur, sonsten aber von einer leichten und filiosen substanz ist/ welche oben nach dem Gipffel zu fleischicht/ weiß und ungeschmack/ doch aber zu essen dienlich ist. Die Zweige fallen am Stam̃ weit-läufftig und stehen eine Spann weit verworren durch einander/ biß sie oben auß dichter und dicker/ wie an allen Palmen/ wachsen und eine Comam machen. Ermeldte Zweigen sind einer Klaffter lang/ unten glatt/ oben aber/ wie die andere Palmen-Bäume/ mit ihren ordentlichen gesetzten spitzen Blätter gezieret: haben auch eine fibrose und schwam̃ichte Rippe/ so rund aber etwas zusammen gedruckt ist/ auch an beyden Seiten/ wo die Blätter stehen/ mit Caniculis versehen: ist unten bleich-gelb/ oben grünlicht/ und hat nicht so viel Stacheln und Dornen/ wie der Stam̃/ welche auch kleiner uñ auf dem Rücken gedoppelt und wie Hacken gekrüm̃et sind. Die Blätter sind schmal/ rohricht uñ binsicht/ schön grün/ einer ½. Spañen lang und eines halben Zolles breit/ uñ gehen in eine lange Spitze auß/ sind anbey zart hangend uñ fornen auch etwas stachelicht. Sie <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0755" n="99"/> <p>XXXI.</p> <p>EXTRACT</p> <p>Auß</p> <p>Herrn D. Engelberti Kempferi Gradual Disputation</p> <p>Von dem</p> <p>DSJERENANG oder Drachen-Blut /</p> <p>so auß den Früchten deß Palmi - junci gezogen wird.</p> <p>Bleichwie der Bezoar-Stein auß verschiedenen Thieren erlanget wird; also findet man auch einige Hartz und Gummata, welche aus vielerley Kräuter herrühren/ wie an dem Terpentim, Bdellio, Tragant, natürl. Firnus, und hauptsächlich an dem SANGUIS DRACONIS, oder Drachen-Blut zu ersehen ist/ dessen man zweyerley Sorten bey denen Apotheckern findet; Eine in dicken Massen/ die man so wol auß America als Orient bringet: Die andere aber in blätterichten Folliculis, welche aus Ost-Indien in Europa gebracht wird.</p> <p>Die erfte<gap reason="illegible"/> Art Sang. Draconis rühret nach des Clusii Bericht/ aus einem Baum Draco genannt / her: welche doch nach der Araber und vieler Persianen beständigen Meynung aus dem Baum des rothen Sandel-Holtzes fliessen soll; zu welcher Meynung ihnen ohne Zweiffel Anlaß gegeben worden/ weilen dieses Hartz nicht allein an der Farb/ sondern auch an den Kräfften und der Prob mit dem rothen Sandel überein kommet/ ja aus einem Land/ nemlich aus Cholomandel, Madagascar und AEthiopien gebracht. Hierzu kan man auch noch dieses melden/ daß eben das Wort Chuni Sengijoon oder Sangibarensis sanguis, wie das Drachen-Blut von einer Gräntze in Africa von den Persern genennet wird/ von den andern Gangetischen Heyden auch dem rothen Sandel-Holtz beygeleget werde/ welche sie in der gemeinen Decanischen Sprache: Reker Tsjandam: in der Gelährten Samscretischen Sprache der Braminen Rakta Tsjandronan, das ist: Sanguis Tsjandonum, oder wie man es im Lateinischen außspricht/ Sandalum oder Santalum nennen; gleichwie es dann auch bey denselben zu weilen Rakta Tsjandonam Sang-ghi, das ist: Sanguinis Sandalum AEthiopicum heisset, Andere wollen eben diese Art Drachen-Bluts von andern Bäumen herleiten.</p> <p>Von der zweyten Sort des Drachen-Bluts ist mir bewust/ daß es von den Malaiern und Javanen auß den Früchten oder Zirbelnüßlein eines gantz stachelichten Baums also zubereiter werde: Sie legen bemeldte Früchte auf ein Röftlein/ welches in ein groß irdinnes Gefäß/ mit Wasser halb angefüllet und etwas zugedecket wird: Nachmahlen wird das Gefäß aus Kohlen gestellet/ da alsdañ die rothe Blut-Tinctur/ welche in den aufgeschnittenen Früchten sonsten nicht gesehen wird/ vermittelst des Dampffs vom heissen Wasser/ herauß schwitzet/ und sich an die schuppichte Strobilen hanget/ welche nachmahlen abgewischet und in Rohr-Blätter gebunden wird.</p> <p>Hier ist zu wissen/ daß man in Indien sehr viele Arten Rohres (Rotan und Cambu) finde / worunter die Malajer und Javanen auch vielerley wilde Palmen zihlen/ welche in den Hecken und Sträuchen/ worinnen sich die Tyger und andere wilde Thiere aufhalten/ verborgen stecken / deren 3. mit Dornen versehen seynd/ nemlich: Rotan Salag, Gelay und Dsjenerang, welche letztere wegen des Drachen-Bluts berühmt ist/ dessen rechte und natürliche Beschreibung (wofern der Wegweiser nur die Wörter nicht confundirt hat) diese folgende ist:</p> <p>ROTAN DSJERENANG ist ein Palmapinus ohngefähr drey Klaffter hoch/ welche überall mit schwartz-braun gräßlichen Dornen/ so wenigstens eines Zolles lang sind/ umgeben ist. Der Stamm daran ist vollkommen/ gerad/ gleich/ schmal/ weiß-gelb/ 3. Klafftern hoch/ eines Menschen-Arms dick und mit Geleichen von mittelmässiger Distanz gezieret/ auch mit Stacheln so sich horizontaliter außbreiten/ am untersten Theil dicht besetzet. Der äussere und gröfte Theil davon bestehet aus den fistulo<gap reason="illegible"/>en Stützen der Zweigen/ so aus den Geleichen schiessen / deren unterste immer der öbern Anfang machet/ daß man das Gelencke fast nicht sehen kan. Thut man der Zweigen Tubos oder Röhren hinweg/ so siehet man das inner Marck/ so außwendig gläntzet und brauner Coleur, sonsten aber von einer leichten und filiosen substanz ist/ welche oben nach dem Gipffel zu fleischicht/ weiß und ungeschmack/ doch aber zu essen dienlich ist. Die Zweige fallen am Stam̃ weit-läufftig und stehen eine Spann weit verworren durch einander/ biß sie oben auß dichter und dicker/ wie an allen Palmen/ wachsen und eine Comam machen. Ermeldte Zweigen sind einer Klaffter lang/ unten glatt/ oben aber/ wie die andere Palmen-Bäume/ mit ihren ordentlichen gesetzten spitzen Blätter gezieret: haben auch eine fibrose und schwam̃ichte Rippe/ so rund aber etwas zusammen gedruckt ist/ auch an beyden Seiten/ wo die Blätter stehen/ mit Caniculis versehen: ist unten bleich-gelb/ oben grünlicht/ und hat nicht so viel Stacheln und Dornen/ wie der Stam̃/ welche auch kleiner uñ auf dem Rücken gedoppelt und wie Hacken gekrüm̃et sind. Die Blätter sind schmal/ rohricht uñ binsicht/ schön grün/ einer ½. Spañen lang und eines halben Zolles breit/ uñ gehen in eine lange Spitze auß/ sind anbey zart hangend uñ fornen auch etwas stachelicht. Sie </p> </div> </body> </text> </TEI> [99/0755]
XXXI.
EXTRACT
Auß
Herrn D. Engelberti Kempferi Gradual Disputation
Von dem
DSJERENANG oder Drachen-Blut /
so auß den Früchten deß Palmi - junci gezogen wird.
Bleichwie der Bezoar-Stein auß verschiedenen Thieren erlanget wird; also findet man auch einige Hartz und Gummata, welche aus vielerley Kräuter herrühren/ wie an dem Terpentim, Bdellio, Tragant, natürl. Firnus, und hauptsächlich an dem SANGUIS DRACONIS, oder Drachen-Blut zu ersehen ist/ dessen man zweyerley Sorten bey denen Apotheckern findet; Eine in dicken Massen/ die man so wol auß America als Orient bringet: Die andere aber in blätterichten Folliculis, welche aus Ost-Indien in Europa gebracht wird.
Die erfte_ Art Sang. Draconis rühret nach des Clusii Bericht/ aus einem Baum Draco genannt / her: welche doch nach der Araber und vieler Persianen beständigen Meynung aus dem Baum des rothen Sandel-Holtzes fliessen soll; zu welcher Meynung ihnen ohne Zweiffel Anlaß gegeben worden/ weilen dieses Hartz nicht allein an der Farb/ sondern auch an den Kräfften und der Prob mit dem rothen Sandel überein kommet/ ja aus einem Land/ nemlich aus Cholomandel, Madagascar und AEthiopien gebracht. Hierzu kan man auch noch dieses melden/ daß eben das Wort Chuni Sengijoon oder Sangibarensis sanguis, wie das Drachen-Blut von einer Gräntze in Africa von den Persern genennet wird/ von den andern Gangetischen Heyden auch dem rothen Sandel-Holtz beygeleget werde/ welche sie in der gemeinen Decanischen Sprache: Reker Tsjandam: in der Gelährten Samscretischen Sprache der Braminen Rakta Tsjandronan, das ist: Sanguis Tsjandonum, oder wie man es im Lateinischen außspricht/ Sandalum oder Santalum nennen; gleichwie es dann auch bey denselben zu weilen Rakta Tsjandonam Sang-ghi, das ist: Sanguinis Sandalum AEthiopicum heisset, Andere wollen eben diese Art Drachen-Bluts von andern Bäumen herleiten.
Von der zweyten Sort des Drachen-Bluts ist mir bewust/ daß es von den Malaiern und Javanen auß den Früchten oder Zirbelnüßlein eines gantz stachelichten Baums also zubereiter werde: Sie legen bemeldte Früchte auf ein Röftlein/ welches in ein groß irdinnes Gefäß/ mit Wasser halb angefüllet und etwas zugedecket wird: Nachmahlen wird das Gefäß aus Kohlen gestellet/ da alsdañ die rothe Blut-Tinctur/ welche in den aufgeschnittenen Früchten sonsten nicht gesehen wird/ vermittelst des Dampffs vom heissen Wasser/ herauß schwitzet/ und sich an die schuppichte Strobilen hanget/ welche nachmahlen abgewischet und in Rohr-Blätter gebunden wird.
Hier ist zu wissen/ daß man in Indien sehr viele Arten Rohres (Rotan und Cambu) finde / worunter die Malajer und Javanen auch vielerley wilde Palmen zihlen/ welche in den Hecken und Sträuchen/ worinnen sich die Tyger und andere wilde Thiere aufhalten/ verborgen stecken / deren 3. mit Dornen versehen seynd/ nemlich: Rotan Salag, Gelay und Dsjenerang, welche letztere wegen des Drachen-Bluts berühmt ist/ dessen rechte und natürliche Beschreibung (wofern der Wegweiser nur die Wörter nicht confundirt hat) diese folgende ist:
ROTAN DSJERENANG ist ein Palmapinus ohngefähr drey Klaffter hoch/ welche überall mit schwartz-braun gräßlichen Dornen/ so wenigstens eines Zolles lang sind/ umgeben ist. Der Stamm daran ist vollkommen/ gerad/ gleich/ schmal/ weiß-gelb/ 3. Klafftern hoch/ eines Menschen-Arms dick und mit Geleichen von mittelmässiger Distanz gezieret/ auch mit Stacheln so sich horizontaliter außbreiten/ am untersten Theil dicht besetzet. Der äussere und gröfte Theil davon bestehet aus den fistulo_ en Stützen der Zweigen/ so aus den Geleichen schiessen / deren unterste immer der öbern Anfang machet/ daß man das Gelencke fast nicht sehen kan. Thut man der Zweigen Tubos oder Röhren hinweg/ so siehet man das inner Marck/ so außwendig gläntzet und brauner Coleur, sonsten aber von einer leichten und filiosen substanz ist/ welche oben nach dem Gipffel zu fleischicht/ weiß und ungeschmack/ doch aber zu essen dienlich ist. Die Zweige fallen am Stam̃ weit-läufftig und stehen eine Spann weit verworren durch einander/ biß sie oben auß dichter und dicker/ wie an allen Palmen/ wachsen und eine Comam machen. Ermeldte Zweigen sind einer Klaffter lang/ unten glatt/ oben aber/ wie die andere Palmen-Bäume/ mit ihren ordentlichen gesetzten spitzen Blätter gezieret: haben auch eine fibrose und schwam̃ichte Rippe/ so rund aber etwas zusammen gedruckt ist/ auch an beyden Seiten/ wo die Blätter stehen/ mit Caniculis versehen: ist unten bleich-gelb/ oben grünlicht/ und hat nicht so viel Stacheln und Dornen/ wie der Stam̃/ welche auch kleiner uñ auf dem Rücken gedoppelt und wie Hacken gekrüm̃et sind. Die Blätter sind schmal/ rohricht uñ binsicht/ schön grün/ einer ½. Spañen lang und eines halben Zolles breit/ uñ gehen in eine lange Spitze auß/ sind anbey zart hangend uñ fornen auch etwas stachelicht. Sie
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Zitationshilfe: | Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/755>, abgerufen am 23.07.2024. |