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Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

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XXX.

Beschreibung

Des CAMPHER - Baumes /

Auß

Hn. Arent Sylvii Rapport.

DEr Campher-Baum wächset in unterschiedlichen Wäldern/ ohne einig menschliche Vorsorg/ von sich selbsten/ wild/ zu einem gantz hohen und schweren Baum/ bestehend aus einem eintzeln recht aufstehenden Stamm/ welcher gut Zimmer-Holtz gibt: Hat sehr wenige oder fast gar keine schwere/ sondern gantz leichte Aeste an seinem hohen Laub - Gesträuch/ wormit er nicht nach Proportion des Stammes versehen ist.

Die Blätter sind länglicht und oval rund/ so ein lang außgestreckt Spitzgen haben/ an Färb dunckel grün/ und wann sie dürr sind/ hart und zähe/ samt einigem Campher-Beruch: welches allein von dem Bacosischen Campher-Baum zu verstehen/ indem die Blätter an dem Javanischen viel anderst formiret/ auch grösser sind/ wie aus der 7. Kupfter- Taffel oder TAB. VII. zu ersehen ist.

Die Rinde ist nach Proportion des Baums fein und röthlicht anzusehen/ welche durch das Alter und Dicke des Baums/ auch offt mit dem innern bast/ mit gantzen Schalen abfället: woran gedachter Baum auch zum Theil von andern Bäumen unterschieden werden kann; worbey er auch oben hohe aufgehende Wurtzeln hat/ so sich die meiste Zeit/ ohngefähr eines Mannes hoch über der Erde zu einem festen Stamm versammlen.

Seine Früchte welche man wegen der unerreichlichen Höhe des Baums selten bekommet/ gleichen eher einer Blum/ als einer Frucht/ indem, sie mit verschiedenen länglichten und dicken Blättlein/ von unterschiedlichen Farben/ und hauptsächlich roth/ purpur/ gelb und grünlicht / welche die Frucht auf die Art der Holländischen Haselnüß/ umhälsen/ zierlich versehen sind; wiewohlen die Campher - Frucht nicht wie die Hasenüsse/ mit harten Schalen bewaffnet/ noch weniger mit dem überzogenen Blätgen/ auch nicht mit scharffen/ sondern runden Spitzen / welche sich oben an der Frucht als Tulipanen öffnen/ versehen ist; und ist diese Frucht / (welche den Blättern gleich einigen Campher - Geschmack hat) nicht allein gut zur Artzney / sondern auch bequem zu essen/ gleichwie ich dieselbe vor ungefähr zwey oder drey Jahren/ so wol grün als eingemacht/ zu essen dienlich/ und nicht ungeschmackt befunden hab. Daß wir aber solche Msscr. jetzo in der That selbsten nicht zeigen können/ ist so wohl der Unsicherheit der Wälder als dem Verlauff der besten Zeit zuzuschreiben.

Wann dieser Baum groß und dick ist/ gibt er/ wie der Benzoin-Baum/ sein Gummi nicht von sich. Inwendig aber um das Hertz gibt es von unten biß oben natürliche Risse/ in welchen der eigene Safft des Baums sich zu sammlen scheinet/ oder hangen sich da einige subtile Theilgen an/ welche mit der Zeit gerinnen und zu Schiefergens werden/ so sich an das Holtz setzen und nach und nach/ mehr und mehr in der Dicke zu nehmen/ nachdem der Baum mächtig ist/ viel zugeben und die Oeffnung zu lassen will.

Diejenige nun/ so ihr Werck von der Campher Vorsorg machen/ pflegen solche Bäume/ wann sie durch gewisse äusserliche Zeichen davor halten/ daß sie reich von diejem köstlichen Rauchwerck seyen/ nieder zu hauen/ von dem Laub/ Rinde und äusserm Holtz biß auf das Hertz/ nahe bey die Oeffnungen und Ritze zu entblössen/ und das überbliebene/ so das Hertz ist/ zu zerhacken / und zu zerklopffen/ da sich dann der Campher/ als in seinen Adern sehr artlich und wunderlich zeiget/ welchen sie alsdann mit Instrumentlein wissen von dem Holtz zu heben und abzukratzen: Wordurch sie endlich/ nach vorhergehender Säuberung des abgeschabten Camphers / vor alle ihre Arbeit und gehabte Mühe/ 1. 11/2. 21/2. biß 3. Pf. Campher/ so ein Catti Baros ist (über welche Quantitat/ nach ihrem Vorgeben/ sie gar selten kommen) erlangen/ worvon sie ordinaire den 20. ten Pfenning bezahlen/ und alsdann davon völlige Besitzer sind.

Hier ist aber zu mercken/ daß weilen durch das Klopffen vorgemeldten Holtzes dieses Rauchwerck viel Lufft gefangen/ solches binnen fünff biß sechs Wochen gäntzlich wegfliege / und nichts als das Holtz/ mit sehr wenig Geruch zurück lasse/ wie solches durch Untersuchung an dergleichen auf Poulo Mouselaer abgehauen und geklopfft Stücker Campher-Holtz war befunden worden. Wie dann auch das Campher-Oehle/ so eigentlich der wesentliche Safft des Baums ist / und/ wie wir berichtet worden/ durch die gemachte Oeffnung und Höhlen aus dem Baum tropffet und aufgefangen wird/ auch von so subtilen Partien ist/ daß ein Papierchen mit dieser Fettigkeit angefeuchtet und angezündet/ eine ungemein geschwind-lauffende Flamme gibt/ biß das Oehl gantz verflogen ist/ welches aller Orten zu aller Zeit kan probiret werden.

Poulo Chinco den 2. Octobr. 1680.

XXX.

Beschreibung

Des CAMPHER - Baumes /

Auß

Hn. Arent Sylvìi Rapport.

DEr Campher-Baum wächset in unterschiedlichen Wäldern/ ohne einig menschliche Vorsorg/ von sich selbsten/ wild/ zu einem gantz hohen und schweren Baum/ bestehend aus einem eintzeln recht aufstehenden Stamm/ welcher gut Zimmer-Holtz gibt: Hat sehr wenige oder fast gar keine schwere/ sondern gantz leichte Aeste an seinem hohen Laub - Gesträuch/ wormit er nicht nach Proportion des Stammes versehen ist.

Die Blätter sind länglicht und oval rund/ so ein lang außgestreckt Spitzgen haben/ an Färb dunckel grün/ und wann sie dürr sind/ hart und zähe/ samt einigem Campher-Beruch: welches allein von dem Bacosischen Campher-Baum zu verstehen/ indem die Blätter an dem Javanischen viel anderst formiret/ auch grösser sind/ wie aus der 7. Kupfter- Taffel oder TAB. VII. zu ersehen ist.

Die Rinde ist nach Proportion des Baums fein und röthlicht anzusehen/ welche durch das Alter und Dicke des Baums/ auch offt mit dem innern bast/ mit gantzen Schalen abfället: woran gedachter Baum auch zum Theil von andern Bäumen unterschieden werden kann; worbey er auch oben hohe aufgehende Wurtzeln hat/ so sich die meiste Zeit/ ohngefähr eines Mannes hoch über der Erde zu einem festen Stamm versam̃len.

Seine Früchte welche man wegen der unerreichlichen Höhe des Baums selten bekommet/ gleichen eher einer Blum/ als einer Frucht/ indem, sie mit verschiedenen länglichten und dicken Blättlein/ von unterschiedlichen Farben/ und hauptsächlich roth/ purpur/ gelb und grünlicht / welche die Frucht auf die Art der Holländischen Haselnüß/ umhälsen/ zierlich versehen sind; wiewohlen die Campher - Frucht nicht wie die Hasenüsse/ mit harten Schalen bewaffnet/ noch weniger mit dem überzogenen Blätgen/ auch nicht mit scharffen/ sondern runden Spitzen / welche sich oben an der Frucht als Tulipanen öffnen/ versehen ist; und ist diese Frucht / (welche den Blättern gleich einigen Campher - Geschmack hat) nicht allein gut zur Artzney / sondern auch bequem zu essen/ gleichwie ich dieselbe vor ungefähr zwey oder drey Jahren/ so wol grün als eingemacht/ zu essen dienlich/ und nicht ungeschmackt befunden hab. Daß wir aber solche Msscr. jetzo in der That selbsten nicht zeigen können/ ist so wohl der Unsicherheit der Wälder als dem Verlauff der besten Zeit zuzuschreiben.

Wann dieser Baum groß und dick ist/ gibt er/ wie der Benzoin-Baum/ sein Gummi nicht von sich. Inwendig aber um das Hertz gibt es von unten biß oben natürliche Risse/ in welchen der eigene Safft des Baums sich zu sammlen scheinet/ oder hangen sich da einige subtile Theilgen an/ welche mit der Zeit gerinnen und zu Schiefergens werden/ so sich an das Holtz setzen und nach und nach/ mehr und mehr in der Dicke zu nehmen/ nachdem der Baum mächtig ist/ viel zugeben und die Oeffnung zu lassen will.

Diejenige nun/ so ihr Werck von der Campher Vorsorg machen/ pflegen solche Bäume/ wann sie durch gewisse äusserliche Zeichen davor halten/ daß sie reich von diejem köstlichen Rauchwerck seyen/ nieder zu hauen/ von dem Laub/ Rinde und äusserm Holtz biß auf das Hertz/ nahe bey die Oeffnungen und Ritze zu entblössen/ und das überbliebene/ so das Hertz ist/ zu zerhacken / und zu zerklopffen/ da sich dann der Campher/ als in seinen Adern sehr artlich und wunderlich zeiget/ welchen sie alsdann mit Instrumentlein wissen von dem Holtz zu heben und abzukratzen: Wordurch sie endlich/ nach vorhergehender Säuberung des abgeschabten Camphers / vor alle ihre Arbeit und gehabte Mühe/ 1. 1½. 2½. biß 3. Pf. Campher/ so ein Catti Baros ist (über welche Quantitat/ nach ihrem Vorgeben/ sie gar selten kommen) erlangen/ worvon sie ordinaire den 20. ten Pfenning bezahlen/ und alsdann davon völlige Besitzer sind.

Hier ist aber zu mercken/ daß weilen durch das Klopffen vorgemeldten Holtzes dieses Rauchwerck viel Lufft gefangen/ solches binnen fünff biß sechs Wochen gäntzlich wegfliege / und nichts als das Holtz/ mit sehr wenig Geruch zurück lasse/ wie solches durch Untersuchung an dergleichen auf Poulo Mouselaer abgehauen und geklopfft Stücker Campher-Holtz war befunden worden. Wie dann auch das Campher-Oehle/ so eigentlich der wesentliche Safft des Baums ist / und/ wie wir berichtet worden/ durch die gemachte Oeffnung und Höhlen aus dem Baum tropffet und aufgefangen wird/ auch von so subtilen Partien ist/ daß ein Papierchen mit dieser Fettigkeit angefeuchtet und angezündet/ eine ungemein geschwind-lauffende Flamme gibt/ biß das Oehl gantz verflogen ist/ welches aller Orten zu aller Zeit kan probiret werden.

Poulo Chinco den 2. Octobr. 1680.

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        <p>Beschreibung</p>
        <p>Des CAMPHER - Baumes /</p>
        <p>Auß</p>
        <p>Hn. Arent Sylvìi Rapport.</p>
        <p>DEr Campher-Baum wächset in unterschiedlichen Wäldern/ ohne einig menschliche Vorsorg/ von       sich selbsten/ wild/ zu einem gantz hohen und schweren Baum/ bestehend aus einem eintzeln       recht aufstehenden Stamm/ welcher gut Zimmer-Holtz gibt: Hat sehr wenige oder fast gar keine       schwere/ sondern gantz leichte Aeste an seinem hohen Laub - Gesträuch/ wormit er nicht nach       Proportion des Stammes versehen ist.</p>
        <p>Die Blätter sind länglicht und oval rund/ so ein lang außgestreckt Spitzgen haben/ an Färb       dunckel grün/ und wann sie dürr sind/ hart und zähe/ samt einigem Campher-Beruch: welches       allein von dem Bacosischen Campher-Baum zu verstehen/ indem die Blätter an dem Javanischen       viel anderst formiret/ auch grösser sind/ wie aus der 7. Kupfter- Taffel oder TAB. VII. zu       ersehen ist.</p>
        <p>Die Rinde ist nach Proportion des Baums fein und röthlicht anzusehen/ welche durch das Alter       und Dicke des Baums/ auch offt mit dem innern bast/ mit gantzen Schalen abfället: woran       gedachter Baum auch zum Theil von andern Bäumen unterschieden werden kann; worbey er auch oben       hohe aufgehende Wurtzeln hat/ so sich die meiste Zeit/ ohngefähr eines Mannes hoch über der       Erde zu einem festen Stamm versam&#x0303;len.</p>
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        <p>Wann dieser Baum groß und dick ist/ gibt er/ wie der Benzoin-Baum/ sein Gummi nicht von       sich. Inwendig aber um das Hertz gibt es von unten biß oben natürliche Risse/ in welchen der       eigene Safft des Baums sich zu sammlen scheinet/ oder hangen sich da einige subtile Theilgen       an/ welche mit der Zeit gerinnen und zu Schiefergens werden/ so sich an das Holtz setzen und       nach und nach/ mehr und mehr in der Dicke zu nehmen/ nachdem der Baum mächtig ist/ viel       zugeben und die Oeffnung zu lassen will.</p>
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        <p>Hier ist aber zu mercken/ daß weilen durch das Klopffen vorgemeldten Holtzes dieses       Rauchwerck viel Lufft gefangen/ solches binnen fünff biß sechs Wochen gäntzlich wegfliege /       und nichts als das Holtz/ mit sehr wenig Geruch zurück lasse/ wie solches durch Untersuchung       an dergleichen auf Poulo Mouselaer abgehauen und geklopfft Stücker Campher-Holtz war befunden       worden. Wie dann auch das Campher-Oehle/ so eigentlich der wesentliche Safft des Baums ist /       und/ wie wir berichtet worden/ durch die gemachte Oeffnung und Höhlen aus dem Baum tropffet       und aufgefangen wird/ auch von so subtilen Partien ist/ daß ein Papierchen mit dieser       Fettigkeit angefeuchtet und angezündet/ eine ungemein geschwind-lauffende Flamme gibt/ biß       das Oehl gantz verflogen ist/ welches aller Orten zu aller Zeit kan probiret werden.</p>
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[98/0754] XXX. Beschreibung Des CAMPHER - Baumes / Auß Hn. Arent Sylvìi Rapport. DEr Campher-Baum wächset in unterschiedlichen Wäldern/ ohne einig menschliche Vorsorg/ von sich selbsten/ wild/ zu einem gantz hohen und schweren Baum/ bestehend aus einem eintzeln recht aufstehenden Stamm/ welcher gut Zimmer-Holtz gibt: Hat sehr wenige oder fast gar keine schwere/ sondern gantz leichte Aeste an seinem hohen Laub - Gesträuch/ wormit er nicht nach Proportion des Stammes versehen ist. Die Blätter sind länglicht und oval rund/ so ein lang außgestreckt Spitzgen haben/ an Färb dunckel grün/ und wann sie dürr sind/ hart und zähe/ samt einigem Campher-Beruch: welches allein von dem Bacosischen Campher-Baum zu verstehen/ indem die Blätter an dem Javanischen viel anderst formiret/ auch grösser sind/ wie aus der 7. Kupfter- Taffel oder TAB. VII. zu ersehen ist. Die Rinde ist nach Proportion des Baums fein und röthlicht anzusehen/ welche durch das Alter und Dicke des Baums/ auch offt mit dem innern bast/ mit gantzen Schalen abfället: woran gedachter Baum auch zum Theil von andern Bäumen unterschieden werden kann; worbey er auch oben hohe aufgehende Wurtzeln hat/ so sich die meiste Zeit/ ohngefähr eines Mannes hoch über der Erde zu einem festen Stamm versam̃len. Seine Früchte welche man wegen der unerreichlichen Höhe des Baums selten bekommet/ gleichen eher einer Blum/ als einer Frucht/ indem, sie mit verschiedenen länglichten und dicken Blättlein/ von unterschiedlichen Farben/ und hauptsächlich roth/ purpur/ gelb und grünlicht / welche die Frucht auf die Art der Holländischen Haselnüß/ umhälsen/ zierlich versehen sind; wiewohlen die Campher - Frucht nicht wie die Hasenüsse/ mit harten Schalen bewaffnet/ noch weniger mit dem überzogenen Blätgen/ auch nicht mit scharffen/ sondern runden Spitzen / welche sich oben an der Frucht als Tulipanen öffnen/ versehen ist; und ist diese Frucht / (welche den Blättern gleich einigen Campher - Geschmack hat) nicht allein gut zur Artzney / sondern auch bequem zu essen/ gleichwie ich dieselbe vor ungefähr zwey oder drey Jahren/ so wol grün als eingemacht/ zu essen dienlich/ und nicht ungeschmackt befunden hab. Daß wir aber solche Msscr. jetzo in der That selbsten nicht zeigen können/ ist so wohl der Unsicherheit der Wälder als dem Verlauff der besten Zeit zuzuschreiben. Wann dieser Baum groß und dick ist/ gibt er/ wie der Benzoin-Baum/ sein Gummi nicht von sich. Inwendig aber um das Hertz gibt es von unten biß oben natürliche Risse/ in welchen der eigene Safft des Baums sich zu sammlen scheinet/ oder hangen sich da einige subtile Theilgen an/ welche mit der Zeit gerinnen und zu Schiefergens werden/ so sich an das Holtz setzen und nach und nach/ mehr und mehr in der Dicke zu nehmen/ nachdem der Baum mächtig ist/ viel zugeben und die Oeffnung zu lassen will. Diejenige nun/ so ihr Werck von der Campher Vorsorg machen/ pflegen solche Bäume/ wann sie durch gewisse äusserliche Zeichen davor halten/ daß sie reich von diejem köstlichen Rauchwerck seyen/ nieder zu hauen/ von dem Laub/ Rinde und äusserm Holtz biß auf das Hertz/ nahe bey die Oeffnungen und Ritze zu entblössen/ und das überbliebene/ so das Hertz ist/ zu zerhacken / und zu zerklopffen/ da sich dann der Campher/ als in seinen Adern sehr artlich und wunderlich zeiget/ welchen sie alsdann mit Instrumentlein wissen von dem Holtz zu heben und abzukratzen: Wordurch sie endlich/ nach vorhergehender Säuberung des abgeschabten Camphers / vor alle ihre Arbeit und gehabte Mühe/ 1. 1½. 2½. biß 3. Pf. Campher/ so ein Catti Baros ist (über welche Quantitat/ nach ihrem Vorgeben/ sie gar selten kommen) erlangen/ worvon sie ordinaire den 20. ten Pfenning bezahlen/ und alsdann davon völlige Besitzer sind. Hier ist aber zu mercken/ daß weilen durch das Klopffen vorgemeldten Holtzes dieses Rauchwerck viel Lufft gefangen/ solches binnen fünff biß sechs Wochen gäntzlich wegfliege / und nichts als das Holtz/ mit sehr wenig Geruch zurück lasse/ wie solches durch Untersuchung an dergleichen auf Poulo Mouselaer abgehauen und geklopfft Stücker Campher-Holtz war befunden worden. Wie dann auch das Campher-Oehle/ so eigentlich der wesentliche Safft des Baums ist / und/ wie wir berichtet worden/ durch die gemachte Oeffnung und Höhlen aus dem Baum tropffet und aufgefangen wird/ auch von so subtilen Partien ist/ daß ein Papierchen mit dieser Fettigkeit angefeuchtet und angezündet/ eine ungemein geschwind-lauffende Flamme gibt/ biß das Oehl gantz verflogen ist/ welches aller Orten zu aller Zeit kan probiret werden. Poulo Chinco den 2. Octobr. 1680.

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Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/754>, abgerufen am 23.07.2024.