Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

Bild:
<< vorherige Seite

worvon man ein gut Atsiaar machet. Diese Zeit gibt die beste Nüsse und die dickste Blumen/ weilen die Bäume alsdann nicht so voll Früchten hangen / auch nicht so viel Regen gibt/ da hergegen im Julio und Augusto sehr ftarcke Regen fallen und harte Winde wehen/ wordurch dann viele Früchte von den Bäumen abgeschlagen werden und zu frühe abfallen/ welche doch nichts weniger genaue eingesammlet werden/ und dieses sind diejenige / so man Rapen nennet. Hiervon ist die Foely, so auch empfangen wird/ etwas schlechter als die andere. Die Nüsse so etwas kleiner/ hügelicht/ schieff und eingeschrumpffen sind/ heisset man Rompen oder Rümpffe.

Die rechte Einerndtung geschiehet also: Wann die Nüsse reiff sind (davon das Zeichen ist / wann die eusserste Schale ein rothe Coleur, wie ein reiffe Pfirsche bekommet/ und man die Nüsse hier und dar an den Bäumen borsten siehet) so klättern die Einwohner auf die Bäume und langen die Nüsse mit langen Häcklein und Herbeyziehung der Aestlein/ von welchen sie solche abbrechen; welches dann mit wenigerer und geringerer Gefahr geschiehet/ als an den Nägeln-Bäumen in Amboina, indem der Muscatnüß-Baum viel dickere Aeste hat/ da man besser auf stehen kan/ auch üderflüssig mit Reißger behangen ist/ so man gemächlich an sich ziehen kan.

Die abgebrochene oder abgestossene Muscatnüsse lässet man schlechter dings unter die Bäume auf die Erde fallen/ welche so weich schön nicht gesammlet werden darff/ als unter dem Nägel-Baum. Man muß aber einen Krantz von aufgeworffener Erde darum machen/ absonderlich auf die eine Seite derjenigen Bäumen/ so etwas an dem hangenden Gebürg stehen/ damit die Nüsse nicht zu weit herunter lauffen. Solche abgemachte Nüsse nun werden alsobald von den Sclaven mit einem Messer geöffnet/ und von der eussersten Schelffe befreyet/ welche sie im Wald auf gantzen Hauffen liegen und verfaulen lassen; allwo sich neue und die unerfahrne/ so die reiffe Nüsse von den unreiffen noch nicht unterscheiden können/ in dem Oeffnen der Nüssen sehr verletzen können/ wann sie das Messer durch die unreiffe Nüsse/ welche sie vor eine Reiffe ansehen/ in die eigene Hände schlagen. Die also gesäuberte Nüsse bringen sie nach Hauß und klauben mit einem Messerlein so balden auch die Foely davon ab/ welche sie gantz lassen müssen / so fern es möglich ist. Zu diesem Werck sind die Sclaven also abgerichtet/ daß es sehr behend damit zugehet. Diese Blut-rothe Foely wird alsdann einige Tage in der Sonne getrucknet / nachdem sie auf gewisse vier-eckichte und gemauerte Plätze/ wie Altär anzusehen/ geleget worden/ da sie ihre Carmosyn-rothe Farbe verlieret/ vor erst dunckel roth/ und zuletzt in denen Säcken hochgelb oder Orangen-farbicht/ wie wir sie gelieffert bekommen/ zu werden pfleget/ die Nüsse aber so mit ihrer harten holtzichten Schale noch umgeben sind/ pflegte man vor diesem auch eine Woche lang auf einen gebretterten Boden/ so von gespaltenem Rohr gemacht / und Patra patren genennet worden/ in der Sonne zu trucknen/ welches man nach der Hand nicht vor gut befunden hat/ indem wann die Nüsse durch der Sonnen Hitze zu bersten anfangen/ und auf diesen Söllern liegen bleiben/ der Nacht-Thau durch die Ritze hinein dringet und sie dadurch sehr leicht verderben. Weßwegen andere besser thun/ welche ihre Nüsse/ so bald die Foely abgenommen ist/ nicht über drey Tage in der Sonnen trucknen und dieselbige des Nachts in die Häuser verbergen/ oder alsobald auf Parra-parien werffen/ in der Sonnen trucknen/ und des Nachts in gewissen Häusern unter dem Dach mit einem untergelegten Rauch-Feuer/ dessen Rauch durch die Nüsse gehen muß/ außtrucknen. Wann sie nun also vier Wochen im Rauch gelegen haben/ nimmt man sie hinweg und schlägt sie mit dicken Stöcken oder rollet einen dicken schweren Stein darüber/ daß die höltzerne Schale in Stücken zerspringe. Wann dann einige Nüsse durch solches Schlagen oder Rollen zerbrechen/ so werden sie durch dieses Schlagen oder Rollen vollends zermalmet/ daß man sie desto leichter von den Guten unterscheiden kan: Wie sich dann auch die Rompen oder Rümpff alsdann erst offenbahren/ welche man zuvor nicht erkennen konte.

Die also schön gemachte Muscatnüsse werden alsdann mit den Händen außgesuchet/ und und in drey Kauffen sortiret/ welches man Garbuleren nennet. Zu dem ersten Kauffen kommen die gröste und schönste Nüsse/ welche man in Europa verführet. Die mittelste Sort von dem zweyten Kauffen bleibt meistentheils hier in Indien. Zu dem dritten Kauffen kommen die obbemeldte Rümpffe/ so gantz unansehnlich/ doch hart/ fett und durabel sind. Die werden meistentheils Oehl darauß zu schlaschlagen gebrauchet/ wenige aber oder gantz keine weggeführet. In etlichen Jahren fallen sie so häuffig/ daß sie die Edle Compagnie vor halb Geld kauffet/ auf grosse Hauffen schüttet und verbrennet; sonsten aber müssen sie die Besitzer selbsten verbrennen und die Speise darbey kochen/ welche ein hell Feuer und grosse Hitz geben.

Die gesäuberte Muscaten-Nüsse muß man gleich zur Wage bringen/ und der Kauffmann/ so dieselbige empfänget/ muß sie nicht über 8. Tage ungekalckt in den Pack-Häusern liegen lassen / sonsten verderben sie sehr gern/ absonderlich wann man sie an feuchte und bedumpfen Oerthern aufhält/ oder auf dem blosen Boden liegen lässet.

Das Kalcken gehet also zu: Man macht auß feinem gesiebtem Kalck ein dickes Kalck-Wasser / dergleichen man zum Weissen gebrauchet/ und zwar in einer grossen Büde oder Trog/ schüttet die Nüsse mit kleinen Körblein 2. oder 3.

worvon man ein gut Atsiaar machet. Diese Zeit gibt die beste Nüsse und die dickste Blumen/ weilen die Bäume alsdann nicht so voll Früchten hangen / auch nicht so viel Regen gibt/ da hergegen im Julio und Augusto sehr ftarcke Regen fallen und harte Winde wehen/ wordurch dann viele Früchte von den Bäumen abgeschlagen werden und zu frühe abfallen/ welche doch nichts weniger genaue eingesammlet werden/ und dieses sind diejenige / so man Rapen nennet. Hiervon ist die Foely, so auch empfangen wird/ etwas schlechter als die andere. Die Nüsse so etwas kleiner/ hügelicht/ schieff und eingeschrumpffen sind/ heisset man Rompen oder Rümpffe.

Die rechte Einerndtung geschiehet also: Wann die Nüsse reiff sind (davon das Zeichen ist / wann die eusserste Schale ein rothe Coleur, wie ein reiffe Pfirsche bekommet/ und man die Nüsse hier und dar an den Bäumen borsten siehet) so klättern die Einwohner auf die Bäume und langen die Nüsse mit langen Häcklein und Herbeyziehung der Aestlein/ von welchen sie solche abbrechen; welches dann mit wenigerer und geringerer Gefahr geschiehet/ als an den Nägeln-Bäumen in Amboina, indem der Muscatnüß-Baum viel dickere Aeste hat/ da man besser auf stehen kan/ auch üderflüssig mit Reißger behangen ist/ so man gemächlich an sich ziehen kan.

Die abgebrochene oder abgestossene Muscatnüsse lässet man schlechter dings unter die Bäume auf die Erde fallen/ welche so weich schön nicht gesammlet werden darff/ als unter dem Nägel-Baum. Man muß aber einen Krantz von aufgeworffener Erde darum machen/ absonderlich auf die eine Seite derjenigen Bäumen/ so etwas an dem hangenden Gebürg stehen/ damit die Nüsse nicht zu weit herunter lauffen. Solche abgemachte Nüsse nun werden alsobald von den Sclaven mit einem Messer geöffnet/ und von der eussersten Schelffe befreyet/ welche sie im Wald auf gantzen Hauffen liegen und verfaulen lassen; allwo sich neue und die unerfahrne/ so die reiffe Nüsse von den unreiffen noch nicht unterscheiden können/ in dem Oeffnen der Nüssen sehr verletzen können/ wann sie das Messer durch die unreiffe Nüsse/ welche sie vor eine Reiffe ansehen/ in die eigene Hände schlagen. Die also gesäuberte Nüsse bringen sie nach Hauß und klauben mit einem Messerlein so balden auch die Foely davon ab/ welche sie gantz lassen müssen / so fern es möglich ist. Zu diesem Werck sind die Sclaven also abgerichtet/ daß es sehr behend damit zugehet. Diese Blut-rothe Foely wird alsdann einige Tage in der Sonne getrucknet / nachdem sie auf gewisse vier-eckichte und gemauerte Plätze/ wie Altär anzusehen/ geleget worden/ da sie ihre Carmosyn-rothe Farbe verlieret/ vor erst dunckel roth/ und zuletzt in denen Säcken hochgelb oder Orangen-farbicht/ wie wir sie gelieffert bekommen/ zu werden pfleget/ die Nüsse aber so mit ihrer harten holtzichten Schale noch umgeben sind/ pflegte man vor diesem auch eine Woche lang auf einen gebretterten Boden/ so von gespaltenem Rohr gemacht / und Patra patren genennet worden/ in der Sonne zu trucknen/ welches man nach der Hand nicht vor gut befunden hat/ indem wann die Nüsse durch der Sonnen Hitze zu bersten anfangen/ und auf diesen Söllern liegen bleiben/ der Nacht-Thau durch die Ritze hinein dringet und sie dadurch sehr leicht verderben. Weßwegen andere besser thun/ welche ihre Nüsse/ so bald die Foely abgenommen ist/ nicht über drey Tage in der Sonnen trucknen und dieselbige des Nachts in die Häuser verbergen/ oder alsobald auf Parra-parien werffen/ in der Sonnen trucknen/ und des Nachts in gewissen Häusern unter dem Dach mit einem untergelegten Rauch-Feuer/ dessen Rauch durch die Nüsse gehen muß/ außtrucknen. Wann sie nun also vier Wochen im Rauch gelegen haben/ nimmt man sie hinweg und schlägt sie mit dicken Stöcken oder rollet einen dicken schweren Stein darüber/ daß die höltzerne Schale in Stücken zerspringe. Wann dann einige Nüsse durch solches Schlagen oder Rollen zerbrechen/ so werden sie durch dieses Schlagen oder Rollen vollends zermalmet/ daß man sie desto leichter von den Guten unterscheiden kan: Wie sich dann auch die Rompen oder Rümpff alsdann erst offenbahren/ welche man zuvor nicht erkennen konte.

Die also schön gemachte Muscatnüsse werden alsdann mit den Händen außgesuchet/ und und in drey Kauffen sortiret/ welches man Garbuleren nennet. Zu dem ersten Kauffen kommen die gröste und schönste Nüsse/ welche man in Europa verführet. Die mittelste Sort von dem zweyten Kauffen bleibt meistentheils hier in Indien. Zu dem dritten Kauffen kommen die obbemeldte Rümpffe/ so gantz unansehnlich/ doch hart/ fett und durabel sind. Die werden meistentheils Oehl darauß zu schlaschlagen gebrauchet/ wenige aber oder gantz keine weggeführet. In etlichen Jahren fallen sie so häuffig/ daß sie die Edle Compagnie vor halb Geld kauffet/ auf grosse Hauffen schüttet und verbrennet; sonsten aber müssen sie die Besitzer selbsten verbrennen und die Speise darbey kochen/ welche ein hell Feuer und grosse Hitz geben.

Die gesäuberte Muscaten-Nüsse muß man gleich zur Wage bringen/ und der Kauffmann/ so dieselbige empfänget/ muß sie nicht über 8. Tage ungekalckt in den Pack-Häusern liegen lassen / sonsten verderben sie sehr gern/ absonderlich wann man sie an feuchte und bedumpfen Oerthern aufhält/ oder auf dem blosen Boden liegen lässet.

Das Kalcken gehet also zu: Man macht auß feinem gesiebtem Kalck ein dickes Kalck-Wasser / dergleichen man zum Weissen gebrauchet/ und zwar in einer grossen Büde oder Trog/ schüttet die Nüsse mit kleinen Körblein 2. oder 3.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0740" n="84"/>
worvon man ein gut Atsiaar machet. Diese Zeit gibt die       beste Nüsse und die dickste Blumen/ weilen die Bäume alsdann nicht so voll Früchten hangen /       auch nicht so viel Regen gibt/ da hergegen im Julio und Augusto sehr ftarcke Regen fallen und       harte Winde wehen/ wordurch dann viele Früchte von den Bäumen abgeschlagen werden und zu frühe       abfallen/ welche doch nichts weniger genaue eingesammlet werden/ und dieses sind diejenige /       so man Rapen nennet. Hiervon ist die Foely, so auch empfangen wird/ etwas schlechter als die       andere. Die Nüsse so etwas kleiner/ hügelicht/ schieff und eingeschrumpffen sind/ heisset       man Rompen oder Rümpffe.</p>
        <p>Die rechte Einerndtung geschiehet also: Wann die Nüsse reiff sind (davon das Zeichen ist /       wann die eusserste Schale ein rothe Coleur, wie ein reiffe Pfirsche bekommet/ und man die       Nüsse hier und dar an den Bäumen borsten siehet) so klättern die Einwohner auf die Bäume und       langen die Nüsse mit langen Häcklein und Herbeyziehung der Aestlein/ von welchen sie solche       abbrechen; welches dann mit wenigerer und geringerer Gefahr geschiehet/ als an den       Nägeln-Bäumen in Amboina, indem der Muscatnüß-Baum viel dickere Aeste hat/ da man besser auf       stehen kan/ auch üderflüssig mit Reißger behangen ist/ so man gemächlich an sich ziehen       kan.</p>
        <p>Die abgebrochene oder abgestossene Muscatnüsse lässet man schlechter dings unter die Bäume       auf die Erde fallen/ welche so weich schön nicht gesammlet werden darff/ als unter dem       Nägel-Baum. Man muß aber einen Krantz von aufgeworffener Erde darum machen/ absonderlich auf       die eine Seite derjenigen Bäumen/ so etwas an dem hangenden Gebürg stehen/ damit die Nüsse       nicht zu weit herunter lauffen. Solche abgemachte Nüsse nun werden alsobald von den Sclaven mit       einem Messer geöffnet/ und von der eussersten Schelffe befreyet/ welche sie im Wald auf       gantzen Hauffen liegen und verfaulen lassen; allwo sich neue und die unerfahrne/ so die reiffe       Nüsse von den unreiffen noch nicht unterscheiden können/ in dem Oeffnen der Nüssen sehr       verletzen können/ wann sie das Messer durch die unreiffe Nüsse/ welche sie vor eine Reiffe       ansehen/ in die eigene Hände schlagen. Die also gesäuberte Nüsse bringen sie nach Hauß und       klauben mit einem Messerlein so balden auch die Foely davon ab/ welche sie gantz lassen müssen      / so fern es möglich ist. Zu diesem Werck sind die Sclaven also abgerichtet/ daß es sehr       behend damit zugehet. Diese Blut-rothe Foely wird alsdann einige Tage in der Sonne getrucknet /       nachdem sie auf gewisse vier-eckichte und gemauerte Plätze/ wie Altär anzusehen/ geleget       worden/ da sie ihre Carmosyn-rothe Farbe verlieret/ vor erst dunckel roth/ und zuletzt in       denen Säcken hochgelb oder Orangen-farbicht/ wie wir sie gelieffert bekommen/ zu werden       pfleget/ die Nüsse aber so mit ihrer harten holtzichten Schale noch umgeben sind/ pflegte man       vor diesem auch eine Woche lang auf einen gebretterten Boden/ so von gespaltenem Rohr gemacht      / und Patra patren genennet worden/ in der Sonne zu trucknen/ welches man nach der Hand nicht       vor gut befunden hat/ indem wann die Nüsse durch der Sonnen Hitze zu bersten anfangen/ und       auf diesen Söllern liegen bleiben/ der Nacht-Thau durch die Ritze hinein dringet und sie       dadurch sehr leicht verderben. Weßwegen andere besser thun/ welche ihre Nüsse/ so bald die       Foely abgenommen ist/ nicht über drey Tage in der Sonnen trucknen und dieselbige des Nachts in       die Häuser verbergen/ oder alsobald auf Parra-parien werffen/ in der Sonnen trucknen/ und       des Nachts in gewissen Häusern unter dem Dach mit einem untergelegten Rauch-Feuer/ dessen       Rauch durch die Nüsse gehen muß/ außtrucknen. Wann sie nun also vier Wochen im Rauch gelegen       haben/ nimmt man sie hinweg und schlägt sie mit dicken Stöcken oder rollet einen dicken       schweren Stein darüber/ daß die höltzerne Schale in Stücken zerspringe. Wann dann einige Nüsse       durch solches Schlagen oder Rollen zerbrechen/ so werden sie durch dieses Schlagen oder Rollen       vollends zermalmet/ daß man sie desto leichter von den Guten unterscheiden kan: Wie sich dann       auch die Rompen oder Rümpff alsdann erst offenbahren/ welche man zuvor nicht erkennen       konte.</p>
        <p>Die also schön gemachte Muscatnüsse werden alsdann mit den Händen außgesuchet/ und und in       drey Kauffen sortiret/ welches man Garbuleren nennet. Zu dem ersten Kauffen kommen die gröste       und schönste Nüsse/ welche man in Europa verführet. Die mittelste Sort von dem zweyten Kauffen       bleibt meistentheils hier in Indien. Zu dem dritten Kauffen kommen die obbemeldte Rümpffe/ so       gantz unansehnlich/ doch hart/ fett und durabel sind. Die werden meistentheils Oehl darauß zu       schlaschlagen gebrauchet/ wenige aber oder gantz keine weggeführet. In etlichen Jahren fallen       sie so häuffig/ daß sie die Edle Compagnie vor halb Geld kauffet/ auf grosse Hauffen schüttet       und verbrennet; sonsten aber müssen sie die Besitzer selbsten verbrennen und die Speise darbey       kochen/ welche ein hell Feuer und grosse Hitz geben.</p>
        <p>Die gesäuberte Muscaten-Nüsse muß man gleich zur Wage bringen/ und der Kauffmann/ so       dieselbige empfänget/ muß sie nicht über 8. Tage ungekalckt in den Pack-Häusern liegen lassen      / sonsten verderben sie sehr gern/ absonderlich wann man sie an feuchte und bedumpfen Oerthern       aufhält/ oder auf dem blosen Boden liegen lässet.</p>
        <p>Das Kalcken gehet also zu: Man macht auß feinem gesiebtem Kalck ein dickes Kalck-Wasser /       dergleichen man zum Weissen gebrauchet/ und zwar in einer grossen Büde oder Trog/ schüttet       die Nüsse mit kleinen Körblein 2. oder 3.
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[84/0740] worvon man ein gut Atsiaar machet. Diese Zeit gibt die beste Nüsse und die dickste Blumen/ weilen die Bäume alsdann nicht so voll Früchten hangen / auch nicht so viel Regen gibt/ da hergegen im Julio und Augusto sehr ftarcke Regen fallen und harte Winde wehen/ wordurch dann viele Früchte von den Bäumen abgeschlagen werden und zu frühe abfallen/ welche doch nichts weniger genaue eingesammlet werden/ und dieses sind diejenige / so man Rapen nennet. Hiervon ist die Foely, so auch empfangen wird/ etwas schlechter als die andere. Die Nüsse so etwas kleiner/ hügelicht/ schieff und eingeschrumpffen sind/ heisset man Rompen oder Rümpffe. Die rechte Einerndtung geschiehet also: Wann die Nüsse reiff sind (davon das Zeichen ist / wann die eusserste Schale ein rothe Coleur, wie ein reiffe Pfirsche bekommet/ und man die Nüsse hier und dar an den Bäumen borsten siehet) so klättern die Einwohner auf die Bäume und langen die Nüsse mit langen Häcklein und Herbeyziehung der Aestlein/ von welchen sie solche abbrechen; welches dann mit wenigerer und geringerer Gefahr geschiehet/ als an den Nägeln-Bäumen in Amboina, indem der Muscatnüß-Baum viel dickere Aeste hat/ da man besser auf stehen kan/ auch üderflüssig mit Reißger behangen ist/ so man gemächlich an sich ziehen kan. Die abgebrochene oder abgestossene Muscatnüsse lässet man schlechter dings unter die Bäume auf die Erde fallen/ welche so weich schön nicht gesammlet werden darff/ als unter dem Nägel-Baum. Man muß aber einen Krantz von aufgeworffener Erde darum machen/ absonderlich auf die eine Seite derjenigen Bäumen/ so etwas an dem hangenden Gebürg stehen/ damit die Nüsse nicht zu weit herunter lauffen. Solche abgemachte Nüsse nun werden alsobald von den Sclaven mit einem Messer geöffnet/ und von der eussersten Schelffe befreyet/ welche sie im Wald auf gantzen Hauffen liegen und verfaulen lassen; allwo sich neue und die unerfahrne/ so die reiffe Nüsse von den unreiffen noch nicht unterscheiden können/ in dem Oeffnen der Nüssen sehr verletzen können/ wann sie das Messer durch die unreiffe Nüsse/ welche sie vor eine Reiffe ansehen/ in die eigene Hände schlagen. Die also gesäuberte Nüsse bringen sie nach Hauß und klauben mit einem Messerlein so balden auch die Foely davon ab/ welche sie gantz lassen müssen / so fern es möglich ist. Zu diesem Werck sind die Sclaven also abgerichtet/ daß es sehr behend damit zugehet. Diese Blut-rothe Foely wird alsdann einige Tage in der Sonne getrucknet / nachdem sie auf gewisse vier-eckichte und gemauerte Plätze/ wie Altär anzusehen/ geleget worden/ da sie ihre Carmosyn-rothe Farbe verlieret/ vor erst dunckel roth/ und zuletzt in denen Säcken hochgelb oder Orangen-farbicht/ wie wir sie gelieffert bekommen/ zu werden pfleget/ die Nüsse aber so mit ihrer harten holtzichten Schale noch umgeben sind/ pflegte man vor diesem auch eine Woche lang auf einen gebretterten Boden/ so von gespaltenem Rohr gemacht / und Patra patren genennet worden/ in der Sonne zu trucknen/ welches man nach der Hand nicht vor gut befunden hat/ indem wann die Nüsse durch der Sonnen Hitze zu bersten anfangen/ und auf diesen Söllern liegen bleiben/ der Nacht-Thau durch die Ritze hinein dringet und sie dadurch sehr leicht verderben. Weßwegen andere besser thun/ welche ihre Nüsse/ so bald die Foely abgenommen ist/ nicht über drey Tage in der Sonnen trucknen und dieselbige des Nachts in die Häuser verbergen/ oder alsobald auf Parra-parien werffen/ in der Sonnen trucknen/ und des Nachts in gewissen Häusern unter dem Dach mit einem untergelegten Rauch-Feuer/ dessen Rauch durch die Nüsse gehen muß/ außtrucknen. Wann sie nun also vier Wochen im Rauch gelegen haben/ nimmt man sie hinweg und schlägt sie mit dicken Stöcken oder rollet einen dicken schweren Stein darüber/ daß die höltzerne Schale in Stücken zerspringe. Wann dann einige Nüsse durch solches Schlagen oder Rollen zerbrechen/ so werden sie durch dieses Schlagen oder Rollen vollends zermalmet/ daß man sie desto leichter von den Guten unterscheiden kan: Wie sich dann auch die Rompen oder Rümpff alsdann erst offenbahren/ welche man zuvor nicht erkennen konte. Die also schön gemachte Muscatnüsse werden alsdann mit den Händen außgesuchet/ und und in drey Kauffen sortiret/ welches man Garbuleren nennet. Zu dem ersten Kauffen kommen die gröste und schönste Nüsse/ welche man in Europa verführet. Die mittelste Sort von dem zweyten Kauffen bleibt meistentheils hier in Indien. Zu dem dritten Kauffen kommen die obbemeldte Rümpffe/ so gantz unansehnlich/ doch hart/ fett und durabel sind. Die werden meistentheils Oehl darauß zu schlaschlagen gebrauchet/ wenige aber oder gantz keine weggeführet. In etlichen Jahren fallen sie so häuffig/ daß sie die Edle Compagnie vor halb Geld kauffet/ auf grosse Hauffen schüttet und verbrennet; sonsten aber müssen sie die Besitzer selbsten verbrennen und die Speise darbey kochen/ welche ein hell Feuer und grosse Hitz geben. Die gesäuberte Muscaten-Nüsse muß man gleich zur Wage bringen/ und der Kauffmann/ so dieselbige empfänget/ muß sie nicht über 8. Tage ungekalckt in den Pack-Häusern liegen lassen / sonsten verderben sie sehr gern/ absonderlich wann man sie an feuchte und bedumpfen Oerthern aufhält/ oder auf dem blosen Boden liegen lässet. Das Kalcken gehet also zu: Man macht auß feinem gesiebtem Kalck ein dickes Kalck-Wasser / dergleichen man zum Weissen gebrauchet/ und zwar in einer grossen Büde oder Trog/ schüttet die Nüsse mit kleinen Körblein 2. oder 3.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/740
Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/740>, abgerufen am 03.07.2024.