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Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

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gemeiniglich in solcher Dicke/ als er auffschiessen will/ welches er geschwind thut/ gleich als ob er das vorige Versaumnüß einbringen wolte: Da er zugleich die vorige Zweige nach und nach abwirffet/ wodurch im obersten Theil des Stamms einige Trappen formiret werden.

Dieser Stamm ist gemeiniglich 25. biß 30. Schuh hoch/ und so dick/ daß ihn ein Mann schwerlich umbfassen kan: Die Rinde ist außwendig glätter als am Calappus-Baum/ und nicht so in Glieder zertheilet. Wann der Stanun über zwey Manns-Länge gewachsen ist/ hat er keine Dorne mehr/ ausser an der obersten Ründe/ umb den Ursprung der Aesten/ welche mit der Zeit auch abfallen. So haben auch die Aeste/ welche auß dem völlig. wachsenden Baum hervor schiessen / keine Dörner mehr/ sondern nur an ihrem untersten Theil einige Merckmahlen oder Vestigia von dornichten Reyen/ und wann dieselbe alt werden/ bekommen sie von aussen eine licht-braune Farbe/ so wegen ihrer Glattigkeit gläntzet: Inwendig aber sind sie durchgehends mit einer truckenen/ leichten und schwammichten Substantz angefüllet. Der Stamm / so lang er noch in dem Wachsen ist/ hat rund umb die Wurtzel noch viele dornichte Reiser / welche denselben also umbringen/ daß man nirgends unbeschädiget darbey kommen kan/ und solches so lang/ biß der Stamm so hoch und hart worden ist/ daß er keinen Schaden mehr von den wilden Schweinen nehmen kan/ welche diesen Baum sonsten gäntzlich zermalmen und verderben solten/ damit sie des innern Marcks habhafft werde möchten/ wann er nicht also mit den äussersten Dornen verwahret wäre. Daher kömmt es nun/ daß die Wälder sehr übel und mit groser Sorgtalt durchkrochen werden können/ in dem diese lange Dörner sehr leichtlich jemand in die Füsse stechen und abbrechen/ welche Stücker nachmahln mit gressem Schmertzeu außschwären müssen; Doch sind der Indianer harte Häute schon dargegen verwahret. Das äusserste Holtz oder Rinde vielmehr/ ist nur zwey Finger dick/ weder zu hart noch zu braun / als an dem Sagueers-Baum/ sondern weiß und meistens auß groben Faselen gemachet/ deren fördere Höhl inwendig gantz mit einem weissen/ feuchten und schwammichten Marck angefüllet ist/ welches der Allweise Schöpffer diesen Einwohnern an statt des Reiß oder anderer Korn-Früchten/ da man Brod auß bäckt/ gegeben hat/ wie drunten soll gemeldet werden.

So lang als dieser Baum im Wachsen ist/ trägt er keine Frucht/ welche erst an Tag kommt/ wann er vollkommen und alt worden ist. Unterdessen warten die Einwohner so lang nicht/ weilen der Baum/ wann er Früchte träget/ seine beste Eigenschafft/ nemlich die Bequemlichkeit Mehl davon zu machen/ verlieret/ dieweil das innerste Marck alsdann meistens in grobe Zaseren verändert ist. Wann er dann vollkommen alt geworden ist/ so siehet man oben an den grünen Aesten/ recht in der Mitten am allerersten einen dick[unleserliches Material]n Stiel oder Horn/ bey nah als ein Zapffen an den andern Palmen/ aber doch länger/ hervor kommen/ welches sich in 8. biß. 10. Neben-Zweigen/ und diese wieder in Zwerch-Aeste vertheilen. Jeder von den grösten Aesten gleichet einem Spitz-Horn/ und die gantze Cron siehet wie ein grosser Corallen. Stein / da man Kalck von brennet/ oder wie eine grosse Lampe mit vielen Pfeiffen.

An den vorbemeldten Stielen sitzen die Früchte dieses Baums/ welches artliche geschupte Knöpff sind/ und wie die Röttang-Früchte sehen/ in der Grösse eines mittelmässigen Eyes / doch an beyden Enden eingedruckt/ und so glatt gläntzend wie Helffenbein/ an der Farb bleich-gelb und licht-braun/ deren äusserste Schale auß eintzeln und gleichsam gewürffelren Schuppen/ so doch nicht voneinander stehen/ sondern alle aneinander hangen/ und eine Schale außmachen/ bestehet/ welche leicht in Stücken zu drucken ist. Die Würffel stehen in schöuer Ordnung/ und gleichsam creutz-weiß durcheinander. In dieser Schale liegt der runde Kern/ als eine Büchsen-Kugel/ so in den halb-reiffen Früchten weich ist/ und zur Noth rohe kan gegessen werden/ wiewohl er einen sehr zusammen ziehenden Geschmack hat. Wann aber die Frucht reiff ist / so wird er gautz schwartz/ und so hart/ daß man ihn nicht beissen kan/ wiewohlen er in der Erden wurtzelt und keimt/ wann er abfällt/ welches doch langsam geschicht/ w[unleserliches Material]ilen die wilde Ferckel/ ehe er wurtzeln kan/ damit durchgehen.

Die Wurtzel aber bestehet auß dünnen Zasern/ wie an dem Calappüs Baum/ doch etwas dicker / welche unter der Erde kriechende hier uud dar neue Pflantzen her vor bringen.

Dieser Sagu-Baum (welcher in diesen Oosterischen Landen gemeiniglich Sagu, in Ternatu Hudo, in Amboina Lappia, und das Brod/ so davon gemacht wird/ Sagu-marucca, das Mehl aber Sagu-manta geheissen[unleserliches Material] wird) ist in allen Moluccischen Insulen/ auff Celebes, Java und Borneo biß noch Zahor zu finden/ wird aber nicht überall umb Brod davon zu machen/ gebrauchet/ es seye gleich/ daß sie die Wissenschafft davon nicht haben/ oder daß ihnen dasselbe nicht von[unleserliches Material]öthen ist. Die gröste Menge fället auff der Insul Coram, da man gantze Wälder und grosse Mildnüssen von diesen Bäumen findet/ w[unleserliches Material]v[unleserliches Material]n jährlich eine grosse Quantität Sagu-Brod in andere Quartieren geführet wird.

gemeiniglich in solcher Dicke/ als er auffschiessen will/ welches er geschwind thut/ gleich als ob er das vorige Versaumnüß einbringen wolte: Da er zugleich die vorige Zweige nach und nach abwirffet/ wodurch im obersten Theil des Stamms einige Trappen formiret werden.

Dieser Stamm ist gemeiniglich 25. biß 30. Schuh hoch/ und so dick/ daß ihn ein Mann schwerlich umbfassen kan: Die Rinde ist außwendig glätter als am Calappus-Baum/ und nicht so in Glieder zertheilet. Wann der Stanun über zwey Manns-Länge gewachsen ist/ hat er keine Dorne mehr/ ausser an der obersten Ründe/ umb den Ursprung der Aesten/ welche mit der Zeit auch abfallen. So haben auch die Aeste/ welche auß dem völlig. wachsenden Baum hervor schiessen / keine Dörner mehr/ sondern nur an ihrem untersten Theil einige Merckmahlen oder Vestigia von dornichten Reyen/ und wann dieselbe alt werden/ bekom̃en sie von aussen eine licht-braune Farbe/ so wegen ihrer Glattigkeit gläntzet: Inwendig aber sind sie durchgehends mit einer truckenen/ leichten und schwam̃ichten Substantz angefüllet. Der Stam̃ / so lang er noch in dem Wachsen ist/ hat rund umb die Wurtzel noch viele dornichte Reiser / welche denselben also umbringen/ daß man nirgends unbeschädiget darbey kommen kan/ und solches so lang/ biß der Stam̃ so hoch und hart worden ist/ daß er keinen Schaden mehr von den wilden Schweinen nehmen kan/ welche diesen Baum sonsten gäntzlich zermalmen und verderben solten/ damit sie des iñern Marcks habhafft werdë möchten/ wann er nicht also mit den äussersten Dornen verwahret wäre. Daher köm̃t es nun/ daß die Wälder sehr übel und mit groser Sorgtalt durchkrochen werden können/ in dem diese lange Dörner sehr leichtlich jemand in die Füsse stechen und abbrechen/ welche Stücker nachmahln mit gressem Schmertzeu außschwären müssen; Doch sind der Indianer harte Häute schon dargegen verwahret. Das äusserste Holtz oder Rinde vielmehr/ ist nur zwey Finger dick/ weder zu hart noch zu braun / als an dem Sagueers-Baum/ sondern weiß und meistens auß groben Faselen gemachet/ deren fördere Höhl inwendig gantz mit einem weissen/ feuchten und schwam̃ichten Marck angefüllet ist/ welches der Allweise Schöpffer diesen Einwohnern an statt des Reiß oder anderer Korn-Früchten/ da man Brod auß bäckt/ gegeben hat/ wie drunten soll gemeldet werden.

So lang als dieser Baum im Wachsen ist/ trägt er keine Frucht/ welche erst an Tag kom̃t/ wann er vollkommen und alt worden ist. Unterdessen warten die Einwohner so lang nicht/ weilen der Baum/ wann er Früchte träget/ seine beste Eigenschafft/ nemlich die Bequemlichkeit Mehl davon zu machen/ verlieret/ dieweil das innerste Marck alsdann meistens in grobe Zaseren verändert ist. Wann er dann vollkommen alt geworden ist/ so siehet man oben an den grünen Aesten/ recht in der Mitten am allerersten einen dick[unleserliches Material]n Stiel oder Horn/ bey nah als ein Zapffen an den andern Palmen/ aber doch länger/ hervor kommen/ welches sich in 8. biß. 10. Neben-Zweigen/ und diese wieder in Zwerch-Aeste vertheilen. Jeder von den grösten Aesten gleichet einem Spitz-Horn/ und die gantze Cron siehet wie ein grosser Corallen. Stein / da man Kalck von brennet/ oder wie eine grosse Lampe mit vielen Pfeiffen.

An den vorbemeldten Stielen sitzen die Früchte dieses Baums/ welches artliche geschupte Knöpff sind/ und wie die Röttang-Früchte sehen/ in der Grösse eines mittelmässigen Eyes / doch an beyden Enden eingedruckt/ und so glatt gläntzend wie Helffenbein/ an der Farb bleich-gelb und licht-braun/ deren äusserste Schale auß eintzeln und gleichsam gewürffelren Schuppen/ so doch nicht voneinander stehen/ sondern alle aneinander hangen/ und eine Schale außmachen/ bestehet/ welche leicht in Stücken zu drucken ist. Die Würffel stehen in schöuer Ordnung/ und gleichsam creutz-weiß durcheinander. In dieser Schale liegt der runde Kern/ als eine Büchsen-Kugel/ so in den halb-reiffen Früchten weich ist/ und zur Noth rohe kan gegessen werden/ wiewohl er einen sehr zusammen ziehenden Geschmack hat. Wann aber die Frucht reiff ist / so wird er gautz schwartz/ und so hart/ daß man ihn nicht beissen kan/ wiewohlen er in der Erden wurtzelt und keimt/ wann er abfällt/ welches doch langsam geschicht/ w[unleserliches Material]ilen die wilde Ferckel/ ehe er wurtzeln kan/ damit durchgehen.

Die Wurtzel aber bestehet auß dünnen Zasern/ wie an dem Calappüs Baum/ doch etwas dicker / welche unter der Erde kriechende hier uud dar neue Pflantzen her vor bringen.

Dieser Sagu-Baum (welcher in diesen Oosterischen Landen gemeiniglich Sagu, in Ternatu Hudo, in Amboina Lappia, und das Brod/ so davon gemacht wird/ Sagu-marucca, das Mehl aber Sagu-manta geheissen[unleserliches Material] wird) ist in allen Moluccischen Insulen/ auff Celebes, Java und Borneo biß noch Zahor zu finden/ wird aber nicht überall umb Brod davon zu machen/ gebrauchet/ es seye gleich/ daß sie die Wissenschafft davon nicht haben/ oder daß ihnen dasselbe nicht von[unleserliches Material]öthen ist. Die gröste Menge fället auff der Insul Coram, da man gantze Wälder und grosse Mildnüssen von diesen Bäumen findet/ w[unleserliches Material]v[unleserliches Material]n jährlich eine grosse Quantität Sagu-Brod in andere Quartieren geführet wird.

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gemeiniglich in solcher Dicke/ als er       auffschiessen will/ welches er geschwind thut/ gleich als ob er das vorige Versaumnüß       einbringen wolte: Da er zugleich die vorige Zweige nach und nach abwirffet/ wodurch im       obersten Theil des Stamms einige Trappen formiret werden.</p>
        <p>Dieser Stamm ist gemeiniglich 25. biß 30. Schuh hoch/ und so dick/ daß ihn ein Mann       schwerlich umbfassen kan: Die Rinde ist außwendig glätter als am Calappus-Baum/ und nicht so       in Glieder zertheilet. Wann der Stanun über zwey Manns-Länge gewachsen ist/ hat er keine Dorne       mehr/ ausser an der obersten Ründe/ umb den Ursprung der Aesten/ welche mit der Zeit auch       abfallen. So haben auch die Aeste/ welche auß dem völlig. wachsenden Baum hervor schiessen /       keine Dörner mehr/ sondern nur an ihrem untersten Theil einige Merckmahlen oder Vestigia von       dornichten Reyen/ und wann dieselbe alt werden/ bekom&#x0303;en sie von aussen eine       licht-braune Farbe/ so wegen ihrer Glattigkeit gläntzet: Inwendig aber sind sie durchgehends       mit einer truckenen/ leichten und schwam&#x0303;ichten Substantz angefüllet. Der Stam&#x0303;      / so lang er noch in dem Wachsen ist/ hat rund umb die Wurtzel noch viele dornichte Reiser /       welche denselben also umbringen/ daß man nirgends unbeschädiget darbey kommen kan/ und       solches so lang/ biß der Stam&#x0303; so hoch und hart worden ist/ daß er keinen Schaden mehr       von den wilden Schweinen nehmen kan/ welche diesen Baum sonsten gäntzlich zermalmen und       verderben solten/ damit sie des in&#x0303;ern Marcks habhafft werdë möchten/ wann er nicht       also mit den äussersten Dornen verwahret wäre. Daher köm&#x0303;t es nun/ daß die Wälder sehr       übel und mit groser Sorgtalt durchkrochen werden können/ in dem diese lange Dörner sehr       leichtlich jemand in die Füsse stechen und abbrechen/ welche Stücker nachmahln mit gressem       Schmertzeu außschwären müssen; Doch sind der Indianer harte Häute schon dargegen verwahret. Das       äusserste Holtz oder Rinde vielmehr/ ist nur zwey Finger dick/ weder zu hart noch zu braun /       als an dem Sagueers-Baum/ sondern weiß und meistens auß groben Faselen gemachet/ deren       fördere Höhl inwendig gantz mit einem weissen/ feuchten und schwam&#x0303;ichten Marck       angefüllet ist/ welches der Allweise Schöpffer diesen Einwohnern an statt des Reiß oder       anderer Korn-Früchten/ da man Brod auß bäckt/ gegeben hat/ wie drunten soll gemeldet       werden.</p>
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        <p>An den vorbemeldten Stielen sitzen die Früchte dieses Baums/ welches artliche geschupte       Knöpff sind/ und wie die Röttang-Früchte sehen/ in der Grösse eines mittelmässigen Eyes /       doch an beyden Enden eingedruckt/ und so glatt gläntzend wie Helffenbein/ an der Farb       bleich-gelb und licht-braun/ deren äusserste Schale auß eintzeln und gleichsam gewürffelren       Schuppen/ so doch nicht voneinander stehen/ sondern alle aneinander hangen/ und eine Schale       außmachen/ bestehet/ welche leicht in Stücken zu drucken ist. Die Würffel stehen in schöuer       Ordnung/ und gleichsam creutz-weiß durcheinander. In dieser Schale liegt der runde Kern/ als       eine Büchsen-Kugel/ so in den halb-reiffen Früchten weich ist/ und zur Noth rohe kan gegessen       werden/ wiewohl er einen sehr zusammen ziehenden Geschmack hat. Wann aber die Frucht reiff ist      / so wird er gautz schwartz/ und so hart/ daß man ihn nicht beissen kan/ wiewohlen er in der       Erden wurtzelt und keimt/ wann er abfällt/ welches doch langsam geschicht/ w<gap reason="illegible"/>ilen die       wilde Ferckel/ ehe er wurtzeln kan/ damit durchgehen.</p>
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[63/0719] gemeiniglich in solcher Dicke/ als er auffschiessen will/ welches er geschwind thut/ gleich als ob er das vorige Versaumnüß einbringen wolte: Da er zugleich die vorige Zweige nach und nach abwirffet/ wodurch im obersten Theil des Stamms einige Trappen formiret werden. Dieser Stamm ist gemeiniglich 25. biß 30. Schuh hoch/ und so dick/ daß ihn ein Mann schwerlich umbfassen kan: Die Rinde ist außwendig glätter als am Calappus-Baum/ und nicht so in Glieder zertheilet. Wann der Stanun über zwey Manns-Länge gewachsen ist/ hat er keine Dorne mehr/ ausser an der obersten Ründe/ umb den Ursprung der Aesten/ welche mit der Zeit auch abfallen. So haben auch die Aeste/ welche auß dem völlig. wachsenden Baum hervor schiessen / keine Dörner mehr/ sondern nur an ihrem untersten Theil einige Merckmahlen oder Vestigia von dornichten Reyen/ und wann dieselbe alt werden/ bekom̃en sie von aussen eine licht-braune Farbe/ so wegen ihrer Glattigkeit gläntzet: Inwendig aber sind sie durchgehends mit einer truckenen/ leichten und schwam̃ichten Substantz angefüllet. Der Stam̃ / so lang er noch in dem Wachsen ist/ hat rund umb die Wurtzel noch viele dornichte Reiser / welche denselben also umbringen/ daß man nirgends unbeschädiget darbey kommen kan/ und solches so lang/ biß der Stam̃ so hoch und hart worden ist/ daß er keinen Schaden mehr von den wilden Schweinen nehmen kan/ welche diesen Baum sonsten gäntzlich zermalmen und verderben solten/ damit sie des iñern Marcks habhafft werdë möchten/ wann er nicht also mit den äussersten Dornen verwahret wäre. Daher köm̃t es nun/ daß die Wälder sehr übel und mit groser Sorgtalt durchkrochen werden können/ in dem diese lange Dörner sehr leichtlich jemand in die Füsse stechen und abbrechen/ welche Stücker nachmahln mit gressem Schmertzeu außschwären müssen; Doch sind der Indianer harte Häute schon dargegen verwahret. Das äusserste Holtz oder Rinde vielmehr/ ist nur zwey Finger dick/ weder zu hart noch zu braun / als an dem Sagueers-Baum/ sondern weiß und meistens auß groben Faselen gemachet/ deren fördere Höhl inwendig gantz mit einem weissen/ feuchten und schwam̃ichten Marck angefüllet ist/ welches der Allweise Schöpffer diesen Einwohnern an statt des Reiß oder anderer Korn-Früchten/ da man Brod auß bäckt/ gegeben hat/ wie drunten soll gemeldet werden. So lang als dieser Baum im Wachsen ist/ trägt er keine Frucht/ welche erst an Tag kom̃t/ wann er vollkommen und alt worden ist. Unterdessen warten die Einwohner so lang nicht/ weilen der Baum/ wann er Früchte träget/ seine beste Eigenschafft/ nemlich die Bequemlichkeit Mehl davon zu machen/ verlieret/ dieweil das innerste Marck alsdann meistens in grobe Zaseren verändert ist. Wann er dann vollkommen alt geworden ist/ so siehet man oben an den grünen Aesten/ recht in der Mitten am allerersten einen dick_ n Stiel oder Horn/ bey nah als ein Zapffen an den andern Palmen/ aber doch länger/ hervor kommen/ welches sich in 8. biß. 10. Neben-Zweigen/ und diese wieder in Zwerch-Aeste vertheilen. Jeder von den grösten Aesten gleichet einem Spitz-Horn/ und die gantze Cron siehet wie ein grosser Corallen. Stein / da man Kalck von brennet/ oder wie eine grosse Lampe mit vielen Pfeiffen. An den vorbemeldten Stielen sitzen die Früchte dieses Baums/ welches artliche geschupte Knöpff sind/ und wie die Röttang-Früchte sehen/ in der Grösse eines mittelmässigen Eyes / doch an beyden Enden eingedruckt/ und so glatt gläntzend wie Helffenbein/ an der Farb bleich-gelb und licht-braun/ deren äusserste Schale auß eintzeln und gleichsam gewürffelren Schuppen/ so doch nicht voneinander stehen/ sondern alle aneinander hangen/ und eine Schale außmachen/ bestehet/ welche leicht in Stücken zu drucken ist. Die Würffel stehen in schöuer Ordnung/ und gleichsam creutz-weiß durcheinander. In dieser Schale liegt der runde Kern/ als eine Büchsen-Kugel/ so in den halb-reiffen Früchten weich ist/ und zur Noth rohe kan gegessen werden/ wiewohl er einen sehr zusammen ziehenden Geschmack hat. Wann aber die Frucht reiff ist / so wird er gautz schwartz/ und so hart/ daß man ihn nicht beissen kan/ wiewohlen er in der Erden wurtzelt und keimt/ wann er abfällt/ welches doch langsam geschicht/ w_ ilen die wilde Ferckel/ ehe er wurtzeln kan/ damit durchgehen. Die Wurtzel aber bestehet auß dünnen Zasern/ wie an dem Calappüs Baum/ doch etwas dicker / welche unter der Erde kriechende hier uud dar neue Pflantzen her vor bringen. Dieser Sagu-Baum (welcher in diesen Oosterischen Landen gemeiniglich Sagu, in Ternatu Hudo, in Amboina Lappia, und das Brod/ so davon gemacht wird/ Sagu-marucca, das Mehl aber Sagu-manta geheissen_ wird) ist in allen Moluccischen Insulen/ auff Celebes, Java und Borneo biß noch Zahor zu finden/ wird aber nicht überall umb Brod davon zu machen/ gebrauchet/ es seye gleich/ daß sie die Wissenschafft davon nicht haben/ oder daß ihnen dasselbe nicht von_ öthen ist. Die gröste Menge fället auff der Insul Coram, da man gantze Wälder und grosse Mildnüssen von diesen Bäumen findet/ w_ v_ n jährlich eine grosse Quantität Sagu-Brod in andere Quartieren geführet wird.

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Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/719>, abgerufen am 14.06.2024.