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Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

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gesetzt/ so pflegen wir uns alsdann / denen die Natur etwas von Judicio Aurium gegeben/ zum höchsten zu verwundern/ preisen derer Autorem, und weden darob bißweilen fast halbentzückt. Oder auch/ ist eine Music gar zu abscheulich und übel gesetzt/ also/ daß sie vom mittelmaß richtiger Güte und einer ordinarie-erträglichen Zierligkeit gar zu weit hinab/ in 1000. dissonantien sich versteigend / mehr einem Hunde-bällen/ Heulen der Wölffe/ und Katzen Geschrey/ als einer Music zu vergleichen ist: so pfleget in etlichen Fällen nichts desto minder unsere empfindende Seel einigerley Vergnügligkeit/ auch aus dergleichen monströsen Music zu haben; zum Exempel/ in diesem Fall: Es ist jährlich bißhero ein- oder zweymahl nach Kiel kommen ein blinder Bettelmann / welcher sich leiten lassende von seinem vorangeheuden/ und an ein mässig Band gebundenen Hunde/ der des Bettlers Weibe von einer Strassen zur andern folgt/ mit den Händen ein Lied auf der Violin/ wiewol nur langsam/ und mit vorsetzlich falschen (von mir deßfals- genung- abge- merckten) Griffen spielet; mit dem Mund aber ein Teutsch Lied/ von Versen zu Versen / darein singt/ dessen Harmonie/ mit der Phantasie auf der Violin/ gantz und gar keine Gemeinschafft nicht hat. Solche so-harte Dissonantien thun musicalschen Ohren un Anfang etwas meh: welcher Schmertz aber so fort darauff in ein Lachen verkehret wird/ in Betrachtung/ daß der lose Hudler/ als ob er nicht besser geigen könte/ diese verdrüßliche Unordnungen des Klanges/ welcher zu gleich vonder Violin/ und aus seinem Mumde geth/ dermassen beständig und ordentlich weiß zu halten/ daß auch dem besten Künstler schwer fallen solte/ ohne vorherigen vielen Versuch/ es nach zuthun; ja eben so schwer/ als einem ist/ beyde Armen zugleich in unverrückter Geschwindigkeit/ rund herum in der Lufft zubewegen/ doch so daß sie nicht beyde zusammen einerley Weg/ sondern die Rotation des einen Armes von dem Leibe ab/ und die andere dem Leibe zu hielte.

§. 6. Und wäre gar leicht/ das jenige/ was bißanhero von Opjectis des Gesichts und des Gehöres gedacht/ auch von den übrigen 3. Aeusserlichen Sinnen/ zu erweisen/ wie nehinlich alles das/ was denenselben monströs/ ungewöhnlich und seltzam ist/ nicht eben nothwendig umb solcher insolentien willen müsse getadelt werden; ja viel mehr/ je weiter und mehr es von gehöriger mediocrität abgehet, je höher verwundern wir uns darob. Welches wir dann im übrigen auch in Moralibus zu lernen haben/ zum Exempel an König Salomon/ und au dem Marcolfus/ oder einem andern Narren. Je von ungemeiner Weißheit jener war/ je ein größeres Wunder der Welt war er auch: und je possirlicher sich ein Narr anstellet/ je mehr und hefftiger pflegen fürnehmer Regenten Höfe/ über solche Moral-Monstra, oder abentheurliche Jecken/ sich zu ergetzen.

§. 7. Ferner (3.) auf unsern vorigen Zweck allermeist/ von Natural-Monstris, und seltzam-gebildeten Abendtheuren/ und das solche/ der Naturalien-Kammer gar wol werth seyn / wieder zu kommen; so lehret die Erfahrung/ daß gleichwol viel der jenigen Cörper/ und benahmendlich zwar die/ so etwa wegenungemeiner Grösse/ im Geschlecht der Menschen/ der anderen Thiere/ oder der Erd- gewächse/ eine Verwunderung erwecken/ nicht eben so fort für Monstra und Scheusale der Welt zu halten seyn; als da bißweilen sind grosse ungeheure Rettig / Melonen/ hoch- und gefüllte Bluhmen/ oder 2. 3. und mehr Bluhinen an einem Stiel/ die ordinarie sonst nur einzel blühen; Dick- und Breite/ von 6. 7. oder mehren Stengeln zusammen-gewachsene Stengel der Coron-imperial, oder Kayser-Krohne; etlich 20. biß 30. aus einem eintzigen Gersten-Korn gewachsene Halmen; und dergleichen: inmassen den meisten / diesem Thun ein wenig- nachdenckenden/ unlaugbar ist/ und unschwer seyn kan/ Sie zu bereden / daß solche Extravagantien der Natur/ vermuthlich mehr werden de[unleserliches Material] Lüsternheit derselben / einem Wachsthums-überfluß/ und plus quam perfection, als einer verhaßt- und verächtlichen Unvoll- kommenheit/ seyn bey zumessen.

§. 8. Und (4.) endlich/ gleich wie ein gerin- geres Purpur-Tuch nebenst einem besten gethan / wegen dieser seiner Opposition außdrücklich und so viel mehr die Gütte des besseren vorstellet: oder gleich wie eine schöne Jungfrau den Ruhm preiß-würdiger Schönheit für sich zwar gnung verdienen kan: fals Sie sich aber mit andern gesellt/ die zwar nicht gantz heßlich / denen doch die Natur so hohen Grad annehmlicher Gestalt nit gegeben/ dem Urtheil der Menschen so viel durchdringender/ liebreich oderauch majestätischer/ gleichsam als ein andere Venus und Juno, durch die Augen ins Herß leuchtet: also ist/ dünckt mir/ Sonnenklar und am Tage/ daß solcher gestalt auch/ wokö stliche Raritäten[unleserliches Material]in Fürstl oderandern Kunst- und Naturalie-Kammern seyn/ dero perfection und Zierde so viel deutlicher sich äussert / und philosophischen Gemüthern ein so tief-sinnigers Nachdencken erweckt/ so fern alle oder die meisten Stücke/ die etwa in einem schönen/ licht- und gesimden Logiment/ sauber und ordentlich aufgesetzt/ da und dort mit darzwischen-fügung oder auch opposition unterschiedener / zu ihren Geschlechtern gehörigen/ monströser Gestalten ander Cörper/ in originali, oder Copey/ so viel mehr illustrit, und beyderseits mit einander/ vergesellschafftet werden.

§. 9. Die Krafft itzt-an geregter opposition, ausser dem/ was kurtz nur vom Purpur/

gesetzt/ so pflegen wir uns alsdann / denen die Natur etwas von Judicio Aurium gegeben/ zum höchsten zu verwundern/ preisen derer Autorem, und weden darob bißweilen fast halbentzückt. Oder auch/ ist eine Music gar zu abscheulich und übel gesetzt/ also/ daß sie vom mittelmaß richtiger Güte und einer ordinarie-erträglichen Zierligkeit gar zu weit hinab/ in 1000. dissonantien sich versteigend / mehr einem Hunde-bällen/ Heulen der Wölffe/ und Katzen Geschrey/ als einer Music zu vergleichen ist: so pfleget in etlichen Fällen nichts desto minder unsere empfindende Seel einigerley Vergnügligkeit/ auch aus dergleichen monströsen Music zu haben; zum Exempel/ in diesem Fall: Es ist jährlich bißhero ein- oder zweymahl nach Kiel kommen ein blinder Bettelmann / welcher sich leiten lassende von seinem vorangeheuden/ und an ein mässig Band gebundenen Hunde/ der des Bettlers Weibe von einer Strassen zur andern folgt/ mit den Händen ein Lied auf der Violin/ wiewol nur langsam/ und mit vorsetzlich falschen (von mir deßfals- genung- abge- merckten) Griffen spielet; mit dem Mund aber ein Teutsch Lied/ von Versen zu Versen / darein singt/ dessen Harmonie/ mit der Phantasie auf der Violin/ gantz und gar keine Gemeinschafft nicht hat. Solche so-harte Dissonantien thun musicalschen Ohren un Anfang etwas meh: welcher Schmertz aber so fort darauff in ein Lachen verkehret wird/ in Betrachtung/ daß der lose Hudler/ als ob er nicht besser geigen könte/ diese verdrüßliche Unordnungen des Klanges/ welcher zu gleich vonder Violin/ und aus seinem Mumde geth/ dermassen beständig und ordentlich weiß zu halten/ daß auch dem besten Künstler schwer fallen solte/ ohne vorherigen vielen Versuch/ es nach zuthun; ja eben so schwer/ als einem ist/ beyde Armen zugleich in unverrückter Geschwindigkeit/ rund herum in der Lufft zubewegen/ doch so daß sie nicht beyde zusammen einerley Weg/ sondern die Rotation des einen Armes von dem Leibe ab/ und die andere dem Leibe zu hielte.

§. 6. Und wäre gar leicht/ das jenige/ was bißanhero von Opjectis des Gesichts und des Gehöres gedacht/ auch von den übrigen 3. Aeusserlichen Sinnen/ zu erweisen/ wie nehinlich alles das/ was denenselben monströs/ ungewöhnlich und seltzam ist/ nicht eben nothwendig umb solcher insolentien willen müsse getadelt werden; ja viel mehr/ je weiter und mehr es von gehöriger mediocrität abgehet, je höher verwundern wir uns darob. Welches wir dann im übrigen auch in Moralibus zu lernen haben/ zum Exempel an König Salomon/ und au dem Marcolfus/ oder einem andern Narren. Je von ungemeiner Weißheit jener war/ je ein größeres Wunder der Welt war er auch: und je possirlicher sich ein Narr anstellet/ je mehr und hefftiger pflegen fürnehmer Regenten Höfe/ über solche Moral-Monstra, oder abentheurliche Jecken/ sich zu ergetzen.

§. 7. Ferner (3.) auf unsern vorigen Zweck allermeist/ von Natural-Monstris, und seltzam-gebildeten Abendtheuren/ und das solche/ der Naturalien-Kammer gar wol werth seyn / wieder zu kommen; so lehret die Erfahrung/ daß gleichwol viel der jenigen Cörper/ und benahmendlich zwar die/ so etwa wegenungemeiner Grösse/ im Geschlecht der Menschen/ der anderen Thiere/ oder der Erd- gewächse/ eine Verwunderung erwecken/ nicht eben so fort für Monstra und Scheusale der Welt zu halten seyn; als da bißweilen sind grosse ungeheure Rettig / Melonen/ hoch- und gefüllte Bluhmen/ oder 2. 3. und mehr Bluhinen an einem Stiel/ die ordinarie sonst nur einzel blühen; Dick- und Breite/ von 6. 7. oder mehren Stengeln zusam̃en-gewachsene Stengel der Coron-imperial, oder Kayser-Krohne; etlich 20. biß 30. aus einem eintzigen Gersten-Korn gewachsene Halmen; und dergleichen: inmassen den meisten / diesem Thun ein wenig- nachdenckenden/ unlaugbar ist/ und unschwer seyn kan/ Sie zu bereden / daß solche Extravagantien der Natur/ vermuthlich mehr werden de[unleserliches Material] Lüsternheit derselben / einem Wachsthums-überfluß/ und plus quam perfection, als einer verhaßt- und verächtlichen Unvoll- kommenheit/ seyn bey zumessen.

§. 8. Und (4.) endlich/ gleich wie ein gerin- geres Purpur-Tuch nebenst einem besten gethan / wegen dieser seiner Opposition außdrücklich und so viel mehr die Gütte des besseren vorstellet: oder gleich wie eine schöne Jungfrau den Ruhm preiß-würdiger Schönheit für sich zwar gnung verdienen kan: fals Sie sich aber mit andern gesellt/ die zwar nicht gantz heßlich / denen doch die Natur so hohen Grad annehmlicher Gestalt nit gegeben/ dem Urtheil der Menschen so viel durchdringender/ liebreich oderauch majestätischer/ gleichsam als ein andere Venus und Juno, durch die Augen ins Herß leuchtet: also ist/ dünckt mir/ Soñenklar und am Tage/ daß solcher gestalt auch/ wokö stliche Raritäten[unleserliches Material]in Fürstl oderandern Kunst- und Naturalië-Kammern seyn/ dero perfection uñ Zierde so viel deutlicher sich äussert / und philosophischen Gemüthern ein so tief-sinnigers Nachdencken erweckt/ so fern alle oder die meisten Stücke/ die etwa in einem schönen/ licht- und gesimden Logiment/ sauber und ordentlich aufgesetzt/ da und dort mit darzwischen-fügung oder auch opposition unterschiedener / zu ihren Geschlechtern gehörigen/ monströser Gestalten ander Cörper/ in originali, oder Copey/ so viel mehr illustrit, und beyderseits mit einander/ vergesellschafftet werden.

§. 9. Die Krafft itzt-an geregter opposition, ausser dem/ was kurtz nur vom Purpur/

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        <p>§. 6. Und wäre gar leicht/ das jenige/ was bißanhero von Opjectis des Gesichts und des       Gehöres gedacht/ auch von den übrigen 3. Aeusserlichen Sinnen/ zu erweisen/ wie nehinlich       alles das/ was denenselben monströs/ ungewöhnlich und seltzam ist/ nicht eben nothwendig umb       solcher insolentien willen müsse getadelt werden; ja viel mehr/ je weiter und mehr es von       gehöriger mediocrität abgehet, je höher verwundern wir uns darob. Welches wir dann im übrigen       auch in Moralibus zu lernen haben/ zum Exempel an König Salomon/ und au dem Marcolfus/ oder       einem andern Narren. Je von ungemeiner Weißheit jener war/ je ein größeres Wunder der Welt war       er auch: und je possirlicher sich ein Narr anstellet/ je mehr und hefftiger pflegen fürnehmer       Regenten Höfe/ über solche Moral-Monstra, oder abentheurliche Jecken/ sich zu ergetzen.</p>
        <p>§. 7. Ferner (3.) auf unsern vorigen Zweck allermeist/ von Natural-Monstris, und       seltzam-gebildeten Abendtheuren/ und das solche/ der Naturalien-Kammer gar wol werth seyn /       wieder zu kommen; so lehret die Erfahrung/ daß gleichwol viel der jenigen Cörper/ und       benahmendlich zwar die/ so etwa wegenungemeiner Grösse/ im Geschlecht der Menschen/ der       anderen Thiere/ oder der Erd- gewächse/ eine Verwunderung erwecken/ nicht eben so fort für       Monstra und Scheusale der Welt zu halten seyn; als da bißweilen sind grosse ungeheure Rettig /       Melonen/ hoch- und gefüllte Bluhmen/ oder 2. 3. und mehr Bluhinen an einem Stiel/ die       ordinarie sonst nur einzel blühen; Dick- und Breite/ von 6. 7. oder mehren Stengeln       zusam&#x0303;en-gewachsene Stengel der Coron-imperial, oder Kayser-Krohne; etlich 20. biß 30.       aus einem eintzigen Gersten-Korn gewachsene Halmen; und dergleichen: inmassen den meisten /       diesem Thun ein wenig- nachdenckenden/ unlaugbar ist/ und unschwer seyn kan/ Sie zu bereden      / daß solche Extravagantien der Natur/ vermuthlich mehr werden de<gap reason="illegible"/> Lüsternheit derselben /       einem Wachsthums-überfluß/ und plus quam perfection, als einer verhaßt- und verächtlichen       Unvoll- kommenheit/ seyn bey zumessen.</p>
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[32/0608] gesetzt/ so pflegen wir uns alsdann / denen die Natur etwas von Judicio Aurium gegeben/ zum höchsten zu verwundern/ preisen derer Autorem, und weden darob bißweilen fast halbentzückt. Oder auch/ ist eine Music gar zu abscheulich und übel gesetzt/ also/ daß sie vom mittelmaß richtiger Güte und einer ordinarie-erträglichen Zierligkeit gar zu weit hinab/ in 1000. dissonantien sich versteigend / mehr einem Hunde-bällen/ Heulen der Wölffe/ und Katzen Geschrey/ als einer Music zu vergleichen ist: so pfleget in etlichen Fällen nichts desto minder unsere empfindende Seel einigerley Vergnügligkeit/ auch aus dergleichen monströsen Music zu haben; zum Exempel/ in diesem Fall: Es ist jährlich bißhero ein- oder zweymahl nach Kiel kommen ein blinder Bettelmann / welcher sich leiten lassende von seinem vorangeheuden/ und an ein mässig Band gebundenen Hunde/ der des Bettlers Weibe von einer Strassen zur andern folgt/ mit den Händen ein Lied auf der Violin/ wiewol nur langsam/ und mit vorsetzlich falschen (von mir deßfals- genung- abge- merckten) Griffen spielet; mit dem Mund aber ein Teutsch Lied/ von Versen zu Versen / darein singt/ dessen Harmonie/ mit der Phantasie auf der Violin/ gantz und gar keine Gemeinschafft nicht hat. Solche so-harte Dissonantien thun musicalschen Ohren un Anfang etwas meh: welcher Schmertz aber so fort darauff in ein Lachen verkehret wird/ in Betrachtung/ daß der lose Hudler/ als ob er nicht besser geigen könte/ diese verdrüßliche Unordnungen des Klanges/ welcher zu gleich vonder Violin/ und aus seinem Mumde geth/ dermassen beständig und ordentlich weiß zu halten/ daß auch dem besten Künstler schwer fallen solte/ ohne vorherigen vielen Versuch/ es nach zuthun; ja eben so schwer/ als einem ist/ beyde Armen zugleich in unverrückter Geschwindigkeit/ rund herum in der Lufft zubewegen/ doch so daß sie nicht beyde zusammen einerley Weg/ sondern die Rotation des einen Armes von dem Leibe ab/ und die andere dem Leibe zu hielte. §. 6. Und wäre gar leicht/ das jenige/ was bißanhero von Opjectis des Gesichts und des Gehöres gedacht/ auch von den übrigen 3. Aeusserlichen Sinnen/ zu erweisen/ wie nehinlich alles das/ was denenselben monströs/ ungewöhnlich und seltzam ist/ nicht eben nothwendig umb solcher insolentien willen müsse getadelt werden; ja viel mehr/ je weiter und mehr es von gehöriger mediocrität abgehet, je höher verwundern wir uns darob. Welches wir dann im übrigen auch in Moralibus zu lernen haben/ zum Exempel an König Salomon/ und au dem Marcolfus/ oder einem andern Narren. Je von ungemeiner Weißheit jener war/ je ein größeres Wunder der Welt war er auch: und je possirlicher sich ein Narr anstellet/ je mehr und hefftiger pflegen fürnehmer Regenten Höfe/ über solche Moral-Monstra, oder abentheurliche Jecken/ sich zu ergetzen. §. 7. Ferner (3.) auf unsern vorigen Zweck allermeist/ von Natural-Monstris, und seltzam-gebildeten Abendtheuren/ und das solche/ der Naturalien-Kammer gar wol werth seyn / wieder zu kommen; so lehret die Erfahrung/ daß gleichwol viel der jenigen Cörper/ und benahmendlich zwar die/ so etwa wegenungemeiner Grösse/ im Geschlecht der Menschen/ der anderen Thiere/ oder der Erd- gewächse/ eine Verwunderung erwecken/ nicht eben so fort für Monstra und Scheusale der Welt zu halten seyn; als da bißweilen sind grosse ungeheure Rettig / Melonen/ hoch- und gefüllte Bluhmen/ oder 2. 3. und mehr Bluhinen an einem Stiel/ die ordinarie sonst nur einzel blühen; Dick- und Breite/ von 6. 7. oder mehren Stengeln zusam̃en-gewachsene Stengel der Coron-imperial, oder Kayser-Krohne; etlich 20. biß 30. aus einem eintzigen Gersten-Korn gewachsene Halmen; und dergleichen: inmassen den meisten / diesem Thun ein wenig- nachdenckenden/ unlaugbar ist/ und unschwer seyn kan/ Sie zu bereden / daß solche Extravagantien der Natur/ vermuthlich mehr werden de_ Lüsternheit derselben / einem Wachsthums-überfluß/ und plus quam perfection, als einer verhaßt- und verächtlichen Unvoll- kommenheit/ seyn bey zumessen. §. 8. Und (4.) endlich/ gleich wie ein gerin- geres Purpur-Tuch nebenst einem besten gethan / wegen dieser seiner Opposition außdrücklich und so viel mehr die Gütte des besseren vorstellet: oder gleich wie eine schöne Jungfrau den Ruhm preiß-würdiger Schönheit für sich zwar gnung verdienen kan: fals Sie sich aber mit andern gesellt/ die zwar nicht gantz heßlich / denen doch die Natur so hohen Grad annehmlicher Gestalt nit gegeben/ dem Urtheil der Menschen so viel durchdringender/ liebreich oderauch majestätischer/ gleichsam als ein andere Venus und Juno, durch die Augen ins Herß leuchtet: also ist/ dünckt mir/ Soñenklar und am Tage/ daß solcher gestalt auch/ wokö stliche Raritäten_ in Fürstl oderandern Kunst- und Naturalië-Kammern seyn/ dero perfection uñ Zierde so viel deutlicher sich äussert / und philosophischen Gemüthern ein so tief-sinnigers Nachdencken erweckt/ so fern alle oder die meisten Stücke/ die etwa in einem schönen/ licht- und gesimden Logiment/ sauber und ordentlich aufgesetzt/ da und dort mit darzwischen-fügung oder auch opposition unterschiedener / zu ihren Geschlechtern gehörigen/ monströser Gestalten ander Cörper/ in originali, oder Copey/ so viel mehr illustrit, und beyderseits mit einander/ vergesellschafftet werden. §. 9. Die Krafft itzt-an geregter opposition, ausser dem/ was kurtz nur vom Purpur/

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Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/608>, abgerufen am 18.12.2024.