Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.in solcher Proportion, wo sichs thun läst/ eine Wand der andern gleichmässig correspondiren lassen. Aber ich finde auch hier sehr schöne Fehler/ weil ich gemeiniglich sehe/ daß sie zwar die auff- und-absteigende Differentz der Grössen/ nicht aber zugleich auch den Unterscheid der Natur-Geschlechter/ oder Arthen der Dinge/ welches am allernötigsten wäre/ beobachten/ in eben derselben Reyhe / bißweilen ein Armadill neben einem Strauß-Ey/ eine Coccos Nuß neben einem stemern Schwam / oder ein Paradieß-Vogel neben dem Fisch Remora, und was anderen ist zu finden. Worüber ich an denen Orthen/ die den Nahmen einer berühmbten Gallerie führen/ und diesen Umbstand gar wol verbessert haben könten/ an meinem Gesichte mich nicht viel minder offendirt befinde/ als wenn jemand ein glüend Messer in meinen Augen herum spatzieren liesse. Welchen: Ubel aber gar leicht zu remediren/ wenn man nur alle grössere Cörper zu erst sortirte/ dann über das Repositorium, wo kleine Mineralia sind/ auch grössere Mineralia, und wo Vegetabilia &c. auch Vegetabilia &c. nach Orgel-Pfeiffen-Manier verfügte. Mich nimt zum höchsten Wunder daß biß dato noch niemand sonst an diese elende Invention gedacht. Je schlechter sie aber ist je mehr sind andere überzeuget/ daßsie den rechtten Weg einer richtigen Kammer-Disposition nicht genug verstanden/ oder vielleicht/ sie zu vollführen / nicht gnungsamen Raum gehabt. §. 7. Zum dritten und absonderlich/ den in den Repositoriis befindliche kleinere Sachen betreffend/ welche Repositoria an etlichen Orten bloß und offen gelassen/ oder an andern mitgefensterten Thüren/ vor Staub und Rauberey verwahrer werden; So hat solches so fern zwar seine geweiste Wege; wenn aber/ bey täglich anwachsender Zahl/ die Species, beständiger Physicalischer Ordnung wegen/ zum öfftersten hin und her zu rücken seyn/ so pfleget nicht allein mehr und mehr Unlust aus dem vielen umsetzen zu erwachsen: sondern es kommt auch dieses dazu/ daß manchvoraus kleineres/ und in vielen Exemplarien bestehendes Ding/ wird verworffen / zerbrochen/ zerdrückt/ oder mit andern consundirt. Denn entgegen dencken manche/ Sie haben einen schönen Fund gethan/ daß Sie grosse/ lange/ unten niedrig- und oben etwas erhöhete / von dem Schreiner in viel kleine Fächer und quadrat-spacia emgetheilte öffene Kasten/ als wie manche Gärtner zu ihren Garten-Saamen haben/ gebrauchen. Aber zu geschweigen/ daß Ich mehrmahls mit Verdruß gesehen/ daß offt 2. 3. Und mehrerley Species in ein Fach/ von kleinen Dingen/ gethan: versiret hierunter sonderlich diese Beschwerlichkeit/ daß wenn schon alle Fächer in so einem-Kasten voll und hernach noch eine andere Species, Merhodo Physica da-zwischen ist zu bringen/ so muß es entweder mit einerley cunfundirt, oder alle/ auf diese Speciem folgende Species von Fach zu Fach aus ihren Winckeln heraus geklaubet werden §. 8. Derhalben beliebt mir vor mich diese Phantasie/ daß ich zu meinen Scriniolis, und denen darin-befindlichen kleinen Cörpern/ so viel deren Species sind/ so viel kleine offene
[Abbildung]
Schublädgen von Blech/ und mit öhl-farbe vermahlet/ oder deren Boden von Pappe/ und die vier Wände herumb/ von dünnem Führnen oder Cypressen Holtz lasse machen/ einen Zoll in solcher Proportion, wo sichs thun läst/ eine Wand der andern gleichmässig correspondiren lassen. Aber ich finde auch hier sehr schöne Fehler/ weil ich gemeiniglich sehe/ daß sie zwar die auff- und-absteigende Differentz der Grössen/ nicht aber zugleich auch den Unterscheid der Natur-Geschlechter/ oder Arthen der Dinge/ welches am allernötigsten wäre/ beobachten/ in eben derselben Reyhe / bißweilen ein Armadill neben einem Strauß-Ey/ eine Coccos Nuß neben einem stemern Schwam / oder ein Paradieß-Vogel neben dem Fisch Remorâ, und was anderen ist zu finden. Worüber ich an denen Orthen/ die den Nahmen einer berühmbten Gallerie führen/ und diesen Umbstand gar wol verbessert haben könten/ an meinem Gesichte mich nicht viel minder offendirt befinde/ als wenn jemand ein glüend Messer in meinen Augen herum spatzieren liesse. Welchen: Ubel aber gar leicht zu remediren/ wenn man nur alle grössere Cörper zu erst sortirte/ dann über das Repositorium, wo kleine Mineralia sind/ auch grössere Mineralia, und wo Vegetabilia &c. auch Vegetabilia &c. nach Orgel-Pfeiffen-Manier verfügte. Mich nimt zum höchsten Wunder daß biß dato noch niemand sonst an diese elende Invention gedacht. Je schlechter sie aber ist je mehr sind andere überzeuget/ daßsie den rechtten Weg einer richtigen Kammer-Disposition nicht genug verstanden/ oder vielleicht/ sie zu vollführen / nicht gnungsamen Raum gehabt. §. 7. Zum dritten und absonderlich/ den in den Repositoriis befindliche kleinere Sachen betreffend/ welche Repositoria an etlichen Orten bloß und offen gelassen/ oder an andern mitgefensterten Thüren/ vor Staub und Rauberey verwahrer werden; So hat solches so fern zwar seine geweiste Wege; wenn aber/ bey täglich anwachsender Zahl/ die Species, beständiger Physicalischer Ordnung wegen/ zum öfftersten hin und her zu rücken seyn/ so pfleget nicht allein mehr und mehr Unlust aus dem vielen umsetzen zu erwachsen: sondern es kommt auch dieses dazu/ daß manchvoraus kleineres/ und in vielen Exemplarien bestehendes Ding/ wird verworffen / zerbrochen/ zerdrückt/ oder mit andern consundirt. Denn entgegen dencken manche/ Sie haben einen schönen Fund gethan/ daß Sie grosse/ lange/ unten niedrig- und oben etwas erhöhete / von dem Schreiner in viel kleine Fächer und quadrat-spacia emgetheilte öffene Kasten/ als wie manche Gärtner zu ihren Garten-Saamen haben/ gebrauchen. Aber zu geschweigen/ daß Ich mehrmahls mit Verdruß gesehen/ daß offt 2. 3. Und mehrerley Species in ein Fach/ von kleinen Dingen/ gethan: versiret hierunter sonderlich diese Beschwerlichkeit/ daß wenn schon alle Fächer in so einem-Kasten voll und hernach noch eine andere Species, Merhodo Physica da-zwischen ist zu bringen/ so muß es entweder mit einerley cunfundirt, oder alle/ auf diese Speciem folgende Species von Fach zu Fach aus ihren Winckeln heraus geklaubet werden §. 8. Derhalben beliebt mir vor mich diese Phantasie/ daß ich zu meinen Scriniolis, und denen darin-befindlichen kleinen Cörpern/ so viel deren Species sind/ so viel kleine offene
[Abbildung]
Schublädgen von Blech/ und mit öhl-farbe vermahlet/ oder deren Boden von Pappe/ und die vier Wände herumb/ von dünnem Führnen oder Cypressen Holtz lasse machen/ einen Zoll <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0593" n="17"/> in solcher Proportion, wo sichs thun läst/ eine Wand der andern gleichmässig correspondiren lassen. Aber ich finde auch hier sehr schöne Fehler/ weil ich gemeiniglich sehe/ daß sie zwar die auff- und-absteigende Differentz der Grössen/ nicht aber zugleich auch den Unterscheid der Natur-Geschlechter/ oder Arthen der Dinge/ welches am allernötigsten wäre/ beobachten/ in eben derselben Reyhe / bißweilen ein Armadill neben einem Strauß-Ey/ eine Coccos Nuß neben einem stemern Schwam / oder ein Paradieß-Vogel neben dem Fisch Remorâ, und was anderen ist zu finden. Worüber ich an denen Orthen/ die den Nahmen einer berühmbten Gallerie führen/ und diesen Umbstand gar wol verbessert haben könten/ an meinem Gesichte mich nicht viel minder offendirt befinde/ als wenn jemand ein glüend Messer in meinen Augen herum spatzieren liesse. Welchen: Ubel aber gar leicht zu remediren/ wenn man nur alle grössere Cörper zu erst sortirte/ dann über das Repositorium, wo kleine Mineralia sind/ auch grössere Mineralia, und wo Vegetabilia &amp;c. auch Vegetabilia &amp;c. nach Orgel-Pfeiffen-Manier verfügte. Mich nimt zum höchsten Wunder daß biß dato noch niemand sonst an diese elende Invention gedacht. Je schlechter sie aber ist je mehr sind andere überzeuget/ daßsie den rechtten Weg einer richtigen Kammer-Disposition nicht genug verstanden/ oder vielleicht/ sie zu vollführen / nicht gnungsamen Raum gehabt.</p> <p>§. 7. Zum dritten und absonderlich/ den in den Repositoriis befindliche kleinere Sachen betreffend/ welche Repositoria an etlichen Orten bloß und offen gelassen/ oder an andern mitgefensterten Thüren/ vor Staub und Rauberey verwahrer werden; So hat solches so fern zwar seine geweiste Wege; wenn aber/ bey täglich anwachsender Zahl/ die Species, beständiger Physicalischer Ordnung wegen/ zum öfftersten hin und her zu rücken seyn/ so pfleget nicht allein mehr und mehr Unlust aus dem vielen umsetzen zu erwachsen: sondern es kommt auch dieses dazu/ daß manchvoraus kleineres/ und in vielen Exemplarien bestehendes Ding/ wird verworffen / zerbrochen/ zerdrückt/ oder mit andern consundirt. Denn entgegen dencken manche/ Sie haben einen schönen Fund gethan/ daß Sie grosse/ lange/ unten niedrig- und oben etwas erhöhete / von dem Schreiner in viel kleine Fächer und quadrat-spacia emgetheilte öffene Kasten/ als wie manche Gärtner zu ihren Garten-Saamen haben/ gebrauchen. Aber zu geschweigen/ daß Ich mehrmahls mit Verdruß gesehen/ daß offt 2. 3. Und mehrerley Species in ein Fach/ von kleinen Dingen/ gethan: versiret hierunter sonderlich diese Beschwerlichkeit/ daß wenn schon alle Fächer in so einem-Kasten voll und hernach noch eine andere Species, Merhodo Physica da-zwischen ist zu bringen/ so muß es entweder mit einerley cunfundirt, oder alle/ auf diese Speciem folgende Species von Fach zu Fach aus ihren Winckeln heraus geklaubet werden</p> <p>§. 8. Derhalben beliebt mir vor mich diese Phantasie/ daß ich zu meinen Scriniolis, und denen darin-befindlichen kleinen Cörpern/ so viel deren Species sind/ so viel kleine offene</p> <p> <figure/> </p> <p>Schublädgen von Blech/ und mit öhl-farbe vermahlet/ oder deren Boden von Pappe/ und die vier Wände herumb/ von dünnem Führnen oder Cypressen Holtz lasse machen/ einen Zoll </p> </div> </body> </text> </TEI> [17/0593]
in solcher Proportion, wo sichs thun läst/ eine Wand der andern gleichmässig correspondiren lassen. Aber ich finde auch hier sehr schöne Fehler/ weil ich gemeiniglich sehe/ daß sie zwar die auff- und-absteigende Differentz der Grössen/ nicht aber zugleich auch den Unterscheid der Natur-Geschlechter/ oder Arthen der Dinge/ welches am allernötigsten wäre/ beobachten/ in eben derselben Reyhe / bißweilen ein Armadill neben einem Strauß-Ey/ eine Coccos Nuß neben einem stemern Schwam / oder ein Paradieß-Vogel neben dem Fisch Remorâ, und was anderen ist zu finden. Worüber ich an denen Orthen/ die den Nahmen einer berühmbten Gallerie führen/ und diesen Umbstand gar wol verbessert haben könten/ an meinem Gesichte mich nicht viel minder offendirt befinde/ als wenn jemand ein glüend Messer in meinen Augen herum spatzieren liesse. Welchen: Ubel aber gar leicht zu remediren/ wenn man nur alle grössere Cörper zu erst sortirte/ dann über das Repositorium, wo kleine Mineralia sind/ auch grössere Mineralia, und wo Vegetabilia &c. auch Vegetabilia &c. nach Orgel-Pfeiffen-Manier verfügte. Mich nimt zum höchsten Wunder daß biß dato noch niemand sonst an diese elende Invention gedacht. Je schlechter sie aber ist je mehr sind andere überzeuget/ daßsie den rechtten Weg einer richtigen Kammer-Disposition nicht genug verstanden/ oder vielleicht/ sie zu vollführen / nicht gnungsamen Raum gehabt.
§. 7. Zum dritten und absonderlich/ den in den Repositoriis befindliche kleinere Sachen betreffend/ welche Repositoria an etlichen Orten bloß und offen gelassen/ oder an andern mitgefensterten Thüren/ vor Staub und Rauberey verwahrer werden; So hat solches so fern zwar seine geweiste Wege; wenn aber/ bey täglich anwachsender Zahl/ die Species, beständiger Physicalischer Ordnung wegen/ zum öfftersten hin und her zu rücken seyn/ so pfleget nicht allein mehr und mehr Unlust aus dem vielen umsetzen zu erwachsen: sondern es kommt auch dieses dazu/ daß manchvoraus kleineres/ und in vielen Exemplarien bestehendes Ding/ wird verworffen / zerbrochen/ zerdrückt/ oder mit andern consundirt. Denn entgegen dencken manche/ Sie haben einen schönen Fund gethan/ daß Sie grosse/ lange/ unten niedrig- und oben etwas erhöhete / von dem Schreiner in viel kleine Fächer und quadrat-spacia emgetheilte öffene Kasten/ als wie manche Gärtner zu ihren Garten-Saamen haben/ gebrauchen. Aber zu geschweigen/ daß Ich mehrmahls mit Verdruß gesehen/ daß offt 2. 3. Und mehrerley Species in ein Fach/ von kleinen Dingen/ gethan: versiret hierunter sonderlich diese Beschwerlichkeit/ daß wenn schon alle Fächer in so einem-Kasten voll und hernach noch eine andere Species, Merhodo Physica da-zwischen ist zu bringen/ so muß es entweder mit einerley cunfundirt, oder alle/ auf diese Speciem folgende Species von Fach zu Fach aus ihren Winckeln heraus geklaubet werden
§. 8. Derhalben beliebt mir vor mich diese Phantasie/ daß ich zu meinen Scriniolis, und denen darin-befindlichen kleinen Cörpern/ so viel deren Species sind/ so viel kleine offene
[Abbildung]
Schublädgen von Blech/ und mit öhl-farbe vermahlet/ oder deren Boden von Pappe/ und die vier Wände herumb/ von dünnem Führnen oder Cypressen Holtz lasse machen/ einen Zoll
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/593 |
Zitationshilfe: | Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/593>, abgerufen am 26.06.2024. |