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Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

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Felsen also gehauen/ daß gantze Gemächer Stall/ Raum und Kammern / nebenst dazugehörigen/ aus eben dem einigen Felsen gegrabenen Krippen/ Tisch- und Bancken / bewohnlich gemacht/ und ein Exempel recht schaffener/ und merckwürdiger Natural- oder Natürlichen Kammern worden.

Das VI. Capitel.

Ob wol einige/ gantz- accurat-eingerichtete/ Naturalien-Hammern irgend seyen zu finden?

§. 1.

WAs aber am allermeisten/ und hauptsächlich die Naturalien-Kammern/ so viel mir Ihrer bewust/ und gleichsam deroselbigen Seele/ eine gantz und gar untadelhafftige/ billich erforderte Ordnung betrifft/ dergestalt/ daß weder an äusserlichem Splendor, noch zu gleich an gut-Physical- und curiöser Disposirion da[unleserliches Material] geringste Mancament sich finde; und vielmehr alles sauber und nett an seinem Orth/ gleichsam nach der Schnur und Winckel-Maß dastehe; alle Winckel und Wände/ mit ihren Aufsätzen/ abhangenden Dingen/ und dergleichen/ mit dazwischen gelassenem gnungsamen Raum/ zum auf- und abspatziren/ eine gutte harmonische Größe/ Figur / sortirung und Situation, gegen einander haben; ja ein erfahrner/ und in Experimentali Rerum Naturalium Studio geübter Praefectus dergleichen Vernunfft-Kammern die meisten Stücke beneficio Methodi, ohne sonderbahre Müh und Aufsuchung der bey-geschriebenen Numern oder Catalogi, bey dunckler Nacht/ wenn es noth doch finden könte: So muß ich gestehen/ daß ich lieber was anders thun/ als die alhier-einfallende Frage/ Ob nemlich irgend wol in der Welt eine/ nach allen denen Qualitäten sich befindende Naturälien-Kammer jemahls gewesen seye/ oder noch seye / nach meinem geringfügigen Ermessen erörtern wolte/ in Betrachtung/ daß gleich wie Plato eine schöne Respubliqu zwar im Gehirn prächtig erbaut/ aber keinen Menschen noch Hund davon zu sehn bekommen; gleich wie der sinnreiche Verulamius einen herlichsten neuen Atlas beschreibt / darinnen biß dato noch niemand keinen Vogel singen hören; oder gleich wie Ich selbst vor wenig Jahren eine viel schönere Neue Welt (genannt das edle Reich der Cosmosophorum) als Columbi America warentdeckt/ und ohne Schiff und Segel dahin zu kommen/ die Fahrt gewiesen/ welches Cosmosophisches gelobte Land noch biß anhero in keiner Land- oder See-Carten mit dem geringsten Strich oder Punct angedeutet zu finden: also ich leicht schlüssen kan/ daß entweder ich unumbgänglich in grosse disgratie und Ungunst hin und wieder gerathen würde/ fals ich aus Trieb der Warheit/ ein- und andere mancamenten/ die auch wol an den fürnehmsten Orthen der Welt vorgehen/ berühren solte/ oder zum wenigsten dessen kurtzen Bescheides mich zuversehen hätte/ daß obgesetzte Conditiones und Requisita einer perfecten Naturälien-Kammer/ mehr in einer Academischen müstigen Speculation, und blossen Wunschund Worten bestünde als sich von jemand/ practiciren liesse.

§. 2. Aber gewiß und warhafftig/ wenn wir die Sache genau erwegen/ so versirt hierunter eben so eine unbezwingliche Schwerigkeit nicht/ zur Nettigkeit zu kommen/ wie der Context des folgenden Capitels uns geben wird.

§. 3. Unterdessen weder hohen und niedrigen Stands-Persohnen/ zu dero Verkleinerung die Raritäten-Kammern halten/ noch deroselben Praefectis, Kunst-Kämmerern/ und Aufsehexn zum Praejuditz, wil ich in gebührender modestie mit wenigen nur berühren/ und nicht so sehr aus einigem Momus- oder Aristarchus Geiste schreiben/ als glimpflich/ einem jeden/ der von dergleichen Dingen vernünfftig judiciren kan/ zu bedencken stellen/ ob nicht unterschiedliche augenscheinliche Fehler/ oder wie soll ich gelinder reden? ob nicht einige kleine unvermerckteingeschlichene Mancamentgen eben die jenigen seyn/ die hin und wieder gnungsam sind zu spühren; Worunter keinesweges verstanden haben wil dieß/ daß etwa in einer wol-bestellten Naturalien-Kammer alle/ oder die meisten Sorten natürlicher Cörper nothwendig da seyn solten/ die in der Welt zu finden; denn dieses kan nicht seyn/ und soll auch nicht seyn/ oder ist auch nicht nöthig: sonst meritirten Sie nicht den Titul der Raritäten. Sondern ich befinde etliche andere/ vielleicht wichtigere/ Dinge in den meisten Naturalien Gemächern zu desidereren/ die uhrsprünglich hafften theils an Seiten des [unleserliches Material]rren/ der eine dergleichen Kammer besitzt; theils an seit des Pr[unleserliches Material]fecti, oder der jenigen Persohn/ zu dero Verwahrung / Auffsicht/ und Disposirion das gantze Gemach anbefohlen ist; und theils an Seiten des Logiments an sich selbst/ mit denen darin-enthaltenen Dingen.

§. 4. Denn was unter den Besitzern/ vorauß fürnehmer Naturalien-Kammern/ so wol Fürsten und Herren/ als sonsten auch anderer/ dergleichen Dinge Liebhaber/ von Privat Stande betrifft; so sind Sie beyderseits zwar wegen Ihrer Curiosität und Beliebung/ allerhand ungemeine Dinge zusammen zu

Felsen also gehauen/ daß gantze Gemächer Stall/ Raum und Kammern / nebenst dazugehörigen/ aus eben dem einigen Felsen gegrabenen Krippen/ Tisch- und Bancken / bewohnlich gemacht/ und ein Exempel recht schaffener/ und merckwürdiger Natural- oder Natürlichen Kammern worden.

Das VI. Capitel.

Ob wol einige/ gantz- accurat-eingerichtete/ Naturalien-Hammern irgend seyen zu finden?

§. 1.

WAs aber am allermeisten/ und hauptsächlich die Naturalien-Kammern/ so viel mir Ihrer bewust/ und gleichsam deroselbigen Seele/ eine gantz und gar untadelhafftige/ billich erforderte Ordnung betrifft/ dergestalt/ daß weder an äusserlichem Splendor, noch zu gleich an gut-Physical- und curiöser Disposirion da[unleserliches Material] geringste Mancament sich finde; und vielmehr alles sauber und nett an seinem Orth/ gleichsam nach der Schnur und Winckel-Maß dastehe; alle Winckel und Wände/ mit ihren Aufsätzen/ abhangenden Dingen/ und dergleichen/ mit dazwischen gelassenem gnungsamen Raum/ zum auf- und abspatziren/ eine gutte harmonische Größe/ Figur / sortirung und Situation, gegen einander haben; ja ein erfahrner/ und in Experimentali Rerum Naturalium Studio geübter Praefectus dergleichen Vernunfft-Kammern die meisten Stücke beneficio Methodi, ohne sonderbahre Müh und Aufsuchung der bey-geschriebenen Numern oder Catalogi, bey dunckler Nacht/ wenn es noth doch finden könte: So muß ich gestehen/ daß ich lieber was anders thun/ als die alhier-einfallende Frage/ Ob nemlich irgend wol in der Welt eine/ nach allen denen Qualitäten sich befindende Naturälien-Kammer jemahls gewesen seye/ oder noch seye / nach meinem geringfügigen Ermessen erörtern wolte/ in Betrachtung/ daß gleich wie Plato eine schöne Respubliqu zwar im Gehirn prächtig erbaut/ aber keinen Menschen noch Hund davon zu sehn bekommen; gleich wie der sinnreiche Verulamius einen herlichsten neuen Atlas beschreibt / darinnen biß dato noch niemand keinen Vogel singen hören; oder gleich wie Ich selbst vor wenig Jahren eine viel schönere Neue Welt (genannt das edle Reich der Cosmosophorum) als Columbi America warentdeckt/ und ohne Schiff und Segel dahin zu kommen/ die Fahrt gewiesen/ welches Cosmosophisches gelobte Land noch biß anhero in keiner Land- oder See-Carten mit dem geringsten Strich oder Punct angedeutet zu finden: also ich leicht schlüssen kan/ daß entweder ich unumbgänglich in grosse disgratie und Ungunst hin und wieder gerathen würde/ fals ich aus Trieb der Warheit/ ein- und andere mancamenten/ die auch wol an den fürnehmsten Orthen der Welt vorgehen/ berühren solte/ oder zum wenigsten dessen kurtzen Bescheides mich zuversehen hätte/ daß obgesetzte Conditiones und Requisita einer perfecten Naturälien-Kammer/ mehr in einer Academischen müstigen Speculation, und blossen Wunschund Worten bestünde als sich von jemand/ practiciren liesse.

§. 2. Aber gewiß und warhafftig/ wenn wir die Sache genau erwegen/ so versirt hierunter eben so eine unbezwingliche Schwerigkeit nicht/ zur Nettigkeit zu kommen/ wie der Context des folgenden Capitels uns geben wird.

§. 3. Unterdessen weder hohen und niedrigen Stands-Persohnen/ zu dero Verkleinerung die Raritäten-Kammern halten/ noch deroselben Praefectis, Kunst-Kämmerern/ und Aufsehexn zum Praejuditz, wil ich in gebührender modestie mit wenigen nur berühren/ und nicht so sehr aus einigem Momus- oder Aristarchus Geiste schreiben/ als glimpflich/ einem jeden/ der von dergleichen Dingen vernünfftig judiciren kan/ zu bedencken stellen/ ob nicht unterschiedliche augenscheinliche Fehler/ oder wie soll ich gelinder reden? ob nicht einige kleine unvermerckteingeschlichene Mancamentgen eben die jenigen seyn/ die hin und wieder gnungsam sind zu spühren; Worunter keinesweges verstanden haben wil dieß/ daß etwa in einer wol-bestellten Naturalien-Kammer alle/ oder die meisten Sorten natürlicher Cörper nothwendig da seyn solten/ die in der Welt zu finden; denn dieses kan nicht seyn/ und soll auch nicht seyn/ oder ist auch nicht nöthig: sonst meritirten Sie nicht den Titul der Raritäten. Sondern ich befinde etliche andere/ vielleicht wichtigere/ Dinge in den meisten Naturalien Gemächern zu desidereren/ die uhrsprünglich hafften theils an Seiten des [unleserliches Material]rren/ der eine dergleichen Kammer besitzt; theils an seit des Pr[unleserliches Material]fecti, oder der jenigen Persohn/ zu dero Verwahrung / Auffsicht/ und Disposirion das gantze Gemach anbefohlen ist; und theils an Seiten des Logiments an sich selbst/ mit denen darin-enthaltenen Dingen.

§. 4. Denn was unter den Besitzern/ vorauß fürnehmer Naturalien-Kammern/ so wol Fürsten und Herren/ als sonsten auch anderer/ dergleichen Dinge Liebhaber/ von Privat Stande betrifft; so sind Sie beyderseits zwar wegen Ihrer Curiosität und Beliebung/ allerhand ungemeine Dinge zusammen zu

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        <p>§. 2. Aber gewiß und warhafftig/ wenn wir die Sache genau erwegen/ so versirt hierunter       eben so eine unbezwingliche Schwerigkeit nicht/ zur Nettigkeit zu kommen/ wie der Context des       folgenden Capitels uns geben wird.</p>
        <p>§. 3. Unterdessen weder hohen und niedrigen Stands-Persohnen/ zu dero Verkleinerung die       Raritäten-Kammern halten/ noch deroselben Praefectis, Kunst-Kämmerern/ und Aufsehexn zum       Praejuditz, wil ich in gebührender modestie mit wenigen nur berühren/ und nicht so sehr aus       einigem Momus- oder Aristarchus Geiste schreiben/ als glimpflich/ einem jeden/ der von       dergleichen Dingen vernünfftig judiciren kan/ zu bedencken stellen/ ob nicht unterschiedliche       augenscheinliche Fehler/ oder wie soll ich gelinder reden? ob nicht einige kleine       unvermerckteingeschlichene Mancamentgen eben die jenigen seyn/ die hin und wieder gnungsam       sind zu spühren; Worunter keinesweges verstanden haben wil dieß/ daß etwa in einer       wol-bestellten Naturalien-Kammer alle/ oder die meisten Sorten natürlicher Cörper nothwendig       da seyn solten/ die in der Welt zu finden; denn dieses kan nicht seyn/ und soll auch nicht       seyn/ oder ist auch nicht nöthig: sonst meritirten Sie nicht den Titul der Raritäten. Sondern       ich befinde etliche andere/ vielleicht wichtigere/ Dinge in den meisten Naturalien Gemächern       zu desidereren/ die uhrsprünglich hafften theils an Seiten des <gap reason="illegible"/>rren/ der eine dergleichen       Kammer besitzt; theils an seit des Pr<gap reason="illegible"/>fecti, oder der jenigen Persohn/ zu dero Verwahrung /       Auffsicht/ und Disposirion das gantze Gemach anbefohlen ist; und theils an Seiten des       Logiments an sich selbst/ mit denen darin-enthaltenen Dingen.</p>
        <p>§. 4. Denn was unter den Besitzern/ vorauß fürnehmer Naturalien-Kammern/ so wol Fürsten und       Herren/ als sonsten auch anderer/ dergleichen Dinge Liebhaber/ von Privat Stande betrifft;       so sind Sie beyderseits zwar wegen Ihrer Curiosität und Beliebung/ allerhand ungemeine Dinge       zusammen zu
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[11/0587] Felsen also gehauen/ daß gantze Gemächer Stall/ Raum und Kammern / nebenst dazugehörigen/ aus eben dem einigen Felsen gegrabenen Krippen/ Tisch- und Bancken / bewohnlich gemacht/ und ein Exempel recht schaffener/ und merckwürdiger Natural- oder Natürlichen Kammern worden. Das VI. Capitel. Ob wol einige/ gantz- accurat-eingerichtete/ Naturalien-Hammern irgend seyen zu finden? §. 1. WAs aber am allermeisten/ und hauptsächlich die Naturalien-Kammern/ so viel mir Ihrer bewust/ und gleichsam deroselbigen Seele/ eine gantz und gar untadelhafftige/ billich erforderte Ordnung betrifft/ dergestalt/ daß weder an äusserlichem Splendor, noch zu gleich an gut-Physical- und curiöser Disposirion da_ geringste Mancament sich finde; und vielmehr alles sauber und nett an seinem Orth/ gleichsam nach der Schnur und Winckel-Maß dastehe; alle Winckel und Wände/ mit ihren Aufsätzen/ abhangenden Dingen/ und dergleichen/ mit dazwischen gelassenem gnungsamen Raum/ zum auf- und abspatziren/ eine gutte harmonische Größe/ Figur / sortirung und Situation, gegen einander haben; ja ein erfahrner/ und in Experimentali Rerum Naturalium Studio geübter Praefectus dergleichen Vernunfft-Kammern die meisten Stücke beneficio Methodi, ohne sonderbahre Müh und Aufsuchung der bey-geschriebenen Numern oder Catalogi, bey dunckler Nacht/ wenn es noth doch finden könte: So muß ich gestehen/ daß ich lieber was anders thun/ als die alhier-einfallende Frage/ Ob nemlich irgend wol in der Welt eine/ nach allen denen Qualitäten sich befindende Naturälien-Kammer jemahls gewesen seye/ oder noch seye / nach meinem geringfügigen Ermessen erörtern wolte/ in Betrachtung/ daß gleich wie Plato eine schöne Respubliqu zwar im Gehirn prächtig erbaut/ aber keinen Menschen noch Hund davon zu sehn bekommen; gleich wie der sinnreiche Verulamius einen herlichsten neuen Atlas beschreibt / darinnen biß dato noch niemand keinen Vogel singen hören; oder gleich wie Ich selbst vor wenig Jahren eine viel schönere Neue Welt (genannt das edle Reich der Cosmosophorum) als Columbi America warentdeckt/ und ohne Schiff und Segel dahin zu kommen/ die Fahrt gewiesen/ welches Cosmosophisches gelobte Land noch biß anhero in keiner Land- oder See-Carten mit dem geringsten Strich oder Punct angedeutet zu finden: also ich leicht schlüssen kan/ daß entweder ich unumbgänglich in grosse disgratie und Ungunst hin und wieder gerathen würde/ fals ich aus Trieb der Warheit/ ein- und andere mancamenten/ die auch wol an den fürnehmsten Orthen der Welt vorgehen/ berühren solte/ oder zum wenigsten dessen kurtzen Bescheides mich zuversehen hätte/ daß obgesetzte Conditiones und Requisita einer perfecten Naturälien-Kammer/ mehr in einer Academischen müstigen Speculation, und blossen Wunschund Worten bestünde als sich von jemand/ practiciren liesse. §. 2. Aber gewiß und warhafftig/ wenn wir die Sache genau erwegen/ so versirt hierunter eben so eine unbezwingliche Schwerigkeit nicht/ zur Nettigkeit zu kommen/ wie der Context des folgenden Capitels uns geben wird. §. 3. Unterdessen weder hohen und niedrigen Stands-Persohnen/ zu dero Verkleinerung die Raritäten-Kammern halten/ noch deroselben Praefectis, Kunst-Kämmerern/ und Aufsehexn zum Praejuditz, wil ich in gebührender modestie mit wenigen nur berühren/ und nicht so sehr aus einigem Momus- oder Aristarchus Geiste schreiben/ als glimpflich/ einem jeden/ der von dergleichen Dingen vernünfftig judiciren kan/ zu bedencken stellen/ ob nicht unterschiedliche augenscheinliche Fehler/ oder wie soll ich gelinder reden? ob nicht einige kleine unvermerckteingeschlichene Mancamentgen eben die jenigen seyn/ die hin und wieder gnungsam sind zu spühren; Worunter keinesweges verstanden haben wil dieß/ daß etwa in einer wol-bestellten Naturalien-Kammer alle/ oder die meisten Sorten natürlicher Cörper nothwendig da seyn solten/ die in der Welt zu finden; denn dieses kan nicht seyn/ und soll auch nicht seyn/ oder ist auch nicht nöthig: sonst meritirten Sie nicht den Titul der Raritäten. Sondern ich befinde etliche andere/ vielleicht wichtigere/ Dinge in den meisten Naturalien Gemächern zu desidereren/ die uhrsprünglich hafften theils an Seiten des _ rren/ der eine dergleichen Kammer besitzt; theils an seit des Pr_ fecti, oder der jenigen Persohn/ zu dero Verwahrung / Auffsicht/ und Disposirion das gantze Gemach anbefohlen ist; und theils an Seiten des Logiments an sich selbst/ mit denen darin-enthaltenen Dingen. §. 4. Denn was unter den Besitzern/ vorauß fürnehmer Naturalien-Kammern/ so wol Fürsten und Herren/ als sonsten auch anderer/ dergleichen Dinge Liebhaber/ von Privat Stande betrifft; so sind Sie beyderseits zwar wegen Ihrer Curiosität und Beliebung/ allerhand ungemeine Dinge zusammen zu

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Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/587>, abgerufen am 23.11.2024.