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Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

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§. 3.

Nächst diesen Federn wird in der Artzney auch der Pfauenmist oder

STERCUS PAVONUM

sehr gerühmet/ absonderlich das Weisse davon/ von welchem Willisius in seinem Tr. de Anima Brutorum ein groß Wesen macht/ indem er denselben p. 212. als ein gewisses Mittel gegen den Schwindel verschreibet/ welches auch Borellus, Quercetanus, Henricus a Brahe, und andere mit Exempeln bestättigen/ auch zugleich gegen die schwere Noch rühmen/ absonderlich wann man es von dem neuen Liecht biß zum vollen Schein gebraucht/ wie davon Ettmullerus in seinen Anmerckungen über deß Schroederi Apotheckerkunst p. 809. kan gelesen werden.

§. 4.

Ob nun wol der Pfau in Ansehung der Federn ein sehr schöner Vogel ist/ so wird er doch hierinnen von denen so genannten Paradiß-Vögeln oder

AVIBUS PARADISIACIS

weit übertroffen/ welche also genenuet worden/ weilen die gemeine Leut darvor gehalten haben/ sie kämen auß dem Irrdischen Paradiß der Türcken. Allein weilen unlaugbar/ daß sie nicht auß Türckey/ sondern auß Ost-Indien/ und zwar der Moluccer Insul kommen/ so nennen sie andere Lateiner lieber MANUCODIATAS, welches ein verdorben Moluccisches Wort ist/ und MANOTTO TIWATTA, das ist/ Gottes Vogel heissen sollen/ wie sie die Einwohner in den Moluccen Insuln nennen; haben sonsten ein artliches Ausehen/ indem die oberste Federn auf dem Kopff sehr zart / weich und blaulicht grün/ die unterste am Kinn dicht und schön gelb/ auch gläutzend sind / der Schnabel klein/ und der gantze Leib mit gelb-rothen Federn geziert/ welche doch an der Brust und Leib sehr breit und gläntzend geld sind. Die Flügel gläntzen von schwartzer und rother Vermischung/ ohne welche auf dem Rücken zwey schwartz-gläntzende Federfaden/ so 3. Spannen lang sind/ und nicht recht rund/ aber auch nicht eckicht/ wie Schustersdrät zu sehen sind/ wie sie in deß Besleri Gazophylacio abgemahlt und beschrieben sind.

§. 5.

Weilen nun jetztgenteldter Author mit dem Cardano, Aldrovando und dem gemeinen Mann auch vorgibt/ daß diese Vögel keine Füsse hätten/ so fragt sichs/ ob deme also seye? allwo zwar bekandt und unläugbar ist/ daß vor diesem die meiste/ ja fast alle Paradiß-Vögel/ so auß Indien gekommen/ keine Füsse gehabt: Allein es ist doch auch gewiß und am Tag/ daß solche von den Indianern abgeschnitten worden/ es seye nun solches deß wegen geschehen/ daß sie sich ohne Füsse besser praepariren und halten/ oder wie andere meinen/ besser an die Cascetten und Hüte zu Plumagen hefften liessen. Nachdem aber die Moluccischen Insuln unter die Regierung von Bantam gekommen/ werden auf Veranlassung der Holländer die Füsse nun an den Vögeln gelassen/ wie sie nicht allein von D. Wormio in Museo p. 294. damit abgemahlt und beschrieben/ sondern auch von mir und andern in vielen Kunst- und Naturalien-Kammern also gesehen worden/ auch in der berühmten Dreßdischen Kunstkammer täglich verschiedene können gesehen werden.

§. 6.

Es finden sich aber diese Paradiß-Vögel von unterschiedlicher Grösse/ dahero einige Naturkündiger/ als Aldrovandus, Jonstonus und andere deren wol fünfferley/ oder doch zum wenigsten zweyerley Arten gedencken/ nehmlich der grossen und kleinen; wiewohlen andere solches nur vor eine unterschiedene Grösse nach dem Alter/ und nicht vor ein unterschiedene Speciem halten wollen/ indem sie an der Gestalt sonsten gantz überein kommen: Man wolle dann die so genannte Königs-Vögel vor das eine Geschlecht hallen/ welche deßwegen von einigen Lateinischen

MANUCODIATAE REGIAE

genennet werden/ deren Abbüdung in der III. Figur deß Kupfferblats zu sehen/ welche von dem jenigen Königs-Vogel/ so der seel. Theologus Herr D. Job. Ernestus Gerhardus, weiland Prof. zu Jena in seinem Museo gehabt/ genommen/ und von M. Dan. Grützmann in einer Anno 1667. allda gehaltenen Disputation de Avibus Paradisiacis harumque Rege weitläufftig beschrieben worden.

§. 7.

Ob nun wol in jetztermeldter Dispuration zimliehe Nachricht von diesen Königs-Vögeln zu finden/ so verhoffe doch dem curieusen Leser ein grössers Vergnügen zu geben/ wann deinselben eine genauere Beschretdung dieser Vögeln/ welche unter deß Herrn Herberti de Jagers, weiland Oberkoopmans bey der Ost-Indischen Compagnie zu Batavia Nova hinterlassenen MSS. gefunden / allhier mittheilen werde/ welche auß dem Holländischen ins Teutsche übersetzet/ also lautet: Die zweyte Sat. von den Paradiß-Vögeln wird ins gemein Königs Vögeln genannt/ weilen nicht allein unser Volck/ sondern auch die Indianer selbsten dafür halten/ daß sie die Könige von gedachten Vögeln eyen/ wiewohln solches von etlichen Arovanen nicht zugelassen wird; sicher aber ist es/ daß sie unter und mit den andern Paradiß Vögeln fliegen/ auch um dieselbe Zeit / da die grossen kommen/ in Arov fliegen. Unterdessen ist dieser Vogel viel seltzamer/ rarer und schöner/ dann die gemeine/ indem er nicht in solcher Menge komt/ als die grossen/ ist auch viel mühsamer zu schiessen/ weßwegen auch wenig darvon zu uns gebracht werden.

§. 3.

Nächst diesen Federn wird in der Artzney auch der Pfauenmist oder

STERCUS PAVONUM

sehr gerühmet/ absonderlich das Weisse davon/ von welchem Willisius in seinem Tr. de Anima Brutorum ein groß Wesen macht/ indem er denselben p. 212. als ein gewisses Mittel gegen den Schwindel verschreibet/ welches auch Borellus, Quercetanus, Henricus à Brahe, und andere mit Exempeln bestättigen/ auch zugleich gegen die schwere Noch rühmen/ absonderlich wann man es von dem neuen Liecht biß zum vollen Schein gebraucht/ wie davon Ettmullerus in seinen Anmerckungen über deß Schroederi Apotheckerkunst p. 809. kan gelesen werden.

§. 4.

Ob nun wol der Pfau in Ansehung der Federn ein sehr schöner Vogel ist/ so wird er doch hierinnen von denen so genannten Paradiß-Vögeln oder

AVIBUS PARADISIACIS

weit übertroffen/ welche also genenuet worden/ weilen die gemeine Leut darvor gehalten haben/ sie kämen auß dem Irrdischen Paradiß der Türcken. Allein weilen unlaugbar/ daß sie nicht auß Türckey/ sondern auß Ost-Indien/ und zwar der Moluccer Insul kommen/ so nennen sie andere Lateiner lieber MANUCODIATAS, welches ein verdorben Moluccisches Wort ist/ und MANOTTO TIWATTA, das ist/ Gottes Vogel heissen sollen/ wie sie die Einwohner in den Moluccen Insuln nennen; haben sonsten ein artliches Ausehen/ indem die oberste Federn auf dem Kopff sehr zart / weich und blaulicht grün/ die unterste am Kinn dicht und schön gelb/ auch gläutzend sind / der Schnabel klein/ und der gantze Leib mit gelb-rothen Federn geziert/ welche doch an der Brust und Leib sehr breit und gläntzend geld sind. Die Flügel gläntzen von schwartzer und rother Vermischung/ ohne welche auf dem Rücken zwey schwartz-gläntzende Federfaden/ so 3. Spannen lang sind/ und nicht recht rund/ aber auch nicht eckicht/ wie Schustersdrät zu sehen sind/ wie sie in deß Besleri Gazophylacio abgemahlt und beschrieben sind.

§. 5.

Weilen nun jetztgenteldter Author mit dem Cardano, Aldrovando und dem gemeinen Mann auch vorgibt/ daß diese Vögel keine Füsse hätten/ so fragt sichs/ ob deme also seye? allwo zwar bekandt und unläugbar ist/ daß vor diesem die meiste/ ja fast alle Paradiß-Vögel/ so auß Indien gekom̃en/ keine Füsse gehabt: Allein es ist doch auch gewiß und am Tag/ daß solche von den Indianern abgeschnitten worden/ es seye nun solches deß wegen geschehen/ daß sie sich ohne Füsse besser praepariren und halten/ oder wie andere meinen/ besser an die Cascetten und Hüte zu Plumagen hefften liessen. Nachdem aber die Moluccischen Insuln unter die Regierung von Bantam gekommen/ werden auf Veranlassung der Holländer die Füsse nun an den Vögeln gelassen/ wie sie nicht allein von D. Wormio in Museo p. 294. damit abgemahlt und beschrieben/ sondern auch von mir und andern in vielen Kunst- und Naturalien-Kammern also gesehen worden/ auch in der berühmten Dreßdischen Kunstkammer täglich verschiedene können gesehen werden.

§. 6.

Es finden sich aber diese Paradiß-Vögel von unterschiedlicher Grösse/ dahero einige Naturkündiger/ als Aldrovandus, Jonstonus und andere deren wol fünfferley/ oder doch zum wenigsten zweyerley Arten gedencken/ nehmlich der grossen und kleinen; wiewohlen andere solches nur vor eine unterschiedene Grösse nach dem Alter/ und nicht vor ein unterschiedene Speciem halten wollen/ indem sie an der Gestalt sonsten gantz überein kommen: Man wolle dann die so genannte Königs-Vögel vor das eine Geschlecht hallen/ welche deßwegen von einigen Lateinischen

MANUCODIATAE REGIAE

genennet werden/ deren Abbüdung in der III. Figur deß Kupfferblats zu sehen/ welche von dem jenigen Königs-Vogel/ so der seel. Theologus Herr D. Job. Ernestus Gerhardus, weiland Prof. zu Jena in seinem Museo gehabt/ genommen/ und von M. Dan. Grützmann in einer Anno 1667. allda gehaltenen Disputation de Avibus Paradisiacis harumque Rege weitläufftig beschrieben worden.

§. 7.

Ob nun wol in jetztermeldter Dispuration zimliehe Nachricht von diesen Königs-Vögeln zu finden/ so verhoffe doch dem curieusen Leser ein grössers Vergnügen zu geben/ wann deinselben eine genauere Beschretdung dieser Vögeln/ welche unter deß Herrn Herberti de Jagers, weiland Oberkoopmans bey der Ost-Indischen Compagnie zu Batavia Nova hinterlassenen MSS. gefunden / allhier mittheilen werde/ welche auß dem Holländischen ins Teutsche übersetzet/ also lautet: Die zweyte Sat. von den Paradiß-Vögeln wird ins gemein Königs Vögeln genannt/ weilen nicht allein unser Volck/ sondern auch die Indianer selbsten dafür halten/ daß sie die Könige von gedachten Vögeln eyen/ wiewohln solches von etlichen Arovanen nicht zugelassen wird; sicher aber ist es/ daß sie unter und mit den andern Paradiß Vögeln fliegen/ auch um dieselbe Zeit / da die grossen kommen/ in Arov fliegen. Unterdessen ist dieser Vogel viel seltzamer/ rarer und schöner/ dann die gemeine/ indem er nicht in solcher Menge komt/ als die grossen/ ist auch viel mühsamer zu schiessen/ weßwegen auch wenig darvon zu uns gebracht werden.

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[463/0510] §. 3. Nächst diesen Federn wird in der Artzney auch der Pfauenmist oder STERCUS PAVONUM sehr gerühmet/ absonderlich das Weisse davon/ von welchem Willisius in seinem Tr. de Anima Brutorum ein groß Wesen macht/ indem er denselben p. 212. als ein gewisses Mittel gegen den Schwindel verschreibet/ welches auch Borellus, Quercetanus, Henricus à Brahe, und andere mit Exempeln bestättigen/ auch zugleich gegen die schwere Noch rühmen/ absonderlich wann man es von dem neuen Liecht biß zum vollen Schein gebraucht/ wie davon Ettmullerus in seinen Anmerckungen über deß Schroederi Apotheckerkunst p. 809. kan gelesen werden. §. 4. Ob nun wol der Pfau in Ansehung der Federn ein sehr schöner Vogel ist/ so wird er doch hierinnen von denen so genannten Paradiß-Vögeln oder AVIBUS PARADISIACIS weit übertroffen/ welche also genenuet worden/ weilen die gemeine Leut darvor gehalten haben/ sie kämen auß dem Irrdischen Paradiß der Türcken. Allein weilen unlaugbar/ daß sie nicht auß Türckey/ sondern auß Ost-Indien/ und zwar der Moluccer Insul kommen/ so nennen sie andere Lateiner lieber MANUCODIATAS, welches ein verdorben Moluccisches Wort ist/ und MANOTTO TIWATTA, das ist/ Gottes Vogel heissen sollen/ wie sie die Einwohner in den Moluccen Insuln nennen; haben sonsten ein artliches Ausehen/ indem die oberste Federn auf dem Kopff sehr zart / weich und blaulicht grün/ die unterste am Kinn dicht und schön gelb/ auch gläutzend sind / der Schnabel klein/ und der gantze Leib mit gelb-rothen Federn geziert/ welche doch an der Brust und Leib sehr breit und gläntzend geld sind. Die Flügel gläntzen von schwartzer und rother Vermischung/ ohne welche auf dem Rücken zwey schwartz-gläntzende Federfaden/ so 3. Spannen lang sind/ und nicht recht rund/ aber auch nicht eckicht/ wie Schustersdrät zu sehen sind/ wie sie in deß Besleri Gazophylacio abgemahlt und beschrieben sind. §. 5. Weilen nun jetztgenteldter Author mit dem Cardano, Aldrovando und dem gemeinen Mann auch vorgibt/ daß diese Vögel keine Füsse hätten/ so fragt sichs/ ob deme also seye? allwo zwar bekandt und unläugbar ist/ daß vor diesem die meiste/ ja fast alle Paradiß-Vögel/ so auß Indien gekom̃en/ keine Füsse gehabt: Allein es ist doch auch gewiß und am Tag/ daß solche von den Indianern abgeschnitten worden/ es seye nun solches deß wegen geschehen/ daß sie sich ohne Füsse besser praepariren und halten/ oder wie andere meinen/ besser an die Cascetten und Hüte zu Plumagen hefften liessen. Nachdem aber die Moluccischen Insuln unter die Regierung von Bantam gekommen/ werden auf Veranlassung der Holländer die Füsse nun an den Vögeln gelassen/ wie sie nicht allein von D. Wormio in Museo p. 294. damit abgemahlt und beschrieben/ sondern auch von mir und andern in vielen Kunst- und Naturalien-Kammern also gesehen worden/ auch in der berühmten Dreßdischen Kunstkammer täglich verschiedene können gesehen werden. §. 6. Es finden sich aber diese Paradiß-Vögel von unterschiedlicher Grösse/ dahero einige Naturkündiger/ als Aldrovandus, Jonstonus und andere deren wol fünfferley/ oder doch zum wenigsten zweyerley Arten gedencken/ nehmlich der grossen und kleinen; wiewohlen andere solches nur vor eine unterschiedene Grösse nach dem Alter/ und nicht vor ein unterschiedene Speciem halten wollen/ indem sie an der Gestalt sonsten gantz überein kommen: Man wolle dann die so genannte Königs-Vögel vor das eine Geschlecht hallen/ welche deßwegen von einigen Lateinischen MANUCODIATAE REGIAE genennet werden/ deren Abbüdung in der III. Figur deß Kupfferblats zu sehen/ welche von dem jenigen Königs-Vogel/ so der seel. Theologus Herr D. Job. Ernestus Gerhardus, weiland Prof. zu Jena in seinem Museo gehabt/ genommen/ und von M. Dan. Grützmann in einer Anno 1667. allda gehaltenen Disputation de Avibus Paradisiacis harumque Rege weitläufftig beschrieben worden. §. 7. Ob nun wol in jetztermeldter Dispuration zimliehe Nachricht von diesen Königs-Vögeln zu finden/ so verhoffe doch dem curieusen Leser ein grössers Vergnügen zu geben/ wann deinselben eine genauere Beschretdung dieser Vögeln/ welche unter deß Herrn Herberti de Jagers, weiland Oberkoopmans bey der Ost-Indischen Compagnie zu Batavia Nova hinterlassenen MSS. gefunden / allhier mittheilen werde/ welche auß dem Holländischen ins Teutsche übersetzet/ also lautet: Die zweyte Sat. von den Paradiß-Vögeln wird ins gemein Königs Vögeln genannt/ weilen nicht allein unser Volck/ sondern auch die Indianer selbsten dafür halten/ daß sie die Könige von gedachten Vögeln eyen/ wiewohln solches von etlichen Arovanen nicht zugelassen wird; sicher aber ist es/ daß sie unter und mit den andern Paradiß Vögeln fliegen/ auch um dieselbe Zeit / da die grossen kommen/ in Arov fliegen. Unterdessen ist dieser Vogel viel seltzamer/ rarer und schöner/ dann die gemeine/ indem er nicht in solcher Menge komt/ als die grossen/ ist auch viel mühsamer zu schiessen/ weßwegen auch wenig darvon zu uns gebracht werden.

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Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 463. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/510>, abgerufen am 21.11.2024.