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Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

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die Winde im Magen und Gedärme/ treiben den Urin/ die Monatliche Zeit der Weiber und die todte Frucht; weßwegen auch Sim. Paulli den armen Kindbetterin 6. oder 7. Lorbeeren gibt/ daß sie desto leichter gebähren/ wie in dessen Quadripartito Botan. pag. 73. zu ersehen ist. Worzu dann auch das

OLEUM LAURINUM

oder

Lor-Oehl

eusserlich dienet/ welches aus Mayland zu uns gebracht wird/ allwo sie es auß den frischen Lorbeeren pressen/ wie Vielheuer in Beschreibung frembder Materialien p. 119. berichtet. Doch wild auch dessen viel auß der Provintz Languedoc in Franckreick gebracht/ absonderlich von Calvisson, nahe bey Montpelier, wo sie die frische Lorbeeren in Wasser sieden/ außpressen / und wann das Oehl kalt worden/ in kleine Fäßlein thun und anderstwo verführen: muß schön frisch/ wohlriechend/ etwas körnicht/ doch dick und hart seyn auch eine etwas gelb- grüne Farb haben: weßwegen der gantz grüne und weiche/ so nicht nach Lorbeeren riechet/ zu verwerffen/ wie Pomet in seiner Hist. des Drogues p. 246. lehret. Und weilen also in diesem Oehl/ welches einige Betrüger aus Unschlitt und Terpenthin/ (welche sie mit Safft-Grün färben /) nachmachen/ ein grosser Betrug stecket/ muß man sich in dem Einkauft wohl vorsehen. Wird sonsten gegen alle kalte Schmertzen/ Flüsse und dergleichen an Menschen und Vieh sehr gebrauchet und absonderlich von den Roß-Aertzen sehr consumiret. Wie dann auch das Lorbeern-Pflaster oder Emplastrum de baccis Lauri, so in den Apothecken zu finden/ dergleichen effect thut/ dessen Beschreibung/ benebenst der Lattwerg und andern/ in dem Dispensatorio Augustano zu lesen ist.

§. 5.

Die Blätter oder FOLIA LAURI werden sehr in den Küchen zu den Wildpret-Pasteten und andern Speisen gesuchet/ auch in der Artzney gegen die Bien- und Wespen-Stich auffgeleget und kommen an den übrigen Kräfften mit den Lorbeern überein.

§. 6.

Zu diesen und dergleichen frembden Baum-Früchten gehören auch

Die Feigen /

welche in den Apothecken CARICAE genennet werden/ auß sehr marckickten und körnerichten Früchten/ von unterschiedlicher Farb/ wie Birne formiret/ bestehen/ und eines süssen Geschmacks/ auch lieblichen Geruchs sind: werden auß Spanien/ Franckreick und anderen Orten in Körben oder Kisten herauß gebracht.

§. 7.

Der Feigen-Baum/ woran sie wachsen/ ist ohngefehr eines Mannes hoch/ mit grossen breyten und zerkerbten Blättern: hat fast kein Holtz und mag ehe eine Rinde oder Röhre heissen/ so am Stamm etwa einer Spannen dick ist. Ein Zweig davon hat bey 200. Feigen/ welche sambt dem Stengel/ wann sie halb zeitig/ nemblich halb grün und halb gelb sind/ abgeschnitten und an einen Balcken oder Posten gehencket werden/ da sie in 4. oder 5. Tagen hernach gantz zeitig und gelb werden/ wie Schurzius in seiner Material-Kammer pag. 35. schreibet. Wann sie nun recht auffgetrucknet sind/ werden sie von denen Außländern entweder in Bintzen-Körbe von Palmen-Blättern oder Kisten und Schachteln geschlagen/ an welchen man den Unterscheid schon eusserlich erkennen kan.

§. 8.

Der Feigen selbsten gibt es sehr viele Sorten/ welche theils mit Rosmarin, (dahero einige Rosmarin-Feigen heissen) theils mit Lorbeer-Blättern oder grünen Anis-Cronen unterleget sind. Die Spanische in Fäßlein oder Faß-Feigen kommen über Hamburg: Caricae de Cypro, auch in Fäßlein / über Venedig: Die Provintzialische Korb-Feigen in Körblein von Massilien auß Franckreich / wie Vielheuer auß obbemeldtem Schurtzio in Beschreibung frembder Materialien pag. 85. schreibet. Pomet aber/ der Frantzöische Materialist/ theilet die Provintzialische wider in drey Sorten/ nemblich I. in die Blauen/ welche groß/ trucken und frisch seyn müssen 2. in die Massilier-Feigen/ welche klein/ weiß/ frisch und trucken seyn/ auch keine lederichte Haut haben müssen/ und leicht an den bunten und kleinen Körben zu erkennen sind/ 3. in die gar grosse und fette Feigen/ welche in grossen Körben/ wie die Spanische/ kommen/ sind aber bey weitem nicht so gut/ wie die andere in kleinen Körben/ worvon in dessen Histoire des Drogues pag. 257. mit mehrerm zulesen ist. Bauhinus der berümbte Kräuter-Mann erzehlet auch drey Sorten in Pinac. l. II. Sect. I. pag. 457. davon die erste in grossen Bintzen-Körben: Die zweyte in Kisten oder auch dergleichen Körben mit Lorbeer-Blättern gemischet und die dritte in kleinen und länglicht-gewundenen Bintzen-Körben gebracht und die Massilier-Feigen genennet werden/ welche letztere viel süsser und besser als die andere/ auch gantz dünn-häutig/ ob sie gleich nicht so groß/ als die übrige sind. So findet man auch noch vier Arten in Indien / welche Schurtzius l. c. erzehlet/ aber bey uns unbekandt sind. In Italien werden die Feigen nach dem Ster und nicht nach den Centnern ver-

die Winde im Magen und Gedärme/ treiben den Urin/ die Monatliche Zeit der Weiber und die todte Frucht; weßwegen auch Sim. Paulli den armen Kindbetterin 6. oder 7. Lorbeeren gibt/ daß sie desto leichter gebähren/ wie in dessen Quadripartito Botan. pag. 73. zu ersehen ist. Worzu dann auch das

OLEUM LAURINUM

oder

Lor-Oehl

eusserlich dienet/ welches aus Mayland zu uns gebracht wird/ allwo sie es auß den frischen Lorbeeren pressen/ wie Vielheuer in Beschreibung frembder Materialien p. 119. berichtet. Doch wild auch dessen viel auß der Provintz Languedoc in Franckreick gebracht/ absonderlich von Calvisson, nahe bey Montpelier, wo sie die frische Lorbeeren in Wasser sieden/ außpressen / und wann das Oehl kalt worden/ in kleine Fäßlein thun und anderstwo verführen: muß schön frisch/ wohlriechend/ etwas körnicht/ doch dick und hart seyn auch eine etwas gelb- grüne Farb haben: weßwegen der gantz grüne und weiche/ so nicht nach Lorbeeren riechet/ zu verwerffen/ wie Pomet in seiner Hist. des Drogues p. 246. lehret. Und weilen also in diesem Oehl/ welches einige Betrüger aus Unschlitt und Terpenthin/ (welche sie mit Safft-Grün färben /) nachmachen/ ein grosser Betrug stecket/ muß man sich in dem Einkauft wohl vorsehen. Wird sonsten gegen alle kalte Schmertzen/ Flüsse und dergleichen an Menschen und Vieh sehr gebrauchet und absonderlich von den Roß-Aertzen sehr consumiret. Wie dann auch das Lorbeern-Pflaster oder Emplastrum de baccis Lauri, so in den Apothecken zu finden/ dergleichen effect thut/ dessen Beschreibung/ benebenst der Lattwerg und andern/ in dem Dispensatoriô Augustanô zu lesen ist.

§. 5.

Die Blätter oder FOLIA LAURI werden sehr in den Küchen zu den Wildpret-Pasteten und andern Speisen gesuchet/ auch in der Artzney gegen die Bien- und Wespen-Stich auffgeleget und kommen an den übrigen Kräfften mit den Lorbeern überein.

§. 6.

Zu diesen und dergleichen frembden Baum-Früchten gehören auch

Die Feigen /

welche in den Apothecken CARICAE genennet werden/ auß sehr marckickten und körnerichten Früchten/ von unterschiedlicher Farb/ wie Birne formiret/ bestehen/ und eines süssen Geschmacks/ auch lieblichen Geruchs sind: werden auß Spanien/ Franckreick und anderen Orten in Körben oder Kisten herauß gebracht.

§. 7.

Der Feigen-Baum/ woran sie wachsen/ ist ohngefehr eines Mannes hoch/ mit grossen breyten und zerkerbten Blättern: hat fast kein Holtz und mag ehe eine Rinde oder Röhre heissen/ so am Stamm etwa einer Spannen dick ist. Ein Zweig davon hat bey 200. Feigen/ welche sambt dem Stengel/ wann sie halb zeitig/ nemblich halb grün und halb gelb sind/ abgeschnitten und an einen Balcken oder Posten gehencket werden/ da sie in 4. oder 5. Tagen hernach gantz zeitig und gelb werden/ wie Schurzius in seiner Material-Kammer pag. 35. schreibet. Wann sie nun recht auffgetrucknet sind/ werden sie von denen Außländern entweder in Bintzen-Körbe von Palmen-Blättern oder Kisten und Schachteln geschlagen/ an welchen man den Unterscheid schon eusserlich erkennen kan.

§. 8.

Der Feigen selbsten gibt es sehr viele Sorten/ welche theils mit Rosmarin, (dahero einige Rosmarin-Feigen heissen) theils mit Lorbeer-Blättern oder grünen Anis-Cronen unterleget sind. Die Spanische in Fäßlein oder Faß-Feigen kommen über Hamburg: Caricae de Cypro, auch in Fäßlein / über Venedig: Die Provintzialische Korb-Feigen in Körblein von Massilien auß Franckreich / wie Vielheuer auß obbemeldtem Schurtzio in Beschreibung frembder Materialien pag. 85. schreibet. Pomet aber/ der Frantzöische Materialist/ theilet die Provintzialische wider in drey Sorten/ nemblich I. in die Blauen/ welche groß/ trucken und frisch seyn müssen 2. in die Massilier-Feigen/ welche klein/ weiß/ frisch und trucken seyn/ auch keine lederichte Haut haben müssen/ und leicht an den bunten und kleinen Körben zu erkennen sind/ 3. in die gar grosse und fette Feigen/ welche in grossen Körben/ wie die Spanische/ kommen/ sind aber bey weitem nicht so gut/ wie die andere in kleinen Körben/ worvon in dessen Histoire des Drogues pag. 257. mit mehrerm zulesen ist. Bauhinus der berümbte Kräuter-Mann erzehlet auch drey Sorten in Pinac. l. II. Sect. I. pag. 457. davon die erste in grossen Bintzen-Körben: Die zweyte in Kisten oder auch dergleichen Körben mit Lorbeer-Blättern gemischet und die dritte in kleinen und länglicht-gewundenen Bintzen-Körben gebracht und die Massilier-Feigen genennet werden/ welche letztere viel süsser und besser als die andere/ auch gantz dünn-häutig/ ob sie gleich nicht so groß/ als die übrige sind. So findet man auch noch vier Arten in Indien / welche Schurtzius l. c. erzehlet/ aber bey uns unbekandt sind. In Italien werden die Feigen nach dem Ster und nicht nach den Centnern ver-

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[322/0368] die Winde im Magen und Gedärme/ treiben den Urin/ die Monatliche Zeit der Weiber und die todte Frucht; weßwegen auch Sim. Paulli den armen Kindbetterin 6. oder 7. Lorbeeren gibt/ daß sie desto leichter gebähren/ wie in dessen Quadripartito Botan. pag. 73. zu ersehen ist. Worzu dann auch das OLEUM LAURINUM oder Lor-Oehl eusserlich dienet/ welches aus Mayland zu uns gebracht wird/ allwo sie es auß den frischen Lorbeeren pressen/ wie Vielheuer in Beschreibung frembder Materialien p. 119. berichtet. Doch wild auch dessen viel auß der Provintz Languedoc in Franckreick gebracht/ absonderlich von Calvisson, nahe bey Montpelier, wo sie die frische Lorbeeren in Wasser sieden/ außpressen / und wann das Oehl kalt worden/ in kleine Fäßlein thun und anderstwo verführen: muß schön frisch/ wohlriechend/ etwas körnicht/ doch dick und hart seyn auch eine etwas gelb- grüne Farb haben: weßwegen der gantz grüne und weiche/ so nicht nach Lorbeeren riechet/ zu verwerffen/ wie Pomet in seiner Hist. des Drogues p. 246. lehret. Und weilen also in diesem Oehl/ welches einige Betrüger aus Unschlitt und Terpenthin/ (welche sie mit Safft-Grün färben /) nachmachen/ ein grosser Betrug stecket/ muß man sich in dem Einkauft wohl vorsehen. Wird sonsten gegen alle kalte Schmertzen/ Flüsse und dergleichen an Menschen und Vieh sehr gebrauchet und absonderlich von den Roß-Aertzen sehr consumiret. Wie dann auch das Lorbeern-Pflaster oder Emplastrum de baccis Lauri, so in den Apothecken zu finden/ dergleichen effect thut/ dessen Beschreibung/ benebenst der Lattwerg und andern/ in dem Dispensatoriô Augustanô zu lesen ist. §. 5. Die Blätter oder FOLIA LAURI werden sehr in den Küchen zu den Wildpret-Pasteten und andern Speisen gesuchet/ auch in der Artzney gegen die Bien- und Wespen-Stich auffgeleget und kommen an den übrigen Kräfften mit den Lorbeern überein. §. 6. Zu diesen und dergleichen frembden Baum-Früchten gehören auch Die Feigen / welche in den Apothecken CARICAE genennet werden/ auß sehr marckickten und körnerichten Früchten/ von unterschiedlicher Farb/ wie Birne formiret/ bestehen/ und eines süssen Geschmacks/ auch lieblichen Geruchs sind: werden auß Spanien/ Franckreick und anderen Orten in Körben oder Kisten herauß gebracht. §. 7. Der Feigen-Baum/ woran sie wachsen/ ist ohngefehr eines Mannes hoch/ mit grossen breyten und zerkerbten Blättern: hat fast kein Holtz und mag ehe eine Rinde oder Röhre heissen/ so am Stamm etwa einer Spannen dick ist. Ein Zweig davon hat bey 200. Feigen/ welche sambt dem Stengel/ wann sie halb zeitig/ nemblich halb grün und halb gelb sind/ abgeschnitten und an einen Balcken oder Posten gehencket werden/ da sie in 4. oder 5. Tagen hernach gantz zeitig und gelb werden/ wie Schurzius in seiner Material-Kammer pag. 35. schreibet. Wann sie nun recht auffgetrucknet sind/ werden sie von denen Außländern entweder in Bintzen-Körbe von Palmen-Blättern oder Kisten und Schachteln geschlagen/ an welchen man den Unterscheid schon eusserlich erkennen kan. §. 8. Der Feigen selbsten gibt es sehr viele Sorten/ welche theils mit Rosmarin, (dahero einige Rosmarin-Feigen heissen) theils mit Lorbeer-Blättern oder grünen Anis-Cronen unterleget sind. Die Spanische in Fäßlein oder Faß-Feigen kommen über Hamburg: Caricae de Cypro, auch in Fäßlein / über Venedig: Die Provintzialische Korb-Feigen in Körblein von Massilien auß Franckreich / wie Vielheuer auß obbemeldtem Schurtzio in Beschreibung frembder Materialien pag. 85. schreibet. Pomet aber/ der Frantzöische Materialist/ theilet die Provintzialische wider in drey Sorten/ nemblich I. in die Blauen/ welche groß/ trucken und frisch seyn müssen 2. in die Massilier-Feigen/ welche klein/ weiß/ frisch und trucken seyn/ auch keine lederichte Haut haben müssen/ und leicht an den bunten und kleinen Körben zu erkennen sind/ 3. in die gar grosse und fette Feigen/ welche in grossen Körben/ wie die Spanische/ kommen/ sind aber bey weitem nicht so gut/ wie die andere in kleinen Körben/ worvon in dessen Histoire des Drogues pag. 257. mit mehrerm zulesen ist. Bauhinus der berümbte Kräuter-Mann erzehlet auch drey Sorten in Pinac. l. II. Sect. I. pag. 457. davon die erste in grossen Bintzen-Körben: Die zweyte in Kisten oder auch dergleichen Körben mit Lorbeer-Blättern gemischet und die dritte in kleinen und länglicht-gewundenen Bintzen-Körben gebracht und die Massilier-Feigen genennet werden/ welche letztere viel süsser und besser als die andere/ auch gantz dünn-häutig/ ob sie gleich nicht so groß/ als die übrige sind. So findet man auch noch vier Arten in Indien / welche Schurtzius l. c. erzehlet/ aber bey uns unbekandt sind. In Italien werden die Feigen nach dem Ster und nicht nach den Centnern ver-

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Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 322. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/368>, abgerufen am 24.11.2024.