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Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

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den in Actis Angl. Anno 1669. pag. 87. und nachmahlen auß diesen die Gelehrte zu Leiptzig in ihren Actis A. 1700. Mens. Decembr. pag. 552. uns mitgetheilet haben.

§. 3.

Ob nun gleich diese Fabae S. Ignatii, wann sie auffgetrucknet und dürr gemacht sind/ sehr hart und gleichsam wie ein Huff oder Horn anzusehen sind/ auch eine ziemliche Bitterkeit / welche dem Tausend-Gülden-Kraut nahe kombt und die Citronen-Körner darin übertrifft/ in sich hat/ so kan doch beydes nicht verhindern/ daß sie nicht wurmstichicht und löchericht werden / wiewohlen solches ihnen nicht sobalden/ als andern Saamen/ Schaden zufüget/ indem auch die wurmstichichte num. 2. (weilenim Anfang keine andere überkahmen) noch kräfftig gnug befunden; indessen wo die Wahl zu haben/ muß man doch diejenige erkiesen/ so noch gantz und nicht löchericht sind/ obschon sie noch so theuer zu zahlen wären/ als die Wurmstichichte/ von welchen letzteren die Droguisten in Holland das Stück vor ein paar Schilling geben/ da von den gantzen und unverletzten das Stück wohl 4. biß 5. Schilling gelten muß/ wie mich Herr Doct. Spener, jetzo vornehmer Königl. Medicus in Berlin/ auß Ambsterdam berichtet hat.

§. 4.

Ihre Krasst und Tugend anbelangend/ so haben sie eine erwärmende/ Gifft- und Windtreibende / und zugleich etwas anhaltende oder zusammenziehende Gewalt/ wormit sie den Magen/ das Gedärm und Nerven stärcken. Daß sie aber von oben und unten purgiren/ wie in obgedachtem Sendbrieff gedacht wird/ habe ich noch nie gesehen/ wiewohlen sie auch Säugenden Kindern eingegeben habe. So viel ist mir bewust/ daß sobalden sie eingenommen werden/ ein Rumpeln im Leib erwecket werde/ sogardaß einsmahls ein Knäbgen nach Gebrauch einiger Gran davon in diese Wortherauß brache: Hört doch/ wie die Würme im Leib thun: und vielleicht purgiren sie/ wann man die dosin etwas zu starck nimbt/ da sie an den Spaniern gar den Krampff und Gichter erregen sollen/ welches bey den Indianern doch nicht zubeförchten ist. Wie es einem/ so genandten Domine in Holland/ so die Essentz davon an statt Brandenweins genommen/ ergangen sey/ findet sich in meinen Polychrestis Exot. Disp. 1. pag. 9. wo zum erstenmahl von diesen Körnern gehandelt habe. Es bleibt einmahl hierbey: Zuviel verderbt alles Spiel.

§. 5.

Sonsten ist gewiß/ daß wann diese Fabae S. Ignatii recht gebrauchet werden/ sie eine vortreffliche Artzney gegen viele und sonsten hartnäckichte Kranckheiten abgeben und kan ich bezeugen/ daß damit die kalte Fieber/ besonders in kleinen Kindern perfect gehoben worden seyen. So bezeuget auch der berümbte Med. und Professor zu Jena/ Herr D. Wedel in einem Brieff / daß er solche auch in hitzigen Fiebern gut befunden habe. Die Indianer selbsten brauchen sie gegen alle gifftige Seuchen/ Pest/ zauberische Vergifftungen/ Liebes-Tränck und dergleichen und halten die heutige Gelehrten davor/ daß diese Fabae S. Ignatii die rechte Krähen-Augen oder Nuces Vomicae seyen/ welche Serapio beschreibet und mit in den Theriac genommen werden sollen/ da dißdaher in deren Ermangelung die gemeine und gifftige Krähen-Augen/ nicht ohne sonderliche Gefahr/ darzu gebrauchet worden. Ob sie aber auch eusserlich als ein Amulet angehenckt/ oder auff gifftige Biß und Wunden gehalten das Gifft an sich ziehen können/ wie gesagt wird/ stelle zu weiterer Erfahrung auß. Was sie ferner in den Gichtern vor eine treffliche Würckung thun/ habe neulich an einem kleinen Kind/ so die Schwere-Noth des Tages wohl sieben mahl gehabt/ gesehen/ welche mit ein paar Gran von diesen Fabis gestillet habe. So hab sie ingleichen in dem Gicht-Flug der Kinder/ wie auch dem gemeinen Flug oder Maculis Volaticis sehr gut befunden. Weswegen sie auch in den innerlichen krampffmäsigen Bewegungen und Schmertzen des Magens und der Gedärme/ nemlich in dem Hertz-Gespann/ Hertzens-Angst/ Colic, Darm-Gicht/ Rothen-Ruhr/ Darm-Zwang/ Mutter-Schmertzen und dergleichen guten effect thun / indem sie zugleich den Magen stärcken/ appetit erwecken/ und alle böse cruditäten darin verzehren. Insonderheit kommen sie auch dem Haupt zu gut/ wann wegen eines blöden Magens dasselbe Noth leidet/ in allerhand Schlag- und andern Flüssen/ Lähmungen/ Zaln-Schmertzen und dergleichen/ wann sie entweder eingegeben/ oder nur unter der Zung gehalten werden/ da sie den Speichel treiben und die schon mit dem Todt ringende ermundern sollen. Sie dienen auch in den Brust-Kranckheiten/ Keichen/ Gicht-Husten und Erstickungen/ besonders wann sie von spasmodischer Zusammenziehung der Lungen herrühren. Sie treiben den Urin/ die Monathen und Nachgeburt der Gebährenden: tödten die Spul-Würmer/ und stillen auch eusserlich die Blut-Stürtzungen.

§. 6.

Man gibt sie zu Pulver gestossen in geringer dosi, 2. 3. biß 6. Gran/ dann ein halber Scrupel oder zehen Gersten-Körner schwer schon purgiren sollen. Man legt sie auch ein oder zwey Stund in ein destillirtes Wasser/ biß es bitter werde/ gleichwie man sonsten mit dem Pedra Porco verfähret/ welchem diese Bohnen einen grossen Stoß geben dörfften/ wie Doct. Goris in seiner Medicina Contempta pag. 185. propheceyet/ zumahlen sie in einem Jahr an dem Preyß die

den in Actis Angl. Anno 1669. pag. 87. und nachmahlen auß diesen die Gelehrte zu Leiptzig in ihren Actis A. 1700. Mens. Decembr. pag. 552. uns mitgetheilet haben.

§. 3.

Ob nun gleich diese Fabae S. Ignatii, wann sie auffgetrucknet und dürr gemacht sind/ sehr hart und gleichsam wie ein Huff oder Horn anzusehen sind/ auch eine ziemliche Bitterkeit / welche dem Tausend-Gülden-Kraut nahe kombt und die Citronen-Körner darin übertrifft/ in sich hat/ so kan doch beydes nicht verhindern/ daß sie nicht wurmstichicht und löchericht werden / wiewohlen solches ihnen nicht sobalden/ als andern Saamen/ Schaden zufüget/ indem auch die wurmstichichte num. 2. (weilenim Anfang keine andere überkahmen) noch kräfftig gnug befunden; indessen wo die Wahl zu haben/ muß man doch diejenige erkiesen/ so noch gantz und nicht löchericht sind/ obschon sie noch so theuer zu zahlen wären/ als die Wurmstichichte/ von welchen letzteren die Droguisten in Holland das Stück vor ein paar Schilling geben/ da von den gantzen und unverletzten das Stück wohl 4. biß 5. Schilling gelten muß/ wie mich Herr Doct. Spener, jetzo vornehmer Königl. Medicus in Berlin/ auß Ambsterdam berichtet hat.

§. 4.

Ihre Krasst und Tugend anbelangend/ so haben sie eine erwärmende/ Gifft- und Windtreibende / und zugleich etwas anhaltende oder zusammenziehende Gewalt/ wormit sie den Magen/ das Gedärm und Nerven stärcken. Daß sie aber von oben und unten purgiren/ wie in obgedachtem Sendbrieff gedacht wird/ habe ich noch nie gesehen/ wiewohlen sie auch Säugenden Kindern eingegeben habe. So viel ist mir bewust/ daß sobalden sie eingenommen werden/ ein Rumpeln im Leib erwecket werde/ sogardaß einsmahls ein Knäbgen nach Gebrauch einiger Gran davon in diese Wortherauß brache: Hört doch/ wie die Würme im Leib thun: und vielleicht purgiren sie/ wann man die dosin etwas zu starck nimbt/ da sie an den Spaniern gar den Krampff und Gichter erregen sollen/ welches bey den Indianern doch nicht zubeförchten ist. Wie es einem/ so genandten Domine in Holland/ so die Essentz davon an statt Brandenweins genommen/ ergangen sey/ findet sich in meinen Polychrestis Exot. Disp. 1. pag. 9. wo zum erstenmahl von diesen Körnern gehandelt habe. Es bleibt einmahl hierbey: Zuviel verderbt alles Spiel.

§. 5.

Sonsten ist gewiß/ daß wann diese Fabae S. Ignatii recht gebrauchet werden/ sie eine vortreffliche Artzney gegen viele und sonsten hartnäckichte Kranckheiten abgeben und kan ich bezeugen/ daß damit die kalte Fieber/ besonders in kleinen Kindern perfect gehoben worden seyen. So bezeuget auch der berümbte Med. und Professor zu Jena/ Herr D. Wedel in einem Brieff / daß er solche auch in hitzigen Fiebern gut befunden habe. Die Indianer selbsten brauchen sie gegen alle gifftige Seuchen/ Pest/ zauberische Vergifftungen/ Liebes-Tränck und dergleichen und halten die heutige Gelehrten davor/ daß diese Fabae S. Ignatii die rechte Krähen-Augen oder Nuces Vomicae seyen/ welche Serapio beschreibet und mit in den Theriac genommen werden sollen/ da dißdaher in deren Ermangelung die gemeine und gifftige Krähen-Augen/ nicht ohne sonderliche Gefahr/ darzu gebrauchet worden. Ob sie aber auch eusserlich als ein Amulet angehenckt/ oder auff gifftige Biß und Wunden gehalten das Gifft an sich ziehen können/ wie gesagt wird/ stelle zu weiterer Erfahrung auß. Was sie ferner in den Gichtern vor eine treffliche Würckung thun/ habe neulich an einem kleinen Kind/ so die Schwere-Noth des Tages wohl sieben mahl gehabt/ gesehen/ welche mit ein paar Gran von diesen Fabis gestillet habe. So hab sie ingleichen in dem Gicht-Flug der Kinder/ wie auch dem gemeinen Flug oder Maculis Volaticis sehr gut befunden. Weswegen sie auch in den innerlichen krampffmäsigen Bewegungen und Schmertzen des Magens und der Gedärme/ nemlich in dem Hertz-Gespann/ Hertzens-Angst/ Colic, Darm-Gicht/ Rothen-Ruhr/ Darm-Zwang/ Mutter-Schmertzen und dergleichen guten effect thun / indem sie zugleich den Magen stärcken/ appetit erwecken/ und alle böse cruditäten darin verzehren. Insonderheit kommen sie auch dem Haupt zu gut/ wann wegen eines blöden Magens dasselbe Noth leidet/ in allerhand Schlag- und andern Flüssen/ Lähmungen/ Zaln-Schmertzen und dergleichen/ wann sie entweder eingegeben/ oder nur unter der Zung gehalten werden/ da sie den Speichel treiben und die schon mit dem Todt ringende ermundern sollen. Sie dienen auch in den Brust-Kranckheiten/ Keichen/ Gicht-Husten und Erstickungen/ besonders wann sie von spasmodischer Zusammenziehung der Lungen herrühren. Sie treiben den Urin/ die Monathen und Nachgeburt der Gebährenden: tödten die Spul-Würmer/ und stillen auch eusserlich die Blut-Stürtzungen.

§. 6.

Man gibt sie zu Pulver gestossen in geringer dosi, 2. 3. biß 6. Gran/ dann ein halber Scrupel oder zehen Gersten-Körner schwer schon purgiren sollen. Man legt sie auch ein oder zwey Stund in ein destillirtes Wasser/ biß es bitter werde/ gleichwie man sonsten mit dem Pedra Porco verfähret/ welchem diese Bohnen einen grossen Stoß geben dörfften/ wie Doct. Goris in seiner Medicinâ Contempta pag. 185. propheceyet/ zumahlen sie in einem Jahr an dem Preyß die

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[289/0335] den in Actis Angl. Anno 1669. pag. 87. und nachmahlen auß diesen die Gelehrte zu Leiptzig in ihren Actis A. 1700. Mens. Decembr. pag. 552. uns mitgetheilet haben. §. 3. Ob nun gleich diese Fabae S. Ignatii, wann sie auffgetrucknet und dürr gemacht sind/ sehr hart und gleichsam wie ein Huff oder Horn anzusehen sind/ auch eine ziemliche Bitterkeit / welche dem Tausend-Gülden-Kraut nahe kombt und die Citronen-Körner darin übertrifft/ in sich hat/ so kan doch beydes nicht verhindern/ daß sie nicht wurmstichicht und löchericht werden / wiewohlen solches ihnen nicht sobalden/ als andern Saamen/ Schaden zufüget/ indem auch die wurmstichichte num. 2. (weilenim Anfang keine andere überkahmen) noch kräfftig gnug befunden; indessen wo die Wahl zu haben/ muß man doch diejenige erkiesen/ so noch gantz und nicht löchericht sind/ obschon sie noch so theuer zu zahlen wären/ als die Wurmstichichte/ von welchen letzteren die Droguisten in Holland das Stück vor ein paar Schilling geben/ da von den gantzen und unverletzten das Stück wohl 4. biß 5. Schilling gelten muß/ wie mich Herr Doct. Spener, jetzo vornehmer Königl. Medicus in Berlin/ auß Ambsterdam berichtet hat. §. 4. Ihre Krasst und Tugend anbelangend/ so haben sie eine erwärmende/ Gifft- und Windtreibende / und zugleich etwas anhaltende oder zusammenziehende Gewalt/ wormit sie den Magen/ das Gedärm und Nerven stärcken. Daß sie aber von oben und unten purgiren/ wie in obgedachtem Sendbrieff gedacht wird/ habe ich noch nie gesehen/ wiewohlen sie auch Säugenden Kindern eingegeben habe. So viel ist mir bewust/ daß sobalden sie eingenommen werden/ ein Rumpeln im Leib erwecket werde/ sogardaß einsmahls ein Knäbgen nach Gebrauch einiger Gran davon in diese Wortherauß brache: Hört doch/ wie die Würme im Leib thun: und vielleicht purgiren sie/ wann man die dosin etwas zu starck nimbt/ da sie an den Spaniern gar den Krampff und Gichter erregen sollen/ welches bey den Indianern doch nicht zubeförchten ist. Wie es einem/ so genandten Domine in Holland/ so die Essentz davon an statt Brandenweins genommen/ ergangen sey/ findet sich in meinen Polychrestis Exot. Disp. 1. pag. 9. wo zum erstenmahl von diesen Körnern gehandelt habe. Es bleibt einmahl hierbey: Zuviel verderbt alles Spiel. §. 5. Sonsten ist gewiß/ daß wann diese Fabae S. Ignatii recht gebrauchet werden/ sie eine vortreffliche Artzney gegen viele und sonsten hartnäckichte Kranckheiten abgeben und kan ich bezeugen/ daß damit die kalte Fieber/ besonders in kleinen Kindern perfect gehoben worden seyen. So bezeuget auch der berümbte Med. und Professor zu Jena/ Herr D. Wedel in einem Brieff / daß er solche auch in hitzigen Fiebern gut befunden habe. Die Indianer selbsten brauchen sie gegen alle gifftige Seuchen/ Pest/ zauberische Vergifftungen/ Liebes-Tränck und dergleichen und halten die heutige Gelehrten davor/ daß diese Fabae S. Ignatii die rechte Krähen-Augen oder Nuces Vomicae seyen/ welche Serapio beschreibet und mit in den Theriac genommen werden sollen/ da dißdaher in deren Ermangelung die gemeine und gifftige Krähen-Augen/ nicht ohne sonderliche Gefahr/ darzu gebrauchet worden. Ob sie aber auch eusserlich als ein Amulet angehenckt/ oder auff gifftige Biß und Wunden gehalten das Gifft an sich ziehen können/ wie gesagt wird/ stelle zu weiterer Erfahrung auß. Was sie ferner in den Gichtern vor eine treffliche Würckung thun/ habe neulich an einem kleinen Kind/ so die Schwere-Noth des Tages wohl sieben mahl gehabt/ gesehen/ welche mit ein paar Gran von diesen Fabis gestillet habe. So hab sie ingleichen in dem Gicht-Flug der Kinder/ wie auch dem gemeinen Flug oder Maculis Volaticis sehr gut befunden. Weswegen sie auch in den innerlichen krampffmäsigen Bewegungen und Schmertzen des Magens und der Gedärme/ nemlich in dem Hertz-Gespann/ Hertzens-Angst/ Colic, Darm-Gicht/ Rothen-Ruhr/ Darm-Zwang/ Mutter-Schmertzen und dergleichen guten effect thun / indem sie zugleich den Magen stärcken/ appetit erwecken/ und alle böse cruditäten darin verzehren. Insonderheit kommen sie auch dem Haupt zu gut/ wann wegen eines blöden Magens dasselbe Noth leidet/ in allerhand Schlag- und andern Flüssen/ Lähmungen/ Zaln-Schmertzen und dergleichen/ wann sie entweder eingegeben/ oder nur unter der Zung gehalten werden/ da sie den Speichel treiben und die schon mit dem Todt ringende ermundern sollen. Sie dienen auch in den Brust-Kranckheiten/ Keichen/ Gicht-Husten und Erstickungen/ besonders wann sie von spasmodischer Zusammenziehung der Lungen herrühren. Sie treiben den Urin/ die Monathen und Nachgeburt der Gebährenden: tödten die Spul-Würmer/ und stillen auch eusserlich die Blut-Stürtzungen. §. 6. Man gibt sie zu Pulver gestossen in geringer dosi, 2. 3. biß 6. Gran/ dann ein halber Scrupel oder zehen Gersten-Körner schwer schon purgiren sollen. Man legt sie auch ein oder zwey Stund in ein destillirtes Wasser/ biß es bitter werde/ gleichwie man sonsten mit dem Pedra Porco verfähret/ welchem diese Bohnen einen grossen Stoß geben dörfften/ wie Doct. Goris in seiner Medicinâ Contempta pag. 185. propheceyet/ zumahlen sie in einem Jahr an dem Preyß die

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Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 289. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/335>, abgerufen am 22.11.2024.