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Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

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Das VIII. Capitel

Von dem Frantzosen- oder Pocken-Holtz.

[Abbildung]

§. 1.

DAs Frantzosen-Holtz oder GUAJACUM Officinarum ist ein sehr hartes/ dichtes und schweres Holtz/ eusserlich weiß-gelb/ wie Buxbaum und an dem inwendigen Kern schwartz braun und hartzicht anzusehen/ hat einen scharff-bitteren Geschmack und aromatischen Geruch: komt in grossen und langen Stücken von 400. biß 500. [unleserliches Material]. auß West-Indien über Venedig/ und wird sonsten insgemein auch LIGNUM SANCTUM genennet/ indem viele/ als Schroederus und seine Außleger/ D. Hoffmann und D. Ettmüller vermeinen/ daß es einerley Holtz sey: Allein die heutige Botanici bezeugen ein anderst/ daß nemlich Guajacum und Lignum Sanctum von unterschiedenen Art Bäumen herrübren/ wie Terentius schon in Notis ad Hernandez. pag. 63. gezeiget/ auch drunten ein mehrers davon wird gemeldet werden.

§. 2.

Der Baum dieses Holtzes wächft am häuffigsten in Neu-Spanien/ in der Insul S. Domingo, ist in der Grösse eines Welschen-Nuß-Baums/ mit schönen dicken und runden Blättern/ welche an den Aesten gegen über stehen/ wie in der auß des Plukenet Tab. XXXV. Genommenen Fig. I. zu ersehen/ in welcher die Aber und Gestalt viel schöner/ als des Pometi Fig. zu ersehen sind: Trägt bleich-gelbe und an langen Stielen hangende Cronen-Blumen und eine Schote/ wie die bursa Pastoris, worinnen beygesetzter Kern zu finden/ welchen obbemeldter Terentius loc. cit. auch a part unter Augen leget und zweyen auff einander gelegenen Lupinen vergleichet.

§. 3.

Das beste ist/ so von einem Baum mittelmäsigen Alters herrühret/ welcher an kräfftigsten ist/ indem die jungen Bäume noch unvollkommen/ die alten aber schwach und krafftloß sind. Solche Mittelmäsigkeit muß an den Aesten betrachtet werden/ dann die Mittelmäsige sind am besten. So ist auch im Einkauffen darauff zusehen/ daß es fein gleich und nicht knodicht seye. Ie mehr schwartzen Kern es hat/ je besser es ist/ weilen hierin mehr Hartz zu finden. Dünne Stücker kan man am ersten verkauffen/ derowegen müssen diejenige/ so nicht ins Groß handeln / die grosse in kleine Stücke zerschneiden. Man hat es auch geraspelt/ welches RASURA LIGNI SANCTI genennet wird; darbey dieses wohl zu mercken/ daß/ wer sicher gehen und etwas techtschaffenes damit außrichten will/ sich die rasuram von dem Holtz selbsten feilen oder raspeln lasse/ indem die gemeine offt von den Drechslern/ Schreinern und dergleichen Handwerckern auffgekauffet wird/ welche viel andere Späne und Unrath in sich hat. Viele probiren das Holtz uff dem Wasser/ dann es

Das VIII. Capitel

Von dem Frantzosen- oder Pocken-Holtz.

[Abbildung]

§. 1.

DAs Frantzosen-Holtz oder GUAJACUM Officinarum ist ein sehr hartes/ dichtes und schweres Holtz/ eusserlich weiß-gelb/ wie Buxbaum und an dem inwendigen Kern schwartz braun und hartzicht anzusehen/ hat einen scharff-bitteren Geschmack und aromatischen Geruch: komt in grossen und langen Stücken von 400. biß 500. [unleserliches Material]. auß West-Indien über Venedig/ und wird sonsten insgemein auch LIGNUM SANCTUM genennet/ indem viele/ als Schroederus und seine Außleger/ D. Hoffmann und D. Ettmüller vermeinen/ daß es einerley Holtz sey: Allein die heutige Botanici bezeugen ein anderst/ daß nemlich Guajacum und Lignum Sanctum von unterschiedenen Art Bäumen herrübren/ wie Terentius schon in Notis ad Hernandez. pag. 63. gezeiget/ auch drunten ein mehrers davon wird gemeldet werden.

§. 2.

Der Baum dieses Holtzes wächft am häuffigsten in Neu-Spanien/ in der Insul S. Domingo, ist in der Grösse eines Welschen-Nuß-Baums/ mit schönen dicken und runden Blättern/ welche an den Aesten gegen über stehen/ wie in der auß des Plukenet Tab. XXXV. Genom̃enen Fig. I. zu ersehen/ in welcher die Aber und Gestalt viel schöner/ als des Pometi Fig. zu ersehen sind: Trägt bleich-gelbe und an langen Stielen hangende Cronen-Blumen und eine Schote/ wie die bursa Pastoris, worinnen beygesetzter Kern zu finden/ welchen obbemeldter Terentius loc. cit. auch à part unter Augen leget und zweyen auff einander gelegenen Lupinen vergleichet.

§. 3.

Das beste ist/ so von einem Baum mittelmäsigen Alters herrühret/ welcher an kräfftigsten ist/ indem die jungen Bäume noch unvollkommen/ die alten aber schwach und krafftloß sind. Solche Mittelmäsigkeit muß an den Aesten betrachtet werden/ dann die Mittelmäsige sind am besten. So ist auch im Einkauffen darauff zusehen/ daß es fein gleich und nicht knodicht seye. Ie mehr schwartzen Kern es hat/ je besser es ist/ weilen hierin mehr Hartz zu finden. Dünne Stücker kan man am ersten verkauffen/ derowegen müssen diejenige/ so nicht ins Groß handeln / die grosse in kleine Stücke zerschneiden. Man hat es auch geraspelt/ welches RASURA LIGNI SANCTI genennet wird; darbey dieses wohl zu mercken/ daß/ wer sicher gehen und etwas techtschaffenes damit außrichten will/ sich die rasuram von dem Holtz selbsten feilen oder raspeln lasse/ indem die gemeine offt von den Drechslern/ Schreinern und dergleichen Handwerckern auffgekauffet wird/ welche viel andere Späne und Unrath in sich hat. Viele probiren das Holtz uff dem Wasser/ dann es

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[262/0308] Das VIII. Capitel Von dem Frantzosen- oder Pocken-Holtz. [Abbildung] §. 1. DAs Frantzosen-Holtz oder GUAJACUM Officinarum ist ein sehr hartes/ dichtes und schweres Holtz/ eusserlich weiß-gelb/ wie Buxbaum und an dem inwendigen Kern schwartz braun und hartzicht anzusehen/ hat einen scharff-bitteren Geschmack und aromatischen Geruch: komt in grossen und langen Stücken von 400. biß 500. _ . auß West-Indien über Venedig/ und wird sonsten insgemein auch LIGNUM SANCTUM genennet/ indem viele/ als Schroederus und seine Außleger/ D. Hoffmann und D. Ettmüller vermeinen/ daß es einerley Holtz sey: Allein die heutige Botanici bezeugen ein anderst/ daß nemlich Guajacum und Lignum Sanctum von unterschiedenen Art Bäumen herrübren/ wie Terentius schon in Notis ad Hernandez. pag. 63. gezeiget/ auch drunten ein mehrers davon wird gemeldet werden. §. 2. Der Baum dieses Holtzes wächft am häuffigsten in Neu-Spanien/ in der Insul S. Domingo, ist in der Grösse eines Welschen-Nuß-Baums/ mit schönen dicken und runden Blättern/ welche an den Aesten gegen über stehen/ wie in der auß des Plukenet Tab. XXXV. Genom̃enen Fig. I. zu ersehen/ in welcher die Aber und Gestalt viel schöner/ als des Pometi Fig. zu ersehen sind: Trägt bleich-gelbe und an langen Stielen hangende Cronen-Blumen und eine Schote/ wie die bursa Pastoris, worinnen beygesetzter Kern zu finden/ welchen obbemeldter Terentius loc. cit. auch à part unter Augen leget und zweyen auff einander gelegenen Lupinen vergleichet. §. 3. Das beste ist/ so von einem Baum mittelmäsigen Alters herrühret/ welcher an kräfftigsten ist/ indem die jungen Bäume noch unvollkommen/ die alten aber schwach und krafftloß sind. Solche Mittelmäsigkeit muß an den Aesten betrachtet werden/ dann die Mittelmäsige sind am besten. So ist auch im Einkauffen darauff zusehen/ daß es fein gleich und nicht knodicht seye. Ie mehr schwartzen Kern es hat/ je besser es ist/ weilen hierin mehr Hartz zu finden. Dünne Stücker kan man am ersten verkauffen/ derowegen müssen diejenige/ so nicht ins Groß handeln / die grosse in kleine Stücke zerschneiden. Man hat es auch geraspelt/ welches RASURA LIGNI SANCTI genennet wird; darbey dieses wohl zu mercken/ daß/ wer sicher gehen und etwas techtschaffenes damit außrichten will/ sich die rasuram von dem Holtz selbsten feilen oder raspeln lasse/ indem die gemeine offt von den Drechslern/ Schreinern und dergleichen Handwerckern auffgekauffet wird/ welche viel andere Späne und Unrath in sich hat. Viele probiren das Holtz uff dem Wasser/ dann es

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Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 262. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/308>, abgerufen am 21.11.2024.