Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.frage auch die heutige Erfahrung um Raht/ so wird es sich zeigen/ daß diejenige Kranckheiten so offters durch viele und sehr grosse Recepte, Tincturen/ Essentze und Quintessentze durchaus nicht konten gehoben werden/ endlich durch ein eintziges und schlechtes Mittel/ so Gott und die Natur gegeben/ glücklichvertrieben und gezwungen worden seyen. Der obbelobte Niederländische Edelmann van Helmont hat es an seinem eigenen Leib erfahren/ auch ohnerachter er ein vortrefflicher Chymicus und (wie er sich öffters nennet) Philosophus per ignem gewesen/ selbsten gestehen müssen/ daß/ da keine vermischte Artzueyen bey ihm auschlagen wollen/ er endlich durch ein eintziges schlechtes Simplex curiret worden. Es hatte nemlich dieser gute Helmontius einsmahlen/ als er noch ein junger Cavalier gewesen/ eine vornehme/ aber kratzige Dame, von welcher er damahlen Abschied nahme/ eine Zeitlang bey der Hand gehalten/ und mit derselben Handschu gespielet: worauff er sich diese Galanterie auch an Hals gezogen und das gemeine Sprichwort wahr befunden: Morbida facta pecus totum corrumpit ovile. Als er nun derselben abzukommen eiuige vornehme Medicos zu Raht zoge liese man ihm zur Ader/ man purgirte und exercirte ihn also/ daß ihn fast die Füsse nicht mehr tragen konten: und als er hernach wie zuvor der krätzige Helmont verbliebe/ brauchte er endlich nur den gemeinen rohen Schwefel äusserlich/ und wurde davon alsobald gesund/ wie er diesen Casum wohl zweymahl in seinen Schrifften/ als Part. I. Tr. Scab. &amp;amp; Vlcera Schol. §. 3. und im andern Theil Tr. de febribus §. 10. mit mehrern Umbständen erzehlet hat. Damit aber niemand meyne und etwa zu einem Gegenwurff vorwenden möge/ daß dieses alle in von denen so genandten Galenischen und gemischten Artzneyen/ nicht aber von den Chymischen Zubereitungen zuverstehen sey: So wil noch ein andere/ auch allen Doctoribus wohlbekandte Histori, so sich am Königlichen Hof zu Versalien in Franckreich zugetragen hat/ hinzu rhun / allwo der Dauphin oder Königliche Erb-Printz mit einem Quartan Fieber befallen wurde. Nun kan ein jeder gleich erachten/ daß sobalden alle Königliche Archiatri und Archiatrorum Comites beruffen worden seyen/ welche dann alle kostbahreste elixirien, essentzen und antifebrilischen extracta ein lange Zeit verschrieben haben/ denen doch das hartnäckichte Fieber nicht weichen wollen. Endlich stelte sich der hierdurch so berühmte Talbotius aus Engeland mit seiner China Chinae ein/ brachte damit obbemeldten Kön. Printzen in sehr wenig Tagen zur vorigen Gesundheit / und truge nicht allein wegen seiner Cur einig tausend Loys d'or davon/ sondern bekame noch ein sehr grosses Geld/ daß er dieses arcanum entdeckte/ welches der König Ludovicus XIV. nachmahlen seinen Unterthanen zum Besten (wie noch vor kurtzer Zeit auch mit der Ruhrwurtzel Ipecacuanha geschehen) in offentlichen Druck heraus geben lassen; wie solches vor einigen Jahren auch unsern Hessen zum besten/ in einer absonderlichen Disputation allhier weitläufftig beschrieben habe. Wer wolte dann nun nicht zugeben und gestehen/ daß dergleichen natürliche Simplicia und Specifica einen viel grössern effect, als andere daraus gekünstelte Vermischungen/ nach sich ziehen solten? Und ob ich zwar weder diese noch andere Chymische Zubereitungen gäntzlich verwerffe/ vielweniger dieses zu ihrem Nachtheil geschrieben haben will/ in dem dieselbe offt auch seldsten verordne: So soll und muß man die vorige und einfache Artzneyen deswegen nicht geringer halten oder wohl gar hindansetzen/ sondern mit grösserm Fleis/ als bis daher geschehen/ aufzusuchen trachten: zumahlen sie nicht allein dent Nutzen nach/ sondern auch in Ansehen der jenigen Ergetzung/ so curiose Gemüther aus deren Anschauen empfinden/ den letzteren weit vorzuziehen sind. Man setze einmahl alle Salia, Spiritus, O[unleserliches Material]täten und dergleichen bey einander und sehe/ ob dieselbige so wohl lassen/ als die in so vielen Kunst- und Naturalien Kammern spielende Simplicia, so in allerhandgläntzenden Ertzen/ schön gebildeten Steinen/ Muscheln/ Wurtzeln/ Blumen/ fremden Thieren/ Vögeln/ Fischen und dergleichen bestehen. Und ob zwar der berühmte D. Major im 6. Capitel seines unvorgreifflichen Bedenckens von den Kunst- und Naturalien-Kammern insgemein (welches wir aus Mangel der Exemplarien diesem Buch angehänget haben) fast zweiflen will/ ob irgendwo in der Welt ein gantz vollkommene und in gehöriger Ordnung stehende Naturalien-Kammer zufinden seye? so wird man doch in einer jedweden etwas antresfen/ woran sich ein curioses Gemüth erfreuen und vergnügen kan/ so gar/ daß der allerweiseste König Salomon in seiner grösten Herrlichkeit das meiste Vergnügen an dergleichen Naturalien gehabt hat/ indem er im 1. Buch der Königen am 4. Capitel im 33. Vers nicht sowohl von grosser Macht und politischer Herrlichkeit/ als von Bäumen/ vom Ceder an zu Libanon/ bis an den Ysop/ der aus der Wand wächset: wie auch vom Vieh und Vögeln/ vom Gewürm und Fischen discurriret habe; und weilen er auch anderstwo / nemlich Eccl. 2. §. 4. selbsten rühmet/ daß er sich Weinberge/ Gärten/ Teiche und dergleichen gebauet/ auch alle Geschlechte von Kräutern gepflantzet habe: So ist nicht zuzweifflen/ er werde sich auch eine dergleichen Kunst- und Natural en-Kammer angeschaffet haben. Wünschte nun der berühmte teutsche Redner D. Schupp zu seiner Zeit/ daß er Salomonis Physic (so er soll geschrieben haben) sehen und lesen möchte; so wünschte ich vielmehr dessen kostbahres und unschätzbahres Museum und Cabinet gesehen zu haben. Noch deutlichere Spur und Nachricht findet man in Heil. Schrifft von des Königs Hiskiae Naturalien-Kammer/ nemlich im 20. Capitel des andern Buchs der Königen/ allwo nebst dem Gold und Silber/ so in des Königs Schatz-Kammer gezeiget wurde/ auch allerhand Specerey und Oel gesehen worden; wie dann auch von andern heydnischen Königen in Orient dergleichen Schätze und Raritäten auffgehoben und in gewisse Behaltern verwahret worden. Also lieset man von Inga dem König in Peru, daß er alle Thiere/ Vögel/ Menschen/ Bäume samt den Blättern und Früchten von purem Gold habe nachmachen und auffhe- frage auch die heutige Erfahrung um Raht/ so wird es sich zeigen/ daß diejenige Kranckheiten so offters durch viele und sehr grosse Recepte, Tincturen/ Essentze und Quintessentze durchaus nicht konten gehoben werden/ endlich durch ein eintziges und schlechtes Mittel/ so Gott und die Natur gegeben/ glücklichvertrieben und gezwungen worden seyen. Der obbelobte Niederländische Edelmann van Helmont hat es an seinem eigenen Leib erfahren/ auch ohnerachter er ein vortrefflicher Chymicus und (wie er sich öffters nennet) Philosophus per ignem gewesen/ selbsten gestehen müssen/ daß/ da keine vermischte Artzueyen bey ihm auschlagen wollen/ er endlich durch ein eintziges schlechtes Simplex curiret worden. Es hatte nemlich dieser gute Helmontius einsmahlen/ als er noch ein junger Cavalier gewesen/ eine vornehme/ aber kratzige Dame, von welcher er damahlen Abschied nahme/ eine Zeitlang bey der Hand gehalten/ und mit derselben Handschu gespielet: worauff er sich diese Galanterie auch an Hals gezogen und das gemeine Sprichwort wahr befunden: Morbida facta pecus totum corrumpit ovile. Als er nun derselben abzukommen eiuige vornehme Medicos zu Raht zoge liese man ihm zur Ader/ man purgirte und exercirte ihn also/ daß ihn fast die Füsse nicht mehr tragen konten: und als er hernach wie zuvor der krätzige Helmont verbliebe/ brauchte er endlich nur den gemeinen rohen Schwefel äusserlich/ und wurde davon alsobald gesund/ wie er diesen Casum wohl zweymahl in seinen Schrifften/ als Part. I. Tr. Scab. &amp;amp; Vlcera Schol. §. 3. und im andern Theil Tr. de febribus §. 10. mit mehrern Umbständen erzehlet hat. Damit aber niemand meyne und etwa zu einem Gegenwurff vorwenden möge/ daß dieses alle in von denen so genandten Galenischen und gemischten Artzneyen/ nicht aber von den Chymischen Zubereitungen zuverstehen sey: So wil noch ein andere/ auch allen Doctoribus wohlbekandte Histori, so sich am Königlichen Hof zu Versalien in Franckreich zugetragen hat/ hinzu rhun / allwo der Dauphin oder Königliche Erb-Printz mit einem Quartan Fieber befallen wurde. Nun kan ein jeder gleich erachten/ daß sobalden alle Königliche Archiatri und Archiatrorum Comites beruffen worden seyen/ welche dann alle kostbahreste elixirien, essentzen und antifebrilischen extracta ein lange Zeit verschrieben haben/ denen doch das hartnäckichte Fieber nicht weichen wollen. Endlich stelte sich der hierdurch so berühmte Talbotius aus Engeland mit seiner Chinà Chinae ein/ brachte damit obbemeldten Kön. Printzen in sehr wenig Tagen zur vorigen Gesundheit / und truge nicht allein wegen seiner Cur einig tausend Loys d'or davon/ sondern bekame noch ein sehr grosses Geld/ daß er dieses arcanum entdeckte/ welches der König Ludovicus XIV. nachmahlen seinen Unterthanen zum Besten (wie noch vor kurtzer Zeit auch mit der Ruhrwurtzel Ipecacuanha geschehen) in offentlichen Druck heraus geben lassen; wie solches vor einigen Jahren auch unsern Hessen zum besten/ in einer absonderlichen Disputation allhier weitläufftig beschrieben habe. Wer wolte dann nun nicht zugeben und gestehen/ daß dergleichen natürliche Simplicia und Specifica einen viel grössern effect, als andere daraus gekünstelte Vermischungen/ nach sich ziehen solten? Und ob ich zwar weder diese noch andere Chymische Zubereitungen gäntzlich verwerffe/ vielweniger dieses zu ihrem Nachtheil geschrieben haben will/ in dem dieselbe offt auch seldsten verordne: So soll und muß man die vorige und einfache Artzneyen deswegen nicht geringer halten oder wohl gar hindansetzen/ sondern mit grösserm Fleis/ als bis daher geschehen/ aufzusuchen trachten: zumahlen sie nicht allein dent Nutzen nach/ sondern auch in Ansehen der jenigen Ergetzung/ so curiose Gemüther aus deren Anschauen empfinden/ den letzteren weit vorzuziehen sind. Man setze einmahl alle Salia, Spiritus, O[unleserliches Material]täten und dergleichen bey einander und sehe/ ob dieselbige so wohl lassen/ als die in so vielen Kunst- und Naturalien Kammern spielende Simplicia, so in allerhandgläntzenden Ertzen/ schön gebildeten Steinen/ Muscheln/ Wurtzeln/ Blumen/ fremden Thieren/ Vögeln/ Fischen und dergleichen bestehen. Und ob zwar der berühmte D. Major im 6. Capitel seines unvorgreifflichen Bedenckens von den Kunst- und Naturalien-Kammern insgemein (welches wir aus Mangel der Exemplarien diesem Buch angehänget haben) fast zweiflen will/ ob irgendwo in der Welt ein gantz vollkommene und in gehöriger Ordnung stehende Naturalien-Kammer zufinden seye? so wird man doch in einer jedweden etwas antresfen/ woran sich ein curioses Gemüth erfreuen und vergnügen kan/ so gar/ daß der allerweiseste König Salomon in seiner grösten Herrlichkeit das meiste Vergnügen an dergleichen Naturalien gehabt hat/ indem er im 1. Buch der Königen am 4. Capitel im 33. Vers nicht sowohl von grosser Macht und politischer Herrlichkeit/ als von Bäumen/ vom Ceder an zu Libanon/ bis an den Ysop/ der aus der Wand wächset: wie auch vom Vieh und Vögeln/ vom Gewürm und Fischen discurriret habe; und weilen er auch anderstwo / nemlich Eccl. 2. §. 4. selbsten rühmet/ daß er sich Weinberge/ Gärten/ Teiche und dergleichen gebauet/ auch alle Geschlechte von Kräutern gepflantzet habe: So ist nicht zuzweifflen/ er werde sich auch eine dergleichen Kunst- und Natural en-Kammer angeschaffet haben. Wünschte nun der berühmte teutsche Redner D. Schupp zu seiner Zeit/ daß er Salomonis Physic (so er soll geschrieben haben) sehen und lesen möchte; so wünschte ich vielmehr dessen kostbahres und unschätzbahres Museum und Cabinet gesehen zu haben. Noch deutlichere Spur und Nachricht findet man in Heil. Schrifft von des Königs Hiskiae Naturalien-Kammer/ nemlich im 20. Capitel des andern Buchs der Königen/ allwo nebst dem Gold und Silber/ so in des Königs Schatz-Kammer gezeiget wurde/ auch allerhand Specerey und Oel gesehen worden; wie dann auch von andern heydnischen Königen in Orient dergleichen Schätze und Raritäten auffgehoben und in gewisse Behaltern verwahret worden. Also lieset man von Inga dem König in Peru, daß er alle Thiere/ Vögel/ Menschen/ Bäume samt den Blättern und Früchten von purem Gold habe nachmachen und auffhe- <TEI> <text> <front> <div> <p><pb facs="#f0026"/> frage auch die heutige Erfahrung um Raht/ so wird es sich zeigen/ daß diejenige Kranckheiten so offters durch viele und sehr grosse Recepte, Tincturen/ Essentze und Quintessentze durchaus nicht konten gehoben werden/ endlich durch ein eintziges und schlechtes Mittel/ so Gott und die Natur gegeben/ glücklichvertrieben und gezwungen worden seyen. Der obbelobte Niederländische Edelmann van Helmont hat es an seinem eigenen Leib erfahren/ auch ohnerachter er ein vortrefflicher Chymicus und (wie er sich öffters nennet) Philosophus per ignem gewesen/ selbsten gestehen müssen/ daß/ da keine vermischte Artzueyen bey ihm auschlagen wollen/ er endlich durch ein eintziges schlechtes Simplex curiret worden. Es hatte nemlich dieser gute Helmontius einsmahlen/ als er noch ein junger Cavalier gewesen/ eine vornehme/ aber kratzige Dame, von welcher er damahlen Abschied nahme/ eine Zeitlang bey der Hand gehalten/ und mit derselben Handschu gespielet: worauff er sich diese Galanterie auch an Hals gezogen und das gemeine Sprichwort wahr befunden:</p> <p>Morbida facta pecus totum corrumpit ovile. Als er nun derselben abzukommen eiuige vornehme Medicos zu Raht zoge liese man ihm zur Ader/ man purgirte und exercirte ihn also/ daß ihn fast die Füsse nicht mehr tragen konten: und als er hernach wie zuvor der krätzige Helmont verbliebe/ brauchte er endlich nur den gemeinen rohen Schwefel äusserlich/ und wurde davon alsobald gesund/ wie er diesen Casum wohl zweymahl in seinen Schrifften/ als Part. I. Tr. Scab. &amp;amp;amp; Vlcera Schol. §. 3. und im andern Theil Tr. de febribus §. 10. mit mehrern Umbständen erzehlet hat.</p> <p>Damit aber niemand meyne und etwa zu einem Gegenwurff vorwenden möge/ daß dieses alle in von denen so genandten Galenischen und gemischten Artzneyen/ nicht aber von den Chymischen Zubereitungen zuverstehen sey: So wil noch ein andere/ auch allen Doctoribus wohlbekandte Histori, so sich am Königlichen Hof zu Versalien in Franckreich zugetragen hat/ hinzu rhun / allwo der Dauphin oder Königliche Erb-Printz mit einem Quartan Fieber befallen wurde. Nun kan ein jeder gleich erachten/ daß sobalden alle Königliche Archiatri und Archiatrorum Comites beruffen worden seyen/ welche dann alle kostbahreste elixirien, essentzen und antifebrilischen extracta ein lange Zeit verschrieben haben/ denen doch das hartnäckichte Fieber nicht weichen wollen. Endlich stelte sich der hierdurch so berühmte Talbotius aus Engeland mit seiner Chinà Chinae ein/ brachte damit obbemeldten Kön. Printzen in sehr wenig Tagen zur vorigen Gesundheit / und truge nicht allein wegen seiner Cur einig tausend Loys d'or davon/ sondern bekame noch ein sehr grosses Geld/ daß er dieses arcanum entdeckte/ welches der König Ludovicus XIV. nachmahlen seinen Unterthanen zum Besten (wie noch vor kurtzer Zeit auch mit der Ruhrwurtzel Ipecacuanha geschehen) in offentlichen Druck heraus geben lassen; wie solches vor einigen Jahren auch unsern Hessen zum besten/ in einer absonderlichen Disputation allhier weitläufftig beschrieben habe.</p> <p>Wer wolte dann nun nicht zugeben und gestehen/ daß dergleichen natürliche Simplicia und Specifica einen viel grössern effect, als andere daraus gekünstelte Vermischungen/ nach sich ziehen solten? Und ob ich zwar weder diese noch andere Chymische Zubereitungen gäntzlich verwerffe/ vielweniger dieses zu ihrem Nachtheil geschrieben haben will/ in dem dieselbe offt auch seldsten verordne: So soll und muß man die vorige und einfache Artzneyen deswegen nicht geringer halten oder wohl gar hindansetzen/ sondern mit grösserm Fleis/ als bis daher geschehen/ aufzusuchen trachten: zumahlen sie nicht allein dent Nutzen nach/ sondern auch in Ansehen der jenigen Ergetzung/ so curiose Gemüther aus deren Anschauen empfinden/ den letzteren weit vorzuziehen sind. Man setze einmahl alle Salia, Spiritus, O<gap reason="illegible"/>täten und dergleichen bey einander und sehe/ ob dieselbige so wohl lassen/ als die in so vielen Kunst- und Naturalien Kammern spielende Simplicia, so in allerhandgläntzenden Ertzen/ schön gebildeten Steinen/ Muscheln/ Wurtzeln/ Blumen/ fremden Thieren/ Vögeln/ Fischen und dergleichen bestehen. Und ob zwar der berühmte D. Major im 6. Capitel seines unvorgreifflichen Bedenckens von den Kunst- und Naturalien-Kammern insgemein (welches wir aus Mangel der Exemplarien diesem Buch angehänget haben) fast zweiflen will/ ob irgendwo in der Welt ein gantz vollkommene und in gehöriger Ordnung stehende Naturalien-Kammer zufinden seye? so wird man doch in einer jedweden etwas antresfen/ woran sich ein curioses Gemüth erfreuen und vergnügen kan/ so gar/ daß der allerweiseste König Salomon in seiner grösten Herrlichkeit das meiste Vergnügen an dergleichen Naturalien gehabt hat/ indem er im 1. Buch der Königen am 4. Capitel im 33. Vers nicht sowohl von grosser Macht und politischer Herrlichkeit/ als von Bäumen/ vom Ceder an zu Libanon/ bis an den Ysop/ der aus der Wand wächset: wie auch vom Vieh und Vögeln/ vom Gewürm und Fischen discurriret habe; und weilen er auch anderstwo / nemlich Eccl. 2. §. 4. selbsten rühmet/ daß er sich Weinberge/ Gärten/ Teiche und dergleichen gebauet/ auch alle Geschlechte von Kräutern gepflantzet habe: So ist nicht zuzweifflen/ er werde sich auch eine dergleichen Kunst- und Natural en-Kammer angeschaffet haben. Wünschte nun der berühmte teutsche Redner D. Schupp zu seiner Zeit/ daß er Salomonis Physic (so er soll geschrieben haben) sehen und lesen möchte; so wünschte ich vielmehr dessen kostbahres und unschätzbahres Museum und Cabinet gesehen zu haben. Noch deutlichere Spur und Nachricht findet man in Heil. Schrifft von des Königs Hiskiae Naturalien-Kammer/ nemlich im 20. Capitel des andern Buchs der Königen/ allwo nebst dem Gold und Silber/ so in des Königs Schatz-Kammer gezeiget wurde/ auch allerhand Specerey und Oel gesehen worden; wie dann auch von andern heydnischen Königen in Orient dergleichen Schätze und Raritäten auffgehoben und in gewisse Behaltern verwahret worden. Also lieset man von Inga dem König in Peru, daß er alle Thiere/ Vögel/ Menschen/ Bäume samt den Blättern und Früchten von purem Gold habe nachmachen und auffhe- </p> </div> </front> </text> </TEI> [0026]
frage auch die heutige Erfahrung um Raht/ so wird es sich zeigen/ daß diejenige Kranckheiten so offters durch viele und sehr grosse Recepte, Tincturen/ Essentze und Quintessentze durchaus nicht konten gehoben werden/ endlich durch ein eintziges und schlechtes Mittel/ so Gott und die Natur gegeben/ glücklichvertrieben und gezwungen worden seyen. Der obbelobte Niederländische Edelmann van Helmont hat es an seinem eigenen Leib erfahren/ auch ohnerachter er ein vortrefflicher Chymicus und (wie er sich öffters nennet) Philosophus per ignem gewesen/ selbsten gestehen müssen/ daß/ da keine vermischte Artzueyen bey ihm auschlagen wollen/ er endlich durch ein eintziges schlechtes Simplex curiret worden. Es hatte nemlich dieser gute Helmontius einsmahlen/ als er noch ein junger Cavalier gewesen/ eine vornehme/ aber kratzige Dame, von welcher er damahlen Abschied nahme/ eine Zeitlang bey der Hand gehalten/ und mit derselben Handschu gespielet: worauff er sich diese Galanterie auch an Hals gezogen und das gemeine Sprichwort wahr befunden:
Morbida facta pecus totum corrumpit ovile. Als er nun derselben abzukommen eiuige vornehme Medicos zu Raht zoge liese man ihm zur Ader/ man purgirte und exercirte ihn also/ daß ihn fast die Füsse nicht mehr tragen konten: und als er hernach wie zuvor der krätzige Helmont verbliebe/ brauchte er endlich nur den gemeinen rohen Schwefel äusserlich/ und wurde davon alsobald gesund/ wie er diesen Casum wohl zweymahl in seinen Schrifften/ als Part. I. Tr. Scab. &amp;amp; Vlcera Schol. §. 3. und im andern Theil Tr. de febribus §. 10. mit mehrern Umbständen erzehlet hat.
Damit aber niemand meyne und etwa zu einem Gegenwurff vorwenden möge/ daß dieses alle in von denen so genandten Galenischen und gemischten Artzneyen/ nicht aber von den Chymischen Zubereitungen zuverstehen sey: So wil noch ein andere/ auch allen Doctoribus wohlbekandte Histori, so sich am Königlichen Hof zu Versalien in Franckreich zugetragen hat/ hinzu rhun / allwo der Dauphin oder Königliche Erb-Printz mit einem Quartan Fieber befallen wurde. Nun kan ein jeder gleich erachten/ daß sobalden alle Königliche Archiatri und Archiatrorum Comites beruffen worden seyen/ welche dann alle kostbahreste elixirien, essentzen und antifebrilischen extracta ein lange Zeit verschrieben haben/ denen doch das hartnäckichte Fieber nicht weichen wollen. Endlich stelte sich der hierdurch so berühmte Talbotius aus Engeland mit seiner Chinà Chinae ein/ brachte damit obbemeldten Kön. Printzen in sehr wenig Tagen zur vorigen Gesundheit / und truge nicht allein wegen seiner Cur einig tausend Loys d'or davon/ sondern bekame noch ein sehr grosses Geld/ daß er dieses arcanum entdeckte/ welches der König Ludovicus XIV. nachmahlen seinen Unterthanen zum Besten (wie noch vor kurtzer Zeit auch mit der Ruhrwurtzel Ipecacuanha geschehen) in offentlichen Druck heraus geben lassen; wie solches vor einigen Jahren auch unsern Hessen zum besten/ in einer absonderlichen Disputation allhier weitläufftig beschrieben habe.
Wer wolte dann nun nicht zugeben und gestehen/ daß dergleichen natürliche Simplicia und Specifica einen viel grössern effect, als andere daraus gekünstelte Vermischungen/ nach sich ziehen solten? Und ob ich zwar weder diese noch andere Chymische Zubereitungen gäntzlich verwerffe/ vielweniger dieses zu ihrem Nachtheil geschrieben haben will/ in dem dieselbe offt auch seldsten verordne: So soll und muß man die vorige und einfache Artzneyen deswegen nicht geringer halten oder wohl gar hindansetzen/ sondern mit grösserm Fleis/ als bis daher geschehen/ aufzusuchen trachten: zumahlen sie nicht allein dent Nutzen nach/ sondern auch in Ansehen der jenigen Ergetzung/ so curiose Gemüther aus deren Anschauen empfinden/ den letzteren weit vorzuziehen sind. Man setze einmahl alle Salia, Spiritus, O_ täten und dergleichen bey einander und sehe/ ob dieselbige so wohl lassen/ als die in so vielen Kunst- und Naturalien Kammern spielende Simplicia, so in allerhandgläntzenden Ertzen/ schön gebildeten Steinen/ Muscheln/ Wurtzeln/ Blumen/ fremden Thieren/ Vögeln/ Fischen und dergleichen bestehen. Und ob zwar der berühmte D. Major im 6. Capitel seines unvorgreifflichen Bedenckens von den Kunst- und Naturalien-Kammern insgemein (welches wir aus Mangel der Exemplarien diesem Buch angehänget haben) fast zweiflen will/ ob irgendwo in der Welt ein gantz vollkommene und in gehöriger Ordnung stehende Naturalien-Kammer zufinden seye? so wird man doch in einer jedweden etwas antresfen/ woran sich ein curioses Gemüth erfreuen und vergnügen kan/ so gar/ daß der allerweiseste König Salomon in seiner grösten Herrlichkeit das meiste Vergnügen an dergleichen Naturalien gehabt hat/ indem er im 1. Buch der Königen am 4. Capitel im 33. Vers nicht sowohl von grosser Macht und politischer Herrlichkeit/ als von Bäumen/ vom Ceder an zu Libanon/ bis an den Ysop/ der aus der Wand wächset: wie auch vom Vieh und Vögeln/ vom Gewürm und Fischen discurriret habe; und weilen er auch anderstwo / nemlich Eccl. 2. §. 4. selbsten rühmet/ daß er sich Weinberge/ Gärten/ Teiche und dergleichen gebauet/ auch alle Geschlechte von Kräutern gepflantzet habe: So ist nicht zuzweifflen/ er werde sich auch eine dergleichen Kunst- und Natural en-Kammer angeschaffet haben. Wünschte nun der berühmte teutsche Redner D. Schupp zu seiner Zeit/ daß er Salomonis Physic (so er soll geschrieben haben) sehen und lesen möchte; so wünschte ich vielmehr dessen kostbahres und unschätzbahres Museum und Cabinet gesehen zu haben. Noch deutlichere Spur und Nachricht findet man in Heil. Schrifft von des Königs Hiskiae Naturalien-Kammer/ nemlich im 20. Capitel des andern Buchs der Königen/ allwo nebst dem Gold und Silber/ so in des Königs Schatz-Kammer gezeiget wurde/ auch allerhand Specerey und Oel gesehen worden; wie dann auch von andern heydnischen Königen in Orient dergleichen Schätze und Raritäten auffgehoben und in gewisse Behaltern verwahret worden. Also lieset man von Inga dem König in Peru, daß er alle Thiere/ Vögel/ Menschen/ Bäume samt den Blättern und Früchten von purem Gold habe nachmachen und auffhe-
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