Andreä, Johann Valentin: Chymische Hochzeit Christiani Rosencreutz Anno 1459. Straßburg, 1616.Christiani Rosencreütz. wirckung/ nach jedes wirckhener Krafft mitsich bracht. Daran hieng ein schweres stuck Gold/ darauff waren Sonn vnd Mond gegen einander gebildet/ auff der andern seiten aber stund dieser Spruch: deß Monds Schein wirt sein wie der Sonnen Schein/ vnd der Sonnen Schein wirt siebenmal heller sein/ dann jetzt. Vn- ser vorige Geschmeid aber wurden in ein Trüch-Clinodiae. lein geleget/ vnnd der Diener einem befohlen: Nach diesem führet vns die Jungfraw in vnser Ordnung hinauß/ da warteten allbereit vor der Thür die Musicanten/ Alle in rohtem SametMusici. mit weissen Borten bekleidet: Hierauff wurde ein Thür (so ich zuvor nie offen gesehen) zum Königlichen Schnecken eröffnet. Da hinauffAcceßus ad Regis aulan. führet vns die Jungfraw/ sampt der Music/ 365. Staffeln hinauff. Da sahen wir nichts dann lau- ter köstliche vnd künstliche Arbeit. Jemehr mir auch giengen/ je herrlicher die zier wurde/ biß wir entlich zu oberst in ein gemahlet Gewelb kommen:Laborato- rium arcit- atum. 60. virgines Da wartteten vnser auff die 60. Jungfrawen/ alle köstlich bekleydet/ so bald die nun sich gegen vns geneiget/ wie auch wir vnser Reverentz so gut wir kunten erzeiget/ fertiget man vnsere Mu- sicanten ab/ die musten wider den Schnecken hin- under: Vnb wurd die Thür beschlossen. Hierauff wurde ein klein Glöcklin geleutet: Da kam ein schöne Inngfraw herfür/ die brachte jedem einen Lorberkrantz: vnsern Kungfrawen aber wurdeVirg. Lucif. ein Zweig gegeben. Vnter deß ward ein vmbhang auffgezogen. Da ersahe ich den König vnd Kö- nigin
Chriſtiani Roſencreuͤtz. wirckung/ nach jedes wirckhener Krafft mitſich bracht. Daran hieng ein ſchweres ſtuck Gold/ darauff waren Sonn vnd Mond gegen einander gebildet/ auff der andern ſeiten aber ſtund dieſer Spruch: deß Monds Schein wirt ſein wie der Sonnen Schein/ vnd der Sonnen Schein wirt ſiebenmal heller ſein/ dann jetzt. Vn- ſer vorige Geſchmeid aber wurden in ein Truͤch-Clinodiæ. lein geleget/ vnnd der Diener einem befohlen: Nach dieſem fuͤhret vns die Jungfraw in vnſer Ordnung hinauß/ da warteten allbereit vor der Thuͤr die Muſicanten/ Alle in rohtem SametMuſici. mit weiſſen Borten bekleidet: Hierauff wurde ein Thuͤr (ſo ich zuvor nie offen geſehen) zum Koͤniglichen Schnecken eroͤffnet. Da hinauffAcceßus ad Regis aulā. fuͤhret vns die Jungfraw/ ſampt der Muſic/ 365. Staffeln hinauff. Da ſahen wir nichts dann lau- ter koͤſtliche vnd kuͤnſtliche Arbeit. Jemehr mir auch giengen/ je herꝛlicher die zier wurde/ biß wir entlich zu oberſt in ein gemahlet Gewelb kommen:Laborato- rium arcit- atum. 60. virgines Da wartteten vnſer auff die 60. Jungfrawen/ alle koͤſtlich bekleydet/ ſo bald die nun ſich gegen vns geneiget/ wie auch wir vnſer Reverentz ſo gut wir kunten erzeiget/ fertiget man vnſere Mu- ſicanten ab/ die muſten wider den Schnecken hin- under: Vnb wurd die Thuͤr beſchloſſen. Hierauff wurde ein klein Gloͤcklin geleutet: Da kam ein ſchoͤne Inngfraw herfuͤr/ die brachte jedem einen Lorberkrantz: vnſern Kungfrawen aber wurdeVirg. Lucif. ein Zweig gegeben. Vnter deß ward ein vmbhang auffgezogen. Da erſahe ich den Koͤnig vnd Koͤ- nigin
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Chriſtiani Roſencreuͤtz.
wirckung/ nach jedes wirckhener Krafft mit
ſich bracht. Daran hieng ein ſchweres ſtuck
Gold/ darauff waren Sonn vnd Mond gegen
einander gebildet/ auff der andern ſeiten aber
ſtund dieſer Spruch: deß Monds Schein wirt
ſein wie der Sonnen Schein/ vnd der Sonnen
Schein wirt ſiebenmal heller ſein/ dann jetzt. Vn-
ſer vorige Geſchmeid aber wurden in ein Truͤch-
lein geleget/ vnnd der Diener einem befohlen:
Nach dieſem fuͤhret vns die Jungfraw in vnſer
Ordnung hinauß/ da warteten allbereit vor der
Thuͤr die Muſicanten/ Alle in rohtem Samet
mit weiſſen Borten bekleidet: Hierauff wurde
ein Thuͤr (ſo ich zuvor nie offen geſehen) zum
Koͤniglichen Schnecken eroͤffnet. Da hinauff
fuͤhret vns die Jungfraw/ ſampt der Muſic/ 365.
Staffeln hinauff. Da ſahen wir nichts dann lau-
ter koͤſtliche vnd kuͤnſtliche Arbeit. Jemehr mir
auch giengen/ je herꝛlicher die zier wurde/ biß wir
entlich zu oberſt in ein gemahlet Gewelb kommen:
Da wartteten vnſer auff die 60. Jungfrawen/
alle koͤſtlich bekleydet/ ſo bald die nun ſich gegen
vns geneiget/ wie auch wir vnſer Reverentz ſo
gut wir kunten erzeiget/ fertiget man vnſere Mu-
ſicanten ab/ die muſten wider den Schnecken hin-
under: Vnb wurd die Thuͤr beſchloſſen. Hierauff
wurde ein klein Gloͤcklin geleutet: Da kam ein
ſchoͤne Inngfraw herfuͤr/ die brachte jedem einen
Lorberkrantz: vnſern Kungfrawen aber wurde
ein Zweig gegeben. Vnter deß ward ein vmbhang
auffgezogen. Da erſahe ich den Koͤnig vnd Koͤ-
nigin
Clinodiæ.
Muſici.
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Laborato-
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atum. 60.
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Zitationshilfe: | Andreä, Johann Valentin: Chymische Hochzeit Christiani Rosencreutz Anno 1459. Straßburg, 1616, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_hochzeit_1616/79>, abgerufen am 18.07.2024. |