Andreä, Johann Valentin: Chymische Hochzeit Christiani Rosencreutz Anno 1459. Straßburg, 1616.Christiani Rosencreütz. angezeigt. Nuhn vnser Ey war fertig/ vnndwurde außgenommen. Es bedorfft aber keines auffbickens/ dann der Vogel so darinnen war/Pullus ins- plumis. macht sich selbsten bald ledig/ vnnd erzeigt sich gantz frewdig/ doch sahe er sehr blutig vnnd vngestalt: Wir setzten jhn erstlich auff den war- men Sand/ so befahle die Jungfraw/ daß ehe jm zuessen geben wurde/ wir jhn zuvor wol anlegten/ dann sonst wurde er vns allen gnug zuschaffen geben. Diß geschahe nun auch. Alsbald brachtVincitur. man jhm zuessen/ daß war gewiß anders nichts/ dann der enthaupten Blut/ mit praepariertenPascitur sangnine decollaetor[is] Wasser wieder diluiert. Darvon wuchß der Vogel vns vnter den Augen so sehr/ daß wir wol sahen/ warumb vns die Jungfraw vor jhm gewarnet. Er bis/ vnd kratzet/ so feindt- lich vmb sich/ daß da er hätte können einen seines gefallens haben/ wurde er bald mit jhm fertig ge- wesen sein. Nun war er gantz schwartz vnd wild/ deßwegen wurde jhme andere Speise gebracht: villeicht eines anderen Königlichen Personen Blut/ darvon fielen jhme alle seine schwartze Fe-Sanguine alius Regis pascitur. dern wider auß/ vnnd wuchsen an stat andere schneeweisse Federn/ so war er auch etwas za- mers/ vnd ließ besser mit sich vmbgehen/ doch traweten wir jhm noch nit. Von der dritten speise fiengen jhm an seine Federn gefarbet zuwerdeu so schön/ dz ich mein Lebtag von farben dergleichen nichts so schönes gesehen/ so war er auch vber die maß zan/ vnd thet sich so freündtlich bey vns zu/ daß wir außIridescit. bewilligung der Jungfrawen jhn der Gefencknuß H iiij
Chriſtiani Roſencreuͤtz. angezeigt. Nuhn vnſer Ey war fertig/ vnndwurde außgenommen. Es bedorfft aber keines auffbickens/ dann der Vogel ſo darinnen war/Pullus ins- plumis. macht ſich ſelbſten bald ledig/ vnnd erzeigt ſich gantz frewdig/ doch ſahe er ſehr blutig vnnd vngeſtalt: Wir ſetzten jhn erſtlich auff den war- men Sand/ ſo befahle die Jungfraw/ daß ehe jm zueſſen geben wurde/ wir jhn zuvor wol anlegten/ dann ſonſt wurde er vns allen gnug zuſchaffen geben. Diß geſchahe nun auch. Alsbald brachtVincitur. man jhm zueſſen/ daß war gewiß anders nichts/ dann der enthaupten Blut/ mit præpariertenPaſcitur ſangnine decollætor[is] Waſſer wieder diluiert. Darvon wuchß der Vogel vns vnter den Augen ſo ſehr/ daß wir wol ſahen/ warumb vns die Jungfraw vor jhm gewarnet. Er bis/ vnd kratzet/ ſo feindt- lich vmb ſich/ daß da er haͤtte koͤnnen einen ſeines gefallens haben/ wurde er bald mit jhm fertig ge- weſen ſein. Nun war er gantz ſchwartz vnd wild/ deßwegen wurde jhme andere Speiſe gebracht: villeicht eines anderen Koͤniglichen Perſonen Blut/ darvon fielen jhme alle ſeine ſchwartze Fe-Sanguine alius Regis paſcitur. dern wider auß/ vnnd wuchſen an ſtat andere ſchneeweiſſe Federn/ ſo war er auch etwas za- mers/ vnd ließ beſſer mit ſich vmbgehen/ doch traweten wir jhm noch nit. Von der dritten ſpeiſe fiengen jhm an ſeine Federn gefarbet zuwerdeu ſo ſchoͤn/ dz ich mein Lebtag võ farbẽ dergleichẽ nichts ſo ſchoͤnes geſehẽ/ ſo war er auch vber die maß zã/ vñ thet ſich ſo freuͤndtlich bey vns zu/ daß wir außIrideſcit. bewilligung der Jungfrawen jhn der Gefencknuß H iiij
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Chriſtiani Roſencreuͤtz.
angezeigt. Nuhn vnſer Ey war fertig/ vnnd
wurde außgenommen. Es bedorfft aber keines
auffbickens/ dann der Vogel ſo darinnen war/
macht ſich ſelbſten bald ledig/ vnnd erzeigt ſich
gantz frewdig/ doch ſahe er ſehr blutig vnnd
vngeſtalt: Wir ſetzten jhn erſtlich auff den war-
men Sand/ ſo befahle die Jungfraw/ daß ehe jm
zueſſen geben wurde/ wir jhn zuvor wol anlegten/
dann ſonſt wurde er vns allen gnug zuſchaffen
geben. Diß geſchahe nun auch. Alsbald bracht
man jhm zueſſen/ daß war gewiß anders nichts/
dann der enthaupten Blut/ mit præparierten
Waſſer wieder diluiert. Darvon wuchß der
Vogel vns vnter den Augen ſo ſehr/ daß wir
wol ſahen/ warumb vns die Jungfraw vor
jhm gewarnet. Er bis/ vnd kratzet/ ſo feindt-
lich vmb ſich/ daß da er haͤtte koͤnnen einen ſeines
gefallens haben/ wurde er bald mit jhm fertig ge-
weſen ſein. Nun war er gantz ſchwartz vnd wild/
deßwegen wurde jhme andere Speiſe gebracht:
villeicht eines anderen Koͤniglichen Perſonen
Blut/ darvon fielen jhme alle ſeine ſchwartze Fe-
dern wider auß/ vnnd wuchſen an ſtat andere
ſchneeweiſſe Federn/ ſo war er auch etwas za-
mers/ vnd ließ beſſer mit ſich vmbgehen/ doch
traweten wir jhm noch nit. Von der dritten ſpeiſe
fiengen jhm an ſeine Federn gefarbet zuwerdeu ſo
ſchoͤn/ dz ich mein Lebtag võ farbẽ dergleichẽ nichts
ſo ſchoͤnes geſehẽ/ ſo war er auch vber die maß zã/
vñ thet ſich ſo freuͤndtlich bey vns zu/ daß wir auß
bewilligung der Jungfrawen jhn der Gefencknuß
Pullus ins-
plumis.
Vincitur.
Paſcitur
ſangnine
decollætoris
Sanguine
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