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Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835.

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Fragmente z. Gesetzlehre der individuellen Entwickelung.
Manipulation der Untersuchung in sie gelangen und durch sie
selbst veränderte Blutkörperchen sind. Späterhin sondern sich
diese beiden Theile auf die mannigfaltigste und verschiedenste
Weise. So entstehen aus der äusseren Wandung im Auge 1. die
Sklerotika. Ihre Fasern stehen ihrer Genese nach den fibrösen
Häuten parallel. 2. Die Choroidea. In ihr sind ausser den Ge-
fässschichten die Kügelchenschicht und das Pigment von vorzüg-
licher Wichtigkeit. Die erstere entsteht nach dem Princip der
Isolirung aus einzelnen zerstreuten Körperchen oder Bläschen, um
welche sich nach demselben Principe die Pigmentkörperchen an-
legen. 3. Die Cornea besteht zuerst aus sehr vielen rundlichen
Körnchen und einer festen durchsichtigen verbindenden Masse,
welche später sich nach dem Gesetze der Verbindung in ein fa-
seriges Gewebe umwandeln. 4. Die Iris besteht aus einem kör-
nerhaltigen Gewebe, innerhalb welchem sich nach dem Principe
der Isolirung die Falten und Fasern bilden. 5. Die Linse be-
steht zuerst aus einem sehr körnerhaltigen weichen und durch-
sichtigen Stoffe, in welchem sich nach dem Principe der unmittelba-
ren Verbindung die Fasern von innen nach aussen bilden. Ueber die
übrigen Theile des Auges und des Gehör- und Geruchsorganes sind
in dieser Rücksicht meine Beobachtungen noch nicht vollständig ge-
nug, als dass ich sie hier specieller durchzugehen wagen dürfte.

14. Wenn an allen Stellen des Körpers sich die bestimmten
Organe, Organtheile und Gewebe hervorgebildet haben, so bleibt
zwischen den einzelnen Abtheilungen derselben eine Masse übrig,
welche man bei dem Erwachsenen mit dem Namen des Schleim-
gewebes, des Zellgewebes, des Bildungsgewebes u. dgl. mehr be-
zeichnet hat. Sein allgemeiner Charakter ist der, vermöge seiner
Zähigkeit die einzelnen Theile des Körpers zusammenzuleimen,
sie sowohl, als die in sie gehenden Gefässe, Nerven u. dgl. in
ihrer bestimmten und nothwendigen Verbindung zu erhalten. Als
solches erscheint es in drei verschiedenen Hauptformen, welche
einander keinesweges nothwendig ausschliessen.

a. Es umhüllt kleinere oder grössere Theile membranartig,
und erscheint daher als eine hautförmige Ausbreitung von einer
mehr oder minder dichten Consistenz.

b. Es zieht sich als Verbindungsglied in Fäden entweder
schon als Zellgewebe oder verwandelt sich in solche nach jeder
selbst nicht sehr eingreifenden Behandlung.

Fragmente z. Gesetzlehre der individuellen Entwickelung.
Manipulation der Untersuchung in sie gelangen und durch sie
selbst veränderte Blutkörperchen sind. Späterhin sondern sich
diese beiden Theile auf die mannigfaltigste und verschiedenste
Weise. So entstehen aus der äuſseren Wandung im Auge 1. die
Sklerotika. Ihre Fasern stehen ihrer Genese nach den fibrösen
Häuten parallel. 2. Die Choroidea. In ihr sind auſser den Ge-
fäſsschichten die Kügelchenschicht und das Pigment von vorzüg-
licher Wichtigkeit. Die erstere entsteht nach dem Princip der
Isolirung aus einzelnen zerstreuten Körperchen oder Bläschen, um
welche sich nach demselben Principe die Pigmentkörperchen an-
legen. 3. Die Cornea besteht zuerst aus sehr vielen rundlichen
Körnchen und einer festen durchsichtigen verbindenden Masse,
welche später sich nach dem Gesetze der Verbindung in ein fa-
seriges Gewebe umwandeln. 4. Die Iris besteht aus einem kör-
nerhaltigen Gewebe, innerhalb welchem sich nach dem Principe
der Isolirung die Falten und Fasern bilden. 5. Die Linse be-
steht zuerst aus einem sehr körnerhaltigen weichen und durch-
sichtigen Stoffe, in welchem sich nach dem Principe der unmittelba-
ren Verbindung die Fasern von innen nach auſsen bilden. Ueber die
übrigen Theile des Auges und des Gehör- und Geruchsorganes sind
in dieser Rücksicht meine Beobachtungen noch nicht vollständig ge-
nug, als daſs ich sie hier specieller durchzugehen wagen dürfte.

14. Wenn an allen Stellen des Körpers sich die bestimmten
Organe, Organtheile und Gewebe hervorgebildet haben, so bleibt
zwischen den einzelnen Abtheilungen derselben eine Masse übrig,
welche man bei dem Erwachsenen mit dem Namen des Schleim-
gewebes, des Zellgewebes, des Bildungsgewebes u. dgl. mehr be-
zeichnet hat. Sein allgemeiner Charakter ist der, vermöge seiner
Zähigkeit die einzelnen Theile des Körpers zusammenzuleimen,
sie sowohl, als die in sie gehenden Gefäſse, Nerven u. dgl. in
ihrer bestimmten und nothwendigen Verbindung zu erhalten. Als
solches erscheint es in drei verschiedenen Hauptformen, welche
einander keinesweges nothwendig ausschlieſsen.

a. Es umhüllt kleinere oder gröſsere Theile membranartig,
und erscheint daher als eine hautförmige Ausbreitung von einer
mehr oder minder dichten Consistenz.

b. Es zieht sich als Verbindungsglied in Fäden entweder
schon als Zellgewebe oder verwandelt sich in solche nach jeder
selbst nicht sehr eingreifenden Behandlung.

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[634/0662] Fragmente z. Gesetzlehre der individuellen Entwickelung. Manipulation der Untersuchung in sie gelangen und durch sie selbst veränderte Blutkörperchen sind. Späterhin sondern sich diese beiden Theile auf die mannigfaltigste und verschiedenste Weise. So entstehen aus der äuſseren Wandung im Auge 1. die Sklerotika. Ihre Fasern stehen ihrer Genese nach den fibrösen Häuten parallel. 2. Die Choroidea. In ihr sind auſser den Ge- fäſsschichten die Kügelchenschicht und das Pigment von vorzüg- licher Wichtigkeit. Die erstere entsteht nach dem Princip der Isolirung aus einzelnen zerstreuten Körperchen oder Bläschen, um welche sich nach demselben Principe die Pigmentkörperchen an- legen. 3. Die Cornea besteht zuerst aus sehr vielen rundlichen Körnchen und einer festen durchsichtigen verbindenden Masse, welche später sich nach dem Gesetze der Verbindung in ein fa- seriges Gewebe umwandeln. 4. Die Iris besteht aus einem kör- nerhaltigen Gewebe, innerhalb welchem sich nach dem Principe der Isolirung die Falten und Fasern bilden. 5. Die Linse be- steht zuerst aus einem sehr körnerhaltigen weichen und durch- sichtigen Stoffe, in welchem sich nach dem Principe der unmittelba- ren Verbindung die Fasern von innen nach auſsen bilden. Ueber die übrigen Theile des Auges und des Gehör- und Geruchsorganes sind in dieser Rücksicht meine Beobachtungen noch nicht vollständig ge- nug, als daſs ich sie hier specieller durchzugehen wagen dürfte. 14. Wenn an allen Stellen des Körpers sich die bestimmten Organe, Organtheile und Gewebe hervorgebildet haben, so bleibt zwischen den einzelnen Abtheilungen derselben eine Masse übrig, welche man bei dem Erwachsenen mit dem Namen des Schleim- gewebes, des Zellgewebes, des Bildungsgewebes u. dgl. mehr be- zeichnet hat. Sein allgemeiner Charakter ist der, vermöge seiner Zähigkeit die einzelnen Theile des Körpers zusammenzuleimen, sie sowohl, als die in sie gehenden Gefäſse, Nerven u. dgl. in ihrer bestimmten und nothwendigen Verbindung zu erhalten. Als solches erscheint es in drei verschiedenen Hauptformen, welche einander keinesweges nothwendig ausschlieſsen. a. Es umhüllt kleinere oder gröſsere Theile membranartig, und erscheint daher als eine hautförmige Ausbreitung von einer mehr oder minder dichten Consistenz. b. Es zieht sich als Verbindungsglied in Fäden entweder schon als Zellgewebe oder verwandelt sich in solche nach jeder selbst nicht sehr eingreifenden Behandlung.

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Zitationshilfe: Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835, S. 634. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_entwicklungsgeschichte_1835/662>, abgerufen am 24.11.2024.