Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835.

Bild:
<< vorherige Seite

Von dem Embryo.
rum in Nov. Comment. Petrop. Tom. XII. und Tom. XIII.)
wurden vorzüglich in den Jahren 1764--66 veranstaltet. Allein
man berücksichtigte sie weniger, als sie es verdienten, so dass sie
ausgezeichneten Männern, welche über diesen Hergang bei Säuge-
thieren schrieben, unbekannt blieben. Erst J. Fr. Meckel (C. F. Wolff
über die Bildung des Darmkanales in bebrüteten Hühnchen, übers.
von J. Fr. Meckel. 1812. 8.) zog diese trefflichen Abhandlungen
aus demStaube der Bibliotheken hervor. Die in diesen Schriften
enthaltenen Beschreibungen umfassen einen Schatz genauer Beob-
achtungen, welche die unterdess oder bald nachher erschienenen
Versuche von Tiedemann, Nicolai, Niemeyer u. A. weit hinter
sich liessen. Nur drei Momente sind an ihnen auszusetzen, wo-
durch sie minder brauchbar werden, wie v. Bär schon aufmerk-
sam gemacht hat. 1. Die unendliche, ermüdende Wiederholung,
welche mehr zu verwirren, als aufzuklären vermag. 2. Die In-
constanz der Ausdrücke für die zu bezeichnenden Gegenstände,
die Meckel zum Theil in seiner Uebersetzung noch vermehrt hat
und 3. der Mangel der Unterscheidung der drei Blätter. Denn
er spricht nur von einer oberen Haut, unserer Dotterhaut, und
einer unteren Membran, unserer Keimhaut überhaupt. Ueber den
Werth dieser Abhandlungen, so wie über den der übrigen Schrif-
ten Wolffs hoffen wir in einer eigenen Uebersetzung seiner
Schriften noch ausführlicher und specieller zu handeln. Durch
die Pandersche Arbeit (Beiträge zur Entwickelungsgeschichte des
Hühnchens im Eie. 1817. fol.) wurde die Entstehung des Darm-
kanals durch die specielle Nachweisung, dass er dem Schleimblatte
angehöre, in helles Licht gesetzt. v. Bär aber (über Entwicke-
lungsgeschichte, Beobachtung und Reflexion. 1828. 4. und in Bur-
dachs Physiol. 1828. 8.) hat die Entstehung des Darmrohres so
klar beschrieben, dass im Wesentlichen wohl kein Irrthum nach-
zuweisen seyn dürfte. Nur gegen die Entstehung des Gekröses könn-
ten sich einige gegründete Einwendungen machen lassen. Da uns aber
jetzt (mitten im Winter) keine frischen Hühnerembryonen zu Ge-
bote stehen, um dasjenige, welches wir bei früheren anderen Un-
tersuchungen hierüber unvollständig gelassen hatten, von Neuem
aufzunehmen und zu vollenden, so halten wir es für zweckmässi-
ger, vorläufig auch in der Darstellung der Genese des Gekröses
von Bär zu folgen. Indess können wir jedoch die Bemerkung
nicht unterdrücken, dass nach seiner Darstellung die Entstehung

Von dem Embryo.
rum in Nov. Comment. Petrop. Tom. XII. und Tom. XIII.)
wurden vorzüglich in den Jahren 1764—66 veranstaltet. Allein
man berücksichtigte sie weniger, als sie es verdienten, so daſs sie
ausgezeichneten Männern, welche über diesen Hergang bei Säuge-
thieren schrieben, unbekannt blieben. Erst J. Fr. Meckel (C. F. Wolff
über die Bildung des Darmkanales in bebrüteten Hühnchen, übers.
von J. Fr. Meckel. 1812. 8.) zog diese trefflichen Abhandlungen
aus demStaube der Bibliotheken hervor. Die in diesen Schriften
enthaltenen Beschreibungen umfassen einen Schatz genauer Beob-
achtungen, welche die unterdeſs oder bald nachher erschienenen
Versuche von Tiedemann, Nicolai, Niemeyer u. A. weit hinter
sich lieſsen. Nur drei Momente sind an ihnen auszusetzen, wo-
durch sie minder brauchbar werden, wie v. Bär schon aufmerk-
sam gemacht hat. 1. Die unendliche, ermüdende Wiederholung,
welche mehr zu verwirren, als aufzuklären vermag. 2. Die In-
constanz der Ausdrücke für die zu bezeichnenden Gegenstände,
die Meckel zum Theil in seiner Uebersetzung noch vermehrt hat
und 3. der Mangel der Unterscheidung der drei Blätter. Denn
er spricht nur von einer oberen Haut, unserer Dotterhaut, und
einer unteren Membran, unserer Keimhaut überhaupt. Ueber den
Werth dieser Abhandlungen, so wie über den der übrigen Schrif-
ten Wolffs hoffen wir in einer eigenen Uebersetzung seiner
Schriften noch ausführlicher und specieller zu handeln. Durch
die Pandersche Arbeit (Beiträge zur Entwickelungsgeschichte des
Hühnchens im Eie. 1817. fol.) wurde die Entstehung des Darm-
kanals durch die specielle Nachweisung, daſs er dem Schleimblatte
angehöre, in helles Licht gesetzt. v. Bär aber (über Entwicke-
lungsgeschichte, Beobachtung und Reflexion. 1828. 4. und in Bur-
dachs Physiol. 1828. 8.) hat die Entstehung des Darmrohres so
klar beschrieben, daſs im Wesentlichen wohl kein Irrthum nach-
zuweisen seyn dürfte. Nur gegen die Entstehung des Gekröses könn-
ten sich einige gegründete Einwendungen machen lassen. Da uns aber
jetzt (mitten im Winter) keine frischen Hühnerembryonen zu Ge-
bote stehen, um dasjenige, welches wir bei früheren anderen Un-
tersuchungen hierüber unvollständig gelassen hatten, von Neuem
aufzunehmen und zu vollenden, so halten wir es für zweckmäſsi-
ger, vorläufig auch in der Darstellung der Genese des Gekröses
von Bär zu folgen. Indeſs können wir jedoch die Bemerkung
nicht unterdrücken, daſs nach seiner Darstellung die Entstehung

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0456" n="428"/><fw place="top" type="header">Von dem Embryo.</fw><lb/><hi rendition="#i">rum in Nov. Comment. Petrop. Tom. XII</hi>. und <hi rendition="#i">Tom. XIII</hi>.)<lb/>
wurden vorzüglich in den Jahren 1764&#x2014;66 veranstaltet. Allein<lb/>
man berücksichtigte sie weniger, als sie es verdienten, so da&#x017F;s sie<lb/>
ausgezeichneten Männern, welche über diesen Hergang bei Säuge-<lb/>
thieren schrieben, unbekannt blieben. Erst J. Fr. Meckel (C. F. Wolff<lb/>
über die Bildung des Darmkanales in bebrüteten Hühnchen, übers.<lb/>
von J. Fr. Meckel. 1812. 8.) zog diese trefflichen Abhandlungen<lb/>
aus demStaube der Bibliotheken hervor. Die in diesen Schriften<lb/>
enthaltenen Beschreibungen umfassen einen Schatz genauer Beob-<lb/>
achtungen, welche die unterde&#x017F;s oder bald nachher erschienenen<lb/>
Versuche von Tiedemann, Nicolai, Niemeyer u. A. weit hinter<lb/>
sich lie&#x017F;sen. Nur drei Momente sind an ihnen auszusetzen, wo-<lb/>
durch sie minder brauchbar werden, wie v. Bär schon aufmerk-<lb/>
sam gemacht hat. 1. Die unendliche, ermüdende Wiederholung,<lb/>
welche mehr zu verwirren, als aufzuklären vermag. 2. Die In-<lb/>
constanz der Ausdrücke für die zu bezeichnenden Gegenstände,<lb/>
die Meckel zum Theil in seiner Uebersetzung noch vermehrt hat<lb/>
und 3. der Mangel der Unterscheidung der drei Blätter. Denn<lb/>
er spricht nur von einer oberen Haut, unserer Dotterhaut, und<lb/>
einer unteren Membran, unserer Keimhaut überhaupt. Ueber den<lb/>
Werth dieser Abhandlungen, so wie über den der übrigen Schrif-<lb/>
ten Wolffs hoffen wir in einer eigenen Uebersetzung seiner<lb/>
Schriften noch ausführlicher und specieller zu handeln. Durch<lb/>
die Pandersche Arbeit (Beiträge zur Entwickelungsgeschichte des<lb/>
Hühnchens im Eie. 1817. fol.) wurde die Entstehung des Darm-<lb/>
kanals durch die specielle Nachweisung, da&#x017F;s er dem Schleimblatte<lb/>
angehöre, in helles Licht gesetzt. v. Bär aber (über Entwicke-<lb/>
lungsgeschichte, Beobachtung und Reflexion. 1828. 4. und in Bur-<lb/>
dachs Physiol. 1828. 8.) hat die Entstehung des Darmrohres so<lb/>
klar beschrieben, da&#x017F;s im Wesentlichen wohl kein Irrthum nach-<lb/>
zuweisen seyn dürfte. Nur gegen die Entstehung des Gekröses könn-<lb/>
ten sich einige gegründete Einwendungen machen lassen. Da uns aber<lb/>
jetzt (mitten im Winter) keine frischen Hühnerembryonen zu Ge-<lb/>
bote stehen, um dasjenige, welches wir bei früheren anderen Un-<lb/>
tersuchungen hierüber unvollständig gelassen hatten, von Neuem<lb/>
aufzunehmen und zu vollenden, so halten wir es für zweckmä&#x017F;si-<lb/>
ger, vorläufig auch in der Darstellung der Genese des Gekröses<lb/>
von Bär zu folgen. Inde&#x017F;s können wir jedoch die Bemerkung<lb/>
nicht unterdrücken, da&#x017F;s nach seiner Darstellung die Entstehung<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[428/0456] Von dem Embryo. rum in Nov. Comment. Petrop. Tom. XII. und Tom. XIII.) wurden vorzüglich in den Jahren 1764—66 veranstaltet. Allein man berücksichtigte sie weniger, als sie es verdienten, so daſs sie ausgezeichneten Männern, welche über diesen Hergang bei Säuge- thieren schrieben, unbekannt blieben. Erst J. Fr. Meckel (C. F. Wolff über die Bildung des Darmkanales in bebrüteten Hühnchen, übers. von J. Fr. Meckel. 1812. 8.) zog diese trefflichen Abhandlungen aus demStaube der Bibliotheken hervor. Die in diesen Schriften enthaltenen Beschreibungen umfassen einen Schatz genauer Beob- achtungen, welche die unterdeſs oder bald nachher erschienenen Versuche von Tiedemann, Nicolai, Niemeyer u. A. weit hinter sich lieſsen. Nur drei Momente sind an ihnen auszusetzen, wo- durch sie minder brauchbar werden, wie v. Bär schon aufmerk- sam gemacht hat. 1. Die unendliche, ermüdende Wiederholung, welche mehr zu verwirren, als aufzuklären vermag. 2. Die In- constanz der Ausdrücke für die zu bezeichnenden Gegenstände, die Meckel zum Theil in seiner Uebersetzung noch vermehrt hat und 3. der Mangel der Unterscheidung der drei Blätter. Denn er spricht nur von einer oberen Haut, unserer Dotterhaut, und einer unteren Membran, unserer Keimhaut überhaupt. Ueber den Werth dieser Abhandlungen, so wie über den der übrigen Schrif- ten Wolffs hoffen wir in einer eigenen Uebersetzung seiner Schriften noch ausführlicher und specieller zu handeln. Durch die Pandersche Arbeit (Beiträge zur Entwickelungsgeschichte des Hühnchens im Eie. 1817. fol.) wurde die Entstehung des Darm- kanals durch die specielle Nachweisung, daſs er dem Schleimblatte angehöre, in helles Licht gesetzt. v. Bär aber (über Entwicke- lungsgeschichte, Beobachtung und Reflexion. 1828. 4. und in Bur- dachs Physiol. 1828. 8.) hat die Entstehung des Darmrohres so klar beschrieben, daſs im Wesentlichen wohl kein Irrthum nach- zuweisen seyn dürfte. Nur gegen die Entstehung des Gekröses könn- ten sich einige gegründete Einwendungen machen lassen. Da uns aber jetzt (mitten im Winter) keine frischen Hühnerembryonen zu Ge- bote stehen, um dasjenige, welches wir bei früheren anderen Un- tersuchungen hierüber unvollständig gelassen hatten, von Neuem aufzunehmen und zu vollenden, so halten wir es für zweckmäſsi- ger, vorläufig auch in der Darstellung der Genese des Gekröses von Bär zu folgen. Indeſs können wir jedoch die Bemerkung nicht unterdrücken, daſs nach seiner Darstellung die Entstehung

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_entwicklungsgeschichte_1835
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_entwicklungsgeschichte_1835/456
Zitationshilfe: Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835, S. 428. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_entwicklungsgeschichte_1835/456>, abgerufen am 23.11.2024.