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Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835.

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Von dem Embryo.
sammelten. Das erste Kiemengefäss schickte einen Ast nach
oben nach dem Kopfe, das zweite einen nach hinten oberhalb
und das dritte einen nach hinten unterhalb des Ohres. Das erste
und zweite kam aus einem ähnlichen Bulbus hervor, wie man
ihn ebenfalls bei dem Hühnerembryo beobachtet. Spätere Unter-
suchungen (Meck. Arch. 1827. S. 564. und dasselbe 1828. S. 145.)
an Hunden und Kaninchen liessen ihn wahrnehmen, dass bei Säu-
gethieren eben so, wie es oben von den Vögeln angegeben wurde,
fünf Paar Gefässbogen vorhanden sind, welche ihrer zeitlichen
Genese nach in dieselben beiden vorigen Reihen zerfallen. Auch
Rathke (Nov. Act. Acad. N. C. XIV. Abth. 1. S. 193.) fand,
wenn auch nicht directe Beweise, doch einige Belege für diesen
kaum zu bezweifelnden Ausspruch. (Vgl. auch Kiemenapparat
S. 41.) -- Doch muss, wie v. Bär (Meckels Archiv 1827. S. 564.)
schon bemerkt, in der ferneren Metamorphose dieser Gefässe inso-
fern ein Unterschied von den Vögeln sich zeigen, als bei den Säu-
gethieren nur ein botallischer Gang vorkömmt. Leider ist aber
die nothwendige Reihe von genauen Beobachtungen, welche ein-
zig und allein mit Bestimmtheit hier ein Urtheil fällen lässt, noch
überaus lückenhaft. Ja die Angaben der entschiedensten Aucto-
ritäten widersprechen hierin nicht selten einander gerade zu.
Indem wir die meist unsicheren, unbestimmten und mehr für die
Grössenverhältnisse der einzelnen Gefässe berechneten Angaben
aus älterer Zeit übergehen und in dieser Hinsicht auf Hallers
Elem. physiol. Vol. II. p. 159. und Vol. VIII. p. 392. verwei-
sen, wo sie sämmtlich gesammelt sind, heben wir folgende hier-
her gehörige Erfahrungen gediegener Naturforscher heraus. 1.
Wrisberg (descr. embr. hum. p. 61.) sah bei einem viermonat-
lichen Fötus die Arteria pulmonalis bis zu dem botallischen
Gange weiter als die Aorta, bei ihrer Theilung in die Lungen
selbst fadendünn, während der botallische Gang sehr breit sich
zeigte. 2. J. F. Meckel (Abh. aus der menschl. u. vergl. Anat.
1806. 8. S. 283.) sah bei einem 13 Linien langen Embryo Aorta
und botallischen Gang von gleicher Weite; bei einem 15 Linien
langen (S. 298.) stieg der arteriöse Kanal gerade zur Aorta em-
por, war von gleicher Weite mit ihr und senkte sich in der
Mitte ihres Bogens unter der linken Carotis ein. Die Lungen
entsprangen in der Mitte der Länge des arteriösen Ganges und
waren kaum halb so weit, als dieser. Die grossen Aeste des

Von dem Embryo.
sammelten. Das erste Kiemengefäſs schickte einen Ast nach
oben nach dem Kopfe, das zweite einen nach hinten oberhalb
und das dritte einen nach hinten unterhalb des Ohres. Das erste
und zweite kam aus einem ähnlichen Bulbus hervor, wie man
ihn ebenfalls bei dem Hühnerembryo beobachtet. Spätere Unter-
suchungen (Meck. Arch. 1827. S. 564. und dasselbe 1828. S. 145.)
an Hunden und Kaninchen lieſsen ihn wahrnehmen, daſs bei Säu-
gethieren eben so, wie es oben von den Vögeln angegeben wurde,
fünf Paar Gefäſsbogen vorhanden sind, welche ihrer zeitlichen
Genese nach in dieselben beiden vorigen Reihen zerfallen. Auch
Rathke (Nov. Act. Acad. N. C. XIV. Abth. 1. S. 193.) fand,
wenn auch nicht directe Beweise, doch einige Belege für diesen
kaum zu bezweifelnden Ausspruch. (Vgl. auch Kiemenapparat
S. 41.) — Doch muſs, wie v. Bär (Meckels Archiv 1827. S. 564.)
schon bemerkt, in der ferneren Metamorphose dieser Gefäſse inso-
fern ein Unterschied von den Vögeln sich zeigen, als bei den Säu-
gethieren nur ein botallischer Gang vorkömmt. Leider ist aber
die nothwendige Reihe von genauen Beobachtungen, welche ein-
zig und allein mit Bestimmtheit hier ein Urtheil fällen läſst, noch
überaus lückenhaft. Ja die Angaben der entschiedensten Aucto-
ritäten widersprechen hierin nicht selten einander gerade zu.
Indem wir die meist unsicheren, unbestimmten und mehr für die
Gröſsenverhältnisse der einzelnen Gefäſse berechneten Angaben
aus älterer Zeit übergehen und in dieser Hinsicht auf Hallers
Elem. physiol. Vol. II. p. 159. und Vol. VIII. p. 392. verwei-
sen, wo sie sämmtlich gesammelt sind, heben wir folgende hier-
her gehörige Erfahrungen gediegener Naturforscher heraus. 1.
Wrisberg (descr. embr. hum. p. 61.) sah bei einem viermonat-
lichen Fötus die Arteria pulmonalis bis zu dem botallischen
Gange weiter als die Aorta, bei ihrer Theilung in die Lungen
selbst fadendünn, während der botallische Gang sehr breit sich
zeigte. 2. J. F. Meckel (Abh. aus der menschl. u. vergl. Anat.
1806. 8. S. 283.) sah bei einem 13 Linien langen Embryo Aorta
und botallischen Gang von gleicher Weite; bei einem 15 Linien
langen (S. 298.) stieg der arteriöse Kanal gerade zur Aorta em-
por, war von gleicher Weite mit ihr und senkte sich in der
Mitte ihres Bogens unter der linken Carotis ein. Die Lungen
entsprangen in der Mitte der Länge des arteriösen Ganges und
waren kaum halb so weit, als dieser. Die groſsen Aeste des

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[310/0338] Von dem Embryo. sammelten. Das erste Kiemengefäſs schickte einen Ast nach oben nach dem Kopfe, das zweite einen nach hinten oberhalb und das dritte einen nach hinten unterhalb des Ohres. Das erste und zweite kam aus einem ähnlichen Bulbus hervor, wie man ihn ebenfalls bei dem Hühnerembryo beobachtet. Spätere Unter- suchungen (Meck. Arch. 1827. S. 564. und dasselbe 1828. S. 145.) an Hunden und Kaninchen lieſsen ihn wahrnehmen, daſs bei Säu- gethieren eben so, wie es oben von den Vögeln angegeben wurde, fünf Paar Gefäſsbogen vorhanden sind, welche ihrer zeitlichen Genese nach in dieselben beiden vorigen Reihen zerfallen. Auch Rathke (Nov. Act. Acad. N. C. XIV. Abth. 1. S. 193.) fand, wenn auch nicht directe Beweise, doch einige Belege für diesen kaum zu bezweifelnden Ausspruch. (Vgl. auch Kiemenapparat S. 41.) — Doch muſs, wie v. Bär (Meckels Archiv 1827. S. 564.) schon bemerkt, in der ferneren Metamorphose dieser Gefäſse inso- fern ein Unterschied von den Vögeln sich zeigen, als bei den Säu- gethieren nur ein botallischer Gang vorkömmt. Leider ist aber die nothwendige Reihe von genauen Beobachtungen, welche ein- zig und allein mit Bestimmtheit hier ein Urtheil fällen läſst, noch überaus lückenhaft. Ja die Angaben der entschiedensten Aucto- ritäten widersprechen hierin nicht selten einander gerade zu. Indem wir die meist unsicheren, unbestimmten und mehr für die Gröſsenverhältnisse der einzelnen Gefäſse berechneten Angaben aus älterer Zeit übergehen und in dieser Hinsicht auf Hallers Elem. physiol. Vol. II. p. 159. und Vol. VIII. p. 392. verwei- sen, wo sie sämmtlich gesammelt sind, heben wir folgende hier- her gehörige Erfahrungen gediegener Naturforscher heraus. 1. Wrisberg (descr. embr. hum. p. 61.) sah bei einem viermonat- lichen Fötus die Arteria pulmonalis bis zu dem botallischen Gange weiter als die Aorta, bei ihrer Theilung in die Lungen selbst fadendünn, während der botallische Gang sehr breit sich zeigte. 2. J. F. Meckel (Abh. aus der menschl. u. vergl. Anat. 1806. 8. S. 283.) sah bei einem 13 Linien langen Embryo Aorta und botallischen Gang von gleicher Weite; bei einem 15 Linien langen (S. 298.) stieg der arteriöse Kanal gerade zur Aorta em- por, war von gleicher Weite mit ihr und senkte sich in der Mitte ihres Bogens unter der linken Carotis ein. Die Lungen entsprangen in der Mitte der Länge des arteriösen Ganges und waren kaum halb so weit, als dieser. Die groſsen Aeste des

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Zitationshilfe: Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835, S. 310. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_entwicklungsgeschichte_1835/338>, abgerufen am 23.11.2024.