Blutflüssigkeit, wie man Döllinger (Was ist Absonderung? 1819. 8. S. 21.) oft mit Unrecht behaupten lässt, sondern, wie es offen- bar dieser geistreiche Naturforscher gemeint hat (S. die Rechtfer- tigung bei R. Wagner zur vergl. Physiol. des Blutes. 1833. 8. S. 41.) mit einer sehr geringen Quantität derselben verbunden. Dies zeigt schon der Umstand, dass es mir sehr selten zu sehen gelang, dass ein Blutkörperchen im lebenden Individuum das an- dere drückte und in seiner Form umänderte, sondern, dass sie zum grössten Theile frei schwammen und sich häufig ohne alles Hinderniss und ohne allen sichtbaren Stützpunkt um ihre eigene Axe drehten.
Das Blut ist anfangs vollkommen hell und durchsichtig, wird späterhin gelblich und nimmt zuletzt eine rothe Farbe an. Das des menschlichen Fötus hat nach Haller (Elem. physiol. II. 1760. 4. p. 13.) eine weniger schöne, rothe und mehr dunkele, braune, Färbung, als in dem Erwachsenen. Haller, Hunter, Autenrieth, Osiander, Magendie (s. Joh. Müller in Nasse's Zeitschr. für An- thropol. 1824. 8. S. 443.), Lauten (de respiratione foetus. Bonn. 1832. 8.) und E. H. Weber (Hildebr. Anat. IV. S. 524.) fanden bei dem Fötus gar keinen Unterschied zwischen venösem und arteriellen Blute, während Hoboken, Swammerdamm, Diest, Girtanner, Beaudelocque u. A. einen solchen wahrgenommen ha- ben wollen. Bichat (Anatomie generale II. 1812. 8. p. 344.) fand bei lebendig geöffneten, trächtigen Schweinen und Hunden, so wie bei Frauen, welche während ihrer Schwangerschaft ver- storben waren, in dem Fötus das ateriöse sowohl, als das ve- nöse Blut von derselben Farbe (vgl. recherches sur la vie et la mort. 1801. 8. p. 169.), wie im Erwachsenen. Späterhin je- doch (Anat. II. p. 465.) äussert er die Vermuthung, dass die ihm mündlich von Beaudelocque mitgetheilte Erfahrung der grösseren Röthe des in der Vena umbilicalis befindlichen Blutes, für den Menschen vorzüglich, vielleicht seine Richtigkeit habe. Joh. Müller glaubte nach früheren Untersuchungen (Nasse's Zeitschrift 1824. S. 449.), dass das Nabelarterienblut dunkeler, als das der Nabelvene, nicht so dunkel aber, als das venöse des Erwachse- nen, das Nabelvenenblut dagegen bei Weitem weniger hellroth, als das des Erwachsenen sey, überzeugte sich aber nach späte- ren, vorzüglich an Schaaf- und Kuhembryonen vorgenommenen Untersuchungen (Physiol. I. Abthl. 1. S. 303.), dass kein Unter-
Von dem Embryo.
Blutflüssigkeit, wie man Döllinger (Was ist Absonderung? 1819. 8. S. 21.) oft mit Unrecht behaupten läſst, sondern, wie es offen- bar dieser geistreiche Naturforscher gemeint hat (S. die Rechtfer- tigung bei R. Wagner zur vergl. Physiol. des Blutes. 1833. 8. S. 41.) mit einer sehr geringen Quantität derselben verbunden. Dies zeigt schon der Umstand, daſs es mir sehr selten zu sehen gelang, daſs ein Blutkörperchen im lebenden Individuum das an- dere drückte und in seiner Form umänderte, sondern, daſs sie zum gröſsten Theile frei schwammen und sich häufig ohne alles Hinderniſs und ohne allen sichtbaren Stützpunkt um ihre eigene Axe drehten.
Das Blut ist anfangs vollkommen hell und durchsichtig, wird späterhin gelblich und nimmt zuletzt eine rothe Farbe an. Das des menschlichen Fötus hat nach Haller (Elem. physiol. II. 1760. 4. p. 13.) eine weniger schöne, rothe und mehr dunkele, braune, Färbung, als in dem Erwachsenen. Haller, Hunter, Autenrieth, Osiander, Magendie (s. Joh. Müller in Nasse’s Zeitschr. für An- thropol. 1824. 8. S. 443.), Lauten (de respiratione foetus. Bonn. 1832. 8.) und E. H. Weber (Hildebr. Anat. IV. S. 524.) fanden bei dem Fötus gar keinen Unterschied zwischen venösem und arteriellen Blute, während Hoboken, Swammerdamm, Diest, Girtanner, Beaudelocque u. A. einen solchen wahrgenommen ha- ben wollen. Bichat (Anatomie generale II. 1812. 8. p. 344.) fand bei lebendig geöffneten, trächtigen Schweinen und Hunden, so wie bei Frauen, welche während ihrer Schwangerschaft ver- storben waren, in dem Fötus das ateriöse sowohl, als das ve- nöse Blut von derselben Farbe (vgl. recherches sur la vie et la mort. 1801. 8. p. 169.), wie im Erwachsenen. Späterhin je- doch (Anat. II. p. 465.) äuſsert er die Vermuthung, daſs die ihm mündlich von Beaudelocque mitgetheilte Erfahrung der gröſseren Röthe des in der Vena umbilicalis befindlichen Blutes, für den Menschen vorzüglich, vielleicht seine Richtigkeit habe. Joh. Müller glaubte nach früheren Untersuchungen (Nasse’s Zeitschrift 1824. S. 449.), daſs das Nabelarterienblut dunkeler, als das der Nabelvene, nicht so dunkel aber, als das venöse des Erwachse- nen, das Nabelvenenblut dagegen bei Weitem weniger hellroth, als das des Erwachsenen sey, überzeugte sich aber nach späte- ren, vorzüglich an Schaaf- und Kuhembryonen vorgenommenen Untersuchungen (Physiol. I. Abthl. 1. S. 303.), daſs kein Unter-
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Von dem Embryo.
Blutflüssigkeit, wie man Döllinger (Was ist Absonderung? 1819.
8. S. 21.) oft mit Unrecht behaupten läſst, sondern, wie es offen-
bar dieser geistreiche Naturforscher gemeint hat (S. die Rechtfer-
tigung bei R. Wagner zur vergl. Physiol. des Blutes. 1833. 8.
S. 41.) mit einer sehr geringen Quantität derselben verbunden.
Dies zeigt schon der Umstand, daſs es mir sehr selten zu sehen
gelang, daſs ein Blutkörperchen im lebenden Individuum das an-
dere drückte und in seiner Form umänderte, sondern, daſs sie
zum gröſsten Theile frei schwammen und sich häufig ohne alles
Hinderniſs und ohne allen sichtbaren Stützpunkt um ihre eigene
Axe drehten.
Das Blut ist anfangs vollkommen hell und durchsichtig, wird
späterhin gelblich und nimmt zuletzt eine rothe Farbe an. Das
des menschlichen Fötus hat nach Haller (Elem. physiol. II. 1760.
4. p. 13.) eine weniger schöne, rothe und mehr dunkele, braune,
Färbung, als in dem Erwachsenen. Haller, Hunter, Autenrieth,
Osiander, Magendie (s. Joh. Müller in Nasse’s Zeitschr. für An-
thropol. 1824. 8. S. 443.), Lauten (de respiratione foetus.
Bonn. 1832. 8.) und E. H. Weber (Hildebr. Anat. IV. S. 524.)
fanden bei dem Fötus gar keinen Unterschied zwischen venösem
und arteriellen Blute, während Hoboken, Swammerdamm, Diest,
Girtanner, Beaudelocque u. A. einen solchen wahrgenommen ha-
ben wollen. Bichat (Anatomie generale II. 1812. 8. p. 344.)
fand bei lebendig geöffneten, trächtigen Schweinen und Hunden,
so wie bei Frauen, welche während ihrer Schwangerschaft ver-
storben waren, in dem Fötus das ateriöse sowohl, als das ve-
nöse Blut von derselben Farbe (vgl. recherches sur la vie et
la mort. 1801. 8. p. 169.), wie im Erwachsenen. Späterhin je-
doch (Anat. II. p. 465.) äuſsert er die Vermuthung, daſs die ihm
mündlich von Beaudelocque mitgetheilte Erfahrung der gröſseren
Röthe des in der Vena umbilicalis befindlichen Blutes, für den
Menschen vorzüglich, vielleicht seine Richtigkeit habe. Joh.
Müller glaubte nach früheren Untersuchungen (Nasse’s Zeitschrift
1824. S. 449.), daſs das Nabelarterienblut dunkeler, als das der
Nabelvene, nicht so dunkel aber, als das venöse des Erwachse-
nen, das Nabelvenenblut dagegen bei Weitem weniger hellroth,
als das des Erwachsenen sey, überzeugte sich aber nach späte-
ren, vorzüglich an Schaaf- und Kuhembryonen vorgenommenen
Untersuchungen (Physiol. I. Abthl. 1. S. 303.), daſs kein Unter-
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Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835, S. 292. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_entwicklungsgeschichte_1835/320>, abgerufen am 23.11.2024.
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