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Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835.

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Von dem Embryo.
achtung gegründete Darstellung der Genese des Blutes geliefert
und, so weit es die verhältnissmässige Unvollkommenheit seiner
Instrumente zuliess, die Meisten seiner Nachfolger an Genauigkeit
und Wahrheit übertroffen. Er hat zwar seine Ansicht in späte-
rer Zeit in manchen einzelnen Punkten berichtigt, sie aber im
Ganzen bei seinen so vielfach wiederholten Untersuchungen den
Hauptmomenten nach nur immer bestätigt gesehen. Seine erste
Darstellung findet sich in seiner Inauguraldissertation: theoria
generationis, def
. d. 28. Novembr. 1759. 4. p. 76. 77. und ent-
hält folgende Momente: die Substanz der Keimhaut (das Gefäss-
blatt), welche früher in ihrem äusseren Theile (ausserhalb des
Fruchthofes) gleichmässig körnig war (§. 177.), wird durch eine
Flüssigkeit aus einander gerissen. Es bilden sich hierdurch mehr
oder minder getrennte oder zusammenhängende Inseln, zwischen
denen eine feinere Substanz hindurchgeht, so dass hieraus unre-
gelmässige Kreisformen entstehen. Die weisse feinere Flüssigkeit
trennt nun endlich die noch zusammenhängenden Inseln von ein-
ander und in immer kleinere Theile, welche hierdurch ohne alle
sichtbare Ordnung zerstreut zu seyn scheinen, gelangt so in das
Herz und reizt dasselbe zur Zusammenziehung. Späterhin (Theo-
rie von der Generation. Berlin 1764. 8. S. 263.) fügte er noch
hinzu, dass, sobald die Rinnen mit einander communiciren, drei-
eckige Zwischenräume zwischen den Inseln entstehen, welche
durch diese Rinnen sich mit einander verbinden. Auch halte er
zuerst das Glück, die Natur einmal bei einer ihrer interessante-
sten Hergänge zu belauschen (Vgl. ebds. S. 266. 267. und theo-
ria generat. ed. alt. Hal
. 1774. 8. p. 103. 104.). Er sah näm-
lich an einem Eie von neunundzwanzig Stunden, welches eine
Area, wie man sie nach vierundsechszig Stunden findet, hatte,
die ersten Anfänge der Bewegung des Herzens. Dieses zog sich nicht,
wie es in der Folgezeit gewöhnlich ist, so zusammen, dass durch
die Systole alles Blut entleert und das Herz selbst daher weiss
und durchsichtig wird, sondern drückte nur leise auf die in ihm
enthaltene Flüssigkeit, so dass dieselbe nur etwas geschüttelt,
nicht wahrhaft fortgestossen wurde. Wolff selbst (Theorie v. d.
Generat. S. 267.) vergleicht daher die Bewegung mit dem pul-
sus rarus
und tardus und die Zusammenziehung mit dem mo-
tus peristalticus
des Magens. -- In seiner letzten Schrift (von
der eigenthümlichen und wesentlichen Kraft als Anhang zu Blu-

Von dem Embryo.
achtung gegründete Darstellung der Genese des Blutes geliefert
und, so weit es die verhältniſsmäſsige Unvollkommenheit seiner
Instrumente zulieſs, die Meisten seiner Nachfolger an Genauigkeit
und Wahrheit übertroffen. Er hat zwar seine Ansicht in späte-
rer Zeit in manchen einzelnen Punkten berichtigt, sie aber im
Ganzen bei seinen so vielfach wiederholten Untersuchungen den
Hauptmomenten nach nur immer bestätigt gesehen. Seine erste
Darstellung findet sich in seiner Inauguraldissertation: theoria
generationis, def
. d. 28. Novembr. 1759. 4. p. 76. 77. und ent-
hält folgende Momente: die Substanz der Keimhaut (das Gefäſs-
blatt), welche früher in ihrem äuſseren Theile (auſserhalb des
Fruchthofes) gleichmäſsig körnig war (§. 177.), wird durch eine
Flüssigkeit aus einander gerissen. Es bilden sich hierdurch mehr
oder minder getrennte oder zusammenhängende Inseln, zwischen
denen eine feinere Substanz hindurchgeht, so daſs hieraus unre-
gelmäſsige Kreisformen entstehen. Die weiſse feinere Flüssigkeit
trennt nun endlich die noch zusammenhängenden Inseln von ein-
ander und in immer kleinere Theile, welche hierdurch ohne alle
sichtbare Ordnung zerstreut zu seyn scheinen, gelangt so in das
Herz und reizt dasselbe zur Zusammenziehung. Späterhin (Theo-
rie von der Generation. Berlin 1764. 8. S. 263.) fügte er noch
hinzu, daſs, sobald die Rinnen mit einander communiciren, drei-
eckige Zwischenräume zwischen den Inseln entstehen, welche
durch diese Rinnen sich mit einander verbinden. Auch halte er
zuerst das Glück, die Natur einmal bei einer ihrer interessante-
sten Hergänge zu belauschen (Vgl. ebds. S. 266. 267. und theo-
ria generat. ed. alt. Hal
. 1774. 8. p. 103. 104.). Er sah näm-
lich an einem Eie von neunundzwanzig Stunden, welches eine
Area, wie man sie nach vierundsechszig Stunden findet, hatte,
die ersten Anfänge der Bewegung des Herzens. Dieses zog sich nicht,
wie es in der Folgezeit gewöhnlich ist, so zusammen, daſs durch
die Systole alles Blut entleert und das Herz selbst daher weiſs
und durchsichtig wird, sondern drückte nur leise auf die in ihm
enthaltene Flüssigkeit, so daſs dieselbe nur etwas geschüttelt,
nicht wahrhaft fortgestoſsen wurde. Wolff selbst (Theorie v. d.
Generat. S. 267.) vergleicht daher die Bewegung mit dem pul-
sus rarus
und tardus und die Zusammenziehung mit dem mo-
tus peristalticus
des Magens. — In seiner letzten Schrift (von
der eigenthümlichen und wesentlichen Kraft als Anhang zu Blu-

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[280/0308] Von dem Embryo. achtung gegründete Darstellung der Genese des Blutes geliefert und, so weit es die verhältniſsmäſsige Unvollkommenheit seiner Instrumente zulieſs, die Meisten seiner Nachfolger an Genauigkeit und Wahrheit übertroffen. Er hat zwar seine Ansicht in späte- rer Zeit in manchen einzelnen Punkten berichtigt, sie aber im Ganzen bei seinen so vielfach wiederholten Untersuchungen den Hauptmomenten nach nur immer bestätigt gesehen. Seine erste Darstellung findet sich in seiner Inauguraldissertation: theoria generationis, def. d. 28. Novembr. 1759. 4. p. 76. 77. und ent- hält folgende Momente: die Substanz der Keimhaut (das Gefäſs- blatt), welche früher in ihrem äuſseren Theile (auſserhalb des Fruchthofes) gleichmäſsig körnig war (§. 177.), wird durch eine Flüssigkeit aus einander gerissen. Es bilden sich hierdurch mehr oder minder getrennte oder zusammenhängende Inseln, zwischen denen eine feinere Substanz hindurchgeht, so daſs hieraus unre- gelmäſsige Kreisformen entstehen. Die weiſse feinere Flüssigkeit trennt nun endlich die noch zusammenhängenden Inseln von ein- ander und in immer kleinere Theile, welche hierdurch ohne alle sichtbare Ordnung zerstreut zu seyn scheinen, gelangt so in das Herz und reizt dasselbe zur Zusammenziehung. Späterhin (Theo- rie von der Generation. Berlin 1764. 8. S. 263.) fügte er noch hinzu, daſs, sobald die Rinnen mit einander communiciren, drei- eckige Zwischenräume zwischen den Inseln entstehen, welche durch diese Rinnen sich mit einander verbinden. Auch halte er zuerst das Glück, die Natur einmal bei einer ihrer interessante- sten Hergänge zu belauschen (Vgl. ebds. S. 266. 267. und theo- ria generat. ed. alt. Hal. 1774. 8. p. 103. 104.). Er sah näm- lich an einem Eie von neunundzwanzig Stunden, welches eine Area, wie man sie nach vierundsechszig Stunden findet, hatte, die ersten Anfänge der Bewegung des Herzens. Dieses zog sich nicht, wie es in der Folgezeit gewöhnlich ist, so zusammen, daſs durch die Systole alles Blut entleert und das Herz selbst daher weiſs und durchsichtig wird, sondern drückte nur leise auf die in ihm enthaltene Flüssigkeit, so daſs dieselbe nur etwas geschüttelt, nicht wahrhaft fortgestoſsen wurde. Wolff selbst (Theorie v. d. Generat. S. 267.) vergleicht daher die Bewegung mit dem pul- sus rarus und tardus und die Zusammenziehung mit dem mo- tus peristalticus des Magens. — In seiner letzten Schrift (von der eigenthümlichen und wesentlichen Kraft als Anhang zu Blu-

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Zitationshilfe: Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835, S. 280. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_entwicklungsgeschichte_1835/308>, abgerufen am 23.11.2024.