240. 41., Senff p. 72., Beclard S. 441. 42., Nicolai S. 22. 29. fgg., E. H. Weber S. 290., Ritgen S. 279 -- 81.
Die Sesambeinchen sind im dritten Monate knorpelig ange- legt und verknöchern nach Nesbitt (l. c. S. 86.) bisweilen, nach Ritgen (l. c. S. 281.) in der Regel vor der Geburt.
In der Bildungsgeschichte der Knochen muss man drei Zu- stände unterscheiden: 1. denjenigen, in dem die Masse noch weich, membranös und mit den jedem Bildungsgewebe eigenen Körnchen oder Molekülen, versehen ist. Die Sonderung ist hier noch eine mehr morphologisch ausgesprochene, als histiologisch begründete. Hiervon ist schon oben Mehreres berührt worden. Einiges soll so- gleich noch hinzugefügt werden. 2. den knorpeligen Zustand, den des Knorpelskelettes, welcher seine eigene Ausbildung hat, und 3. den verknöcherten Zustand, der, wie wir ausführlich berich- tet haben, ebenfalls seine eigene Bahn verfolgt. Wir haben also hier nur noch über das zweite Verhältniss das Nöthige nachzu- tragen und dann zu entwickeln, wie allmählig das Gewebe des ausgebildeten Knochens aus der Urmasse seine Entstehung nimmt.
Das knorpelige Skelett verfolgt bei seinem Auftreten in dem individuellen Thiere seinen eigenen Weg. An dem oberen Cen- tralrohre erscheint es an der Rückenwirbelsäule zuerst, etwas später dagegen an dem unteren Centralrohre in den Rippen, wie sorgfältige Untersuchungen mir gezeigt haben. Das Schlussstück verknorpelt dagegen bei dem letzteren früher, als bei den ersteren. Was nun den Menschen betrifft, so war bei einem sechs Linien langen Embryo die Grundlage der Wirbelkörper knorpelig, des- gleichen und verhältnissmässig sogar noch mehr ausgebildet der Rippenkorb. Bei einem acht Linien langen Embryo dagegen zeigte sich die knorpelige Anlage der Wirbel (oder vielleicht der zwischen den Wirbeln liegenden Bandscheiben?) als parallele dünne, weisse Streifen, die, wie der ganze Rückenmarkskanal, sehr breit waren und durch dunkelere breitere, ebenfalls ziemlich feste Streifen von einander getrennt waren. Auch ich fand, wie E. H. Weber (Meck. Arch. 1827. p. 230.) da, wo die Wände des Wirbelkanales sich nach oben emporbogen, zwei weisse, die Dicke des weissen Querstreifen übertreffende Linien, welche sich längs des ganzen Wirbelkanales erstreckten. Sie bildeten rundliche Flecke in den dickeren Zwischenmassen, stiessen fast immer in den weissen Streifen an einander, verbanden sich in allen mit
Von dem Embryo.
240. 41., Senff p. 72., Bèclard S. 441. 42., Nicolai S. 22. 29. fgg., E. H. Weber S. 290., Ritgen S. 279 — 81.
Die Sesambeinchen sind im dritten Monate knorpelig ange- legt und verknöchern nach Nesbitt (l. c. S. 86.) bisweilen, nach Ritgen (l. c. S. 281.) in der Regel vor der Geburt.
In der Bildungsgeschichte der Knochen muſs man drei Zu- stände unterscheiden: 1. denjenigen, in dem die Masse noch weich, membranös und mit den jedem Bildungsgewebe eigenen Körnchen oder Molekülen, versehen ist. Die Sonderung ist hier noch eine mehr morphologisch ausgesprochene, als histiologisch begründete. Hiervon ist schon oben Mehreres berührt worden. Einiges soll so- gleich noch hinzugefügt werden. 2. den knorpeligen Zustand, den des Knorpelskelettes, welcher seine eigene Ausbildung hat, und 3. den verknöcherten Zustand, der, wie wir ausführlich berich- tet haben, ebenfalls seine eigene Bahn verfolgt. Wir haben also hier nur noch über das zweite Verhältniſs das Nöthige nachzu- tragen und dann zu entwickeln, wie allmählig das Gewebe des ausgebildeten Knochens aus der Urmasse seine Entstehung nimmt.
Das knorpelige Skelett verfolgt bei seinem Auftreten in dem individuellen Thiere seinen eigenen Weg. An dem oberen Cen- tralrohre erscheint es an der Rückenwirbelsäule zuerst, etwas später dagegen an dem unteren Centralrohre in den Rippen, wie sorgfältige Untersuchungen mir gezeigt haben. Das Schluſsstück verknorpelt dagegen bei dem letzteren früher, als bei den ersteren. Was nun den Menschen betrifft, so war bei einem sechs Linien langen Embryo die Grundlage der Wirbelkörper knorpelig, des- gleichen und verhältniſsmäſsig sogar noch mehr ausgebildet der Rippenkorb. Bei einem acht Linien langen Embryo dagegen zeigte sich die knorpelige Anlage der Wirbel (oder vielleicht der zwischen den Wirbeln liegenden Bandscheiben?) als parallele dünne, weiſse Streifen, die, wie der ganze Rückenmarkskanal, sehr breit waren und durch dunkelere breitere, ebenfalls ziemlich feste Streifen von einander getrennt waren. Auch ich fand, wie E. H. Weber (Meck. Arch. 1827. p. 230.) da, wo die Wände des Wirbelkanales sich nach oben emporbogen, zwei weiſse, die Dicke des weiſsen Querstreifen übertreffende Linien, welche sich längs des ganzen Wirbelkanales erstreckten. Sie bildeten rundliche Flecke in den dickeren Zwischenmassen, stieſsen fast immer in den weiſsen Streifen an einander, verbanden sich in allen mit
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Von dem Embryo.
240. 41., Senff p. 72., Bèclard S. 441. 42., Nicolai S. 22. 29.
fgg., E. H. Weber S. 290., Ritgen S. 279 — 81.
Die Sesambeinchen sind im dritten Monate knorpelig ange-
legt und verknöchern nach Nesbitt (l. c. S. 86.) bisweilen, nach
Ritgen (l. c. S. 281.) in der Regel vor der Geburt.
In der Bildungsgeschichte der Knochen muſs man drei Zu-
stände unterscheiden: 1. denjenigen, in dem die Masse noch weich,
membranös und mit den jedem Bildungsgewebe eigenen Körnchen
oder Molekülen, versehen ist. Die Sonderung ist hier noch eine
mehr morphologisch ausgesprochene, als histiologisch begründete.
Hiervon ist schon oben Mehreres berührt worden. Einiges soll so-
gleich noch hinzugefügt werden. 2. den knorpeligen Zustand, den
des Knorpelskelettes, welcher seine eigene Ausbildung hat, und
3. den verknöcherten Zustand, der, wie wir ausführlich berich-
tet haben, ebenfalls seine eigene Bahn verfolgt. Wir haben also
hier nur noch über das zweite Verhältniſs das Nöthige nachzu-
tragen und dann zu entwickeln, wie allmählig das Gewebe des
ausgebildeten Knochens aus der Urmasse seine Entstehung nimmt.
Das knorpelige Skelett verfolgt bei seinem Auftreten in dem
individuellen Thiere seinen eigenen Weg. An dem oberen Cen-
tralrohre erscheint es an der Rückenwirbelsäule zuerst, etwas
später dagegen an dem unteren Centralrohre in den Rippen, wie
sorgfältige Untersuchungen mir gezeigt haben. Das Schluſsstück
verknorpelt dagegen bei dem letzteren früher, als bei den ersteren.
Was nun den Menschen betrifft, so war bei einem sechs Linien
langen Embryo die Grundlage der Wirbelkörper knorpelig, des-
gleichen und verhältniſsmäſsig sogar noch mehr ausgebildet der
Rippenkorb. Bei einem acht Linien langen Embryo dagegen
zeigte sich die knorpelige Anlage der Wirbel (oder vielleicht der
zwischen den Wirbeln liegenden Bandscheiben?) als parallele
dünne, weiſse Streifen, die, wie der ganze Rückenmarkskanal,
sehr breit waren und durch dunkelere breitere, ebenfalls ziemlich
feste Streifen von einander getrennt waren. Auch ich fand, wie
E. H. Weber (Meck. Arch. 1827. p. 230.) da, wo die Wände des
Wirbelkanales sich nach oben emporbogen, zwei weiſse, die Dicke
des weiſsen Querstreifen übertreffende Linien, welche sich längs
des ganzen Wirbelkanales erstreckten. Sie bildeten rundliche
Flecke in den dickeren Zwischenmassen, stieſsen fast immer in
den weiſsen Streifen an einander, verbanden sich in allen mit
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Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835, S. 258. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_entwicklungsgeschichte_1835/286>, abgerufen am 22.11.2024.
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