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Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835.

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Von dem Embryo.
Nesbitt S. 81. 82., Sömmering p. 377., Danz S. 237. 238., Bec-
lard S. 438. 439., Nicolai S. 16. 21. 28. fgg., Senff p. 69. 70.,
E. H. Weber S. 257., Ritgen S. 271 -- 273.

Die Kniescheibe wird als ein kleiner kuglicher Knorpel
schon in der neunten bis zehnten Woche kenntlich, verknöchert
aber erst nach der Geburt.

12. Tibia und Fibula. -- Nur mit Misstrauen führt Kerkring
(l. c. p. 257.) seine zweimal gemachte Beobachtung an, dass in den
ersten zwei Monaten nur die Knorpelgrundlage der tibia existire,
die fibula aber ganz fehle. Offenbar hatte der letzte Irrthum
darin seinen Grund, dass sehr frühzeitig schon die tibia die fi-
bula
an Stärke übertrifft, wiewohl im zweiten Monate die fibula
mit der tibia verglichen, um Vieles dicker ist, als im Erwachse-
nen. Die Ossification beider Knochen setzen Kerkring und Nico-
lai (l. c. S. 16.) in den dritten Monat, Senff (l. c. p. 70.) vor die
neunte, Beclard (l. c. S. 439.) in die fünfte und Ritgen (l. c. S.
274.) in die siebente Woche. Die tibia hat in der frühesten Zeit
schon weit mehr Knochenmasse, als die fibula, und hiervon abgese-
hen übertrifft die erstere in der neunten bis zehnten Woche die letz-
tere schon bedeutend an Umfang. Das im Erwachsenen Statt fin-
dende Verhältniss wird jedoch in der Regel nicht vor dem siebenten
Monate realisirt, bisweilen sogar erst nach der Geburt. Der obere
Ansatz der tibia verknöchert nach Meckel (l. c. S. 259-) schon
im neunten Monate, nach Beclard (l. c. S. 440.) erst am Ende
des ersten Jahres. Jedenfalls ossificirt der obere früher, als der
untere. Vgl. Kerkring p. 257 -- 259., Nesbitt S. 83. 84., Söm-
mering p. 384. 389., Danz S. 239., Senff p. 70. 71., Nicolai S.
16. 22. fgg., E. H. Weber S. 266., Ritgen S. 274. 276.

13. Die Fusswurzelknochen. -- Sie entstehen etwas später
als die Handwurzelknochen und sind in der neunten bis zehnten
Woche von ziemlich gleicher Grösse. Am Ende des dritten Mo-
nates vergrössern sich der talus und calcaneus in ausgezeichne-
tem Grade. Nach Senff (l. c. p. 71.) verknöchern sie sämmlich
lange nach dem vierten, nach Kerkring (l. c. p. 257.) im sieben-
ten Monate. Nach Nesbitt (l. c. S. 85.) ossificirt das Fersenbein
im vierten, nach Beclard (l. c. S. 440.) im fünften, nach Meckel
(l. c. S. 269.) im sechsten und nach Nicolai (l. c. S. 49.) im ach-
ten oder neunten Monate. Es enthält nach Danz (l. c. S. 239.)
nach hinten zu noch einen besonderen Kern, woraus eine Epi-

physe

Von dem Embryo.
Nesbitt S. 81. 82., Sömmering p. 377., Danz S. 237. 238., Bèc-
lard S. 438. 439., Nicolai S. 16. 21. 28. fgg., Senff p. 69. 70.,
E. H. Weber S. 257., Ritgen S. 271 — 273.

Die Kniescheibe wird als ein kleiner kuglicher Knorpel
schon in der neunten bis zehnten Woche kenntlich, verknöchert
aber erst nach der Geburt.

12. Tibia und Fibula. — Nur mit Miſstrauen führt Kerkring
(l. c. p. 257.) seine zweimal gemachte Beobachtung an, daſs in den
ersten zwei Monaten nur die Knorpelgrundlage der tibia existire,
die fibula aber ganz fehle. Offenbar hatte der letzte Irrthum
darin seinen Grund, daſs sehr frühzeitig schon die tibia die fi-
bula
an Stärke übertrifft, wiewohl im zweiten Monate die fibula
mit der tibia verglichen, um Vieles dicker ist, als im Erwachse-
nen. Die Ossification beider Knochen setzen Kerkring und Nico-
lai (l. c. S. 16.) in den dritten Monat, Senff (l. c. p. 70.) vor die
neunte, Bèclard (l. c. S. 439.) in die fünfte und Ritgen (l. c. S.
274.) in die siebente Woche. Die tibia hat in der frühesten Zeit
schon weit mehr Knochenmasse, als die fibula, und hiervon abgese-
hen übertrifft die erstere in der neunten bis zehnten Woche die letz-
tere schon bedeutend an Umfang. Das im Erwachsenen Statt fin-
dende Verhältniſs wird jedoch in der Regel nicht vor dem siebenten
Monate realisirt, bisweilen sogar erst nach der Geburt. Der obere
Ansatz der tibia verknöchert nach Meckel (l. c. S. 259-) schon
im neunten Monate, nach Bèclard (l. c. S. 440.) erst am Ende
des ersten Jahres. Jedenfalls ossificirt der obere früher, als der
untere. Vgl. Kerkring p. 257 — 259., Nesbitt S. 83. 84., Söm-
mering p. 384. 389., Danz S. 239., Senff p. 70. 71., Nicolai S.
16. 22. fgg., E. H. Weber S. 266., Ritgen S. 274. 276.

13. Die Fuſswurzelknochen. — Sie entstehen etwas später
als die Handwurzelknochen und sind in der neunten bis zehnten
Woche von ziemlich gleicher Gröſse. Am Ende des dritten Mo-
nates vergröſsern sich der talus und calcaneus in ausgezeichne-
tem Grade. Nach Senff (l. c. p. 71.) verknöchern sie sämmlich
lange nach dem vierten, nach Kerkring (l. c. p. 257.) im sieben-
ten Monate. Nach Nesbitt (l. c. S. 85.) ossificirt das Fersenbein
im vierten, nach Bèclard (l. c. S. 440.) im fünften, nach Meckel
(l. c. S. 269.) im sechsten und nach Nicolai (l. c. S. 49.) im ach-
ten oder neunten Monate. Es enthält nach Danz (l. c. S. 239.)
nach hinten zu noch einen besonderen Kern, woraus eine Epi-

physe
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[256/0284] Von dem Embryo. Nesbitt S. 81. 82., Sömmering p. 377., Danz S. 237. 238., Bèc- lard S. 438. 439., Nicolai S. 16. 21. 28. fgg., Senff p. 69. 70., E. H. Weber S. 257., Ritgen S. 271 — 273. Die Kniescheibe wird als ein kleiner kuglicher Knorpel schon in der neunten bis zehnten Woche kenntlich, verknöchert aber erst nach der Geburt. 12. Tibia und Fibula. — Nur mit Miſstrauen führt Kerkring (l. c. p. 257.) seine zweimal gemachte Beobachtung an, daſs in den ersten zwei Monaten nur die Knorpelgrundlage der tibia existire, die fibula aber ganz fehle. Offenbar hatte der letzte Irrthum darin seinen Grund, daſs sehr frühzeitig schon die tibia die fi- bula an Stärke übertrifft, wiewohl im zweiten Monate die fibula mit der tibia verglichen, um Vieles dicker ist, als im Erwachse- nen. Die Ossification beider Knochen setzen Kerkring und Nico- lai (l. c. S. 16.) in den dritten Monat, Senff (l. c. p. 70.) vor die neunte, Bèclard (l. c. S. 439.) in die fünfte und Ritgen (l. c. S. 274.) in die siebente Woche. Die tibia hat in der frühesten Zeit schon weit mehr Knochenmasse, als die fibula, und hiervon abgese- hen übertrifft die erstere in der neunten bis zehnten Woche die letz- tere schon bedeutend an Umfang. Das im Erwachsenen Statt fin- dende Verhältniſs wird jedoch in der Regel nicht vor dem siebenten Monate realisirt, bisweilen sogar erst nach der Geburt. Der obere Ansatz der tibia verknöchert nach Meckel (l. c. S. 259-) schon im neunten Monate, nach Bèclard (l. c. S. 440.) erst am Ende des ersten Jahres. Jedenfalls ossificirt der obere früher, als der untere. Vgl. Kerkring p. 257 — 259., Nesbitt S. 83. 84., Söm- mering p. 384. 389., Danz S. 239., Senff p. 70. 71., Nicolai S. 16. 22. fgg., E. H. Weber S. 266., Ritgen S. 274. 276. 13. Die Fuſswurzelknochen. — Sie entstehen etwas später als die Handwurzelknochen und sind in der neunten bis zehnten Woche von ziemlich gleicher Gröſse. Am Ende des dritten Mo- nates vergröſsern sich der talus und calcaneus in ausgezeichne- tem Grade. Nach Senff (l. c. p. 71.) verknöchern sie sämmlich lange nach dem vierten, nach Kerkring (l. c. p. 257.) im sieben- ten Monate. Nach Nesbitt (l. c. S. 85.) ossificirt das Fersenbein im vierten, nach Bèclard (l. c. S. 440.) im fünften, nach Meckel (l. c. S. 269.) im sechsten und nach Nicolai (l. c. S. 49.) im ach- ten oder neunten Monate. Es enthält nach Danz (l. c. S. 239.) nach hinten zu noch einen besonderen Kern, woraus eine Epi- physe

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Zitationshilfe: Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835, S. 256. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_entwicklungsgeschichte_1835/284>, abgerufen am 22.11.2024.