6. Die Mittelhandknochen. -- Sie sind am Ende des zwei- ten Monates schon vollständig in ihre knorpeligen Grundlagen ge- schieden und verknöchern nach Art der langen Röhrenknochen von der Mitte nach den beiden Enden hin. Die erste Ossifica- tion setzen Kerkring (l. c. p. 255.), Sömmering (l. c. p. 347. 348.), Danz (l. c. S. 235.), Senff (l. c. p. 66.) und Nicolai (l. c. S. 16.) in den dritten, Nesbitt (l. c. S. 79.) und Beclard (l. c. S. 440.) dagegen in den zweiten Monat. Des Letzteren Angabe, dass die Verknöcherung zuerst in dem zweiten, dann in dem dritten, dann in dem vierten Finger und zuletzt in dem Daumen beginne, beruht auf unzureichenden Gründen. Dagegen hat Senff (l. c. p. 67. tab. 2. fig. 7. 8.) gezeigt, dass die Metacarpusknochen des Zeige- und Mittelfingers ohne Zweifel zuerst ossificiren. Sie vergrössern sich rasch, ohne an ihren Enden merklich anzu- schwellen. Nur der Mittelhandknochen des Daumens steht etwas zurück, indem an seinem oberen Ende eine grössere Knorpelmasse sitzen bleibt. Die Epiphysen sind auch hier bei dem Neugebo- renen noch knorpelig. Vgl. Kerkring p. 254. 256., Nesbitt S. 79., Sömmering p. 347. 348., Danz S. 235., Senff p. 66. 67., Beclard S. 440. 441., Nicolai S. 16. 21. fgg., Ritgen S. 252. 254., E. H. Weber S. 227.
7. Die Phalangen des Daumes und der Finger. -- Nach Nes- bitt (l. c. S. 80.) verknöchern der erste und dann der dritte; nach Senff (l. c. p. 67. 68.) dagegen der erste und dritte vor dem zweiten. Nicolai (l. c. S. 21.) stimmt Ersterem, Ritgen (l. c. S. 255. 257.) Letzterem, wie es scheint, bei. Dieser hat aber Nagel- und Phalangenbildung wahrscheinlich confundirt (l. c. S. 247.) und daher geirrt. Auch diese Knochen verlängern sich bald, sind anfangs dick und plumper, als späterhin. Die einzel- nen Verschiedenheiten der Grössenverhältnisse unter einander nüanciren sich schon in der Mitte des vierten Monates bestimm- ter. Die Epiphysen sind bei der Geburt noch kleine Knorpel- scheiben. Vgl. Kerkring p. 255., Nesbitt S. 79. 80., Danz S. 246., Senff p. 67. 68., Nicolai S. 21. 28. fgg., E. H. Weber S. 232., Ritgen S. 254 -- 258.
Das Becken besteht in frühester Zeit aus vier Knorpelstük- ken, einem für das Heiligbein, einem für das Schwanzbein und zweien für die Beckenknochen. Das Heiligbein ist aus fünf Wirbeln zusammengesetzt, welche zu Anfange des dritten Mona-
Extremitätengürtel.
6. Die Mittelhandknochen. — Sie sind am Ende des zwei- ten Monates schon vollständig in ihre knorpeligen Grundlagen ge- schieden und verknöchern nach Art der langen Röhrenknochen von der Mitte nach den beiden Enden hin. Die erste Ossifica- tion setzen Kerkring (l. c. p. 255.), Sömmering (l. c. p. 347. 348.), Danz (l. c. S. 235.), Senff (l. c. p. 66.) und Nicolai (l. c. S. 16.) in den dritten, Nesbitt (l. c. S. 79.) und Bèclard (l. c. S. 440.) dagegen in den zweiten Monat. Des Letzteren Angabe, daſs die Verknöcherung zuerst in dem zweiten, dann in dem dritten, dann in dem vierten Finger und zuletzt in dem Daumen beginne, beruht auf unzureichenden Gründen. Dagegen hat Senff (l. c. p. 67. tab. 2. fig. 7. 8.) gezeigt, daſs die Metacarpusknochen des Zeige- und Mittelfingers ohne Zweifel zuerst ossificiren. Sie vergröſsern sich rasch, ohne an ihren Enden merklich anzu- schwellen. Nur der Mittelhandknochen des Daumens steht etwas zurück, indem an seinem oberen Ende eine gröſsere Knorpelmasse sitzen bleibt. Die Epiphysen sind auch hier bei dem Neugebo- renen noch knorpelig. Vgl. Kerkring p. 254. 256., Nesbitt S. 79., Sömmering p. 347. 348., Danz S. 235., Senff p. 66. 67., Bèclard S. 440. 441., Nicolai S. 16. 21. fgg., Ritgen S. 252. 254., E. H. Weber S. 227.
7. Die Phalangen des Daumes und der Finger. — Nach Nes- bitt (l. c. S. 80.) verknöchern der erste und dann der dritte; nach Senff (l. c. p. 67. 68.) dagegen der erste und dritte vor dem zweiten. Nicolai (l. c. S. 21.) stimmt Ersterem, Ritgen (l. c. S. 255. 257.) Letzterem, wie es scheint, bei. Dieser hat aber Nagel- und Phalangenbildung wahrscheinlich confundirt (l. c. S. 247.) und daher geirrt. Auch diese Knochen verlängern sich bald, sind anfangs dick und plumper, als späterhin. Die einzel- nen Verschiedenheiten der Gröſsenverhältnisse unter einander nüanciren sich schon in der Mitte des vierten Monates bestimm- ter. Die Epiphysen sind bei der Geburt noch kleine Knorpel- scheiben. Vgl. Kerkring p. 255., Nesbitt S. 79. 80., Danz S. 246., Senff p. 67. 68., Nicolai S. 21. 28. fgg., E. H. Weber S. 232., Ritgen S. 254 — 258.
Das Becken besteht in frühester Zeit aus vier Knorpelstük- ken, einem für das Heiligbein, einem für das Schwanzbein und zweien für die Beckenknochen. Das Heiligbein ist aus fünf Wirbeln zusammengesetzt, welche zu Anfange des dritten Mona-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><pbfacs="#f0281"n="253"/><fwplace="top"type="header">Extremitätengürtel.</fw><lb/><p>6. Die Mittelhandknochen. — Sie sind am Ende des zwei-<lb/>
ten Monates schon vollständig in ihre knorpeligen Grundlagen ge-<lb/>
schieden und verknöchern nach Art der langen Röhrenknochen<lb/>
von der Mitte nach den beiden Enden hin. Die erste Ossifica-<lb/>
tion setzen Kerkring (l. c. p. 255.), Sömmering (l. c. p. 347. 348.),<lb/>
Danz (l. c. S. 235.), Senff (l. c. p. 66.) und Nicolai (l. c. S. 16.)<lb/>
in den dritten, Nesbitt (l. c. S. 79.) und Bèclard (l. c. S. 440.)<lb/>
dagegen in den zweiten Monat. Des Letzteren Angabe, daſs die<lb/>
Verknöcherung zuerst in dem zweiten, dann in dem dritten, dann<lb/>
in dem vierten Finger und zuletzt in dem Daumen beginne,<lb/>
beruht auf unzureichenden Gründen. Dagegen hat Senff (l. c.<lb/>
p. 67. tab. 2. fig. 7. 8.) gezeigt, daſs die Metacarpusknochen<lb/>
des Zeige- und Mittelfingers ohne Zweifel zuerst ossificiren.<lb/>
Sie vergröſsern sich rasch, ohne an ihren Enden merklich anzu-<lb/>
schwellen. Nur der Mittelhandknochen des Daumens steht etwas<lb/>
zurück, indem an seinem oberen Ende eine gröſsere Knorpelmasse<lb/>
sitzen bleibt. Die Epiphysen sind auch hier bei dem Neugebo-<lb/>
renen noch knorpelig. Vgl. Kerkring p. 254. 256., Nesbitt S.<lb/>
79., Sömmering p. 347. 348., Danz S. 235., Senff p. 66. 67.,<lb/>
Bèclard S. 440. 441., Nicolai S. 16. 21. fgg., Ritgen S. 252. 254.,<lb/>
E. H. Weber S. 227.</p><lb/><p>7. Die Phalangen des Daumes und der Finger. — Nach Nes-<lb/>
bitt (l. c. S. 80.) verknöchern der erste und dann der dritte;<lb/>
nach Senff (l. c. p. 67. 68.) dagegen der erste und dritte vor<lb/>
dem zweiten. Nicolai (l. c. S. 21.) stimmt Ersterem, Ritgen (l.<lb/>
c. S. 255. 257.) Letzterem, wie es scheint, bei. Dieser hat aber<lb/>
Nagel- und Phalangenbildung wahrscheinlich confundirt (l. c. S.<lb/>
247.) und daher geirrt. Auch diese Knochen verlängern sich<lb/>
bald, sind anfangs dick und plumper, als späterhin. Die einzel-<lb/>
nen Verschiedenheiten der Gröſsenverhältnisse unter einander<lb/>
nüanciren sich schon in der Mitte des vierten Monates bestimm-<lb/>
ter. Die Epiphysen sind bei der Geburt noch kleine Knorpel-<lb/>
scheiben. Vgl. Kerkring p. 255., Nesbitt S. 79. 80., Danz S.<lb/>
246., Senff p. 67. 68., Nicolai S. 21. 28. fgg., E. H. Weber S.<lb/>
232., Ritgen S. 254 — 258.</p><lb/><p><hirendition="#g">Das Becken</hi> besteht in frühester Zeit aus vier Knorpelstük-<lb/>
ken, einem für das Heiligbein, einem für das Schwanzbein und<lb/>
zweien für die Beckenknochen. Das Heiligbein ist aus fünf<lb/>
Wirbeln zusammengesetzt, welche zu Anfange des dritten Mona-<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[253/0281]
Extremitätengürtel.
6. Die Mittelhandknochen. — Sie sind am Ende des zwei-
ten Monates schon vollständig in ihre knorpeligen Grundlagen ge-
schieden und verknöchern nach Art der langen Röhrenknochen
von der Mitte nach den beiden Enden hin. Die erste Ossifica-
tion setzen Kerkring (l. c. p. 255.), Sömmering (l. c. p. 347. 348.),
Danz (l. c. S. 235.), Senff (l. c. p. 66.) und Nicolai (l. c. S. 16.)
in den dritten, Nesbitt (l. c. S. 79.) und Bèclard (l. c. S. 440.)
dagegen in den zweiten Monat. Des Letzteren Angabe, daſs die
Verknöcherung zuerst in dem zweiten, dann in dem dritten, dann
in dem vierten Finger und zuletzt in dem Daumen beginne,
beruht auf unzureichenden Gründen. Dagegen hat Senff (l. c.
p. 67. tab. 2. fig. 7. 8.) gezeigt, daſs die Metacarpusknochen
des Zeige- und Mittelfingers ohne Zweifel zuerst ossificiren.
Sie vergröſsern sich rasch, ohne an ihren Enden merklich anzu-
schwellen. Nur der Mittelhandknochen des Daumens steht etwas
zurück, indem an seinem oberen Ende eine gröſsere Knorpelmasse
sitzen bleibt. Die Epiphysen sind auch hier bei dem Neugebo-
renen noch knorpelig. Vgl. Kerkring p. 254. 256., Nesbitt S.
79., Sömmering p. 347. 348., Danz S. 235., Senff p. 66. 67.,
Bèclard S. 440. 441., Nicolai S. 16. 21. fgg., Ritgen S. 252. 254.,
E. H. Weber S. 227.
7. Die Phalangen des Daumes und der Finger. — Nach Nes-
bitt (l. c. S. 80.) verknöchern der erste und dann der dritte;
nach Senff (l. c. p. 67. 68.) dagegen der erste und dritte vor
dem zweiten. Nicolai (l. c. S. 21.) stimmt Ersterem, Ritgen (l.
c. S. 255. 257.) Letzterem, wie es scheint, bei. Dieser hat aber
Nagel- und Phalangenbildung wahrscheinlich confundirt (l. c. S.
247.) und daher geirrt. Auch diese Knochen verlängern sich
bald, sind anfangs dick und plumper, als späterhin. Die einzel-
nen Verschiedenheiten der Gröſsenverhältnisse unter einander
nüanciren sich schon in der Mitte des vierten Monates bestimm-
ter. Die Epiphysen sind bei der Geburt noch kleine Knorpel-
scheiben. Vgl. Kerkring p. 255., Nesbitt S. 79. 80., Danz S.
246., Senff p. 67. 68., Nicolai S. 21. 28. fgg., E. H. Weber S.
232., Ritgen S. 254 — 258.
Das Becken besteht in frühester Zeit aus vier Knorpelstük-
ken, einem für das Heiligbein, einem für das Schwanzbein und
zweien für die Beckenknochen. Das Heiligbein ist aus fünf
Wirbeln zusammengesetzt, welche zu Anfange des dritten Mona-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835, S. 253. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_entwicklungsgeschichte_1835/281>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.