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Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835.

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Gehirn und Rückenmark.
gen verfliesst, wird die erste Hirnzelle auch länger und bald durch
eine von oben sich einsenkende Furche in zwei symmetrische
Hälften getheilt. Durch grösseren Massenansatz an der Basis wer-
den die an der Stelle der späteren Hirnschenkel befindlichen
Theile verlängert und mehr ausgebildet. Ihre Divergenz vermehrt
sich, wie Schönlein (von der Hirnmetamorphose. 1816. 8. S. 60.)
vermuthet, im Laufe der Entwickelung und sie rücken auch hier
wahrscheinlich, wie bei den Vögeln, noch mehr gegen die Basis
hinab, um den Trichter zu bilden. Tiedemann konnte diesen zwar
im Anfange des zweiten und dritten Monates noch nicht finden, sah
ihn aber, wie dieses Wrisberg schon bemerkt hatte (historia em-
bryonis p.
25.), späterhin um so mehr vergrössert und ausgebildet (l.
c. S. 172.). Auch Meckel und Weber erwähnen in ihren Beschrei-
bungen zeitiger Embryonen dieses Theiles durchaus nicht. Allein
er entgeht um so leichter dem Beobachter, je mehr er in der
um diese Zeit schon ziemlich festen Schädelbasis verborgen liegt
und man muss, um ihn zu erhalten, die knorpeligen Seitenwände
erst entfernen, bevor er vollständig zu Gesichte kommen kann.
Auf diese Weise habe ich ihn an einem Embryo aus dem An-
fange des dritten Monates, so gross wie ein Stecknadelknopf, ge-
funden, wie Döllinger (Bildungsgeschichte des mensch. Gehirns.
1814. fol. p. 18.) ihn auch um diese Zeit gesehen hat, eine starke
halbe Linie im Durchmesser haltend. Er war deutlich hohl,
röthlich von Farbe und dem Hirne selbst näher, als im Erwach-
senen. Seine Communicationsöffnung mit der dritten Hirnhöhle
liess eine feine Borste bequem hindurch. Die Anhäufung solide-
rer Stoffe tritt nun von da mehr nach vorn und bildet zuerst die
Ganglien des grossen Gehirnes, Seh- und Streifenhügel, welche
gegen Ende des zweiten Monates schon bestimmt angedeutet
sind. Zuerst sind die letzteren schmäler und kürzer, als die er-
steren. Doch bald kehrt sich das Verhältniss in das entgegenge-
setzte um, während beide, nach Burdachs Angabe (Physiol. II.
S. 429.) bis zum zehnten Monate, durch eine tiefe Furche ge-
trennt bleiben. Eine gleiche Furche scheidet die beiden Sehner-
venhügel von einander. Doch sind die Beobachtungen hierüber
abweichend. Die Gebrüder Wenzel (de penitiori structura ce-
rebri hominis et brutorum
. 1812. fol. p. 311.) sahen sie nur
zwei- und Döllinger (l. c. p. 5.) ein Mal schon im Fötus mit ein-
ander verbunden, während Carus (Darstellung des Nervensyste-

Gehirn und Rückenmark.
gen verflieſst, wird die erste Hirnzelle auch länger und bald durch
eine von oben sich einsenkende Furche in zwei symmetrische
Hälften getheilt. Durch gröſseren Massenansatz an der Basis wer-
den die an der Stelle der späteren Hirnschenkel befindlichen
Theile verlängert und mehr ausgebildet. Ihre Divergenz vermehrt
sich, wie Schönlein (von der Hirnmetamorphose. 1816. 8. S. 60.)
vermuthet, im Laufe der Entwickelung und sie rücken auch hier
wahrscheinlich, wie bei den Vögeln, noch mehr gegen die Basis
hinab, um den Trichter zu bilden. Tiedemann konnte diesen zwar
im Anfange des zweiten und dritten Monates noch nicht finden, sah
ihn aber, wie dieses Wrisberg schon bemerkt hatte (historia em-
bryonis p.
25.), späterhin um so mehr vergröſsert und ausgebildet (l.
c. S. 172.). Auch Meckel und Weber erwähnen in ihren Beschrei-
bungen zeitiger Embryonen dieses Theiles durchaus nicht. Allein
er entgeht um so leichter dem Beobachter, je mehr er in der
um diese Zeit schon ziemlich festen Schädelbasis verborgen liegt
und man muſs, um ihn zu erhalten, die knorpeligen Seitenwände
erst entfernen, bevor er vollständig zu Gesichte kommen kann.
Auf diese Weise habe ich ihn an einem Embryo aus dem An-
fange des dritten Monates, so groſs wie ein Stecknadelknopf, ge-
funden, wie Döllinger (Bildungsgeschichte des mensch. Gehirns.
1814. fol. p. 18.) ihn auch um diese Zeit gesehen hat, eine starke
halbe Linie im Durchmesser haltend. Er war deutlich hohl,
röthlich von Farbe und dem Hirne selbst näher, als im Erwach-
senen. Seine Communicationsöffnung mit der dritten Hirnhöhle
lieſs eine feine Borste bequem hindurch. Die Anhäufung solide-
rer Stoffe tritt nun von da mehr nach vorn und bildet zuerst die
Ganglien des groſsen Gehirnes, Seh- und Streifenhügel, welche
gegen Ende des zweiten Monates schon bestimmt angedeutet
sind. Zuerst sind die letzteren schmäler und kürzer, als die er-
steren. Doch bald kehrt sich das Verhältniſs in das entgegenge-
setzte um, während beide, nach Burdachs Angabe (Physiol. II.
S. 429.) bis zum zehnten Monate, durch eine tiefe Furche ge-
trennt bleiben. Eine gleiche Furche scheidet die beiden Sehner-
venhügel von einander. Doch sind die Beobachtungen hierüber
abweichend. Die Gebrüder Wenzel (de penitiori structura ce-
rebri hominis et brutorum
. 1812. fol. p. 311.) sahen sie nur
zwei- und Döllinger (l. c. p. 5.) ein Mal schon im Fötus mit ein-
ander verbunden, während Carus (Darstellung des Nervensyste-

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[165/0193] Gehirn und Rückenmark. gen verflieſst, wird die erste Hirnzelle auch länger und bald durch eine von oben sich einsenkende Furche in zwei symmetrische Hälften getheilt. Durch gröſseren Massenansatz an der Basis wer- den die an der Stelle der späteren Hirnschenkel befindlichen Theile verlängert und mehr ausgebildet. Ihre Divergenz vermehrt sich, wie Schönlein (von der Hirnmetamorphose. 1816. 8. S. 60.) vermuthet, im Laufe der Entwickelung und sie rücken auch hier wahrscheinlich, wie bei den Vögeln, noch mehr gegen die Basis hinab, um den Trichter zu bilden. Tiedemann konnte diesen zwar im Anfange des zweiten und dritten Monates noch nicht finden, sah ihn aber, wie dieses Wrisberg schon bemerkt hatte (historia em- bryonis p. 25.), späterhin um so mehr vergröſsert und ausgebildet (l. c. S. 172.). Auch Meckel und Weber erwähnen in ihren Beschrei- bungen zeitiger Embryonen dieses Theiles durchaus nicht. Allein er entgeht um so leichter dem Beobachter, je mehr er in der um diese Zeit schon ziemlich festen Schädelbasis verborgen liegt und man muſs, um ihn zu erhalten, die knorpeligen Seitenwände erst entfernen, bevor er vollständig zu Gesichte kommen kann. Auf diese Weise habe ich ihn an einem Embryo aus dem An- fange des dritten Monates, so groſs wie ein Stecknadelknopf, ge- funden, wie Döllinger (Bildungsgeschichte des mensch. Gehirns. 1814. fol. p. 18.) ihn auch um diese Zeit gesehen hat, eine starke halbe Linie im Durchmesser haltend. Er war deutlich hohl, röthlich von Farbe und dem Hirne selbst näher, als im Erwach- senen. Seine Communicationsöffnung mit der dritten Hirnhöhle lieſs eine feine Borste bequem hindurch. Die Anhäufung solide- rer Stoffe tritt nun von da mehr nach vorn und bildet zuerst die Ganglien des groſsen Gehirnes, Seh- und Streifenhügel, welche gegen Ende des zweiten Monates schon bestimmt angedeutet sind. Zuerst sind die letzteren schmäler und kürzer, als die er- steren. Doch bald kehrt sich das Verhältniſs in das entgegenge- setzte um, während beide, nach Burdachs Angabe (Physiol. II. S. 429.) bis zum zehnten Monate, durch eine tiefe Furche ge- trennt bleiben. Eine gleiche Furche scheidet die beiden Sehner- venhügel von einander. Doch sind die Beobachtungen hierüber abweichend. Die Gebrüder Wenzel (de penitiori structura ce- rebri hominis et brutorum. 1812. fol. p. 311.) sahen sie nur zwei- und Döllinger (l. c. p. 5.) ein Mal schon im Fötus mit ein- ander verbunden, während Carus (Darstellung des Nervensyste-

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Zitationshilfe: Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835, S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_entwicklungsgeschichte_1835/193>, abgerufen am 24.11.2024.