der Organe, dem unbewaffneten Auge, und doch zeigt die grosse Uebereinstimmung, welche die Erfahrungen eines Bär, Burdach, Rathke, Huschke, Joh. Müller, Carus, E. H. We- ber, Ehrenberg, R. Wagner u. A. unter einander darbieten, welcher Grad von Sicherheit und Bestimmtheit auf diesem Felde zu erreichen sey. Irrthümer kommen in allen mensch- lichen Bestrebungen vor, und deshalb, weil sie hier nicht fehlen, kann am Wenigsten die ganze Methode verdächtig gemacht werden.
Eine andere der neuesten Zeit angehörende und noch in ihrer Kindheit befindliche Richtung ist die, die Mathema- tik der organischen Natur kennen zu lernen. Man hat aber hier zwei untergeordnete Disciplinen: 1. Die Auseinander- setzung der räumlichen Stellungs- und Formenverhältnisse der Theile der organischen Wesen -- eine Lehre, die im Pflanzenreiche Schimper begründet und Alexander Braun, Bischoff, Fürnrohr und Andere fortgeführt haben. Dass diese Gesetze auch auf die Thiere ihre Anwendung finden, hat der Vf. bald nach dem Erscheinen des Schimperschen Auf- satzes öffentlich ausgesprochen und Agassiz in neuester Zeit in einigen Beispielen nachgewiesen. 2. Die Grössenverhält- nisse der kleineren und kleinsten Theile der Körper, die Mi- krometrie. Diese, welche nur von Wenigen, wie Prevost und Dumas, R. Wagner besonders behandelt und von E. H. Weber, Ehrenberg, Joh. Müller, Berres und dem Vf. vor- züglich bei ihren neuesten Untersuchungen berücksichtigt worden, wird gewiss zu wichtigen allgemeinen Resultaten führen und binnen Kurzem so sehr an Umfang und Inhalt gewinnen, dass sie als eine durchaus gesonderte Disciplin wird angesehen werden müssen. Der Vf. enthält sich hier aller weiteren Ausführung, da schon mehreres Treffliche hierüber in der neuesten Zeit gesagt worden. Er kann nur die Bemerkung nicht unterdrücken, dass, wiewohl er
Vorrede.
der Organe, dem unbewaffneten Auge, und doch zeigt die groſse Uebereinstimmung, welche die Erfahrungen eines Bär, Burdach, Rathke, Huschke, Joh. Müller, Carus, E. H. We- ber, Ehrenberg, R. Wagner u. A. unter einander darbieten, welcher Grad von Sicherheit und Bestimmtheit auf diesem Felde zu erreichen sey. Irrthümer kommen in allen mensch- lichen Bestrebungen vor, und deshalb, weil sie hier nicht fehlen, kann am Wenigsten die ganze Methode verdächtig gemacht werden.
Eine andere der neuesten Zeit angehörende und noch in ihrer Kindheit befindliche Richtung ist die, die Mathema- tik der organischen Natur kennen zu lernen. Man hat aber hier zwei untergeordnete Disciplinen: 1. Die Auseinander- setzung der räumlichen Stellungs- und Formenverhältnisse der Theile der organischen Wesen — eine Lehre, die im Pflanzenreiche Schimper begründet und Alexander Braun, Bischoff, Fürnrohr und Andere fortgeführt haben. Daſs diese Gesetze auch auf die Thiere ihre Anwendung finden, hat der Vf. bald nach dem Erscheinen des Schimperschen Auf- satzes öffentlich ausgesprochen und Agassiz in neuester Zeit in einigen Beispielen nachgewiesen. 2. Die Gröſsenverhält- nisse der kleineren und kleinsten Theile der Körper, die Mi- krometrie. Diese, welche nur von Wenigen, wie Prevost und Dumas, R. Wagner besonders behandelt und von E. H. Weber, Ehrenberg, Joh. Müller, Berres und dem Vf. vor- züglich bei ihren neuesten Untersuchungen berücksichtigt worden, wird gewiſs zu wichtigen allgemeinen Resultaten führen und binnen Kurzem so sehr an Umfang und Inhalt gewinnen, daſs sie als eine durchaus gesonderte Disciplin wird angesehen werden müssen. Der Vf. enthält sich hier aller weiteren Ausführung, da schon mehreres Treffliche hierüber in der neuesten Zeit gesagt worden. Er kann nur die Bemerkung nicht unterdrücken, daſs, wiewohl er
<TEI><text><front><divn="1"><p><pbfacs="#f0018"n="XII"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#g">Vorrede</hi>.</fw><lb/>
der Organe, dem unbewaffneten Auge, und doch zeigt die<lb/>
groſse Uebereinstimmung, welche die Erfahrungen eines Bär,<lb/>
Burdach, Rathke, Huschke, Joh. Müller, Carus, E. H. We-<lb/>
ber, Ehrenberg, R. Wagner u. A. unter einander darbieten,<lb/>
welcher Grad von Sicherheit und Bestimmtheit auf diesem<lb/>
Felde zu erreichen sey. Irrthümer kommen in allen mensch-<lb/>
lichen Bestrebungen vor, und deshalb, weil sie hier nicht<lb/>
fehlen, kann am Wenigsten die ganze Methode verdächtig<lb/>
gemacht werden.</p><lb/><p>Eine andere der neuesten Zeit angehörende und noch<lb/>
in ihrer Kindheit befindliche Richtung ist die, die Mathema-<lb/>
tik der organischen Natur kennen zu lernen. Man hat aber<lb/>
hier zwei untergeordnete Disciplinen: 1. Die Auseinander-<lb/>
setzung der räumlichen Stellungs- und Formenverhältnisse<lb/>
der Theile der organischen Wesen — eine Lehre, die im<lb/>
Pflanzenreiche Schimper begründet und Alexander Braun,<lb/>
Bischoff, Fürnrohr und Andere fortgeführt haben. Daſs diese<lb/>
Gesetze auch auf die Thiere ihre Anwendung finden, hat<lb/>
der Vf. bald nach dem Erscheinen des Schimperschen Auf-<lb/>
satzes öffentlich ausgesprochen und Agassiz in neuester Zeit<lb/>
in einigen Beispielen nachgewiesen. 2. Die Gröſsenverhält-<lb/>
nisse der kleineren und kleinsten Theile der Körper, die Mi-<lb/>
krometrie. Diese, welche nur von Wenigen, wie Prevost<lb/>
und Dumas, R. Wagner besonders behandelt und von E.<lb/>
H. Weber, Ehrenberg, Joh. Müller, Berres und dem Vf. vor-<lb/>
züglich bei ihren neuesten Untersuchungen berücksichtigt<lb/>
worden, wird gewiſs zu wichtigen allgemeinen Resultaten<lb/>
führen und binnen Kurzem so sehr an Umfang und Inhalt<lb/>
gewinnen, daſs sie als eine durchaus gesonderte Disciplin<lb/>
wird angesehen werden müssen. Der Vf. enthält sich hier<lb/>
aller weiteren Ausführung, da schon mehreres Treffliche<lb/>
hierüber in der neuesten Zeit gesagt worden. Er kann<lb/>
nur die Bemerkung nicht unterdrücken, daſs, wiewohl er<lb/></p></div></front></text></TEI>
[XII/0018]
Vorrede.
der Organe, dem unbewaffneten Auge, und doch zeigt die
groſse Uebereinstimmung, welche die Erfahrungen eines Bär,
Burdach, Rathke, Huschke, Joh. Müller, Carus, E. H. We-
ber, Ehrenberg, R. Wagner u. A. unter einander darbieten,
welcher Grad von Sicherheit und Bestimmtheit auf diesem
Felde zu erreichen sey. Irrthümer kommen in allen mensch-
lichen Bestrebungen vor, und deshalb, weil sie hier nicht
fehlen, kann am Wenigsten die ganze Methode verdächtig
gemacht werden.
Eine andere der neuesten Zeit angehörende und noch
in ihrer Kindheit befindliche Richtung ist die, die Mathema-
tik der organischen Natur kennen zu lernen. Man hat aber
hier zwei untergeordnete Disciplinen: 1. Die Auseinander-
setzung der räumlichen Stellungs- und Formenverhältnisse
der Theile der organischen Wesen — eine Lehre, die im
Pflanzenreiche Schimper begründet und Alexander Braun,
Bischoff, Fürnrohr und Andere fortgeführt haben. Daſs diese
Gesetze auch auf die Thiere ihre Anwendung finden, hat
der Vf. bald nach dem Erscheinen des Schimperschen Auf-
satzes öffentlich ausgesprochen und Agassiz in neuester Zeit
in einigen Beispielen nachgewiesen. 2. Die Gröſsenverhält-
nisse der kleineren und kleinsten Theile der Körper, die Mi-
krometrie. Diese, welche nur von Wenigen, wie Prevost
und Dumas, R. Wagner besonders behandelt und von E.
H. Weber, Ehrenberg, Joh. Müller, Berres und dem Vf. vor-
züglich bei ihren neuesten Untersuchungen berücksichtigt
worden, wird gewiſs zu wichtigen allgemeinen Resultaten
führen und binnen Kurzem so sehr an Umfang und Inhalt
gewinnen, daſs sie als eine durchaus gesonderte Disciplin
wird angesehen werden müssen. Der Vf. enthält sich hier
aller weiteren Ausführung, da schon mehreres Treffliche
hierüber in der neuesten Zeit gesagt worden. Er kann
nur die Bemerkung nicht unterdrücken, daſs, wiewohl er
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835, S. XII. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_entwicklungsgeschichte_1835/18>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.