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Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835.

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Eitheile d. m. d. Embryonalkörper in Verbindung stehen.
c. p. 42. 43.) u. dgl. m. Die hierher gehörenden Beobachtungen
anderer Naturforscher, besonders v. Bär's, werden unten noch
speciell berührt werden.

Fassen wir nun kürzlich das Wichtigste dessen, was uns die
reichhaltige Literatur sowohl, als eigene Beobachtung gelehrt ha-
ben, zusammen. Die Nabelblase entspricht dem Dottersacke der
Vögel. Ihre Haut ist also Dotterhaut und ihr Contentum Dotter.
Unterhalb der ersteren liegt die Keimhaut, aus welcher sich der
Embryo entwickelt. Das Schleimblatt berührt auch hier, wie
unten noch dargethan werden soll, den Dotter. Allein indem
sich sein centraler Theil zu dem Darmrohre abschürt, fliehen sich
gleichsam Nabelblase und Embryo, so dass sich zwischen beiden
ein mehr oder minder langer Stiel auszieht. Wenn auch die
Nabelblase als der Dotter der Säugethiere bei Weitem kleiner
ist, als der Dotter der Vögel -- ein Verhältniss, welches offen-
bar in der inneren Brütung des Säugethieres und der Conforma-
tion seiner Genitalien seinen Grund hat -- so stimmen doch an-
derseits die relativen Grössen vollkommen mit einander überein.
So ist in allerfrühester Zeit der Embryo klein, selbst gegen den
kleinen Dotter; ja dieses Verhältniss nimmt nicht sogleich mit
der Vergrösserung des Embryo ab, weil in der ersten Zeit der
Entwickelung desselben auch die Nabelblase ihr Volumen ver-
grössert. Da der Embryo zuerst unmittelbar auf dem Dotter auf-
liegt, später dagegen sich immer weiter von ihm entfernt, so
wird natürlich der Stiel der Nabelblase um so dicker seyn, je
kürzer er ist und umgekehrt. Sobald aber die Vergrösserung der
Nabelblase sowohl, als die Verlängerung ihres Stieles ihren höch-
sten Grad erreicht hat, hört die unmittelbare Function des Säu-
gethierdotters auf. Dies geschieht durch folgende Umstände.
1. Die Nabelblase wird welk. Ihre Wandungen fallen zusammen,
weil das Contentum derselben geringer, besonders aber weniger
flüssig wird. Doch selbst in dem ersten Stadium der rückgän-
gigen Metamorphose geben sich die Charaktere des Dotters an der
Nabelblase noch deutlich zu erkennen. So zeigt noch der Inhalt
runde Körnchen, welche zwar ziemlich klein sind, durch ihre
bestimmt runde Form aber und ihre vollkommene Durchsichtig-
keit an die Dotterkugeln des Vogeleies erinnern. So zeigen die
Wandungen der Nabelblase jene Erhabenheiten und Vertiefungen,
welche Haller unter dem Namen der Vasa lutea aus dem Hüh-

Eitheile d. m. d. Embryonalkörper in Verbindung stehen.
c. p. 42. 43.) u. dgl. m. Die hierher gehörenden Beobachtungen
anderer Naturforscher, besonders v. Bär’s, werden unten noch
speciell berührt werden.

Fassen wir nun kürzlich das Wichtigste dessen, was uns die
reichhaltige Literatur sowohl, als eigene Beobachtung gelehrt ha-
ben, zusammen. Die Nabelblase entspricht dem Dottersacke der
Vögel. Ihre Haut ist also Dotterhaut und ihr Contentum Dotter.
Unterhalb der ersteren liegt die Keimhaut, aus welcher sich der
Embryo entwickelt. Das Schleimblatt berührt auch hier, wie
unten noch dargethan werden soll, den Dotter. Allein indem
sich sein centraler Theil zu dem Darmrohre abschürt, fliehen sich
gleichsam Nabelblase und Embryo, so daſs sich zwischen beiden
ein mehr oder minder langer Stiel auszieht. Wenn auch die
Nabelblase als der Dotter der Säugethiere bei Weitem kleiner
ist, als der Dotter der Vögel — ein Verhältniſs, welches offen-
bar in der inneren Brütung des Säugethieres und der Conforma-
tion seiner Genitalien seinen Grund hat — so stimmen doch an-
derseits die relativen Gröſsen vollkommen mit einander überein.
So ist in allerfrühester Zeit der Embryo klein, selbst gegen den
kleinen Dotter; ja dieses Verhältniſs nimmt nicht sogleich mit
der Vergröſserung des Embryo ab, weil in der ersten Zeit der
Entwickelung desselben auch die Nabelblase ihr Volumen ver-
gröſsert. Da der Embryo zuerst unmittelbar auf dem Dotter auf-
liegt, später dagegen sich immer weiter von ihm entfernt, so
wird natürlich der Stiel der Nabelblase um so dicker seyn, je
kürzer er ist und umgekehrt. Sobald aber die Vergröſserung der
Nabelblase sowohl, als die Verlängerung ihres Stieles ihren höch-
sten Grad erreicht hat, hört die unmittelbare Function des Säu-
gethierdotters auf. Dies geschieht durch folgende Umstände.
1. Die Nabelblase wird welk. Ihre Wandungen fallen zusammen,
weil das Contentum derselben geringer, besonders aber weniger
flüssig wird. Doch selbst in dem ersten Stadium der rückgän-
gigen Metamorphose geben sich die Charaktere des Dotters an der
Nabelblase noch deutlich zu erkennen. So zeigt noch der Inhalt
runde Körnchen, welche zwar ziemlich klein sind, durch ihre
bestimmt runde Form aber und ihre vollkommene Durchsichtig-
keit an die Dotterkugeln des Vogeleies erinnern. So zeigen die
Wandungen der Nabelblase jene Erhabenheiten und Vertiefungen,
welche Haller unter dem Namen der Vasa lutea aus dem Hüh-

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[109/0137] Eitheile d. m. d. Embryonalkörper in Verbindung stehen. c. p. 42. 43.) u. dgl. m. Die hierher gehörenden Beobachtungen anderer Naturforscher, besonders v. Bär’s, werden unten noch speciell berührt werden. Fassen wir nun kürzlich das Wichtigste dessen, was uns die reichhaltige Literatur sowohl, als eigene Beobachtung gelehrt ha- ben, zusammen. Die Nabelblase entspricht dem Dottersacke der Vögel. Ihre Haut ist also Dotterhaut und ihr Contentum Dotter. Unterhalb der ersteren liegt die Keimhaut, aus welcher sich der Embryo entwickelt. Das Schleimblatt berührt auch hier, wie unten noch dargethan werden soll, den Dotter. Allein indem sich sein centraler Theil zu dem Darmrohre abschürt, fliehen sich gleichsam Nabelblase und Embryo, so daſs sich zwischen beiden ein mehr oder minder langer Stiel auszieht. Wenn auch die Nabelblase als der Dotter der Säugethiere bei Weitem kleiner ist, als der Dotter der Vögel — ein Verhältniſs, welches offen- bar in der inneren Brütung des Säugethieres und der Conforma- tion seiner Genitalien seinen Grund hat — so stimmen doch an- derseits die relativen Gröſsen vollkommen mit einander überein. So ist in allerfrühester Zeit der Embryo klein, selbst gegen den kleinen Dotter; ja dieses Verhältniſs nimmt nicht sogleich mit der Vergröſserung des Embryo ab, weil in der ersten Zeit der Entwickelung desselben auch die Nabelblase ihr Volumen ver- gröſsert. Da der Embryo zuerst unmittelbar auf dem Dotter auf- liegt, später dagegen sich immer weiter von ihm entfernt, so wird natürlich der Stiel der Nabelblase um so dicker seyn, je kürzer er ist und umgekehrt. Sobald aber die Vergröſserung der Nabelblase sowohl, als die Verlängerung ihres Stieles ihren höch- sten Grad erreicht hat, hört die unmittelbare Function des Säu- gethierdotters auf. Dies geschieht durch folgende Umstände. 1. Die Nabelblase wird welk. Ihre Wandungen fallen zusammen, weil das Contentum derselben geringer, besonders aber weniger flüssig wird. Doch selbst in dem ersten Stadium der rückgän- gigen Metamorphose geben sich die Charaktere des Dotters an der Nabelblase noch deutlich zu erkennen. So zeigt noch der Inhalt runde Körnchen, welche zwar ziemlich klein sind, durch ihre bestimmt runde Form aber und ihre vollkommene Durchsichtig- keit an die Dotterkugeln des Vogeleies erinnern. So zeigen die Wandungen der Nabelblase jene Erhabenheiten und Vertiefungen, welche Haller unter dem Namen der Vasa lutea aus dem Hüh-

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Zitationshilfe: Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_entwicklungsgeschichte_1835/137>, abgerufen am 25.11.2024.