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Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835.

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Die in dem Eileiter gebildeten Stoffe des Eies.
wenigen bei Velpeau (Embryologie p. 12.) zu findenden Citaten
hinlänglich erhellt. Von neueren Benennungen gehören noch
Chorion pellucidum sive laeve (Wrisberg de structura ovi
in Collect. Comment. Vol. I
. 1800. 8. p. 321.), dritte Eihaut
(Ph. Fr. Meckel in Hallers Physiol. II. S. 870.), Membrana media
(Haller elem. physiol. VIII. p. 194.), Chorion laeve (Schaar-
schmidt bei Danz p. 30.), tunica vasculosa s. extima (bei Joh. Fr.
Meckel Anat. IV. S. 703.), Aderhaut, mittlere, glatte Aderhaut, Le-
derhaut und dgl. hierher. In den Arbeiten von Cuvier und Dutrochet
herrscht, in Bezug auf die Benennung der einzelnen Eihäute, ein sol-
cher Widerspruch und zum Theil eine so grosse Verwirrung, dass sich
mit Bestimmtheit durchaus nicht angeben lässt, was der Eine oder
der Andere mit seinen Namen gemeint habe. Nach Dutrochet
(Meckel. Arch. V. S. 585.) nennt Cuvier das Chorion rete vas-
culosum vasorum umbilicalium, prima allantoidis lamina
.
Wahrscheinlich bezeichnet aber dieser grosse Naturforscher hier-
mit das der Allantois angehörende Blatt, welches wir als soge-
nanntes Endochorion bald kennen lernen werden und das sich in
das wahre Chorion hineinbildet. Dutrochet selbst (Meck. Arch.
V. S. 565.) glaubt durch Beobachtung eines 6,5''' langen Schaafs-
embryo zur Annahme folgender Hüllen gekommen zu seyn: 1.
eine äussere, gefässlose, durch Maceration in Schuppen abfallende
Haut, Hunters decidua. 2. Eine gefässreiche, mit einer Oberhaut
versehene Membran, das Chorion. 3. Eine gefässlose, mit durch-
sichtiger Flüssigkeit gefüllte Haut, die Allantois. 4. Eine mittlere,
gefässreiche, Amnion und Nabelblase umgebende Haut, die mittlere
Haut. 5. Das gefässlose Amnion und 6. die Nabelblase. Nach
unseren später noch anzuführenden Beobachtungen, glauben wir
die Synomik hier auf folgende Weise feststellen zu können. 1. Seine
hinfällige Haut und die Oberhaut seines Chorion entsprechen dem,
was wir unten Exochorion nennen werden. 2. Sein gefässreicher
Theil des Chorion und vielleicht seine mittlere Haut sind das so-
genannte Endochorion. 3. Allantois, Amnion und Nabelblase sind
richtig bestimmt und bezeichnet. Burdach (Physiol. II. 413.)
nennt die ursprüngliche Eihaut, wie sie bei dem Eintritte des
Eies in den Fruchthälter sich findet, Exochorion. An dieses legt
sich im Laufe der Entwickelung das Gefässblatt einer anderen Haut
an und bildet sich in dasselbe hinein. Dieses ist das Endocho-
rion. Beide zusammen werden sehr häufig als Chorion überhaupt

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Die in dem Eileiter gebildeten Stoffe des Eies.
wenigen bei Velpeau (Embryologie p. 12.) zu findenden Citaten
hinlänglich erhellt. Von neueren Benennungen gehören noch
Chorion pellucidum sive laeve (Wrisberg de structura ovi
in Collect. Comment. Vol. I
. 1800. 8. p. 321.), dritte Eihaut
(Ph. Fr. Meckel in Hallers Physiol. II. S. 870.), Membrana media
(Haller elem. physiol. VIII. p. 194.), Chorion laeve (Schaar-
schmidt bei Danz p. 30.), tunica vasculosa s. extima (bei Joh. Fr.
Meckel Anat. IV. S. 703.), Aderhaut, mittlere, glatte Aderhaut, Le-
derhaut und dgl. hierher. In den Arbeiten von Cuvier und Dutrochet
herrscht, in Bezug auf die Benennung der einzelnen Eihäute, ein sol-
cher Widerspruch und zum Theil eine so groſse Verwirrung, daſs sich
mit Bestimmtheit durchaus nicht angeben läſst, was der Eine oder
der Andere mit seinen Namen gemeint habe. Nach Dutrochet
(Meckel. Arch. V. S. 585.) nennt Cuvier das Chorion rete vas-
culosum vasorum umbilicalium, prima allantoidis lamina
.
Wahrscheinlich bezeichnet aber dieser groſse Naturforscher hier-
mit das der Allantois angehörende Blatt, welches wir als soge-
nanntes Endochorion bald kennen lernen werden und das sich in
das wahre Chorion hineinbildet. Dutrochet selbst (Meck. Arch.
V. S. 565.) glaubt durch Beobachtung eines 6,5‴ langen Schaafs-
embryo zur Annahme folgender Hüllen gekommen zu seyn: 1.
eine äuſsere, gefäſslose, durch Maceration in Schuppen abfallende
Haut, Hunters decidua. 2. Eine gefäſsreiche, mit einer Oberhaut
versehene Membran, das Chorion. 3. Eine gefäſslose, mit durch-
sichtiger Flüssigkeit gefüllte Haut, die Allantois. 4. Eine mittlere,
gefäſsreiche, Amnion und Nabelblase umgebende Haut, die mittlere
Haut. 5. Das gefäſslose Amnion und 6. die Nabelblase. Nach
unseren später noch anzuführenden Beobachtungen, glauben wir
die Synomik hier auf folgende Weise feststellen zu können. 1. Seine
hinfällige Haut und die Oberhaut seines Chorion entsprechen dem,
was wir unten Exochorion nennen werden. 2. Sein gefäſsreicher
Theil des Chorion und vielleicht seine mittlere Haut sind das so-
genannte Endochorion. 3. Allantois, Amnion und Nabelblase sind
richtig bestimmt und bezeichnet. Burdach (Physiol. II. 413.)
nennt die ursprüngliche Eihaut, wie sie bei dem Eintritte des
Eies in den Fruchthälter sich findet, Exochorion. An dieses legt
sich im Laufe der Entwickelung das Gefäſsblatt einer anderen Haut
an und bildet sich in dasselbe hinein. Dieses ist das Endocho-
rion. Beide zusammen werden sehr häufig als Chorion überhaupt

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[81/0109] Die in dem Eileiter gebildeten Stoffe des Eies. wenigen bei Velpeau (Embryologie p. 12.) zu findenden Citaten hinlänglich erhellt. Von neueren Benennungen gehören noch Chorion pellucidum sive laeve (Wrisberg de structura ovi in Collect. Comment. Vol. I. 1800. 8. p. 321.), dritte Eihaut (Ph. Fr. Meckel in Hallers Physiol. II. S. 870.), Membrana media (Haller elem. physiol. VIII. p. 194.), Chorion laeve (Schaar- schmidt bei Danz p. 30.), tunica vasculosa s. extima (bei Joh. Fr. Meckel Anat. IV. S. 703.), Aderhaut, mittlere, glatte Aderhaut, Le- derhaut und dgl. hierher. In den Arbeiten von Cuvier und Dutrochet herrscht, in Bezug auf die Benennung der einzelnen Eihäute, ein sol- cher Widerspruch und zum Theil eine so groſse Verwirrung, daſs sich mit Bestimmtheit durchaus nicht angeben läſst, was der Eine oder der Andere mit seinen Namen gemeint habe. Nach Dutrochet (Meckel. Arch. V. S. 585.) nennt Cuvier das Chorion rete vas- culosum vasorum umbilicalium, prima allantoidis lamina. Wahrscheinlich bezeichnet aber dieser groſse Naturforscher hier- mit das der Allantois angehörende Blatt, welches wir als soge- nanntes Endochorion bald kennen lernen werden und das sich in das wahre Chorion hineinbildet. Dutrochet selbst (Meck. Arch. V. S. 565.) glaubt durch Beobachtung eines 6,5‴ langen Schaafs- embryo zur Annahme folgender Hüllen gekommen zu seyn: 1. eine äuſsere, gefäſslose, durch Maceration in Schuppen abfallende Haut, Hunters decidua. 2. Eine gefäſsreiche, mit einer Oberhaut versehene Membran, das Chorion. 3. Eine gefäſslose, mit durch- sichtiger Flüssigkeit gefüllte Haut, die Allantois. 4. Eine mittlere, gefäſsreiche, Amnion und Nabelblase umgebende Haut, die mittlere Haut. 5. Das gefäſslose Amnion und 6. die Nabelblase. Nach unseren später noch anzuführenden Beobachtungen, glauben wir die Synomik hier auf folgende Weise feststellen zu können. 1. Seine hinfällige Haut und die Oberhaut seines Chorion entsprechen dem, was wir unten Exochorion nennen werden. 2. Sein gefäſsreicher Theil des Chorion und vielleicht seine mittlere Haut sind das so- genannte Endochorion. 3. Allantois, Amnion und Nabelblase sind richtig bestimmt und bezeichnet. Burdach (Physiol. II. 413.) nennt die ursprüngliche Eihaut, wie sie bei dem Eintritte des Eies in den Fruchthälter sich findet, Exochorion. An dieses legt sich im Laufe der Entwickelung das Gefäſsblatt einer anderen Haut an und bildet sich in dasselbe hinein. Dieses ist das Endocho- rion. Beide zusammen werden sehr häufig als Chorion überhaupt 6

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Zitationshilfe: Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835, S. 81. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_entwicklungsgeschichte_1835/109>, abgerufen am 27.04.2024.