Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Uz, Johann Peter: Lyrische und andere Gedichte. 2. Aufl. Ansbach, 1755.

Bild:
<< vorherige Seite
Lyrische Gedichte
Und wie? Lyäus flieht ja nicht,
Um dessen Epheü-Stab die leichten Scherze schweben!
Noch glüht sein purpurnes Gesicht:
Noch will er guten Muth
Und ächte Dichterglut,
Troz rauhen Froste, geben.
Dem Weingott ist es nie zu kalt,
Und auch der Liebe nicht, lockt Venus gleich nicht immer
Jn einen grünbelaubten Wald.
Jn Büschen rauscht kein Kuß:
Doch Amors zarter Fuß
Entweicht in warme Zimmer.
Jhm dient ein weiches Canapee
So gut und besser noch, als im geheimen Hayne
Beblühmtes Gras und sanfter Klee.
O welche Welt von Lust
An einer Phyllis Brust
Und, Freund, bey altem Weine!
Stoß an! es leb' ein holdes Kind,
Von Grazien gepflegt, erzogen unter Musen
Und schätzbarer, als Phrynen sind,
Durch Unschuld, klugen Scherz
Und durch ein gutes Herz
Jn einem schönen Busen!
Die
Lyriſche Gedichte
Und wie? Lyaͤus flieht ja nicht,
Um deſſen Epheuͤ-Stab die leichten Scherze ſchweben!
Noch gluͤht ſein purpurnes Geſicht:
Noch will er guten Muth
Und aͤchte Dichterglut,
Troz rauhen Froſte, geben.
Dem Weingott iſt es nie zu kalt,
Und auch der Liebe nicht, lockt Venus gleich nicht immer
Jn einen gruͤnbelaubten Wald.
Jn Buͤſchen rauſcht kein Kuß:
Doch Amors zarter Fuß
Entweicht in warme Zimmer.
Jhm dient ein weiches Canapee
So gut und beſſer noch, als im geheimen Hayne
Bebluͤhmtes Gras und ſanfter Klee.
O welche Welt von Luſt
An einer Phyllis Bruſt
Und, Freund, bey altem Weine!
Stoß an! es leb’ ein holdes Kind,
Von Grazien gepflegt, erzogen unter Muſen
Und ſchaͤtzbarer, als Phrynen ſind,
Durch Unſchuld, klugen Scherz
Und durch ein gutes Herz
Jn einem ſchoͤnen Buſen!
Die
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0124" n="110"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Lyri&#x017F;che Gedichte</hi> </fw><lb/>
            <lg n="4">
              <l><hi rendition="#in">U</hi>nd wie? Lya&#x0364;us flieht ja nicht,</l><lb/>
              <l>Um de&#x017F;&#x017F;en Epheu&#x0364;-Stab die leichten Scherze &#x017F;chweben!</l><lb/>
              <l>Noch glu&#x0364;ht &#x017F;ein purpurnes Ge&#x017F;icht:</l><lb/>
              <l>Noch will er guten Muth</l><lb/>
              <l>Und a&#x0364;chte Dichterglut,</l><lb/>
              <l>Troz rauhen Fro&#x017F;te, geben.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="5">
              <l><hi rendition="#in">D</hi>em Weingott i&#x017F;t es nie zu kalt,</l><lb/>
              <l>Und auch der Liebe nicht, lockt Venus gleich nicht immer</l><lb/>
              <l>Jn einen gru&#x0364;nbelaubten Wald.</l><lb/>
              <l>Jn Bu&#x0364;&#x017F;chen rau&#x017F;cht kein Kuß:</l><lb/>
              <l>Doch Amors zarter Fuß</l><lb/>
              <l>Entweicht in warme Zimmer.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="6">
              <l><hi rendition="#in">J</hi>hm dient ein weiches Canapee</l><lb/>
              <l>So gut und be&#x017F;&#x017F;er noch, als im geheimen Hayne</l><lb/>
              <l>Beblu&#x0364;hmtes Gras und &#x017F;anfter Klee.</l><lb/>
              <l>O welche Welt von Lu&#x017F;t</l><lb/>
              <l>An einer Phyllis Bru&#x017F;t</l><lb/>
              <l>Und, Freund, bey altem Weine!</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="7">
              <l><hi rendition="#in">S</hi>toß an! es leb&#x2019; ein holdes Kind,</l><lb/>
              <l>Von Grazien gepflegt, erzogen unter Mu&#x017F;en</l><lb/>
              <l>Und &#x017F;cha&#x0364;tzbarer, als Phrynen &#x017F;ind,</l><lb/>
              <l>Durch Un&#x017F;chuld, klugen Scherz</l><lb/>
              <l>Und durch ein gutes Herz</l><lb/>
              <l>Jn einem &#x017F;cho&#x0364;nen Bu&#x017F;en!</l>
            </lg>
          </lg><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Die</hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[110/0124] Lyriſche Gedichte Und wie? Lyaͤus flieht ja nicht, Um deſſen Epheuͤ-Stab die leichten Scherze ſchweben! Noch gluͤht ſein purpurnes Geſicht: Noch will er guten Muth Und aͤchte Dichterglut, Troz rauhen Froſte, geben. Dem Weingott iſt es nie zu kalt, Und auch der Liebe nicht, lockt Venus gleich nicht immer Jn einen gruͤnbelaubten Wald. Jn Buͤſchen rauſcht kein Kuß: Doch Amors zarter Fuß Entweicht in warme Zimmer. Jhm dient ein weiches Canapee So gut und beſſer noch, als im geheimen Hayne Bebluͤhmtes Gras und ſanfter Klee. O welche Welt von Luſt An einer Phyllis Bruſt Und, Freund, bey altem Weine! Stoß an! es leb’ ein holdes Kind, Von Grazien gepflegt, erzogen unter Muſen Und ſchaͤtzbarer, als Phrynen ſind, Durch Unſchuld, klugen Scherz Und durch ein gutes Herz Jn einem ſchoͤnen Buſen! Die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die Erstausgabe der vorliegenden Gedichtsammlung … [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/uz_gedichte_1755
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/uz_gedichte_1755/124
Zitationshilfe: Uz, Johann Peter: Lyrische und andere Gedichte. 2. Aufl. Ansbach, 1755, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/uz_gedichte_1755/124>, abgerufen am 20.05.2024.