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Uz, Johann Peter: Lyrische und andere Gedichte. 2. Aufl. Ansbach, 1755.

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Drittes Buch.
Wann sich die dunkle Luft mit Winter-Wolken
schwärzet;
Wann Philomele schweigt, kein lauer Zephyr scherzet,
Kein Zephyr Morgen-Rosen küsst:
Was hilfts, mit finstrer Stirn den Unbestand beklagen?
Es kommt nicht mehr zurück, was einst entflohen ist;
Doch leicht wird, was wir freudig tragen.
Der Weise bleibt sich gleich im Schoos erwünschter
Freuden,
Und sieht, noch ehe sie, bald oder späte, scheiden,
Die leichten Flügel ieder Lust.
Wenn ihr Gefieder sich in schneller Flucht verspreitet,
So sieht ers unbetäubt: er hatte seine Brust
Zu iedem Unfall vorbereitet.
Richt unser ganzes Herz muß am Vergnügen hangen:
Zu einem höhern Zweck hat uns die Welt empfangen,
Wo ieder eine Rolle spielt.
Nicht bloß zu trunkner Lust im Umgang eines Weibes
Bewohnt ein freyer Geist, der sich unsterblich fühlt,
Die irdne Hütte seines Leibes.
Durch Tugend müssen wir des Lebens würdig werden,
Und ohne Tugend ist kein daurend Glück auf Erden:
Mit ihr ist niemand unbeglückt.
Der Lasterhafte nur ist elend, arm, verachtet,
Auch wann er glücklich heißt und sich vom Raube schmückt,
Und jüdisch ganze Länder pachtet.
Kein
Drittes Buch.
Wann ſich die dunkle Luft mit Winter-Wolken
ſchwaͤrzet;
Wann Philomele ſchweigt, kein lauer Zephyr ſcherzet,
Kein Zephyr Morgen-Roſen kuͤſſt:
Was hilfts, mit finſtrer Stirn den Unbeſtand beklagen?
Es kommt nicht mehr zuruͤck, was einſt entflohen iſt;
Doch leicht wird, was wir freudig tragen.
Der Weiſe bleibt ſich gleich im Schoos erwuͤnſchter
Freuden,
Und ſieht, noch ehe ſie, bald oder ſpaͤte, ſcheiden,
Die leichten Fluͤgel ieder Luſt.
Wenn ihr Gefieder ſich in ſchneller Flucht verſpreitet,
So ſieht ers unbetaͤubt: er hatte ſeine Bruſt
Zu iedem Unfall vorbereitet.
Richt unſer ganzes Herz muß am Vergnuͤgen hangen:
Zu einem hoͤhern Zweck hat uns die Welt empfangen,
Wo ieder eine Rolle ſpielt.
Nicht bloß zu trunkner Luſt im Umgang eines Weibes
Bewohnt ein freyer Geiſt, der ſich unſterblich fuͤhlt,
Die irdne Huͤtte ſeines Leibes.
Durch Tugend muͤſſen wir des Lebens wuͤrdig werden,
Und ohne Tugend iſt kein daurend Gluͤck auf Erden:
Mit ihr iſt niemand unbegluͤckt.
Der Laſterhafte nur iſt elend, arm, verachtet,
Auch wann er gluͤcklich heißt und ſich vom Raube ſchmuͤckt,
Und juͤdiſch ganze Laͤnder pachtet.
Kein
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[95/0109] Drittes Buch. Wann ſich die dunkle Luft mit Winter-Wolken ſchwaͤrzet; Wann Philomele ſchweigt, kein lauer Zephyr ſcherzet, Kein Zephyr Morgen-Roſen kuͤſſt: Was hilfts, mit finſtrer Stirn den Unbeſtand beklagen? Es kommt nicht mehr zuruͤck, was einſt entflohen iſt; Doch leicht wird, was wir freudig tragen. Der Weiſe bleibt ſich gleich im Schoos erwuͤnſchter Freuden, Und ſieht, noch ehe ſie, bald oder ſpaͤte, ſcheiden, Die leichten Fluͤgel ieder Luſt. Wenn ihr Gefieder ſich in ſchneller Flucht verſpreitet, So ſieht ers unbetaͤubt: er hatte ſeine Bruſt Zu iedem Unfall vorbereitet. Richt unſer ganzes Herz muß am Vergnuͤgen hangen: Zu einem hoͤhern Zweck hat uns die Welt empfangen, Wo ieder eine Rolle ſpielt. Nicht bloß zu trunkner Luſt im Umgang eines Weibes Bewohnt ein freyer Geiſt, der ſich unſterblich fuͤhlt, Die irdne Huͤtte ſeines Leibes. Durch Tugend muͤſſen wir des Lebens wuͤrdig werden, Und ohne Tugend iſt kein daurend Gluͤck auf Erden: Mit ihr iſt niemand unbegluͤckt. Der Laſterhafte nur iſt elend, arm, verachtet, Auch wann er gluͤcklich heißt und ſich vom Raube ſchmuͤckt, Und juͤdiſch ganze Laͤnder pachtet. Kein

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Zitationshilfe: Uz, Johann Peter: Lyrische und andere Gedichte. 2. Aufl. Ansbach, 1755, S. 95. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/uz_gedichte_1755/109>, abgerufen am 28.11.2024.