Uz, Johann Peter: Lyrische und andere Gedichte. 2. Aufl. Ansbach, 1755.Drittes Buch Die Wissenschaft zu leben. Ein großer und vielleicht der größte Theil des Lebens, Das mir die Parce zugedacht, Schlich, wie ein Traum der Nacht, Mit leisen Flügeln hin, und war vielleicht vergebens! Vergebens flammten mir so vieler Tage Sonnen, Wenn ich, vom Schöpfer aufgestellt, Als Bürger einer Welt, Durch eine gute That nicht ieden Tag gewonnen: Wenn ich der Tugend Freund und groß durch Men- schenliebe, Frey von des Wahnes Tyranney, Wahrhaftig groß und frey, Erst werden soll, nicht bin, und es zu seyn verschiebe. Wie? wer nach Golde geizt, obgleich kein Gold beglücket, Braucht alle Stunden zum Gewinn, Und läuft nach Wucher hin, Wann kaum der junge Tag aus weissen Wolken blicket. Jn- F 5
Drittes Buch Die Wiſſenſchaft zu leben. Ein großer und vielleicht der groͤßte Theil des Lebens, Das mir die Parce zugedacht, Schlich, wie ein Traum der Nacht, Mit leiſen Fluͤgeln hin, und war vielleicht vergebens! Vergebens flammten mir ſo vieler Tage Sonnen, Wenn ich, vom Schoͤpfer aufgeſtellt, Als Buͤrger einer Welt, Durch eine gute That nicht ieden Tag gewonnen: Wenn ich der Tugend Freund und groß durch Men- ſchenliebe, Frey von des Wahnes Tyranney, Wahrhaftig groß und frey, Erſt werden ſoll, nicht bin, und es zu ſeyn verſchiebe. Wie? wer nach Golde geizt, obgleich kein Gold begluͤcket, Braucht alle Stunden zum Gewinn, Und laͤuft nach Wucher hin, Wann kaum der junge Tag aus weiſſen Wolken blicket. Jn- F 5
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Drittes Buch
Die Wiſſenſchaft zu leben.
Ein großer und vielleicht der groͤßte Theil des Lebens,
Das mir die Parce zugedacht,
Schlich, wie ein Traum der Nacht,
Mit leiſen Fluͤgeln hin, und war vielleicht vergebens!
Vergebens flammten mir ſo vieler Tage Sonnen,
Wenn ich, vom Schoͤpfer aufgeſtellt,
Als Buͤrger einer Welt,
Durch eine gute That nicht ieden Tag gewonnen:
Wenn ich der Tugend Freund und groß durch Men-
ſchenliebe,
Frey von des Wahnes Tyranney,
Wahrhaftig groß und frey,
Erſt werden ſoll, nicht bin, und es zu ſeyn verſchiebe.
Wie? wer nach Golde geizt, obgleich kein Gold
begluͤcket,
Braucht alle Stunden zum Gewinn,
Und laͤuft nach Wucher hin,
Wann kaum der junge Tag aus weiſſen Wolken blicket.
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