Anfangs benützte Sömmering die Wasserzersetzung stets zum gleichzeitigen Telegra- phiren je zweier Buchstaben und hatte hierbei jener Buchstabe als erster zu gelten, dessen Goldstift die größere Gasmenge (Wasserstoff) entwickelte. Später wurde nur die Wasserstoffentwicklung zur Zeichengebung verwendet, während der Sauerstoff- Pol einen fixen Platz erhielt.
Sömmering combinirte mit diesem Apparate auch einen Alarm (Wecker), der schließlich die in der Figur dargestellte Anordnung erhielt. Ein Glaslöffelchen, welches, mit seiner hohlen Seite nach abwärts gekehrt, das von zwei Goldstiften aufsteigende Wasserstoff- und Sauerstoffgas auffing, war an einem Winkelhebel leicht drehbar befestigt. Auf das aus dem Glaskasten herausragende horizontale Stück dieses Winkelhebels wurde eine Bleikugel lose aufgesteckt. Trat nun die Gasentwicklung ein, so wurde das Löffelchen gehoben, der herausragende Arm des Hebels gesenkt und dadurch die Bleikugel zum Herabfallen gebracht. Letztere gelangte durch einen Glastrichter auf ein Metallschälchen, welches auf dem Auslösehebel eines Glockenuhrwerkes befestigt war, und versetzte dadurch dieses Glockenuhrwerk in Thätigkeit. Im März 1812 benützte Sömmerring seinen Apparat zum Telegra- phiren durch eine Drahtlänge von 10.000 Fuß. Hervorragende Theilnahme wandte der russische Staatsrath Baron Pawel-Lawowitsch Schilling Sömmerring's Telegraphen zu und sorgte auch dafür, daß dieser einer großen Anzahl hervor- ragender Personen bekannt wurde. Trotzdem kam es zu keiner praktischen Erprobung in größerem Maßstabe; in Frankreich leistete der Chappe'sche Telegraph gute Dienste und auch anderwärts fühlte man kein Bedürfniß zur Herstellung von Telegraphenleitungen. Und so blieb der erste galvanische Telegraph ohne praktische Verwendung, trotzdem er für die damalige Zeit zu ganz befriedigender Dienst- leistung befähigt gewesen wäre.
Im Jahre 1819 wurde die Ablenkung der Magnetnadel durch den galva- nischen Strom bekannt, und nun schlugen Ampere (1820) und Fechner (1829) vor, dies zum Telegraphiren zu benützen. Ampere wollte 30 Nadeln und 60 Drähte, Fechner 24 Nadeln und 48 Drähte verwenden. Auch diese Vor- schläge erzielten keinen praktischen Erfolg. Im Jahre 1832 construirte Baron Schilling einen elektromagnetischen Telegraphen unter Benützung des inzwischen (1820) von S. Ch. Schweigger erdachten Multiplicators. J. Hamel*) giebt von Schilling's Apparate nachstehende Beschreibung. "Schilling placirte eine mit ihrer verticalen leichten Axe an einen einfachen Seidenfaden aufgehängte, horizontal schwebende Magnetnadel zwischen einen Schweigger'schen Multiplicator. An der verticalen Axe befestigte er ungefähr in der Mitte ihrer Länge eine auf ihren zwei Seiten verschieden gefärbte oder bezeichnete runde Scheibe von dickem Papier und an ihrem unteren Ende war ein Ruderchen aus Platinblech, welches in ein Schälchen mit Quecksilber tauchte, um Oscillationen der Nadel zu verhüten. Eine Zeit lang gebrauchte er fünf solche Apparate nebeneinander, um ein ganzes Alphabet und die Ziffern darzustellen. Nach und nach vereinfachte er die Ein- richtung so, daß er mit einem einzigen Apparate alle Zeichen zu geben im Stande war. Sömmerring's Beispiel folgend, ersann er auch einen Alarm."
Schilling's Apparat wurde nicht nur in Petersburg vielfach gezeigt, sondern auch der Naturforscher-Versammlung in Bonn (1835) vorgeführt. Professor Muncke nahm ihn von dort nach Heidelberg mit und daselbst lernte ihn Cooke
*) "Die Entstehung der galvanischen und elektromagnetischen Telegraphie."
Anfangs benützte Sömmering die Waſſerzerſetzung ſtets zum gleichzeitigen Telegra- phiren je zweier Buchſtaben und hatte hierbei jener Buchſtabe als erſter zu gelten, deſſen Goldſtift die größere Gasmenge (Waſſerſtoff) entwickelte. Später wurde nur die Waſſerſtoffentwicklung zur Zeichengebung verwendet, während der Sauerſtoff- Pol einen fixen Platz erhielt.
Sömmering combinirte mit dieſem Apparate auch einen Alarm (Wecker), der ſchließlich die in der Figur dargeſtellte Anordnung erhielt. Ein Glaslöffelchen, welches, mit ſeiner hohlen Seite nach abwärts gekehrt, das von zwei Goldſtiften aufſteigende Waſſerſtoff- und Sauerſtoffgas auffing, war an einem Winkelhebel leicht drehbar befeſtigt. Auf das aus dem Glaskaſten herausragende horizontale Stück dieſes Winkelhebels wurde eine Bleikugel loſe aufgeſteckt. Trat nun die Gasentwicklung ein, ſo wurde das Löffelchen gehoben, der herausragende Arm des Hebels geſenkt und dadurch die Bleikugel zum Herabfallen gebracht. Letztere gelangte durch einen Glastrichter auf ein Metallſchälchen, welches auf dem Auslöſehebel eines Glockenuhrwerkes befeſtigt war, und verſetzte dadurch dieſes Glockenuhrwerk in Thätigkeit. Im März 1812 benützte Sömmerring ſeinen Apparat zum Telegra- phiren durch eine Drahtlänge von 10.000 Fuß. Hervorragende Theilnahme wandte der ruſſiſche Staatsrath Baron Pawel-Lawowitſch Schilling Sömmerring’s Telegraphen zu und ſorgte auch dafür, daß dieſer einer großen Anzahl hervor- ragender Perſonen bekannt wurde. Trotzdem kam es zu keiner praktiſchen Erprobung in größerem Maßſtabe; in Frankreich leiſtete der Chappe’ſche Telegraph gute Dienſte und auch anderwärts fühlte man kein Bedürfniß zur Herſtellung von Telegraphenleitungen. Und ſo blieb der erſte galvaniſche Telegraph ohne praktiſche Verwendung, trotzdem er für die damalige Zeit zu ganz befriedigender Dienſt- leiſtung befähigt geweſen wäre.
Im Jahre 1819 wurde die Ablenkung der Magnetnadel durch den galva- niſchen Strom bekannt, und nun ſchlugen Ampère (1820) und Fechner (1829) vor, dies zum Telegraphiren zu benützen. Ampère wollte 30 Nadeln und 60 Drähte, Fechner 24 Nadeln und 48 Drähte verwenden. Auch dieſe Vor- ſchläge erzielten keinen praktiſchen Erfolg. Im Jahre 1832 conſtruirte Baron Schilling einen elektromagnetiſchen Telegraphen unter Benützung des inzwiſchen (1820) von S. Ch. Schweigger erdachten Multiplicators. J. Hamel*) giebt von Schilling’s Apparate nachſtehende Beſchreibung. „Schilling placirte eine mit ihrer verticalen leichten Axe an einen einfachen Seidenfaden aufgehängte, horizontal ſchwebende Magnetnadel zwiſchen einen Schweigger’ſchen Multiplicator. An der verticalen Axe befeſtigte er ungefähr in der Mitte ihrer Länge eine auf ihren zwei Seiten verſchieden gefärbte oder bezeichnete runde Scheibe von dickem Papier und an ihrem unteren Ende war ein Ruderchen aus Platinblech, welches in ein Schälchen mit Queckſilber tauchte, um Oſcillationen der Nadel zu verhüten. Eine Zeit lang gebrauchte er fünf ſolche Apparate nebeneinander, um ein ganzes Alphabet und die Ziffern darzuſtellen. Nach und nach vereinfachte er die Ein- richtung ſo, daß er mit einem einzigen Apparate alle Zeichen zu geben im Stande war. Sömmerring’s Beiſpiel folgend, erſann er auch einen Alarm.“
Schilling’s Apparat wurde nicht nur in Petersburg vielfach gezeigt, ſondern auch der Naturforſcher-Verſammlung in Bonn (1835) vorgeführt. Profeſſor Muncke nahm ihn von dort nach Heidelberg mit und daſelbſt lernte ihn Cooke
*) „Die Entſtehung der galvaniſchen und elektromagnetiſchen Telegraphie.“
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Anfangs benützte Sömmering die Waſſerzerſetzung ſtets zum gleichzeitigen Telegra-
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deſſen Goldſtift die größere Gasmenge (Waſſerſtoff) entwickelte. Später wurde
nur die Waſſerſtoffentwicklung zur Zeichengebung verwendet, während der Sauerſtoff-
Pol einen fixen Platz erhielt.
Sömmering combinirte mit dieſem Apparate auch einen Alarm (Wecker),
der ſchließlich die in der Figur dargeſtellte Anordnung erhielt. Ein Glaslöffelchen,
welches, mit ſeiner hohlen Seite nach abwärts gekehrt, das von zwei Goldſtiften
aufſteigende Waſſerſtoff- und Sauerſtoffgas auffing, war an einem Winkelhebel
leicht drehbar befeſtigt. Auf das aus dem Glaskaſten herausragende horizontale
Stück dieſes Winkelhebels wurde eine Bleikugel loſe aufgeſteckt. Trat nun die
Gasentwicklung ein, ſo wurde das Löffelchen gehoben, der herausragende Arm des
Hebels geſenkt und dadurch die Bleikugel zum Herabfallen gebracht. Letztere gelangte
durch einen Glastrichter auf ein Metallſchälchen, welches auf dem Auslöſehebel
eines Glockenuhrwerkes befeſtigt war, und verſetzte dadurch dieſes Glockenuhrwerk
in Thätigkeit. Im März 1812 benützte Sömmerring ſeinen Apparat zum Telegra-
phiren durch eine Drahtlänge von 10.000 Fuß. Hervorragende Theilnahme wandte
der ruſſiſche Staatsrath Baron Pawel-Lawowitſch Schilling Sömmerring’s
Telegraphen zu und ſorgte auch dafür, daß dieſer einer großen Anzahl hervor-
ragender Perſonen bekannt wurde. Trotzdem kam es zu keiner praktiſchen Erprobung
in größerem Maßſtabe; in Frankreich leiſtete der Chappe’ſche Telegraph gute
Dienſte und auch anderwärts fühlte man kein Bedürfniß zur Herſtellung von
Telegraphenleitungen. Und ſo blieb der erſte galvaniſche Telegraph ohne praktiſche
Verwendung, trotzdem er für die damalige Zeit zu ganz befriedigender Dienſt-
leiſtung befähigt geweſen wäre.
Im Jahre 1819 wurde die Ablenkung der Magnetnadel durch den galva-
niſchen Strom bekannt, und nun ſchlugen Ampère (1820) und Fechner (1829)
vor, dies zum Telegraphiren zu benützen. Ampère wollte 30 Nadeln und
60 Drähte, Fechner 24 Nadeln und 48 Drähte verwenden. Auch dieſe Vor-
ſchläge erzielten keinen praktiſchen Erfolg. Im Jahre 1832 conſtruirte Baron
Schilling einen elektromagnetiſchen Telegraphen unter Benützung des inzwiſchen
(1820) von S. Ch. Schweigger erdachten Multiplicators. J. Hamel *) giebt
von Schilling’s Apparate nachſtehende Beſchreibung. „Schilling placirte eine mit
ihrer verticalen leichten Axe an einen einfachen Seidenfaden aufgehängte, horizontal
ſchwebende Magnetnadel zwiſchen einen Schweigger’ſchen Multiplicator. An der
verticalen Axe befeſtigte er ungefähr in der Mitte ihrer Länge eine auf ihren
zwei Seiten verſchieden gefärbte oder bezeichnete runde Scheibe von dickem Papier
und an ihrem unteren Ende war ein Ruderchen aus Platinblech, welches in ein
Schälchen mit Queckſilber tauchte, um Oſcillationen der Nadel zu verhüten. Eine
Zeit lang gebrauchte er fünf ſolche Apparate nebeneinander, um ein ganzes
Alphabet und die Ziffern darzuſtellen. Nach und nach vereinfachte er die Ein-
richtung ſo, daß er mit einem einzigen Apparate alle Zeichen zu geben im Stande
war. Sömmerring’s Beiſpiel folgend, erſann er auch einen Alarm.“
Schilling’s Apparat wurde nicht nur in Petersburg vielfach gezeigt, ſondern
auch der Naturforſcher-Verſammlung in Bonn (1835) vorgeführt. Profeſſor
Muncke nahm ihn von dort nach Heidelberg mit und daſelbſt lernte ihn Cooke
*) „Die Entſtehung der galvaniſchen und elektromagnetiſchen Telegraphie.“
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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 984. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/998>, abgerufen am 23.11.2024.
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