Um Mißbräuche zu verhüten, sind die Schlüssel numerirt und können, einmal in das Schloß hineingesteckt, nur mehr von der Polizei herausgezogen werden. Auf diese Art ist es der Bewohnerschaft ermöglicht, an dem Sicherheitsdienste selbst- thätigen Antheil zu nehmen, ohne Mißbrauch treiben zu können.
Das Innere des Häuschens enthält einen Zeiger-Apparat und im versperrten, nur dem Wachmanne zugänglichen Schranke eine Telephonstation. Der Zeiger- Apparat, in Fig. 722 abgebildet, gestattet 11 verschiedene Signale zu geben, nämlich: Polizeiwagen, Diebe, Gewaltthat, Aufstand, Betrunkene, Mörder, Unfall, Einbruch, Streit, Leitungsprüfung oder Brand. Der Signalgebende hat nur den Zeiger auf das betreffende Signal zu stellen, den Hebel H niederzudrücken und wieder loszulassen, worauf automatisch die Absendung des Signales, sowie auch der Nummer des Häuschens an den nächsten Polizeiposten erfolgt. Der Empfangs- Apparat des Polizeipostens ist ein gewöhnlicher Morse-Telegraph mit Selbstauslösung. Fig. 723 zeigt das im Wächterhäuschen angebrachte Kästchen geöffnet; dieses ent-
[Abbildung]
Fig. 723.
Polizei-Telephon.
hält das Telephon und Mikrophon und dient dem Wachmanne zu anderweitigem dienstlichen Verkehre mit seinem Posten. Das Mikrophon, an der Innenseite des Deckels angebracht, gelangt durch Oeffnen des Kästchens dem Munde gerade gegenüber.
Der in bestimmten Zeiträumen die Runde machende Inspicient berichtet gleichfalls durch das Telephon an den Commandanten, wodurch der Dienst außer- ordentlich vereinfacht wird. Auch die Wohnungen von Privaten oder deren Geschäftsräume werden auf Wunsch der Besitzer mit Alarm-Apparaten versehen, die entweder für sich oder mit Telephonstationen combinirt eingerichtet werden. In diesem Falle ist bei dem betreffenden Polizeiposten der Wohnungsschlüssel im ver- siegelten Couvert deponirt. Auf diese Weise ist jeder Abonnent in die Lage versetzt, vorkommendenfalls Hilfe herbeizurufen, und der Wachmann kann bei Tag wie bei Nacht ohne Beihilfe des um Hilfe Rufenden in dessen Wohnung eindringen.
Schon im Jahre 1881 besaß Chicago beiläufig 100 Alarmstationen, welche man, da sich die Einrichtung sehr gut bewährte, auf die doppelte Anzahl zu
Um Mißbräuche zu verhüten, ſind die Schlüſſel numerirt und können, einmal in das Schloß hineingeſteckt, nur mehr von der Polizei herausgezogen werden. Auf dieſe Art iſt es der Bewohnerſchaft ermöglicht, an dem Sicherheitsdienſte ſelbſt- thätigen Anthėil zu nehmen, ohne Mißbrauch treiben zu können.
Das Innere des Häuschens enthält einen Zeiger-Apparat und im verſperrten, nur dem Wachmanne zugänglichen Schranke eine Telephonſtation. Der Zeiger- Apparat, in Fig. 722 abgebildet, geſtattet 11 verſchiedene Signale zu geben, nämlich: Polizeiwagen, Diebe, Gewaltthat, Aufſtand, Betrunkene, Mörder, Unfall, Einbruch, Streit, Leitungsprüfung oder Brand. Der Signalgebende hat nur den Zeiger auf das betreffende Signal zu ſtellen, den Hebel H niederzudrücken und wieder loszulaſſen, worauf automatiſch die Abſendung des Signales, ſowie auch der Nummer des Häuschens an den nächſten Polizeipoſten erfolgt. Der Empfangs- Apparat des Polizeipoſtens iſt ein gewöhnlicher Morſe-Telegraph mit Selbſtauslöſung. Fig. 723 zeigt das im Wächterhäuschen angebrachte Käſtchen geöffnet; dieſes ent-
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Fig. 723.
Polizei-Telephon.
hält das Telephon und Mikrophon und dient dem Wachmanne zu anderweitigem dienſtlichen Verkehre mit ſeinem Poſten. Das Mikrophon, an der Innenſeite des Deckels angebracht, gelangt durch Oeffnen des Käſtchens dem Munde gerade gegenüber.
Der in beſtimmten Zeiträumen die Runde machende Inſpicient berichtet gleichfalls durch das Telephon an den Commandanten, wodurch der Dienſt außer- ordentlich vereinfacht wird. Auch die Wohnungen von Privaten oder deren Geſchäftsräume werden auf Wunſch der Beſitzer mit Alarm-Apparaten verſehen, die entweder für ſich oder mit Telephonſtationen combinirt eingerichtet werden. In dieſem Falle iſt bei dem betreffenden Polizeipoſten der Wohnungsſchlüſſel im ver- ſiegelten Couvert deponirt. Auf dieſe Weiſe iſt jeder Abonnent in die Lage verſetzt, vorkommendenfalls Hilfe herbeizurufen, und der Wachmann kann bei Tag wie bei Nacht ohne Beihilfe des um Hilfe Rufenden in deſſen Wohnung eindringen.
Schon im Jahre 1881 beſaß Chicago beiläufig 100 Alarmſtationen, welche man, da ſich die Einrichtung ſehr gut bewährte, auf die doppelte Anzahl zu
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[962/0976]
Um Mißbräuche zu verhüten, ſind die Schlüſſel numerirt und können, einmal in
das Schloß hineingeſteckt, nur mehr von der Polizei herausgezogen werden. Auf
dieſe Art iſt es der Bewohnerſchaft ermöglicht, an dem Sicherheitsdienſte ſelbſt-
thätigen Anthėil zu nehmen, ohne Mißbrauch treiben zu können.
Das Innere des Häuschens enthält einen Zeiger-Apparat und im verſperrten,
nur dem Wachmanne zugänglichen Schranke eine Telephonſtation. Der Zeiger-
Apparat, in Fig. 722 abgebildet, geſtattet 11 verſchiedene Signale zu geben,
nämlich: Polizeiwagen, Diebe, Gewaltthat, Aufſtand, Betrunkene, Mörder, Unfall,
Einbruch, Streit, Leitungsprüfung oder Brand. Der Signalgebende hat nur den
Zeiger auf das betreffende Signal zu ſtellen, den Hebel H niederzudrücken und
wieder loszulaſſen, worauf automatiſch die Abſendung des Signales, ſowie auch
der Nummer des Häuschens an den nächſten Polizeipoſten erfolgt. Der Empfangs-
Apparat des Polizeipoſtens iſt ein gewöhnlicher Morſe-Telegraph mit Selbſtauslöſung.
Fig. 723 zeigt das im Wächterhäuschen angebrachte Käſtchen geöffnet; dieſes ent-
[Abbildung Fig. 723.
Polizei-Telephon.]
hält das Telephon und Mikrophon und dient dem Wachmanne zu anderweitigem
dienſtlichen Verkehre mit ſeinem Poſten. Das Mikrophon, an der Innenſeite des
Deckels angebracht, gelangt durch Oeffnen des Käſtchens dem Munde gerade
gegenüber.
Der in beſtimmten Zeiträumen die Runde machende Inſpicient berichtet
gleichfalls durch das Telephon an den Commandanten, wodurch der Dienſt außer-
ordentlich vereinfacht wird. Auch die Wohnungen von Privaten oder deren
Geſchäftsräume werden auf Wunſch der Beſitzer mit Alarm-Apparaten verſehen,
die entweder für ſich oder mit Telephonſtationen combinirt eingerichtet werden. In
dieſem Falle iſt bei dem betreffenden Polizeipoſten der Wohnungsſchlüſſel im ver-
ſiegelten Couvert deponirt. Auf dieſe Weiſe iſt jeder Abonnent in die Lage verſetzt,
vorkommendenfalls Hilfe herbeizurufen, und der Wachmann kann bei Tag wie bei
Nacht ohne Beihilfe des um Hilfe Rufenden in deſſen Wohnung eindringen.
Schon im Jahre 1881 beſaß Chicago beiläufig 100 Alarmſtationen, welche
man, da ſich die Einrichtung ſehr gut bewährte, auf die doppelte Anzahl zu
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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 962. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/976>, abgerufen am 23.11.2024.
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