Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885.

Bild:
<< vorherige Seite

unter Benützung Bell'scher Telephone und Mikrophone von Berliner und Blake
durchgeführt. Hierbei gelang es ganz leicht, sich zwischen München und Regens-
burg (Entfernung 137 Kilometer) zu verständigen; auch München und Bayreuth
(Entfernung 282 Kilometer) konnten miteinander sprechen; es gelang jedoch nicht
mehr, sich mit dem 450 Kilometer weiten Dresden zu verständigen.

Sehr gute Resultate erzielte Cornelius Herz, welcher die Wirkung des
Mikrophones durch Vermehrung der Contacte und durch die Schaltung desselben
in eine Nebenschließung zu einer kräftigen Batterie erhöhte, sowie auch die In-
duction, ausgeübt von benachbarten Linien, dadurch aufhob, daß er in die Telephon-
linie einen Condensator einschaltete, also die Telephonlinie an diesem Punkte
unterbrach. Herz gab seinen Apparaten sehr verschiedene Formen, von welchen
wir eine näher betrachten wollen, die in Fig. 712 theils im Schnitte, theils
schematisch dargestellt ist. Der Transmitter besteht aus der Platte b b, welche

[Abbildung] Fig. 712.

Mikrophon Herz.

um die Axe a a schaukelförmig beweglich auf der Grundplatte M M befestigt
ist. Auf der einen Seite ist die Platte b b durch ein Winkelstück d mit der
Membrane c c verbunden, so daß also die Schwingungen der Membrane ein
Schaukeln der Platte b b veranlassen müssen. Auf b b sind vier Paare von
Kohlenscheibchen k1 k2 k3 k4 angebracht; die oberen vier Scheibchen werden
durch aufgelegte Bleigewichte g g mit den unteren in Contact erhalten. Die
beiden oberen Scheibchen auf der linken Seite sind einerseits mit den Leitungs-
drähten der Batterie, andererseits mit den oberen Kohlenplättchen auf der rechten
Seite verbunden, indeß die unteren Kohlenplättchen durch zwei sich kreuzende
Drähte untereinander in Verbindung stehen.

Der Stromlauf in dem mit einer Inductionsrolle ausgerüsteten Transmitter
und dem mit ihm durch die Linienleitung verbundenen Telephone T, beziehungs-
weise Condensator C, als Empfänger ist folgender: Von der Batterie B gelangt
der Strom in das obere Kohlenplättchen k4, durchfließt die primäre Spirale des
Inductoriums in der durch den Pfeil bei d angezeigten Richtung, kommt in die

unter Benützung Bell’ſcher Telephone und Mikrophone von Berliner und Blake
durchgeführt. Hierbei gelang es ganz leicht, ſich zwiſchen München und Regens-
burg (Entfernung 137 Kilometer) zu verſtändigen; auch München und Bayreuth
(Entfernung 282 Kilometer) konnten miteinander ſprechen; es gelang jedoch nicht
mehr, ſich mit dem 450 Kilometer weiten Dresden zu verſtändigen.

Sehr gute Reſultate erzielte Cornelius Herz, welcher die Wirkung des
Mikrophones durch Vermehrung der Contacte und durch die Schaltung desſelben
in eine Nebenſchließung zu einer kräftigen Batterie erhöhte, ſowie auch die In-
duction, ausgeübt von benachbarten Linien, dadurch aufhob, daß er in die Telephon-
linie einen Condenſator einſchaltete, alſo die Telephonlinie an dieſem Punkte
unterbrach. Herz gab ſeinen Apparaten ſehr verſchiedene Formen, von welchen
wir eine näher betrachten wollen, die in Fig. 712 theils im Schnitte, theils
ſchematiſch dargeſtellt iſt. Der Transmitter beſteht aus der Platte b b, welche

[Abbildung] Fig. 712.

Mikrophon Herz.

um die Axe a a ſchaukelförmig beweglich auf der Grundplatte M M befeſtigt
iſt. Auf der einen Seite iſt die Platte b b durch ein Winkelſtück d mit der
Membrane c c verbunden, ſo daß alſo die Schwingungen der Membrane ein
Schaukeln der Platte b b veranlaſſen müſſen. Auf b b ſind vier Paare von
Kohlenſcheibchen k1 k2 k3 k4 angebracht; die oberen vier Scheibchen werden
durch aufgelegte Bleigewichte g g mit den unteren in Contact erhalten. Die
beiden oberen Scheibchen auf der linken Seite ſind einerſeits mit den Leitungs-
drähten der Batterie, andererſeits mit den oberen Kohlenplättchen auf der rechten
Seite verbunden, indeß die unteren Kohlenplättchen durch zwei ſich kreuzende
Drähte untereinander in Verbindung ſtehen.

Der Stromlauf in dem mit einer Inductionsrolle ausgerüſteten Transmitter
und dem mit ihm durch die Linienleitung verbundenen Telephone T, beziehungs-
weiſe Condenſator C, als Empfänger iſt folgender: Von der Batterie B gelangt
der Strom in das obere Kohlenplättchen k4, durchfließt die primäre Spirale des
Inductoriums in der durch den Pfeil bei d angezeigten Richtung, kommt in die

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0963" n="949"/>
unter Benützung Bell&#x2019;&#x017F;cher Telephone und Mikrophone von Berliner und Blake<lb/>
durchgeführt. Hierbei gelang es ganz leicht, &#x017F;ich zwi&#x017F;chen München und Regens-<lb/>
burg (Entfernung 137 Kilometer) zu ver&#x017F;tändigen; auch München und Bayreuth<lb/>
(Entfernung 282 Kilometer) konnten miteinander &#x017F;prechen; es gelang jedoch nicht<lb/>
mehr, &#x017F;ich mit dem 450 Kilometer weiten Dresden zu ver&#x017F;tändigen.</p><lb/>
                <p>Sehr gute Re&#x017F;ultate erzielte <hi rendition="#g">Cornelius Herz</hi>, welcher die Wirkung des<lb/>
Mikrophones durch Vermehrung der Contacte und durch die Schaltung des&#x017F;elben<lb/>
in eine Neben&#x017F;chließung zu einer kräftigen Batterie erhöhte, &#x017F;owie auch die In-<lb/>
duction, ausgeübt von benachbarten Linien, dadurch aufhob, daß er in die Telephon-<lb/>
linie einen Conden&#x017F;ator ein&#x017F;chaltete, al&#x017F;o die Telephonlinie an die&#x017F;em Punkte<lb/>
unterbrach. Herz gab &#x017F;einen Apparaten &#x017F;ehr ver&#x017F;chiedene Formen, von welchen<lb/>
wir eine näher betrachten wollen, die in Fig. 712 theils im Schnitte, theils<lb/>
&#x017F;chemati&#x017F;ch darge&#x017F;tellt i&#x017F;t. Der Transmitter be&#x017F;teht aus der Platte <hi rendition="#aq">b b</hi>, welche<lb/><figure><head>Fig. 712.</head><lb/><p>Mikrophon Herz.</p></figure><lb/>
um die Axe <hi rendition="#aq">a a</hi> &#x017F;chaukelförmig beweglich auf der Grundplatte <hi rendition="#aq">M M</hi> befe&#x017F;tigt<lb/>
i&#x017F;t. Auf der einen Seite i&#x017F;t die Platte <hi rendition="#aq">b b</hi> durch ein Winkel&#x017F;tück <hi rendition="#aq">d</hi> mit der<lb/>
Membrane <hi rendition="#aq">c c</hi> verbunden, &#x017F;o daß al&#x017F;o die Schwingungen der Membrane ein<lb/>
Schaukeln der Platte <hi rendition="#aq">b b</hi> veranla&#x017F;&#x017F;en mü&#x017F;&#x017F;en. Auf <hi rendition="#aq">b b</hi> &#x017F;ind vier Paare von<lb/>
Kohlen&#x017F;cheibchen <hi rendition="#aq">k<hi rendition="#sub">1</hi> k<hi rendition="#sub">2</hi> k<hi rendition="#sub">3</hi> k<hi rendition="#sub">4</hi></hi> angebracht; die oberen vier Scheibchen werden<lb/>
durch aufgelegte Bleigewichte <hi rendition="#aq">g g</hi> mit den unteren in Contact erhalten. Die<lb/>
beiden oberen Scheibchen auf der linken Seite &#x017F;ind einer&#x017F;eits mit den Leitungs-<lb/>
drähten der Batterie, anderer&#x017F;eits mit den oberen Kohlenplättchen auf der rechten<lb/>
Seite verbunden, indeß die unteren Kohlenplättchen durch zwei &#x017F;ich kreuzende<lb/>
Drähte untereinander in Verbindung &#x017F;tehen.</p><lb/>
                <p>Der Stromlauf in dem mit einer Inductionsrolle ausgerü&#x017F;teten Transmitter<lb/>
und dem mit ihm durch die Linienleitung verbundenen Telephone <hi rendition="#aq">T</hi>, beziehungs-<lb/>
wei&#x017F;e Conden&#x017F;ator <hi rendition="#aq">C</hi>, als Empfänger i&#x017F;t folgender: Von der Batterie <hi rendition="#aq">B</hi> gelangt<lb/>
der Strom in das obere Kohlenplättchen <hi rendition="#aq">k<hi rendition="#sub">4</hi></hi>, durchfließt die primäre Spirale des<lb/>
Inductoriums in der durch den Pfeil bei <hi rendition="#aq">d</hi> angezeigten Richtung, kommt in die<lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[949/0963] unter Benützung Bell’ſcher Telephone und Mikrophone von Berliner und Blake durchgeführt. Hierbei gelang es ganz leicht, ſich zwiſchen München und Regens- burg (Entfernung 137 Kilometer) zu verſtändigen; auch München und Bayreuth (Entfernung 282 Kilometer) konnten miteinander ſprechen; es gelang jedoch nicht mehr, ſich mit dem 450 Kilometer weiten Dresden zu verſtändigen. Sehr gute Reſultate erzielte Cornelius Herz, welcher die Wirkung des Mikrophones durch Vermehrung der Contacte und durch die Schaltung desſelben in eine Nebenſchließung zu einer kräftigen Batterie erhöhte, ſowie auch die In- duction, ausgeübt von benachbarten Linien, dadurch aufhob, daß er in die Telephon- linie einen Condenſator einſchaltete, alſo die Telephonlinie an dieſem Punkte unterbrach. Herz gab ſeinen Apparaten ſehr verſchiedene Formen, von welchen wir eine näher betrachten wollen, die in Fig. 712 theils im Schnitte, theils ſchematiſch dargeſtellt iſt. Der Transmitter beſteht aus der Platte b b, welche [Abbildung Fig. 712. Mikrophon Herz.] um die Axe a a ſchaukelförmig beweglich auf der Grundplatte M M befeſtigt iſt. Auf der einen Seite iſt die Platte b b durch ein Winkelſtück d mit der Membrane c c verbunden, ſo daß alſo die Schwingungen der Membrane ein Schaukeln der Platte b b veranlaſſen müſſen. Auf b b ſind vier Paare von Kohlenſcheibchen k1 k2 k3 k4 angebracht; die oberen vier Scheibchen werden durch aufgelegte Bleigewichte g g mit den unteren in Contact erhalten. Die beiden oberen Scheibchen auf der linken Seite ſind einerſeits mit den Leitungs- drähten der Batterie, andererſeits mit den oberen Kohlenplättchen auf der rechten Seite verbunden, indeß die unteren Kohlenplättchen durch zwei ſich kreuzende Drähte untereinander in Verbindung ſtehen. Der Stromlauf in dem mit einer Inductionsrolle ausgerüſteten Transmitter und dem mit ihm durch die Linienleitung verbundenen Telephone T, beziehungs- weiſe Condenſator C, als Empfänger iſt folgender: Von der Batterie B gelangt der Strom in das obere Kohlenplättchen k4, durchfließt die primäre Spirale des Inductoriums in der durch den Pfeil bei d angezeigten Richtung, kommt in die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/963
Zitationshilfe: Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 949. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/963>, abgerufen am 18.05.2024.