Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885.

Bild:
<< vorherige Seite

Das Aufbringen der Leitungen, d. h. die Befestigung der Drähte auf
den Isolatoren, erfolgt in nachstehender Weise: Nachdem die Gestänge mit ihren
Isolatoren befestigt sind, postirt man bei jedem Gestänge einen Arbeiter und rüstet
ihn mit einer hinreichend starken Leine aus. Die Arbeiter beim ersten und letzten
Gestänge versieht man mit leichten Holztrommeln, auf welchen der Leitungsdraht
aufgerollt ist. Nun wirft jeder Arbeiter das eine Ende seiner Leine in der Richtung
auf die Straße, in welcher die Leitung geführt werden soll. Je zwei auf dieselbe
Straße geworfene Enden werden dann durch einen bereitstehenden Arbeiter mit-
einander verknüpft und durch Wiederholung dieses Vorganges in allen zu über-
setzenden Straßen eine ununterbrochene Leine über die Dächer hinweg hergestellt.
Hierauf wird der Leitungsdraht beim ersten Gestänge an die Leine befestigt und
durch diese über alle folgenden Gestänge gezogen; gleichzeitig läßt man noch eine
zweite Leine mitlaufen. Ist der erste Draht am letzten Gestänge befestigt, so

[Abbildung] Fig. 705.

Mittel gegen das Summen.

[Abbildung] Fig. 706.

Mittel gegen Juductionswirkungen.

wird daselbst ein zweiter Leitungsdraht an die Leine geknüpft und durch die zweite
Leine zum ersten Gestänge herüberzogen u. s. w., bis alle Leitungen gezogen sind.
Das Festbinden der Leitungen auf die Isolatoren erfolgt durch gewöhnlichen
Bindedraht (verzinkten Eisendraht) von zwei Millimeter Durchmesser. In Fig. 704
ist ein sogenannter Oberbund und Seitenbund dargestellt; ersteren benützt
man in gerader Strecke, letzteren wendet man bei Curven und Winkeln an.

Das Tönen, Summen oder Surren der Leitungen, welches wohl Jedermann schon
an Telegraphenleitungen beobachtet hat, tritt bei den oft in großer Anzahl über die Häuser
geführten Telephondrähten häufig in äußerst belästigender Weise auf. Man schreibt dies den
Schwingungen der Drähte, hervorgerufen durch Winde, oder molecularen Schwingungen in
Folge von Temperaturschwankungen oder endlich (wie Zacharias) dem Mitschwingen der
Porzellanglocken (Isolatoren) zu und bedient sich zur Beseitigung dieses Uebelstandes verschiedener
Mittel. So werden z. B. die Rohrständer nicht direct, sondern unter Zwischenlage einer
beiläufig 8 Millimeter dicken Bleischichte an ihre Unterlagen befestigt. (Blei scheint bessere
Resultate zu geben als Kautschuk.) Die Rohrständer selbst werden mit Asche, Schutt und
dergleichen ausgefüllt, und wo möglich an Holz- und nicht an Mauerwerk befestigt. Außerdem

Das Aufbringen der Leitungen, d. h. die Befeſtigung der Drähte auf
den Iſolatoren, erfolgt in nachſtehender Weiſe: Nachdem die Geſtänge mit ihren
Iſolatoren befeſtigt ſind, poſtirt man bei jedem Geſtänge einen Arbeiter und rüſtet
ihn mit einer hinreichend ſtarken Leine aus. Die Arbeiter beim erſten und letzten
Geſtänge verſieht man mit leichten Holztrommeln, auf welchen der Leitungsdraht
aufgerollt iſt. Nun wirft jeder Arbeiter das eine Ende ſeiner Leine in der Richtung
auf die Straße, in welcher die Leitung geführt werden ſoll. Je zwei auf dieſelbe
Straße geworfene Enden werden dann durch einen bereitſtehenden Arbeiter mit-
einander verknüpft und durch Wiederholung dieſes Vorganges in allen zu über-
ſetzenden Straßen eine ununterbrochene Leine über die Dächer hinweg hergeſtellt.
Hierauf wird der Leitungsdraht beim erſten Geſtänge an die Leine befeſtigt und
durch dieſe über alle folgenden Geſtänge gezogen; gleichzeitig läßt man noch eine
zweite Leine mitlaufen. Iſt der erſte Draht am letzten Geſtänge befeſtigt, ſo

[Abbildung] Fig. 705.

Mittel gegen das Summen.

[Abbildung] Fig. 706.

Mittel gegen Juductionswirkungen.

wird daſelbſt ein zweiter Leitungsdraht an die Leine geknüpft und durch die zweite
Leine zum erſten Geſtänge herüberzogen u. ſ. w., bis alle Leitungen gezogen ſind.
Das Feſtbinden der Leitungen auf die Iſolatoren erfolgt durch gewöhnlichen
Bindedraht (verzinkten Eiſendraht) von zwei Millimeter Durchmeſſer. In Fig. 704
iſt ein ſogenannter Oberbund und Seitenbund dargeſtellt; erſteren benützt
man in gerader Strecke, letzteren wendet man bei Curven und Winkeln an.

Das Tönen, Summen oder Surren der Leitungen, welches wohl Jedermann ſchon
an Telegraphenleitungen beobachtet hat, tritt bei den oft in großer Anzahl über die Häuſer
geführten Telephondrähten häufig in äußerſt beläſtigender Weiſe auf. Man ſchreibt dies den
Schwingungen der Drähte, hervorgerufen durch Winde, oder molecularen Schwingungen in
Folge von Temperaturſchwankungen oder endlich (wie Zacharias) dem Mitſchwingen der
Porzellanglocken (Iſolatoren) zu und bedient ſich zur Beſeitigung dieſes Uebelſtandes verſchiedener
Mittel. So werden z. B. die Rohrſtänder nicht direct, ſondern unter Zwiſchenlage einer
beiläufig 8 Millimeter dicken Bleiſchichte an ihre Unterlagen befeſtigt. (Blei ſcheint beſſere
Reſultate zu geben als Kautſchuk.) Die Rohrſtänder ſelbſt werden mit Aſche, Schutt und
dergleichen ausgefüllt, und wo möglich an Holz- und nicht an Mauerwerk befeſtigt. Außerdem

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <pb facs="#f0956" n="942"/>
                <p>Das <hi rendition="#g">Aufbringen der Leitungen</hi>, d. h. die Befe&#x017F;tigung der Drähte auf<lb/>
den I&#x017F;olatoren, erfolgt in nach&#x017F;tehender Wei&#x017F;e: Nachdem die Ge&#x017F;tänge mit ihren<lb/>
I&#x017F;olatoren befe&#x017F;tigt &#x017F;ind, po&#x017F;tirt man bei jedem Ge&#x017F;tänge einen Arbeiter und rü&#x017F;tet<lb/>
ihn mit einer hinreichend &#x017F;tarken Leine aus. Die Arbeiter beim er&#x017F;ten und letzten<lb/>
Ge&#x017F;tänge ver&#x017F;ieht man mit leichten Holztrommeln, auf welchen der Leitungsdraht<lb/>
aufgerollt i&#x017F;t. Nun wirft jeder Arbeiter das eine Ende &#x017F;einer Leine in der Richtung<lb/>
auf die Straße, in welcher die Leitung geführt werden &#x017F;oll. Je zwei auf die&#x017F;elbe<lb/>
Straße geworfene Enden werden dann durch einen bereit&#x017F;tehenden Arbeiter mit-<lb/>
einander verknüpft und durch Wiederholung die&#x017F;es Vorganges in allen zu über-<lb/>
&#x017F;etzenden Straßen eine ununterbrochene Leine über die Dächer hinweg herge&#x017F;tellt.<lb/>
Hierauf wird der Leitungsdraht beim er&#x017F;ten Ge&#x017F;tänge an die Leine befe&#x017F;tigt und<lb/>
durch die&#x017F;e über alle folgenden Ge&#x017F;tänge gezogen; gleichzeitig läßt man noch eine<lb/>
zweite Leine mitlaufen. I&#x017F;t der er&#x017F;te Draht am letzten Ge&#x017F;tänge befe&#x017F;tigt, &#x017F;o<lb/><figure><head>Fig. 705.</head><lb/><p>Mittel gegen das Summen.</p></figure><lb/><figure><head>Fig. 706.</head><lb/><p>Mittel gegen Juductionswirkungen.</p></figure><lb/>
wird da&#x017F;elb&#x017F;t ein zweiter Leitungsdraht an die Leine geknüpft und durch die zweite<lb/>
Leine zum er&#x017F;ten Ge&#x017F;tänge herüberzogen u. &#x017F;. w., bis alle Leitungen gezogen &#x017F;ind.<lb/>
Das Fe&#x017F;tbinden der Leitungen auf die I&#x017F;olatoren erfolgt durch gewöhnlichen<lb/>
Bindedraht (verzinkten Ei&#x017F;endraht) von zwei Millimeter Durchme&#x017F;&#x017F;er. In Fig. 704<lb/>
i&#x017F;t ein &#x017F;ogenannter <hi rendition="#g">Oberbund</hi> und <hi rendition="#g">Seitenbund</hi> darge&#x017F;tellt; er&#x017F;teren benützt<lb/>
man in gerader Strecke, letzteren wendet man bei Curven und Winkeln an.</p><lb/>
                <p>Das <hi rendition="#g">Tönen, Summen</hi> oder <hi rendition="#g">Surren</hi> der Leitungen, welches wohl Jedermann &#x017F;chon<lb/>
an Telegraphenleitungen beobachtet hat, tritt bei den oft in großer Anzahl über die Häu&#x017F;er<lb/>
geführten Telephondrähten häufig in äußer&#x017F;t belä&#x017F;tigender Wei&#x017F;e auf. Man &#x017F;chreibt dies den<lb/>
Schwingungen der Drähte, hervorgerufen durch Winde, oder molecularen Schwingungen in<lb/>
Folge von Temperatur&#x017F;chwankungen oder endlich (wie Zacharias) dem Mit&#x017F;chwingen der<lb/>
Porzellanglocken (I&#x017F;olatoren) zu und bedient &#x017F;ich zur Be&#x017F;eitigung die&#x017F;es Uebel&#x017F;tandes ver&#x017F;chiedener<lb/>
Mittel. So werden z. B. die Rohr&#x017F;tänder nicht direct, &#x017F;ondern unter Zwi&#x017F;chenlage einer<lb/>
beiläufig 8 Millimeter dicken Blei&#x017F;chichte an ihre Unterlagen befe&#x017F;tigt. (Blei &#x017F;cheint be&#x017F;&#x017F;ere<lb/>
Re&#x017F;ultate zu geben als Kaut&#x017F;chuk.) Die Rohr&#x017F;tänder &#x017F;elb&#x017F;t werden mit A&#x017F;che, Schutt und<lb/>
dergleichen ausgefüllt, und wo möglich an Holz- und nicht an Mauerwerk befe&#x017F;tigt. Außerdem<lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[942/0956] Das Aufbringen der Leitungen, d. h. die Befeſtigung der Drähte auf den Iſolatoren, erfolgt in nachſtehender Weiſe: Nachdem die Geſtänge mit ihren Iſolatoren befeſtigt ſind, poſtirt man bei jedem Geſtänge einen Arbeiter und rüſtet ihn mit einer hinreichend ſtarken Leine aus. Die Arbeiter beim erſten und letzten Geſtänge verſieht man mit leichten Holztrommeln, auf welchen der Leitungsdraht aufgerollt iſt. Nun wirft jeder Arbeiter das eine Ende ſeiner Leine in der Richtung auf die Straße, in welcher die Leitung geführt werden ſoll. Je zwei auf dieſelbe Straße geworfene Enden werden dann durch einen bereitſtehenden Arbeiter mit- einander verknüpft und durch Wiederholung dieſes Vorganges in allen zu über- ſetzenden Straßen eine ununterbrochene Leine über die Dächer hinweg hergeſtellt. Hierauf wird der Leitungsdraht beim erſten Geſtänge an die Leine befeſtigt und durch dieſe über alle folgenden Geſtänge gezogen; gleichzeitig läßt man noch eine zweite Leine mitlaufen. Iſt der erſte Draht am letzten Geſtänge befeſtigt, ſo [Abbildung Fig. 705. Mittel gegen das Summen.] [Abbildung Fig. 706. Mittel gegen Juductionswirkungen.] wird daſelbſt ein zweiter Leitungsdraht an die Leine geknüpft und durch die zweite Leine zum erſten Geſtänge herüberzogen u. ſ. w., bis alle Leitungen gezogen ſind. Das Feſtbinden der Leitungen auf die Iſolatoren erfolgt durch gewöhnlichen Bindedraht (verzinkten Eiſendraht) von zwei Millimeter Durchmeſſer. In Fig. 704 iſt ein ſogenannter Oberbund und Seitenbund dargeſtellt; erſteren benützt man in gerader Strecke, letzteren wendet man bei Curven und Winkeln an. Das Tönen, Summen oder Surren der Leitungen, welches wohl Jedermann ſchon an Telegraphenleitungen beobachtet hat, tritt bei den oft in großer Anzahl über die Häuſer geführten Telephondrähten häufig in äußerſt beläſtigender Weiſe auf. Man ſchreibt dies den Schwingungen der Drähte, hervorgerufen durch Winde, oder molecularen Schwingungen in Folge von Temperaturſchwankungen oder endlich (wie Zacharias) dem Mitſchwingen der Porzellanglocken (Iſolatoren) zu und bedient ſich zur Beſeitigung dieſes Uebelſtandes verſchiedener Mittel. So werden z. B. die Rohrſtänder nicht direct, ſondern unter Zwiſchenlage einer beiläufig 8 Millimeter dicken Bleiſchichte an ihre Unterlagen befeſtigt. (Blei ſcheint beſſere Reſultate zu geben als Kautſchuk.) Die Rohrſtänder ſelbſt werden mit Aſche, Schutt und dergleichen ausgefüllt, und wo möglich an Holz- und nicht an Mauerwerk befeſtigt. Außerdem

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/956
Zitationshilfe: Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 942. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/956>, abgerufen am 18.05.2024.