Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885.

Bild:
<< vorherige Seite

fast ununterbrochenen Anker (p1 e p2), der die Pole des Hufeisenmagnetes H H direct mit-
einander verbindet. Hierdurch werden die Eisenkerne der Spulen s1 und s2 gewissermaßen aus-
geschlossen, was ihren Magnetismus bedeutend schwächt. Dreht man aber das Metallstück m m
um seine Axe a, etwa um einen rechten Winkel, so wird der Anker p1 e p2 unterbrochen,
indem dann die Eisenstücke e e1 an den Enden eines horizontalen Durchmessers zu stehen
kommen; der Magnetismus der Eisenkerne in den Spulen s1 s2 wächst folglich wieder zu
seiner ursprünglichen Stärke an. Versetzt man nun das Metallstück m m durch Drehen der
Kurbel k in schnelle Rotation, so wird der Magnet in rascher Aufeinanderfolge abwechselnd
kurz geschlossen und wieder geöffnet werden; ein solcher Wechsel wird bei der gezeichneten
Anordnung zweimal für jede volle Umdrehung eintreten. Es hindert natürlich nichts, durch
Anbringung mehrerer Eisenstücke e einen häufigeren Wechsel herbeizuführen. Die Folge dieses

[Abbildung] Fig. 687.

Münch's Ruf-Apparat.

Wechsels und der hiermit verbundenen Aenderungen des magnetischen Zustandes der Eisen-
kerne in s1 und s2 ist aber das Auftreten sehr kräftiger Inductionsstörme in s1 und s2. Diese
Inductionsströme gelangen dann in das Telephon der entfernten Station und versetzen dort
die Membrane in deutlich hörbare Schwingungen. Eine weitere Verstärkung des Tones
kann in verschiedener Weise erreicht werden. Münch läßt z. B. die Schwingungen der Mem-
brane auf eine Glocke übertragen. Zu diesem Ende ist in den Schallbecher B B eine kleine
Büchse eingesetzt, in welcher der die Kugel b tragende Stab t, dessen unteres Ende auf der
Membrane E E aufruht, geführt wird. An einem gabelförmigen Ansatze dieser Büchse ist ferner
durch einen Metallbügel die Glocke d befestigt, deren Stellung durch die Schraube f regulirt
werden kann. Geräth nun die Membrane in Schwingungen, so bringt die auf- und nieder-
hüpfende Kugel die Glocke zum Tönen.

Zu den Telephonstationen selbst zurückkehrend, wollen wir nun die Ein-
richtung einer solchen, und zwar zunächst unter ausschließlicher Anwendung

faſt ununterbrochenen Anker (p1 e p2), der die Pole des Hufeiſenmagnetes H H direct mit-
einander verbindet. Hierdurch werden die Eiſenkerne der Spulen s1 und s2 gewiſſermaßen aus-
geſchloſſen, was ihren Magnetismus bedeutend ſchwächt. Dreht man aber das Metallſtück m m
um ſeine Axe a, etwa um einen rechten Winkel, ſo wird der Anker p1 e p2 unterbrochen,
indem dann die Eiſenſtücke e e1 an den Enden eines horizontalen Durchmeſſers zu ſtehen
kommen; der Magnetismus der Eiſenkerne in den Spulen s1 s2 wächſt folglich wieder zu
ſeiner urſprünglichen Stärke an. Verſetzt man nun das Metallſtück m m durch Drehen der
Kurbel k in ſchnelle Rotation, ſo wird der Magnet in raſcher Aufeinanderfolge abwechſelnd
kurz geſchloſſen und wieder geöffnet werden; ein ſolcher Wechſel wird bei der gezeichneten
Anordnung zweimal für jede volle Umdrehung eintreten. Es hindert natürlich nichts, durch
Anbringung mehrerer Eiſenſtücke e einen häufigeren Wechſel herbeizuführen. Die Folge dieſes

[Abbildung] Fig. 687.

Münch’s Ruf-Apparat.

Wechſels und der hiermit verbundenen Aenderungen des magnetiſchen Zuſtandes der Eiſen-
kerne in s1 und s2 iſt aber das Auftreten ſehr kräftiger Inductionsſtörme in s1 und s2. Dieſe
Inductionsſtröme gelangen dann in das Telephon der entfernten Station und verſetzen dort
die Membrane in deutlich hörbare Schwingungen. Eine weitere Verſtärkung des Tones
kann in verſchiedener Weiſe erreicht werden. Münch läßt z. B. die Schwingungen der Mem-
brane auf eine Glocke übertragen. Zu dieſem Ende iſt in den Schallbecher B B eine kleine
Büchſe eingeſetzt, in welcher der die Kugel b tragende Stab t, deſſen unteres Ende auf der
Membrane E E aufruht, geführt wird. An einem gabelförmigen Anſatze dieſer Büchſe iſt ferner
durch einen Metallbügel die Glocke d befeſtigt, deren Stellung durch die Schraube f regulirt
werden kann. Geräth nun die Membrane in Schwingungen, ſo bringt die auf- und nieder-
hüpfende Kugel die Glocke zum Tönen.

Zu den Telephonſtationen ſelbſt zurückkehrend, wollen wir nun die Ein-
richtung einer ſolchen, und zwar zunächſt unter ausſchließlicher Anwendung

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0937" n="923"/>
fa&#x017F;t ununterbrochenen Anker (<hi rendition="#aq">p<hi rendition="#sub">1</hi> e p<hi rendition="#sub">2</hi></hi>), der die Pole des Hufei&#x017F;enmagnetes <hi rendition="#aq">H H</hi> direct mit-<lb/>
einander verbindet. Hierdurch werden die Ei&#x017F;enkerne der Spulen <hi rendition="#aq">s<hi rendition="#sub">1</hi></hi> und <hi rendition="#aq">s<hi rendition="#sub">2</hi></hi> gewi&#x017F;&#x017F;ermaßen aus-<lb/>
ge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en, was ihren Magnetismus bedeutend &#x017F;chwächt. Dreht man aber das Metall&#x017F;tück <hi rendition="#aq">m m</hi><lb/>
um &#x017F;eine Axe <hi rendition="#aq">a</hi>, etwa um einen rechten Winkel, &#x017F;o wird der Anker <hi rendition="#aq">p<hi rendition="#sub">1</hi> e p<hi rendition="#sub">2</hi></hi> unterbrochen,<lb/>
indem dann die Ei&#x017F;en&#x017F;tücke <hi rendition="#aq">e e<hi rendition="#sub">1</hi></hi> an den Enden eines horizontalen Durchme&#x017F;&#x017F;ers zu &#x017F;tehen<lb/>
kommen; der Magnetismus der Ei&#x017F;enkerne in den Spulen <hi rendition="#aq">s<hi rendition="#sub">1</hi> s<hi rendition="#sub">2</hi></hi> wäch&#x017F;t folglich wieder zu<lb/>
&#x017F;einer ur&#x017F;prünglichen Stärke an. Ver&#x017F;etzt man nun das Metall&#x017F;tück <hi rendition="#aq">m m</hi> durch Drehen der<lb/>
Kurbel <hi rendition="#aq">k</hi> in &#x017F;chnelle Rotation, &#x017F;o wird der Magnet in ra&#x017F;cher Aufeinanderfolge abwech&#x017F;elnd<lb/>
kurz ge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en und wieder geöffnet werden; ein &#x017F;olcher Wech&#x017F;el wird bei der gezeichneten<lb/>
Anordnung zweimal für jede volle Umdrehung eintreten. Es hindert natürlich nichts, durch<lb/>
Anbringung mehrerer Ei&#x017F;en&#x017F;tücke <hi rendition="#aq">e</hi> einen häufigeren Wech&#x017F;el herbeizuführen. Die Folge die&#x017F;es<lb/><figure><head>Fig. 687.</head><lb/><p>Münch&#x2019;s Ruf-Apparat.</p></figure><lb/>
Wech&#x017F;els und der hiermit verbundenen Aenderungen des magneti&#x017F;chen Zu&#x017F;tandes der Ei&#x017F;en-<lb/>
kerne in <hi rendition="#aq">s<hi rendition="#sub">1</hi></hi> und <hi rendition="#aq">s<hi rendition="#sub">2</hi></hi> i&#x017F;t aber das Auftreten &#x017F;ehr kräftiger Inductions&#x017F;törme in <hi rendition="#aq">s<hi rendition="#sub">1</hi></hi> und <hi rendition="#aq">s<hi rendition="#sub">2</hi></hi>. Die&#x017F;e<lb/>
Inductions&#x017F;tröme gelangen dann in das Telephon der entfernten Station und ver&#x017F;etzen dort<lb/>
die Membrane in deutlich hörbare Schwingungen. Eine weitere Ver&#x017F;tärkung des Tones<lb/>
kann in ver&#x017F;chiedener Wei&#x017F;e erreicht werden. Münch läßt z. B. die Schwingungen der Mem-<lb/>
brane auf eine Glocke übertragen. Zu die&#x017F;em Ende i&#x017F;t in den Schallbecher <hi rendition="#aq">B B</hi> eine kleine<lb/>
Büch&#x017F;e einge&#x017F;etzt, in welcher der die Kugel <hi rendition="#aq">b</hi> tragende Stab <hi rendition="#aq">t</hi>, de&#x017F;&#x017F;en unteres Ende auf der<lb/>
Membrane <hi rendition="#aq">E E</hi> aufruht, geführt wird. An einem gabelförmigen An&#x017F;atze die&#x017F;er Büch&#x017F;e i&#x017F;t ferner<lb/>
durch einen Metallbügel die Glocke <hi rendition="#aq">d</hi> befe&#x017F;tigt, deren Stellung durch die Schraube <hi rendition="#aq">f</hi> regulirt<lb/>
werden kann. Geräth nun die Membrane in Schwingungen, &#x017F;o bringt die auf- und nieder-<lb/>
hüpfende Kugel die Glocke zum Tönen.</p><lb/>
                <p>Zu den <hi rendition="#b">Telephon&#x017F;tationen</hi> &#x017F;elb&#x017F;t zurückkehrend, wollen wir nun die Ein-<lb/>
richtung einer &#x017F;olchen, und zwar zunäch&#x017F;t unter aus&#x017F;chließlicher Anwendung<lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[923/0937] faſt ununterbrochenen Anker (p1 e p2), der die Pole des Hufeiſenmagnetes H H direct mit- einander verbindet. Hierdurch werden die Eiſenkerne der Spulen s1 und s2 gewiſſermaßen aus- geſchloſſen, was ihren Magnetismus bedeutend ſchwächt. Dreht man aber das Metallſtück m m um ſeine Axe a, etwa um einen rechten Winkel, ſo wird der Anker p1 e p2 unterbrochen, indem dann die Eiſenſtücke e e1 an den Enden eines horizontalen Durchmeſſers zu ſtehen kommen; der Magnetismus der Eiſenkerne in den Spulen s1 s2 wächſt folglich wieder zu ſeiner urſprünglichen Stärke an. Verſetzt man nun das Metallſtück m m durch Drehen der Kurbel k in ſchnelle Rotation, ſo wird der Magnet in raſcher Aufeinanderfolge abwechſelnd kurz geſchloſſen und wieder geöffnet werden; ein ſolcher Wechſel wird bei der gezeichneten Anordnung zweimal für jede volle Umdrehung eintreten. Es hindert natürlich nichts, durch Anbringung mehrerer Eiſenſtücke e einen häufigeren Wechſel herbeizuführen. Die Folge dieſes [Abbildung Fig. 687. Münch’s Ruf-Apparat.] Wechſels und der hiermit verbundenen Aenderungen des magnetiſchen Zuſtandes der Eiſen- kerne in s1 und s2 iſt aber das Auftreten ſehr kräftiger Inductionsſtörme in s1 und s2. Dieſe Inductionsſtröme gelangen dann in das Telephon der entfernten Station und verſetzen dort die Membrane in deutlich hörbare Schwingungen. Eine weitere Verſtärkung des Tones kann in verſchiedener Weiſe erreicht werden. Münch läßt z. B. die Schwingungen der Mem- brane auf eine Glocke übertragen. Zu dieſem Ende iſt in den Schallbecher B B eine kleine Büchſe eingeſetzt, in welcher der die Kugel b tragende Stab t, deſſen unteres Ende auf der Membrane E E aufruht, geführt wird. An einem gabelförmigen Anſatze dieſer Büchſe iſt ferner durch einen Metallbügel die Glocke d befeſtigt, deren Stellung durch die Schraube f regulirt werden kann. Geräth nun die Membrane in Schwingungen, ſo bringt die auf- und nieder- hüpfende Kugel die Glocke zum Tönen. Zu den Telephonſtationen ſelbſt zurückkehrend, wollen wir nun die Ein- richtung einer ſolchen, und zwar zunächſt unter ausſchließlicher Anwendung

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/937
Zitationshilfe: Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 923. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/937>, abgerufen am 18.05.2024.