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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885.

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Nordmagnetismus entstehen und das der Platte zugekehrte Ende der Armatur Süd-
magnetismus zeigen. Das Experiment (z. B. Herstellung der magnetischen Curven
durch Eisenfeile) zeigt aber, daß die dünne Eisenplatte zwischen dem Nordpole des
Magnetes und dem Südpole der Armatur ausschließlich südmagnetisch ist. Dieses
Verhalten erklärt sich dadurch, daß in der sehr dünnen Platte durch den Nordpol
des kräftigen Magnetes Südmagnetismus erregt wird, der sich von Theilchen zu
Theilchen fortpflanzt und so die Platte in ihrer ganzen sehr unbedeutenden Dicke
durchdringt, wodurch eine Ausbildung von Nordmagnetismus an der dem Nordpole
abgewandten Fläche der Eisenplatte unmöglich wird.

Obiges Verhalten dünner Eisenplatten erklärt nun auch nachstehendes Experi-
ment. Den Polen eines kräftigen Hufeisenmagnetes wird eine dünne Eisenplatte
in einer solchen Entfernung gegenübergestellt, daß der Magnet selbe noch nicht an-
zuziehen vermag. Wird nun ein massives Eisenstück (Armatur) so vor die beiden

[Abbildung] Fig. 658.

Ader's Telephon.

Magnetpole gesetzt, daß die Eisenmembrane sich zwischen den Magnetpolen und der
Armatur befindet, so wird die Eisenmembrane sofort durch den Magnet angezogen
werden. Die durch Hinzubringen einer Armatur erreichte kräftige Wirkung rührt
nach Obigem davon her, daß nun die Platte zwischen dem Nordpole des Magnetes
und dem Südpole der Armatur südmagnetisch, zwischen dem Südpole des Magnetes
und dem Nordpole der Armatur nordmagnetisch ist, d. h. den Polen des Magnetes
stehen ungleichnamige Pole der Platte gegenüber und den Polen der Armatur
gleichnamige. Folglich wird jetzt die Platte durch den Magnet angezogen und durch
die Armatur abgestoßen, also, da sich die Eisenplatte zwischen beiden befindet, mit
verstärkter Kraft gegen den Magnet bewegt.

Die Anwendung dieses Principes zur Construction eines Telephones zeigt
Fig. 658 in einer Seitenansicht und einem Querschnitte (nach x y). Der kreisförmig
gebogene Hufeisenmagnet M ist an seinen Polansätzen von den Inductionsspulen s s
umgeben; diesen steht die Membrane m m gegenüber. a a ist ein Ring aus weichem
Eisen, der in das Mundstück des Telephones eingesetzt ist und die Armatur des

Nordmagnetismus entſtehen und das der Platte zugekehrte Ende der Armatur Süd-
magnetismus zeigen. Das Experiment (z. B. Herſtellung der magnetiſchen Curven
durch Eiſenfeile) zeigt aber, daß die dünne Eiſenplatte zwiſchen dem Nordpole des
Magnetes und dem Südpole der Armatur ausſchließlich ſüdmagnetiſch iſt. Dieſes
Verhalten erklärt ſich dadurch, daß in der ſehr dünnen Platte durch den Nordpol
des kräftigen Magnetes Südmagnetismus erregt wird, der ſich von Theilchen zu
Theilchen fortpflanzt und ſo die Platte in ihrer ganzen ſehr unbedeutenden Dicke
durchdringt, wodurch eine Ausbildung von Nordmagnetismus an der dem Nordpole
abgewandten Fläche der Eiſenplatte unmöglich wird.

Obiges Verhalten dünner Eiſenplatten erklärt nun auch nachſtehendes Experi-
ment. Den Polen eines kräftigen Hufeiſenmagnetes wird eine dünne Eiſenplatte
in einer ſolchen Entfernung gegenübergeſtellt, daß der Magnet ſelbe noch nicht an-
zuziehen vermag. Wird nun ein maſſives Eiſenſtück (Armatur) ſo vor die beiden

[Abbildung] Fig. 658.

Ader’s Telephon.

Magnetpole geſetzt, daß die Eiſenmembrane ſich zwiſchen den Magnetpolen und der
Armatur befindet, ſo wird die Eiſenmembrane ſofort durch den Magnet angezogen
werden. Die durch Hinzubringen einer Armatur erreichte kräftige Wirkung rührt
nach Obigem davon her, daß nun die Platte zwiſchen dem Nordpole des Magnetes
und dem Südpole der Armatur ſüdmagnetiſch, zwiſchen dem Südpole des Magnetes
und dem Nordpole der Armatur nordmagnetiſch iſt, d. h. den Polen des Magnetes
ſtehen ungleichnamige Pole der Platte gegenüber und den Polen der Armatur
gleichnamige. Folglich wird jetzt die Platte durch den Magnet angezogen und durch
die Armatur abgeſtoßen, alſo, da ſich die Eiſenplatte zwiſchen beiden befindet, mit
verſtärkter Kraft gegen den Magnet bewegt.

Die Anwendung dieſes Principes zur Conſtruction eines Telephones zeigt
Fig. 658 in einer Seitenanſicht und einem Querſchnitte (nach x y). Der kreisförmig
gebogene Hufeiſenmagnet M iſt an ſeinen Polanſätzen von den Inductionsſpulen s s
umgeben; dieſen ſteht die Membrane m m gegenüber. a a iſt ein Ring aus weichem
Eiſen, der in das Mundſtück des Telephones eingeſetzt iſt und die Armatur des

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[901/0915] Nordmagnetismus entſtehen und das der Platte zugekehrte Ende der Armatur Süd- magnetismus zeigen. Das Experiment (z. B. Herſtellung der magnetiſchen Curven durch Eiſenfeile) zeigt aber, daß die dünne Eiſenplatte zwiſchen dem Nordpole des Magnetes und dem Südpole der Armatur ausſchließlich ſüdmagnetiſch iſt. Dieſes Verhalten erklärt ſich dadurch, daß in der ſehr dünnen Platte durch den Nordpol des kräftigen Magnetes Südmagnetismus erregt wird, der ſich von Theilchen zu Theilchen fortpflanzt und ſo die Platte in ihrer ganzen ſehr unbedeutenden Dicke durchdringt, wodurch eine Ausbildung von Nordmagnetismus an der dem Nordpole abgewandten Fläche der Eiſenplatte unmöglich wird. Obiges Verhalten dünner Eiſenplatten erklärt nun auch nachſtehendes Experi- ment. Den Polen eines kräftigen Hufeiſenmagnetes wird eine dünne Eiſenplatte in einer ſolchen Entfernung gegenübergeſtellt, daß der Magnet ſelbe noch nicht an- zuziehen vermag. Wird nun ein maſſives Eiſenſtück (Armatur) ſo vor die beiden [Abbildung Fig. 658. Ader’s Telephon.] Magnetpole geſetzt, daß die Eiſenmembrane ſich zwiſchen den Magnetpolen und der Armatur befindet, ſo wird die Eiſenmembrane ſofort durch den Magnet angezogen werden. Die durch Hinzubringen einer Armatur erreichte kräftige Wirkung rührt nach Obigem davon her, daß nun die Platte zwiſchen dem Nordpole des Magnetes und dem Südpole der Armatur ſüdmagnetiſch, zwiſchen dem Südpole des Magnetes und dem Nordpole der Armatur nordmagnetiſch iſt, d. h. den Polen des Magnetes ſtehen ungleichnamige Pole der Platte gegenüber und den Polen der Armatur gleichnamige. Folglich wird jetzt die Platte durch den Magnet angezogen und durch die Armatur abgeſtoßen, alſo, da ſich die Eiſenplatte zwiſchen beiden befindet, mit verſtärkter Kraft gegen den Magnet bewegt. Die Anwendung dieſes Principes zur Conſtruction eines Telephones zeigt Fig. 658 in einer Seitenanſicht und einem Querſchnitte (nach x y). Der kreisförmig gebogene Hufeiſenmagnet M iſt an ſeinen Polanſätzen von den Inductionsſpulen s s umgeben; dieſen ſteht die Membrane m m gegenüber. a a iſt ein Ring aus weichem Eiſen, der in das Mundſtück des Telephones eingeſetzt iſt und die Armatur des

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Zitationshilfe: Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 901. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/915>, abgerufen am 23.11.2024.