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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885.

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Wie vorauszuschen, entspann sich zwischen Bell und Gray ein Patentstreit,
über welchen hier zu berichten der Raum zu enge begrenzt erscheint. Es mag daher
nur mitgetheilt werden, daß derselbe zu Gunsten Bell's entschieden worden ist.

Die Resultate, welche Bell mit dem in Fig. 643 dargestellten Apparate
erhielt, waren keineswegs vollkommen befriedigende. Bell ging daher unverweilt
daran, sein Telephon weiter auszubilden. Hierbei erhielten Sender und Empfänger
wie Fig. 645 zeigt, voneinander verschiedene Formen. Ersterer besteht aus dem
Elektromagnete m m, der durch eine Schraube von dem auf dem Grundbrette des
Apparates befestigten hölzernen Träger in horizontaler Lage gehalten wird. Auf
demselben Brette ist der Metallring e in verticaler Stellung aufgeschraubt. Die
Schrauben V V, welche diesen Metallring durchsetzen, dienen sowohl dazu, eine Mem-
brane aus Pergamentpapier in ihrer Lage gegenüber den Magnetpolen zu erhalten,
als auch deren Spannung zu reguliren. Auf der Membrane ist als Anker für den
Elektromagnet ein Plättchen aus weichem Eisen aufgekittet. Die Drahtwindungen
des Elektromagnetes sind mit ihren Enden an die auf dem Grundbrette angebrachten
Klemmschrauben angeschlossen, welche zur Aufnahme der Leitungsdrähte dienen.
Letztere sind mit ihren anderen Enden in den Klemmschrauben des Empfängers

[Abbildung] Fig. 645.

Bell's Telephon.

eingeschraubt. Der Empfänger besteht aus einem graden Elektromagnet, welcher
von einem cylindrischen Eisenrohre d umschlossen ist (vergl. S. 279), und der auf
diesem Rohre einseitig befestigten Eisenplatte c, die als Anker dient. Die ganze
Vorrichtung ist unter Vermittlung einer Resonanzbrücke g auf dem Grundbrette
des Empfängers befestigt.

Wird gegen die Membrane des Senders gesprochen, so geräth dieselbe mit
ihrem Eisenplättchen in Schwingungen, im Elektromagnetewelche m m Undulations-
ströme hervorrufen; diese fließen durch die Leitung zum Empfänger, erregen daselbst
den Elektromagnet und versetzen die Eisenplatte C in ebensolche Schwingungen,
wie sie die Membrane des Senders gemacht hat. In der durch Fig. 645 dar-
gestellten Form gelangte das Bell'sche Telephon auch im Jahre 1876 in Phila-
delphia zur Ausstellung. Ebendort war auch ein Bell'scher Transmitter zu sehen,
dessen Construction mit jener des Transmitters von Elisha Gray (Fig. 644)
identisch ist.

Das Bell'sche Telephon in der zuletzt beschriebenen Form erwies sich zwar
ganz geeignet zur Uebertragung der Sprache, hatte aber den Nachtheil, daß dessen
Empfänger nur eine einseitige Anwendung, nämlich nur als Empfänger, nicht
aber als Sender zuließ, wodurch man, um von einem Orte zum andern und

Wie vorauszuſchen, entſpann ſich zwiſchen Bell und Gray ein Patentſtreit,
über welchen hier zu berichten der Raum zu enge begrenzt erſcheint. Es mag daher
nur mitgetheilt werden, daß derſelbe zu Gunſten Bell’s entſchieden worden iſt.

Die Reſultate, welche Bell mit dem in Fig. 643 dargeſtellten Apparate
erhielt, waren keineswegs vollkommen befriedigende. Bell ging daher unverweilt
daran, ſein Telephon weiter auszubilden. Hierbei erhielten Sender und Empfänger
wie Fig. 645 zeigt, voneinander verſchiedene Formen. Erſterer beſteht aus dem
Elektromagnete m m, der durch eine Schraube von dem auf dem Grundbrette des
Apparates befeſtigten hölzernen Träger in horizontaler Lage gehalten wird. Auf
demſelben Brette iſt der Metallring e in verticaler Stellung aufgeſchraubt. Die
Schrauben V V, welche dieſen Metallring durchſetzen, dienen ſowohl dazu, eine Mem-
brane aus Pergamentpapier in ihrer Lage gegenüber den Magnetpolen zu erhalten,
als auch deren Spannung zu reguliren. Auf der Membrane iſt als Anker für den
Elektromagnet ein Plättchen aus weichem Eiſen aufgekittet. Die Drahtwindungen
des Elektromagnetes ſind mit ihren Enden an die auf dem Grundbrette angebrachten
Klemmſchrauben angeſchloſſen, welche zur Aufnahme der Leitungsdrähte dienen.
Letztere ſind mit ihren anderen Enden in den Klemmſchrauben des Empfängers

[Abbildung] Fig. 645.

Bell’s Telephon.

eingeſchraubt. Der Empfänger beſteht aus einem graden Elektromagnet, welcher
von einem cylindriſchen Eiſenrohre d umſchloſſen iſt (vergl. S. 279), und der auf
dieſem Rohre einſeitig befeſtigten Eiſenplatte c, die als Anker dient. Die ganze
Vorrichtung iſt unter Vermittlung einer Reſonanzbrücke g auf dem Grundbrette
des Empfängers befeſtigt.

Wird gegen die Membrane des Senders geſprochen, ſo geräth dieſelbe mit
ihrem Eiſenplättchen in Schwingungen, im Elektromagnetewelche m m Undulations-
ſtröme hervorrufen; dieſe fließen durch die Leitung zum Empfänger, erregen daſelbſt
den Elektromagnet und verſetzen die Eiſenplatte C in ebenſolche Schwingungen,
wie ſie die Membrane des Senders gemacht hat. In der durch Fig. 645 dar-
geſtellten Form gelangte das Bell’ſche Telephon auch im Jahre 1876 in Phila-
delphia zur Ausſtellung. Ebendort war auch ein Bell’ſcher Transmitter zu ſehen,
deſſen Conſtruction mit jener des Transmitters von Elisha Gray (Fig. 644)
identiſch iſt.

Das Bell’ſche Telephon in der zuletzt beſchriebenen Form erwies ſich zwar
ganz geeignet zur Uebertragung der Sprache, hatte aber den Nachtheil, daß deſſen
Empfänger nur eine einſeitige Anwendung, nämlich nur als Empfänger, nicht
aber als Sender zuließ, wodurch man, um von einem Orte zum andern und

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[889/0903] Wie vorauszuſchen, entſpann ſich zwiſchen Bell und Gray ein Patentſtreit, über welchen hier zu berichten der Raum zu enge begrenzt erſcheint. Es mag daher nur mitgetheilt werden, daß derſelbe zu Gunſten Bell’s entſchieden worden iſt. Die Reſultate, welche Bell mit dem in Fig. 643 dargeſtellten Apparate erhielt, waren keineswegs vollkommen befriedigende. Bell ging daher unverweilt daran, ſein Telephon weiter auszubilden. Hierbei erhielten Sender und Empfänger wie Fig. 645 zeigt, voneinander verſchiedene Formen. Erſterer beſteht aus dem Elektromagnete m m, der durch eine Schraube von dem auf dem Grundbrette des Apparates befeſtigten hölzernen Träger in horizontaler Lage gehalten wird. Auf demſelben Brette iſt der Metallring e in verticaler Stellung aufgeſchraubt. Die Schrauben V V, welche dieſen Metallring durchſetzen, dienen ſowohl dazu, eine Mem- brane aus Pergamentpapier in ihrer Lage gegenüber den Magnetpolen zu erhalten, als auch deren Spannung zu reguliren. Auf der Membrane iſt als Anker für den Elektromagnet ein Plättchen aus weichem Eiſen aufgekittet. Die Drahtwindungen des Elektromagnetes ſind mit ihren Enden an die auf dem Grundbrette angebrachten Klemmſchrauben angeſchloſſen, welche zur Aufnahme der Leitungsdrähte dienen. Letztere ſind mit ihren anderen Enden in den Klemmſchrauben des Empfängers [Abbildung Fig. 645. Bell’s Telephon.] eingeſchraubt. Der Empfänger beſteht aus einem graden Elektromagnet, welcher von einem cylindriſchen Eiſenrohre d umſchloſſen iſt (vergl. S. 279), und der auf dieſem Rohre einſeitig befeſtigten Eiſenplatte c, die als Anker dient. Die ganze Vorrichtung iſt unter Vermittlung einer Reſonanzbrücke g auf dem Grundbrette des Empfängers befeſtigt. Wird gegen die Membrane des Senders geſprochen, ſo geräth dieſelbe mit ihrem Eiſenplättchen in Schwingungen, im Elektromagnetewelche m m Undulations- ſtröme hervorrufen; dieſe fließen durch die Leitung zum Empfänger, erregen daſelbſt den Elektromagnet und verſetzen die Eiſenplatte C in ebenſolche Schwingungen, wie ſie die Membrane des Senders gemacht hat. In der durch Fig. 645 dar- geſtellten Form gelangte das Bell’ſche Telephon auch im Jahre 1876 in Phila- delphia zur Ausſtellung. Ebendort war auch ein Bell’ſcher Transmitter zu ſehen, deſſen Conſtruction mit jener des Transmitters von Elisha Gray (Fig. 644) identiſch iſt. Das Bell’ſche Telephon in der zuletzt beſchriebenen Form erwies ſich zwar ganz geeignet zur Uebertragung der Sprache, hatte aber den Nachtheil, daß deſſen Empfänger nur eine einſeitige Anwendung, nämlich nur als Empfänger, nicht aber als Sender zuließ, wodurch man, um von einem Orte zum andern und

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Zitationshilfe: Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 889. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/903>, abgerufen am 23.11.2024.