Die Messung der Elektricitätsmengen, welche die Körper besitzen, kann in zweierlei Weise erfolgen; entweder man bestimmt blos das Verhältniß der Elek- tricitätsmengen zweier oder mehrerer Körper zueinander, oder man drückt die Elek-
[Abbildung]
Fig. 38.
Torsions-Elektrometer von Kohlrausch.
tricitätsmenge durch ein absolutes Maß aus. Zu Messungen der ersten Art kann wieder die Torsionswage dienen und hat die Ausführung der Messung, nachdem wir das Gesetz über die Ein- wirkung elektrisirter Körper aufeinander kennen, keine Schwierigkeit mehr. Man ladet die Standkugel in zwei auf- einanderfolgenden Versuchen mit den beiden zu vergleichenden Elektricitäten und bekommt dann aus den Größen für die Torsionskräfte, die in der vorhin angegebenen Weise bestimmt werden, das Verhältniß beider Elektri- citätsmengen zueinander.
Um Elektricitätsmengen im ab- soluten Maße zu messen, muß man zunächst eine Einheit feststellen. Solche werden von verschiedenen Forschern angegeben. Weber schlägt in Ueber- einstimmung mit dem magnetischen Maße jene Elektricitätsmenge als Ein- heit vor, welche, auf einer kleinen Kugel vertheilt, eine andere genau gleiche und mit der gleichnamigen und gleich großen Elektricitätsmenge geladene Kugel, die von der ersten 1 Millimeter entfernt ist (von Mittelpunkt zu Mittelpunkt gerechnet), mit einer Kraft abstößt, welche der Masse von 1 Milligramm in einer Secunde die Geschwindigkeit von 1 Millimeter ertheilt.
Die Torsionswage kann nur dann, wenigstens unmittelbar, zu Messungen verwendet werden, wenn es sich nicht um gar zu geringe Größen handelt. Zur Messung dieser bedient man sich besser der von Dellmann und Kohlrausch angegebenen empfindlicheren Instrumente oder, wenn äußerste Empfindlichkeit ge- fordert wird, des Quadrauten-Elektrometers von Thomson.
Dellmann's Meßapparat ist der Hauptsache nach eine Torsionswage, die aber durch einige Abänderungen gegenüber der gewöhnlichen Torsionswage bedeutend empfindlicher gemacht wurde. Zunächst sind schon Wagebalken und Aufhängeart anders; Dellmann verwendet nämlich an Stelle des Wagebalkens aus Schellack
Meſſung der Elektricität
Die Meſſung der Elektricitätsmengen, welche die Körper beſitzen, kann in zweierlei Weiſe erfolgen; entweder man beſtimmt blos das Verhältniß der Elek- tricitätsmengen zweier oder mehrerer Körper zueinander, oder man drückt die Elek-
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Fig. 38.
Torſions-Elektrometer von Kohlrauſch.
tricitätsmenge durch ein abſolutes Maß aus. Zu Meſſungen der erſten Art kann wieder die Torſionswage dienen und hat die Ausführung der Meſſung, nachdem wir das Geſetz über die Ein- wirkung elektriſirter Körper aufeinander kennen, keine Schwierigkeit mehr. Man ladet die Standkugel in zwei auf- einanderfolgenden Verſuchen mit den beiden zu vergleichenden Elektricitäten und bekommt dann aus den Größen für die Torſionskräfte, die in der vorhin angegebenen Weiſe beſtimmt werden, das Verhältniß beider Elektri- citätsmengen zueinander.
Um Elektricitätsmengen im ab- ſoluten Maße zu meſſen, muß man zunächſt eine Einheit feſtſtellen. Solche werden von verſchiedenen Forſchern angegeben. Weber ſchlägt in Ueber- einſtimmung mit dem magnetiſchen Maße jene Elektricitätsmenge als Ein- heit vor, welche, auf einer kleinen Kugel vertheilt, eine andere genau gleiche und mit der gleichnamigen und gleich großen Elektricitätsmenge geladene Kugel, die von der erſten 1 Millimeter entfernt iſt (von Mittelpunkt zu Mittelpunkt gerechnet), mit einer Kraft abſtößt, welche der Maſſe von 1 Milligramm in einer Secunde die Geſchwindigkeit von 1 Millimeter ertheilt.
Die Torſionswage kann nur dann, wenigſtens unmittelbar, zu Meſſungen verwendet werden, wenn es ſich nicht um gar zu geringe Größen handelt. Zur Meſſung dieſer bedient man ſich beſſer der von Dellmann und Kohlrauſch angegebenen empfindlicheren Inſtrumente oder, wenn äußerſte Empfindlichkeit ge- fordert wird, des Quadrauten-Elektrometers von Thomſon.
Dellmann’s Meßapparat iſt der Hauptſache nach eine Torſionswage, die aber durch einige Abänderungen gegenüber der gewöhnlichen Torſionswage bedeutend empfindlicher gemacht wurde. Zunächſt ſind ſchon Wagebalken und Aufhängeart anders; Dellmann verwendet nämlich an Stelle des Wagebalkens aus Schellack
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[76/0090]
Meſſung der Elektricität
Die Meſſung der Elektricitätsmengen, welche die Körper beſitzen, kann in
zweierlei Weiſe erfolgen; entweder man beſtimmt blos das Verhältniß der Elek-
tricitätsmengen zweier oder mehrerer Körper zueinander, oder man drückt die Elek-
[Abbildung Fig. 38.
Torſions-Elektrometer von Kohlrauſch.]
tricitätsmenge durch ein abſolutes Maß
aus. Zu Meſſungen der erſten Art
kann wieder die Torſionswage dienen
und hat die Ausführung der Meſſung,
nachdem wir das Geſetz über die Ein-
wirkung elektriſirter Körper aufeinander
kennen, keine Schwierigkeit mehr. Man
ladet die Standkugel in zwei auf-
einanderfolgenden Verſuchen mit den
beiden zu vergleichenden Elektricitäten
und bekommt dann aus den Größen
für die Torſionskräfte, die in der
vorhin angegebenen Weiſe beſtimmt
werden, das Verhältniß beider Elektri-
citätsmengen zueinander.
Um Elektricitätsmengen im ab-
ſoluten Maße zu meſſen, muß man
zunächſt eine Einheit feſtſtellen. Solche
werden von verſchiedenen Forſchern
angegeben. Weber ſchlägt in Ueber-
einſtimmung mit dem magnetiſchen
Maße jene Elektricitätsmenge als Ein-
heit vor, welche, auf einer kleinen Kugel
vertheilt, eine andere genau gleiche und
mit der gleichnamigen und gleich großen
Elektricitätsmenge geladene Kugel, die
von der erſten 1 Millimeter entfernt
iſt (von Mittelpunkt zu Mittelpunkt
gerechnet), mit einer Kraft abſtößt,
welche der Maſſe von 1 Milligramm
in einer Secunde die Geſchwindigkeit
von 1 Millimeter ertheilt.
Die Torſionswage kann nur dann,
wenigſtens unmittelbar, zu Meſſungen
verwendet werden, wenn es ſich nicht
um gar zu geringe Größen handelt.
Zur Meſſung dieſer bedient man ſich beſſer der von Dellmann und Kohlrauſch
angegebenen empfindlicheren Inſtrumente oder, wenn äußerſte Empfindlichkeit ge-
fordert wird, des Quadrauten-Elektrometers von Thomſon.
Dellmann’s Meßapparat iſt der Hauptſache nach eine Torſionswage, die
aber durch einige Abänderungen gegenüber der gewöhnlichen Torſionswage bedeutend
empfindlicher gemacht wurde. Zunächſt ſind ſchon Wagebalken und Aufhängeart
anders; Dellmann verwendet nämlich an Stelle des Wagebalkens aus Schellack
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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/90>, abgerufen am 24.11.2024.
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