Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885.

Bild:
<< vorherige Seite

wendet man gegenwärtig bei den Rotationsmaschinen fast nur Diamantbohrer an,
weil Bohrer mit Bohrköpfen aus Stahl nicht leistungsfähig genug sind. So besteht
z. B. Leschot's Bohrkopf aus einer eisernen cylindrischen Hülse, deren vorderes
Ende acht schwarze Diamanten trägt, von welchen vier an der Innen- und vier
an der Außenseite befestigt sind. Die Befestigung selbst, durch eine einfache Fassung
hergestellt, ließ jedoch viel zu wünschen übrig und führte häufig zu einem Aus-
brechen der Steine. Statt die Steine, wie es bei dieser Art der Befestigung nicht
anders sein kann, nur an einzelnen Stellen zu fassen, befestigt Taverdon dieselben
durch Löthung. Da aber die Diamanten nicht direct verlöthet werden können, versieht
sie Taverdon auf galvanoplastischem Wege mit einer ganz dünnen Kupferschichte,
welche dann ein Verlöthen gestattet. An
jenen Stellen, mit welchen der Diamant
arbeitet, reibt sich die dünne Kupferschichte
natürlich sofort von selbst ab. Der Betrieb
des Bohrers erfolgt auf elektrischem Wege,
wie es die Fig. 615 (nach "La lumiere
electrique"
) zeigt, oder auch durch com-
primirte Luft, Dampf oder Wasser unter
Druck. Die ersterwähnte Betriebsart ist es,
die uns hier interessirt. Bohrmaschine und
Motor sind auf getrennten Wagengestellen
angebracht. Der Bohrer ist an einer Muffe,
die auf einer Säule auf- und abwärts
geschoben werden kann, drehbar befestigt,
damit dem Bohrer jede erforderliche Höhe
und Richtung gegeben werden kann. Die
Feststellung der Tragfäule erfolgt durch
eine oben angebrachte Schraube, die sich
durch Herausdrehen gegen den First des
Stollens preßt. Der Bohrkopf erhält seine
rotirende Bewegung durch einen Rollen-
mechanismus, der in einer am entgegen-
gesetzten Ende der Bohrmaschine angebrach-
ten Büchse eingeschlossen ist; die Einrich-
tung der letzteren kann aus der Fig. 616
ersehen werden. Das Triebseil a a' ist
nicht direct über die Rolle e geführt,
welche den Bohrer in Rotation versetzt,

[Abbildung] Fig. 616.

Taverdon's Gesteinsbohrer.

sondern muß die Schnurscheiben b b' passiren. Diese Anordnung ermöglicht ein
Drehen der Bohrmaschine, ohne das Triebseil in Unordnung zu bringen. Als Motor
oder secundäre Maschine wird eine Gramme'sche Maschine (S. 372) verwendet,
von deren Riemenscheibe aus das Triebseil über eine Rolle mit horizontaler Axe
(zum Betriebe der Wasserpumpe) und eine verstellbare Rolle zur Bohrmaschine
läuft. Auf dem Wagengestelle der secundären Maschine ist auch ein Windkessel
nach Art derjenigen bei Feuerspritzen befestigt, durch welchen Wasser unter Druck
dem Bohrer zugeführt wird. Der in das Bohrloch eingeleitete Wasserstrahl hat
den Zweck, den Bohrsand im Maße seines Entstehens aus dem Bohrloche zu
entfernen.

wendet man gegenwärtig bei den Rotationsmaſchinen faſt nur Diamantbohrer an,
weil Bohrer mit Bohrköpfen aus Stahl nicht leiſtungsfähig genug ſind. So beſteht
z. B. Leſchot’s Bohrkopf aus einer eiſernen cylindriſchen Hülſe, deren vorderes
Ende acht ſchwarze Diamanten trägt, von welchen vier an der Innen- und vier
an der Außenſeite befeſtigt ſind. Die Befeſtigung ſelbſt, durch eine einfache Faſſung
hergeſtellt, ließ jedoch viel zu wünſchen übrig und führte häufig zu einem Aus-
brechen der Steine. Statt die Steine, wie es bei dieſer Art der Befeſtigung nicht
anders ſein kann, nur an einzelnen Stellen zu faſſen, befeſtigt Taverdon dieſelben
durch Löthung. Da aber die Diamanten nicht direct verlöthet werden können, verſieht
ſie Taverdon auf galvanoplaſtiſchem Wege mit einer ganz dünnen Kupferſchichte,
welche dann ein Verlöthen geſtattet. An
jenen Stellen, mit welchen der Diamant
arbeitet, reibt ſich die dünne Kupferſchichte
natürlich ſofort von ſelbſt ab. Der Betrieb
des Bohrers erfolgt auf elektriſchem Wege,
wie es die Fig. 615 (nach „La lumière
électrique”
) zeigt, oder auch durch com-
primirte Luft, Dampf oder Waſſer unter
Druck. Die erſterwähnte Betriebsart iſt es,
die uns hier intereſſirt. Bohrmaſchine und
Motor ſind auf getrennten Wagengeſtellen
angebracht. Der Bohrer iſt an einer Muffe,
die auf einer Säule auf- und abwärts
geſchoben werden kann, drehbar befeſtigt,
damit dem Bohrer jede erforderliche Höhe
und Richtung gegeben werden kann. Die
Feſtſtellung der Tragfäule erfolgt durch
eine oben angebrachte Schraube, die ſich
durch Herausdrehen gegen den Firſt des
Stollens preßt. Der Bohrkopf erhält ſeine
rotirende Bewegung durch einen Rollen-
mechanismus, der in einer am entgegen-
geſetzten Ende der Bohrmaſchine angebrach-
ten Büchſe eingeſchloſſen iſt; die Einrich-
tung der letzteren kann aus der Fig. 616
erſehen werden. Das Triebſeil a a' iſt
nicht direct über die Rolle e geführt,
welche den Bohrer in Rotation verſetzt,

[Abbildung] Fig. 616.

Taverdon’s Geſteinsbohrer.

ſondern muß die Schnurſcheiben b b' paſſiren. Dieſe Anordnung ermöglicht ein
Drehen der Bohrmaſchine, ohne das Triebſeil in Unordnung zu bringen. Als Motor
oder ſecundäre Maſchine wird eine Gramme’ſche Maſchine (S. 372) verwendet,
von deren Riemenſcheibe aus das Triebſeil über eine Rolle mit horizontaler Axe
(zum Betriebe der Waſſerpumpe) und eine verſtellbare Rolle zur Bohrmaſchine
läuft. Auf dem Wagengeſtelle der ſecundären Maſchine iſt auch ein Windkeſſel
nach Art derjenigen bei Feuerſpritzen befeſtigt, durch welchen Waſſer unter Druck
dem Bohrer zugeführt wird. Der in das Bohrloch eingeleitete Waſſerſtrahl hat
den Zweck, den Bohrſand im Maße ſeines Entſtehens aus dem Bohrloche zu
entfernen.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0873" n="859"/>
wendet man gegenwärtig bei den Rotationsma&#x017F;chinen fa&#x017F;t nur Diamantbohrer an,<lb/>
weil Bohrer mit Bohrköpfen aus Stahl nicht lei&#x017F;tungsfähig genug &#x017F;ind. So be&#x017F;teht<lb/>
z. B. <hi rendition="#g">Le&#x017F;chot&#x2019;s</hi> Bohrkopf aus einer ei&#x017F;ernen cylindri&#x017F;chen Hül&#x017F;e, deren vorderes<lb/>
Ende acht &#x017F;chwarze Diamanten trägt, von welchen vier an der Innen- und vier<lb/>
an der Außen&#x017F;eite befe&#x017F;tigt &#x017F;ind. Die Befe&#x017F;tigung &#x017F;elb&#x017F;t, durch eine einfache Fa&#x017F;&#x017F;ung<lb/>
herge&#x017F;tellt, ließ jedoch viel zu wün&#x017F;chen übrig und führte häufig zu einem Aus-<lb/>
brechen der Steine. Statt die Steine, wie es bei die&#x017F;er Art der Befe&#x017F;tigung nicht<lb/>
anders &#x017F;ein kann, nur an einzelnen Stellen zu fa&#x017F;&#x017F;en, befe&#x017F;tigt Taverdon die&#x017F;elben<lb/>
durch Löthung. Da aber die Diamanten nicht direct verlöthet werden können, ver&#x017F;ieht<lb/>
&#x017F;ie Taverdon auf galvanopla&#x017F;ti&#x017F;chem Wege mit einer ganz dünnen Kupfer&#x017F;chichte,<lb/>
welche dann ein Verlöthen ge&#x017F;tattet. An<lb/>
jenen Stellen, mit welchen der Diamant<lb/>
arbeitet, reibt &#x017F;ich die dünne Kupfer&#x017F;chichte<lb/>
natürlich &#x017F;ofort von &#x017F;elb&#x017F;t ab. Der Betrieb<lb/>
des Bohrers erfolgt auf elektri&#x017F;chem Wege,<lb/>
wie es die Fig. 615 (nach <hi rendition="#aq">&#x201E;La lumière<lb/>
électrique&#x201D;</hi>) zeigt, oder auch durch com-<lb/>
primirte Luft, Dampf oder Wa&#x017F;&#x017F;er unter<lb/>
Druck. Die er&#x017F;terwähnte Betriebsart i&#x017F;t es,<lb/>
die uns hier intere&#x017F;&#x017F;irt. Bohrma&#x017F;chine und<lb/>
Motor &#x017F;ind auf getrennten Wagenge&#x017F;tellen<lb/>
angebracht. Der Bohrer i&#x017F;t an einer Muffe,<lb/>
die auf einer Säule auf- und abwärts<lb/>
ge&#x017F;choben werden kann, drehbar befe&#x017F;tigt,<lb/>
damit dem Bohrer jede erforderliche Höhe<lb/>
und Richtung gegeben werden kann. Die<lb/>
Fe&#x017F;t&#x017F;tellung der Tragfäule erfolgt durch<lb/>
eine oben angebrachte Schraube, die &#x017F;ich<lb/>
durch Herausdrehen gegen den Fir&#x017F;t des<lb/>
Stollens preßt. Der Bohrkopf erhält &#x017F;eine<lb/>
rotirende Bewegung durch einen Rollen-<lb/>
mechanismus, der in einer am entgegen-<lb/>
ge&#x017F;etzten Ende der Bohrma&#x017F;chine angebrach-<lb/>
ten Büch&#x017F;e einge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en i&#x017F;t; die Einrich-<lb/>
tung der letzteren kann aus der Fig. 616<lb/>
er&#x017F;ehen werden. Das Trieb&#x017F;eil <hi rendition="#aq">a a'</hi> i&#x017F;t<lb/>
nicht direct über die Rolle <hi rendition="#aq">e</hi> geführt,<lb/>
welche den Bohrer in Rotation ver&#x017F;etzt,<lb/><figure><head>Fig. 616.</head><lb/><p>Taverdon&#x2019;s Ge&#x017F;teinsbohrer.</p></figure><lb/>
&#x017F;ondern muß die Schnur&#x017F;cheiben <hi rendition="#aq">b b'</hi> pa&#x017F;&#x017F;iren. Die&#x017F;e Anordnung ermöglicht ein<lb/>
Drehen der Bohrma&#x017F;chine, ohne das Trieb&#x017F;eil in Unordnung zu bringen. Als Motor<lb/>
oder &#x017F;ecundäre Ma&#x017F;chine wird eine Gramme&#x2019;&#x017F;che Ma&#x017F;chine (S. 372) verwendet,<lb/>
von deren Riemen&#x017F;cheibe aus das Trieb&#x017F;eil über eine Rolle mit horizontaler Axe<lb/>
(zum Betriebe der Wa&#x017F;&#x017F;erpumpe) und eine ver&#x017F;tellbare Rolle zur Bohrma&#x017F;chine<lb/>
läuft. Auf dem Wagenge&#x017F;telle der &#x017F;ecundären Ma&#x017F;chine i&#x017F;t auch ein Windke&#x017F;&#x017F;el<lb/>
nach Art derjenigen bei Feuer&#x017F;pritzen befe&#x017F;tigt, durch welchen Wa&#x017F;&#x017F;er unter Druck<lb/>
dem Bohrer zugeführt wird. Der in das Bohrloch eingeleitete Wa&#x017F;&#x017F;er&#x017F;trahl hat<lb/>
den Zweck, den Bohr&#x017F;and im Maße &#x017F;eines Ent&#x017F;tehens aus dem Bohrloche zu<lb/>
entfernen.</p><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[859/0873] wendet man gegenwärtig bei den Rotationsmaſchinen faſt nur Diamantbohrer an, weil Bohrer mit Bohrköpfen aus Stahl nicht leiſtungsfähig genug ſind. So beſteht z. B. Leſchot’s Bohrkopf aus einer eiſernen cylindriſchen Hülſe, deren vorderes Ende acht ſchwarze Diamanten trägt, von welchen vier an der Innen- und vier an der Außenſeite befeſtigt ſind. Die Befeſtigung ſelbſt, durch eine einfache Faſſung hergeſtellt, ließ jedoch viel zu wünſchen übrig und führte häufig zu einem Aus- brechen der Steine. Statt die Steine, wie es bei dieſer Art der Befeſtigung nicht anders ſein kann, nur an einzelnen Stellen zu faſſen, befeſtigt Taverdon dieſelben durch Löthung. Da aber die Diamanten nicht direct verlöthet werden können, verſieht ſie Taverdon auf galvanoplaſtiſchem Wege mit einer ganz dünnen Kupferſchichte, welche dann ein Verlöthen geſtattet. An jenen Stellen, mit welchen der Diamant arbeitet, reibt ſich die dünne Kupferſchichte natürlich ſofort von ſelbſt ab. Der Betrieb des Bohrers erfolgt auf elektriſchem Wege, wie es die Fig. 615 (nach „La lumière électrique”) zeigt, oder auch durch com- primirte Luft, Dampf oder Waſſer unter Druck. Die erſterwähnte Betriebsart iſt es, die uns hier intereſſirt. Bohrmaſchine und Motor ſind auf getrennten Wagengeſtellen angebracht. Der Bohrer iſt an einer Muffe, die auf einer Säule auf- und abwärts geſchoben werden kann, drehbar befeſtigt, damit dem Bohrer jede erforderliche Höhe und Richtung gegeben werden kann. Die Feſtſtellung der Tragfäule erfolgt durch eine oben angebrachte Schraube, die ſich durch Herausdrehen gegen den Firſt des Stollens preßt. Der Bohrkopf erhält ſeine rotirende Bewegung durch einen Rollen- mechanismus, der in einer am entgegen- geſetzten Ende der Bohrmaſchine angebrach- ten Büchſe eingeſchloſſen iſt; die Einrich- tung der letzteren kann aus der Fig. 616 erſehen werden. Das Triebſeil a a' iſt nicht direct über die Rolle e geführt, welche den Bohrer in Rotation verſetzt, [Abbildung Fig. 616. Taverdon’s Geſteinsbohrer.] ſondern muß die Schnurſcheiben b b' paſſiren. Dieſe Anordnung ermöglicht ein Drehen der Bohrmaſchine, ohne das Triebſeil in Unordnung zu bringen. Als Motor oder ſecundäre Maſchine wird eine Gramme’ſche Maſchine (S. 372) verwendet, von deren Riemenſcheibe aus das Triebſeil über eine Rolle mit horizontaler Axe (zum Betriebe der Waſſerpumpe) und eine verſtellbare Rolle zur Bohrmaſchine läuft. Auf dem Wagengeſtelle der ſecundären Maſchine iſt auch ein Windkeſſel nach Art derjenigen bei Feuerſpritzen befeſtigt, durch welchen Waſſer unter Druck dem Bohrer zugeführt wird. Der in das Bohrloch eingeleitete Waſſerſtrahl hat den Zweck, den Bohrſand im Maße ſeines Entſtehens aus dem Bohrloche zu entfernen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/873
Zitationshilfe: Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 859. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/873>, abgerufen am 23.11.2024.