wendet man gegenwärtig bei den Rotationsmaschinen fast nur Diamantbohrer an, weil Bohrer mit Bohrköpfen aus Stahl nicht leistungsfähig genug sind. So besteht z. B. Leschot's Bohrkopf aus einer eisernen cylindrischen Hülse, deren vorderes Ende acht schwarze Diamanten trägt, von welchen vier an der Innen- und vier an der Außenseite befestigt sind. Die Befestigung selbst, durch eine einfache Fassung hergestellt, ließ jedoch viel zu wünschen übrig und führte häufig zu einem Aus- brechen der Steine. Statt die Steine, wie es bei dieser Art der Befestigung nicht anders sein kann, nur an einzelnen Stellen zu fassen, befestigt Taverdon dieselben durch Löthung. Da aber die Diamanten nicht direct verlöthet werden können, versieht sie Taverdon auf galvanoplastischem Wege mit einer ganz dünnen Kupferschichte, welche dann ein Verlöthen gestattet. An jenen Stellen, mit welchen der Diamant arbeitet, reibt sich die dünne Kupferschichte natürlich sofort von selbst ab. Der Betrieb des Bohrers erfolgt auf elektrischem Wege, wie es die Fig. 615 (nach "La lumiere electrique") zeigt, oder auch durch com- primirte Luft, Dampf oder Wasser unter Druck. Die ersterwähnte Betriebsart ist es, die uns hier interessirt. Bohrmaschine und Motor sind auf getrennten Wagengestellen angebracht. Der Bohrer ist an einer Muffe, die auf einer Säule auf- und abwärts geschoben werden kann, drehbar befestigt, damit dem Bohrer jede erforderliche Höhe und Richtung gegeben werden kann. Die Feststellung der Tragfäule erfolgt durch eine oben angebrachte Schraube, die sich durch Herausdrehen gegen den First des Stollens preßt. Der Bohrkopf erhält seine rotirende Bewegung durch einen Rollen- mechanismus, der in einer am entgegen- gesetzten Ende der Bohrmaschine angebrach- ten Büchse eingeschlossen ist; die Einrich- tung der letzteren kann aus der Fig. 616 ersehen werden. Das Triebseil a a' ist nicht direct über die Rolle e geführt, welche den Bohrer in Rotation versetzt,
[Abbildung]
Fig. 616.
Taverdon's Gesteinsbohrer.
sondern muß die Schnurscheiben b b' passiren. Diese Anordnung ermöglicht ein Drehen der Bohrmaschine, ohne das Triebseil in Unordnung zu bringen. Als Motor oder secundäre Maschine wird eine Gramme'sche Maschine (S. 372) verwendet, von deren Riemenscheibe aus das Triebseil über eine Rolle mit horizontaler Axe (zum Betriebe der Wasserpumpe) und eine verstellbare Rolle zur Bohrmaschine läuft. Auf dem Wagengestelle der secundären Maschine ist auch ein Windkessel nach Art derjenigen bei Feuerspritzen befestigt, durch welchen Wasser unter Druck dem Bohrer zugeführt wird. Der in das Bohrloch eingeleitete Wasserstrahl hat den Zweck, den Bohrsand im Maße seines Entstehens aus dem Bohrloche zu entfernen.
wendet man gegenwärtig bei den Rotationsmaſchinen faſt nur Diamantbohrer an, weil Bohrer mit Bohrköpfen aus Stahl nicht leiſtungsfähig genug ſind. So beſteht z. B. Leſchot’s Bohrkopf aus einer eiſernen cylindriſchen Hülſe, deren vorderes Ende acht ſchwarze Diamanten trägt, von welchen vier an der Innen- und vier an der Außenſeite befeſtigt ſind. Die Befeſtigung ſelbſt, durch eine einfache Faſſung hergeſtellt, ließ jedoch viel zu wünſchen übrig und führte häufig zu einem Aus- brechen der Steine. Statt die Steine, wie es bei dieſer Art der Befeſtigung nicht anders ſein kann, nur an einzelnen Stellen zu faſſen, befeſtigt Taverdon dieſelben durch Löthung. Da aber die Diamanten nicht direct verlöthet werden können, verſieht ſie Taverdon auf galvanoplaſtiſchem Wege mit einer ganz dünnen Kupferſchichte, welche dann ein Verlöthen geſtattet. An jenen Stellen, mit welchen der Diamant arbeitet, reibt ſich die dünne Kupferſchichte natürlich ſofort von ſelbſt ab. Der Betrieb des Bohrers erfolgt auf elektriſchem Wege, wie es die Fig. 615 (nach „La lumière électrique”) zeigt, oder auch durch com- primirte Luft, Dampf oder Waſſer unter Druck. Die erſterwähnte Betriebsart iſt es, die uns hier intereſſirt. Bohrmaſchine und Motor ſind auf getrennten Wagengeſtellen angebracht. Der Bohrer iſt an einer Muffe, die auf einer Säule auf- und abwärts geſchoben werden kann, drehbar befeſtigt, damit dem Bohrer jede erforderliche Höhe und Richtung gegeben werden kann. Die Feſtſtellung der Tragfäule erfolgt durch eine oben angebrachte Schraube, die ſich durch Herausdrehen gegen den Firſt des Stollens preßt. Der Bohrkopf erhält ſeine rotirende Bewegung durch einen Rollen- mechanismus, der in einer am entgegen- geſetzten Ende der Bohrmaſchine angebrach- ten Büchſe eingeſchloſſen iſt; die Einrich- tung der letzteren kann aus der Fig. 616 erſehen werden. Das Triebſeil a a' iſt nicht direct über die Rolle e geführt, welche den Bohrer in Rotation verſetzt,
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Fig. 616.
Taverdon’s Geſteinsbohrer.
ſondern muß die Schnurſcheiben b b' paſſiren. Dieſe Anordnung ermöglicht ein Drehen der Bohrmaſchine, ohne das Triebſeil in Unordnung zu bringen. Als Motor oder ſecundäre Maſchine wird eine Gramme’ſche Maſchine (S. 372) verwendet, von deren Riemenſcheibe aus das Triebſeil über eine Rolle mit horizontaler Axe (zum Betriebe der Waſſerpumpe) und eine verſtellbare Rolle zur Bohrmaſchine läuft. Auf dem Wagengeſtelle der ſecundären Maſchine iſt auch ein Windkeſſel nach Art derjenigen bei Feuerſpritzen befeſtigt, durch welchen Waſſer unter Druck dem Bohrer zugeführt wird. Der in das Bohrloch eingeleitete Waſſerſtrahl hat den Zweck, den Bohrſand im Maße ſeines Entſtehens aus dem Bohrloche zu entfernen.
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wendet man gegenwärtig bei den Rotationsmaſchinen faſt nur Diamantbohrer an,
weil Bohrer mit Bohrköpfen aus Stahl nicht leiſtungsfähig genug ſind. So beſteht
z. B. Leſchot’s Bohrkopf aus einer eiſernen cylindriſchen Hülſe, deren vorderes
Ende acht ſchwarze Diamanten trägt, von welchen vier an der Innen- und vier
an der Außenſeite befeſtigt ſind. Die Befeſtigung ſelbſt, durch eine einfache Faſſung
hergeſtellt, ließ jedoch viel zu wünſchen übrig und führte häufig zu einem Aus-
brechen der Steine. Statt die Steine, wie es bei dieſer Art der Befeſtigung nicht
anders ſein kann, nur an einzelnen Stellen zu faſſen, befeſtigt Taverdon dieſelben
durch Löthung. Da aber die Diamanten nicht direct verlöthet werden können, verſieht
ſie Taverdon auf galvanoplaſtiſchem Wege mit einer ganz dünnen Kupferſchichte,
welche dann ein Verlöthen geſtattet. An
jenen Stellen, mit welchen der Diamant
arbeitet, reibt ſich die dünne Kupferſchichte
natürlich ſofort von ſelbſt ab. Der Betrieb
des Bohrers erfolgt auf elektriſchem Wege,
wie es die Fig. 615 (nach „La lumière
électrique”) zeigt, oder auch durch com-
primirte Luft, Dampf oder Waſſer unter
Druck. Die erſterwähnte Betriebsart iſt es,
die uns hier intereſſirt. Bohrmaſchine und
Motor ſind auf getrennten Wagengeſtellen
angebracht. Der Bohrer iſt an einer Muffe,
die auf einer Säule auf- und abwärts
geſchoben werden kann, drehbar befeſtigt,
damit dem Bohrer jede erforderliche Höhe
und Richtung gegeben werden kann. Die
Feſtſtellung der Tragfäule erfolgt durch
eine oben angebrachte Schraube, die ſich
durch Herausdrehen gegen den Firſt des
Stollens preßt. Der Bohrkopf erhält ſeine
rotirende Bewegung durch einen Rollen-
mechanismus, der in einer am entgegen-
geſetzten Ende der Bohrmaſchine angebrach-
ten Büchſe eingeſchloſſen iſt; die Einrich-
tung der letzteren kann aus der Fig. 616
erſehen werden. Das Triebſeil a a' iſt
nicht direct über die Rolle e geführt,
welche den Bohrer in Rotation verſetzt,
[Abbildung Fig. 616.
Taverdon’s Geſteinsbohrer.]
ſondern muß die Schnurſcheiben b b' paſſiren. Dieſe Anordnung ermöglicht ein
Drehen der Bohrmaſchine, ohne das Triebſeil in Unordnung zu bringen. Als Motor
oder ſecundäre Maſchine wird eine Gramme’ſche Maſchine (S. 372) verwendet,
von deren Riemenſcheibe aus das Triebſeil über eine Rolle mit horizontaler Axe
(zum Betriebe der Waſſerpumpe) und eine verſtellbare Rolle zur Bohrmaſchine
läuft. Auf dem Wagengeſtelle der ſecundären Maſchine iſt auch ein Windkeſſel
nach Art derjenigen bei Feuerſpritzen befeſtigt, durch welchen Waſſer unter Druck
dem Bohrer zugeführt wird. Der in das Bohrloch eingeleitete Waſſerſtrahl hat
den Zweck, den Bohrſand im Maße ſeines Entſtehens aus dem Bohrloche zu
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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 859. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/873>, abgerufen am 23.11.2024.
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