Die Wagen, primären und secundären Maschinen sind ebenso construirt wie jene der Bahn zu Lichterfelde. Zum Betriebe der Maschinen stehen zwei 12pferdige Locomobile und eine eventuell 120pferdige feststehende Locomotive zu Gebote.
Eine äußerst interessante Anlage bildet die elektrische Bahn von Portrush in Irland, weil sie ein Beispiel der Verwerthung von Naturkräften durch elektrische Ueber- tragung der Kraft darbietet. Die Bahn hat eine Länge von 9600 Meter, theilweise erhebliche Steigungen und scharfe Curven. Wir wollen jedoch auf die Beschreibung der Bahn selbst nicht näher eingehen, sondern nur die Anlage der Betriebsmaschinen näher in's Auge fassen. Fig. 613 (nach "La lumiere electrique" 1883) läßt die Gesammtanordnung erkennen. Die primären Maschinen (dynamo-elektrische von Siemens) erhalten ihren Antrieb durch zwei Alcott-Turbinen, deren jede bei normaler Tourenzahl (225 T.) 50 Pferdekräfte entwickelt. Man verwendet hierzu den Wasserfall des Bush-Flusses, welcher etwa 1 Kilometer von der Bahnstation entfernt ist. Der 7·9 Meter hohe Fall wurde gefaßt und das Wasser fließt in einem hölzernen Aquäduct von 2·7 Meter Breite zu den Turbinen, welche durch eiserne Fall- rohre von 1·05 Meter Durchmesser mit der Wasserleitung verbunden sind. Die Geschwindig- keit der Turbinen wird durch einen, dem Watt'schen ähnlichen Regulator (mit zwei Schwung- kugeln) automatisch constant erhalten; es ist jedoch auch möglich, die Regulirung vom Maschinen- hause aus vorzunehmen. Die Turbinenwellen tragen an ihren oberen Enden Zahnräder, welche in die Zahnräder der horizontalen Wellen, zu denen sie rechtwinkelig stehen, eingreifen, und zwar das eine Rad von der rechten, das andere von der linken Seite. Die zwei Zahn- räder an den entgegengesetzten Enden der horizontalen Wellen setzen gemeinschaftlich ein drittes Rad in Bewegung, auf dessen Welle die Riemenscheibe im Innern des Maschinenhauses auf- gekeilt ist, welche den Antrieb der dynamo-elektrischen Maschine vermittelt. In der Mitte der horizontalen Wellen ist auf jeder derselben zwischen den Zahnrädern eine Kuppelung angebracht, welche gestattet, die zu beiden Seiten jeder Kuppelung befindlichen Axenstücke miteinander zu verbinden oder voneinander zu trennen und so ein Leerlaufen der Turbinen zu veranlassen oder den Betrieb der elektrischen Maschine zu bewirken.
Wir haben also hierin thatsächlich eine praktisch durchgeführte Verwerthung der Kraft eines Wasserfalles zum Betriebe einer elektrischen Bahn. Die Anlage ist überdies eine ein- fache. Sie dürfte jedoch in Folge der vielen Arbeiten im Felsen eine verhältnißmäßig kost- spielige sein.
Eine hervorragende Bedeutung wird die elektrische Uebertragung der Kraft im Berg- und Hüttenwesen, sowie auch im Tunnelbau in kurzer Zeit gewinnen. Elektrische Bahnen, wie sie gegenwärtig bereits in verschiedenen Bauen eingeführt sind, bilden nicht die einzige Anwendung. Die Wetterführung, Förderung, Wasser- haltung, das Betreiben von Bohrmaschinen u. s. w., Alles erfordert Kraft, und zwar tief unter der Erde in engen, oft schwer ventilirbaren Räumen. Maschinen, die Rauch erzeugen oder großen Raum beanspruchen, sind in der Regel unverwendbar. Man muß sich daher häufig der mechanischen Uebertragung der Kraft eines Motors bedienen, welcher oftmals in bedeutender Entfernung von der Arbeitsstelle betrieben wird; hierzu dienen Seiltransmissionen, pneumatische Röhrenleitungen u. dgl. Die Ausführung dieser stößt in den sich oft mannigfach verzweigenden Gängen nicht selten auf sehr bedeutende Schwierigkeiten und kann sogar dazu zwingen, daß man das Weitervorgehen in die Tiefe aufgeben muß. Ferner ist, abgesehen von der Kostspieligkeit derartiger Anlagen, die Kraftausbeute an Ort (d. h. an der Arbeits- stelle) so gering, daß die Arbeitskosten kaum die Gewinnung der Erze lohnen oder sogar sich so weit erhöhen, daß aus diesem Grunde die Erzgewinnung aufgegeben werden muß.
Hier ist nun die elektrische Uebertragung der Kraft bereits gegenwärtig im Stande, Abhilfe zu schaffen. Die elektrische Uebertragung gewährt den Vortheil, daß nicht nur außerhalb des Bergbaues stehende Dampfmaschinen, sondern auch Naturkräfte, wie z. B. Wassergefälle, die ja gerade an solchen Orten häufig zur Verfügung stehen, zur Arbeitsleistung im Bergbaue herangezogen werden können. Die Aufstellung der secundären Maschine im Baue stößt auf keine besonderen
Die Wagen, primären und ſecundären Maſchinen ſind ebenſo conſtruirt wie jene der Bahn zu Lichterfelde. Zum Betriebe der Maſchinen ſtehen zwei 12pferdige Locomobile und eine eventuell 120pferdige feſtſtehende Locomotive zu Gebote.
Eine äußerſt intereſſante Anlage bildet die elektriſche Bahn von Portruſh in Irland, weil ſie ein Beiſpiel der Verwerthung von Naturkräften durch elektriſche Ueber- tragung der Kraft darbietet. Die Bahn hat eine Länge von 9600 Meter, theilweiſe erhebliche Steigungen und ſcharfe Curven. Wir wollen jedoch auf die Beſchreibung der Bahn ſelbſt nicht näher eingehen, ſondern nur die Anlage der Betriebsmaſchinen näher in’s Auge faſſen. Fig. 613 (nach „La lumière électrique” 1883) läßt die Geſammtanordnung erkennen. Die primären Maſchinen (dynamo-elektriſche von Siemens) erhalten ihren Antrieb durch zwei Alcott-Turbinen, deren jede bei normaler Tourenzahl (225 T.) 50 Pferdekräfte entwickelt. Man verwendet hierzu den Waſſerfall des Buſh-Fluſſes, welcher etwa 1 Kilometer von der Bahnſtation entfernt iſt. Der 7·9 Meter hohe Fall wurde gefaßt und das Waſſer fließt in einem hölzernen Aquäduct von 2·7 Meter Breite zu den Turbinen, welche durch eiſerne Fall- rohre von 1·05 Meter Durchmeſſer mit der Waſſerleitung verbunden ſind. Die Geſchwindig- keit der Turbinen wird durch einen, dem Watt’ſchen ähnlichen Regulator (mit zwei Schwung- kugeln) automatiſch conſtant erhalten; es iſt jedoch auch möglich, die Regulirung vom Maſchinen- hauſe aus vorzunehmen. Die Turbinenwellen tragen an ihren oberen Enden Zahnräder, welche in die Zahnräder der horizontalen Wellen, zu denen ſie rechtwinkelig ſtehen, eingreifen, und zwar das eine Rad von der rechten, das andere von der linken Seite. Die zwei Zahn- räder an den entgegengeſetzten Enden der horizontalen Wellen ſetzen gemeinſchaftlich ein drittes Rad in Bewegung, auf deſſen Welle die Riemenſcheibe im Innern des Maſchinenhauſes auf- gekeilt iſt, welche den Antrieb der dynamo-elektriſchen Maſchine vermittelt. In der Mitte der horizontalen Wellen iſt auf jeder derſelben zwiſchen den Zahnrädern eine Kuppelung angebracht, welche geſtattet, die zu beiden Seiten jeder Kuppelung befindlichen Axenſtücke miteinander zu verbinden oder voneinander zu trennen und ſo ein Leerlaufen der Turbinen zu veranlaſſen oder den Betrieb der elektriſchen Maſchine zu bewirken.
Wir haben alſo hierin thatſächlich eine praktiſch durchgeführte Verwerthung der Kraft eines Waſſerfalles zum Betriebe einer elektriſchen Bahn. Die Anlage iſt überdies eine ein- fache. Sie dürfte jedoch in Folge der vielen Arbeiten im Felſen eine verhältnißmäßig koſt- ſpielige ſein.
Eine hervorragende Bedeutung wird die elektriſche Uebertragung der Kraft im Berg- und Hüttenweſen, ſowie auch im Tunnelbau in kurzer Zeit gewinnen. Elektriſche Bahnen, wie ſie gegenwärtig bereits in verſchiedenen Bauen eingeführt ſind, bilden nicht die einzige Anwendung. Die Wetterführung, Förderung, Waſſer- haltung, das Betreiben von Bohrmaſchinen u. ſ. w., Alles erfordert Kraft, und zwar tief unter der Erde in engen, oft ſchwer ventilirbaren Räumen. Maſchinen, die Rauch erzeugen oder großen Raum beanſpruchen, ſind in der Regel unverwendbar. Man muß ſich daher häufig der mechaniſchen Uebertragung der Kraft eines Motors bedienen, welcher oftmals in bedeutender Entfernung von der Arbeitsſtelle betrieben wird; hierzu dienen Seiltransmiſſionen, pneumatiſche Röhrenleitungen u. dgl. Die Ausführung dieſer ſtößt in den ſich oft mannigfach verzweigenden Gängen nicht ſelten auf ſehr bedeutende Schwierigkeiten und kann ſogar dazu zwingen, daß man das Weitervorgehen in die Tiefe aufgeben muß. Ferner iſt, abgeſehen von der Koſtſpieligkeit derartiger Anlagen, die Kraftausbeute an Ort (d. h. an der Arbeits- ſtelle) ſo gering, daß die Arbeitskoſten kaum die Gewinnung der Erze lohnen oder ſogar ſich ſo weit erhöhen, daß aus dieſem Grunde die Erzgewinnung aufgegeben werden muß.
Hier iſt nun die elektriſche Uebertragung der Kraft bereits gegenwärtig im Stande, Abhilfe zu ſchaffen. Die elektriſche Uebertragung gewährt den Vortheil, daß nicht nur außerhalb des Bergbaues ſtehende Dampfmaſchinen, ſondern auch Naturkräfte, wie z. B. Waſſergefälle, die ja gerade an ſolchen Orten häufig zur Verfügung ſtehen, zur Arbeitsleiſtung im Bergbaue herangezogen werden können. Die Aufſtellung der ſecundären Maſchine im Baue ſtößt auf keine beſonderen
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Die Wagen, primären und ſecundären Maſchinen ſind ebenſo conſtruirt wie jene der
Bahn zu Lichterfelde. Zum Betriebe der Maſchinen ſtehen zwei 12pferdige Locomobile und
eine eventuell 120pferdige feſtſtehende Locomotive zu Gebote.
Eine äußerſt intereſſante Anlage bildet die elektriſche Bahn von Portruſh in
Irland, weil ſie ein Beiſpiel der Verwerthung von Naturkräften durch elektriſche Ueber-
tragung der Kraft darbietet. Die Bahn hat eine Länge von 9600 Meter, theilweiſe erhebliche
Steigungen und ſcharfe Curven. Wir wollen jedoch auf die Beſchreibung der Bahn ſelbſt
nicht näher eingehen, ſondern nur die Anlage der Betriebsmaſchinen näher in’s Auge faſſen.
Fig. 613 (nach „La lumière électrique” 1883) läßt die Geſammtanordnung erkennen. Die
primären Maſchinen (dynamo-elektriſche von Siemens) erhalten ihren Antrieb durch zwei
Alcott-Turbinen, deren jede bei normaler Tourenzahl (225 T.) 50 Pferdekräfte entwickelt.
Man verwendet hierzu den Waſſerfall des Buſh-Fluſſes, welcher etwa 1 Kilometer von der
Bahnſtation entfernt iſt. Der 7·9 Meter hohe Fall wurde gefaßt und das Waſſer fließt in
einem hölzernen Aquäduct von 2·7 Meter Breite zu den Turbinen, welche durch eiſerne Fall-
rohre von 1·05 Meter Durchmeſſer mit der Waſſerleitung verbunden ſind. Die Geſchwindig-
keit der Turbinen wird durch einen, dem Watt’ſchen ähnlichen Regulator (mit zwei Schwung-
kugeln) automatiſch conſtant erhalten; es iſt jedoch auch möglich, die Regulirung vom Maſchinen-
hauſe aus vorzunehmen. Die Turbinenwellen tragen an ihren oberen Enden Zahnräder,
welche in die Zahnräder der horizontalen Wellen, zu denen ſie rechtwinkelig ſtehen, eingreifen,
und zwar das eine Rad von der rechten, das andere von der linken Seite. Die zwei Zahn-
räder an den entgegengeſetzten Enden der horizontalen Wellen ſetzen gemeinſchaftlich ein drittes
Rad in Bewegung, auf deſſen Welle die Riemenſcheibe im Innern des Maſchinenhauſes auf-
gekeilt iſt, welche den Antrieb der dynamo-elektriſchen Maſchine vermittelt. In der Mitte der
horizontalen Wellen iſt auf jeder derſelben zwiſchen den Zahnrädern eine Kuppelung angebracht,
welche geſtattet, die zu beiden Seiten jeder Kuppelung befindlichen Axenſtücke miteinander zu
verbinden oder voneinander zu trennen und ſo ein Leerlaufen der Turbinen zu veranlaſſen
oder den Betrieb der elektriſchen Maſchine zu bewirken.
Wir haben alſo hierin thatſächlich eine praktiſch durchgeführte Verwerthung der Kraft
eines Waſſerfalles zum Betriebe einer elektriſchen Bahn. Die Anlage iſt überdies eine ein-
fache. Sie dürfte jedoch in Folge der vielen Arbeiten im Felſen eine verhältnißmäßig koſt-
ſpielige ſein.
Eine hervorragende Bedeutung wird die elektriſche Uebertragung der Kraft
im Berg- und Hüttenweſen, ſowie auch im Tunnelbau in kurzer Zeit gewinnen.
Elektriſche Bahnen, wie ſie gegenwärtig bereits in verſchiedenen Bauen eingeführt
ſind, bilden nicht die einzige Anwendung. Die Wetterführung, Förderung, Waſſer-
haltung, das Betreiben von Bohrmaſchinen u. ſ. w., Alles erfordert Kraft, und zwar
tief unter der Erde in engen, oft ſchwer ventilirbaren Räumen. Maſchinen, die
Rauch erzeugen oder großen Raum beanſpruchen, ſind in der Regel unverwendbar.
Man muß ſich daher häufig der mechaniſchen Uebertragung der Kraft eines Motors
bedienen, welcher oftmals in bedeutender Entfernung von der Arbeitsſtelle betrieben
wird; hierzu dienen Seiltransmiſſionen, pneumatiſche Röhrenleitungen u. dgl. Die
Ausführung dieſer ſtößt in den ſich oft mannigfach verzweigenden Gängen nicht
ſelten auf ſehr bedeutende Schwierigkeiten und kann ſogar dazu zwingen, daß man
das Weitervorgehen in die Tiefe aufgeben muß. Ferner iſt, abgeſehen von der
Koſtſpieligkeit derartiger Anlagen, die Kraftausbeute an Ort (d. h. an der Arbeits-
ſtelle) ſo gering, daß die Arbeitskoſten kaum die Gewinnung der Erze lohnen oder
ſogar ſich ſo weit erhöhen, daß aus dieſem Grunde die Erzgewinnung aufgegeben
werden muß.
Hier iſt nun die elektriſche Uebertragung der Kraft bereits gegenwärtig im
Stande, Abhilfe zu ſchaffen. Die elektriſche Uebertragung gewährt den Vortheil,
daß nicht nur außerhalb des Bergbaues ſtehende Dampfmaſchinen, ſondern auch
Naturkräfte, wie z. B. Waſſergefälle, die ja gerade an ſolchen Orten häufig zur
Verfügung ſtehen, zur Arbeitsleiſtung im Bergbaue herangezogen werden können.
Die Aufſtellung der ſecundären Maſchine im Baue ſtößt auf keine beſonderen
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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 853. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/867>, abgerufen am 23.11.2024.
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