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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885.

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von der Tourenzahl der Armatur (vergl. auch Seite 446 u. f.). Wir wollen
nun das Verhalten zweier vollkommen gleicher, dynamo-elektrischer Maschinen, die
miteinander in der durch Fig. 601 angedeuteten Art verbunden sind, betrachten,
wenn einerseits die Tourenzahl der primären Maschine und andererseits die Arbeits-
leistung der secundären Maschine verschiedene Werthe erhält.

Lassen wir zunächst die primäre Maschine mit einer bestimmten Tourenzahl,
z. B. 1000 Umdrehungen pro Minute rotiren. Ein in den Stromkreis eingeschaltetes
Galvanometer wird uns dann erkennen lassen, daß die primäre Maschine Ströme
entwickelt, deren Stärke in der bei dynamo-elektrischen Maschinen stets eintretenden
Weise rasch zunimmt. Die Ströme gelangen in die secundäre Maschine und versetzen
diese, wie oben erörtert, in Rotation. Im selben Momente aber, als sich die secundäre
Maschine zu bewegen beginnt, muß sie auch, wie gleichfalls oben erörtert, Ströme
erzeugen, die in demselben Maße an Stärke zunehmen werden, als die Rotations-
geschwindigkeit zunimmt. In der That zeigt auch das Galvanometer, von demselben
Momente an, in welchem sich die secundäre Maschine in Bewegung setzt, eine
ständige Abnahme der Stärke der von der primären Maschine erregten Ströme.
Da die Umdrehungsgeschwindigkeit der secundären Maschine in demselben Maße
wachsen muß, als die Stromstärke der primären Maschine zunimmt, so wird erstere
ihr Maximum erreicht haben, sobald die primäre Maschine die der fixirten Touren-
zahl entsprechende Stromstärke erlangt hat. Da wir angenommen haben, daß die
secundäre Maschine gar keine Arbeit leistet (die kleine Arbeit, welche zur Ueber-
windung der Reibungswiderstände geleistet wird, kann hier vernachlässigt werden),
so wird offenbar die Rotationsgeschwindigkeit der secundären Maschine so lange
zunehmen, als die Stromstärke der primären Maschine größer ist als jene des
Gegenstromes aus der secundären Maschine. Da nun aber beide Maschinen einander
vollkommen gleich sind, so muß die secundäre Maschine dann Ströme ebensolcher
Stärke entwickeln als die primäre, wenn sie gleich schnell rotirt. Dieser Zustand,
bei welchem dann die Galvanometernadel auf Null weist, tritt bei der angegebenen
Verbindung der Maschinen auch wirklich sehr rasch ein.*) Dieser Fall ist gleich
jenem, in welchem eine dynamo-elektrische Maschine mit offenem Stromkreise läuft.
Sie verbraucht keine Arbeit (von jener zur Ueberwindung der Reibungswiderstände
abgesehen), was auch an dem sie bewegenden Motor, z. B. der Dampfmaschine, zu
sehen ist, ebenso wie auch die secundäre Maschine keine Arbeit verbraucht.

Betrachten wir nun den entgegengesetzten Fall: Die secundäre Maschine soll
eine sehr bedeutende Arbeit leisten oder, um gleich den ganz entgegengesetzten Fall zu
haben, wir halten den Ring der secundären Maschine fest, verhindern also gewaltsam
seine Rotation. In diesem Falle kann die secundäre Maschine natürlich keinen
Gegenstrom erzeugen, sondern bildet vielmehr einfach einen Schließungsbogen von
geringem Widerstande für die primäre Maschine. Wir wissen von früher her (Seite
417), daß in diesem Falle, nämlich bei nahezu kurzem Schlusse der Maschine, die
Stromstärke außerordentlich rasch zunimmt, während wir an der Dampfmaschine
gleichzeitig eine bedeutende Arbeitsleistung beobachten können. Und wohin kommt
diese Arbeitsleistung? Sie tritt in den beiden Maschinen als Wärme auf, so zwar,
daß man das Experiment in kürzester Zeit unterbrechen muß, wenn man nicht die
Maschinen zerstören will.

*) Bei der experimentellen Durchführung wegen Ueberwindung der Reibungswider-
stände etc. natürlich nur annähernd.

von der Tourenzahl der Armatur (vergl. auch Seite 446 u. f.). Wir wollen
nun das Verhalten zweier vollkommen gleicher, dynamo-elektriſcher Maſchinen, die
miteinander in der durch Fig. 601 angedeuteten Art verbunden ſind, betrachten,
wenn einerſeits die Tourenzahl der primären Maſchine und andererſeits die Arbeits-
leiſtung der ſecundären Maſchine verſchiedene Werthe erhält.

Laſſen wir zunächſt die primäre Maſchine mit einer beſtimmten Tourenzahl,
z. B. 1000 Umdrehungen pro Minute rotiren. Ein in den Stromkreis eingeſchaltetes
Galvanometer wird uns dann erkennen laſſen, daß die primäre Maſchine Ströme
entwickelt, deren Stärke in der bei dynamo-elektriſchen Maſchinen ſtets eintretenden
Weiſe raſch zunimmt. Die Ströme gelangen in die ſecundäre Maſchine und verſetzen
dieſe, wie oben erörtert, in Rotation. Im ſelben Momente aber, als ſich die ſecundäre
Maſchine zu bewegen beginnt, muß ſie auch, wie gleichfalls oben erörtert, Ströme
erzeugen, die in demſelben Maße an Stärke zunehmen werden, als die Rotations-
geſchwindigkeit zunimmt. In der That zeigt auch das Galvanometer, von demſelben
Momente an, in welchem ſich die ſecundäre Maſchine in Bewegung ſetzt, eine
ſtändige Abnahme der Stärke der von der primären Maſchine erregten Ströme.
Da die Umdrehungsgeſchwindigkeit der ſecundären Maſchine in demſelben Maße
wachſen muß, als die Stromſtärke der primären Maſchine zunimmt, ſo wird erſtere
ihr Maximum erreicht haben, ſobald die primäre Maſchine die der fixirten Touren-
zahl entſprechende Stromſtärke erlangt hat. Da wir angenommen haben, daß die
ſecundäre Maſchine gar keine Arbeit leiſtet (die kleine Arbeit, welche zur Ueber-
windung der Reibungswiderſtände geleiſtet wird, kann hier vernachläſſigt werden),
ſo wird offenbar die Rotationsgeſchwindigkeit der ſecundären Maſchine ſo lange
zunehmen, als die Stromſtärke der primären Maſchine größer iſt als jene des
Gegenſtromes aus der ſecundären Maſchine. Da nun aber beide Maſchinen einander
vollkommen gleich ſind, ſo muß die ſecundäre Maſchine dann Ströme ebenſolcher
Stärke entwickeln als die primäre, wenn ſie gleich ſchnell rotirt. Dieſer Zuſtand,
bei welchem dann die Galvanometernadel auf Null weiſt, tritt bei der angegebenen
Verbindung der Maſchinen auch wirklich ſehr raſch ein.*) Dieſer Fall iſt gleich
jenem, in welchem eine dynamo-elektriſche Maſchine mit offenem Stromkreiſe läuft.
Sie verbraucht keine Arbeit (von jener zur Ueberwindung der Reibungswiderſtände
abgeſehen), was auch an dem ſie bewegenden Motor, z. B. der Dampfmaſchine, zu
ſehen iſt, ebenſo wie auch die ſecundäre Maſchine keine Arbeit verbraucht.

Betrachten wir nun den entgegengeſetzten Fall: Die ſecundäre Maſchine ſoll
eine ſehr bedeutende Arbeit leiſten oder, um gleich den ganz entgegengeſetzten Fall zu
haben, wir halten den Ring der ſecundären Maſchine feſt, verhindern alſo gewaltſam
ſeine Rotation. In dieſem Falle kann die ſecundäre Maſchine natürlich keinen
Gegenſtrom erzeugen, ſondern bildet vielmehr einfach einen Schließungsbogen von
geringem Widerſtande für die primäre Maſchine. Wir wiſſen von früher her (Seite
417), daß in dieſem Falle, nämlich bei nahezu kurzem Schluſſe der Maſchine, die
Stromſtärke außerordentlich raſch zunimmt, während wir an der Dampfmaſchine
gleichzeitig eine bedeutende Arbeitsleiſtung beobachten können. Und wohin kommt
dieſe Arbeitsleiſtung? Sie tritt in den beiden Maſchinen als Wärme auf, ſo zwar,
daß man das Experiment in kürzeſter Zeit unterbrechen muß, wenn man nicht die
Maſchinen zerſtören will.

*) Bei der experimentellen Durchführung wegen Ueberwindung der Reibungswider-
ſtände ꝛc. natürlich nur annähernd.
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[839/0853] von der Tourenzahl der Armatur (vergl. auch Seite 446 u. f.). Wir wollen nun das Verhalten zweier vollkommen gleicher, dynamo-elektriſcher Maſchinen, die miteinander in der durch Fig. 601 angedeuteten Art verbunden ſind, betrachten, wenn einerſeits die Tourenzahl der primären Maſchine und andererſeits die Arbeits- leiſtung der ſecundären Maſchine verſchiedene Werthe erhält. Laſſen wir zunächſt die primäre Maſchine mit einer beſtimmten Tourenzahl, z. B. 1000 Umdrehungen pro Minute rotiren. Ein in den Stromkreis eingeſchaltetes Galvanometer wird uns dann erkennen laſſen, daß die primäre Maſchine Ströme entwickelt, deren Stärke in der bei dynamo-elektriſchen Maſchinen ſtets eintretenden Weiſe raſch zunimmt. Die Ströme gelangen in die ſecundäre Maſchine und verſetzen dieſe, wie oben erörtert, in Rotation. Im ſelben Momente aber, als ſich die ſecundäre Maſchine zu bewegen beginnt, muß ſie auch, wie gleichfalls oben erörtert, Ströme erzeugen, die in demſelben Maße an Stärke zunehmen werden, als die Rotations- geſchwindigkeit zunimmt. In der That zeigt auch das Galvanometer, von demſelben Momente an, in welchem ſich die ſecundäre Maſchine in Bewegung ſetzt, eine ſtändige Abnahme der Stärke der von der primären Maſchine erregten Ströme. Da die Umdrehungsgeſchwindigkeit der ſecundären Maſchine in demſelben Maße wachſen muß, als die Stromſtärke der primären Maſchine zunimmt, ſo wird erſtere ihr Maximum erreicht haben, ſobald die primäre Maſchine die der fixirten Touren- zahl entſprechende Stromſtärke erlangt hat. Da wir angenommen haben, daß die ſecundäre Maſchine gar keine Arbeit leiſtet (die kleine Arbeit, welche zur Ueber- windung der Reibungswiderſtände geleiſtet wird, kann hier vernachläſſigt werden), ſo wird offenbar die Rotationsgeſchwindigkeit der ſecundären Maſchine ſo lange zunehmen, als die Stromſtärke der primären Maſchine größer iſt als jene des Gegenſtromes aus der ſecundären Maſchine. Da nun aber beide Maſchinen einander vollkommen gleich ſind, ſo muß die ſecundäre Maſchine dann Ströme ebenſolcher Stärke entwickeln als die primäre, wenn ſie gleich ſchnell rotirt. Dieſer Zuſtand, bei welchem dann die Galvanometernadel auf Null weiſt, tritt bei der angegebenen Verbindung der Maſchinen auch wirklich ſehr raſch ein. *) Dieſer Fall iſt gleich jenem, in welchem eine dynamo-elektriſche Maſchine mit offenem Stromkreiſe läuft. Sie verbraucht keine Arbeit (von jener zur Ueberwindung der Reibungswiderſtände abgeſehen), was auch an dem ſie bewegenden Motor, z. B. der Dampfmaſchine, zu ſehen iſt, ebenſo wie auch die ſecundäre Maſchine keine Arbeit verbraucht. Betrachten wir nun den entgegengeſetzten Fall: Die ſecundäre Maſchine ſoll eine ſehr bedeutende Arbeit leiſten oder, um gleich den ganz entgegengeſetzten Fall zu haben, wir halten den Ring der ſecundären Maſchine feſt, verhindern alſo gewaltſam ſeine Rotation. In dieſem Falle kann die ſecundäre Maſchine natürlich keinen Gegenſtrom erzeugen, ſondern bildet vielmehr einfach einen Schließungsbogen von geringem Widerſtande für die primäre Maſchine. Wir wiſſen von früher her (Seite 417), daß in dieſem Falle, nämlich bei nahezu kurzem Schluſſe der Maſchine, die Stromſtärke außerordentlich raſch zunimmt, während wir an der Dampfmaſchine gleichzeitig eine bedeutende Arbeitsleiſtung beobachten können. Und wohin kommt dieſe Arbeitsleiſtung? Sie tritt in den beiden Maſchinen als Wärme auf, ſo zwar, daß man das Experiment in kürzeſter Zeit unterbrechen muß, wenn man nicht die Maſchinen zerſtören will. *) Bei der experimentellen Durchführung wegen Ueberwindung der Reibungswider- ſtände ꝛc. natürlich nur annähernd.

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Zitationshilfe: Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 839. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/853>, abgerufen am 23.11.2024.