silbert. Von dieser versilberten Hochplatte nimmt man dann galvanoplastisch eine Tiefplatte ab. Letztere wird natürlich vollkommen scharf erhalten, nur erscheinen die zu corrigirenden Stellen glatt. Man führt die Correcturen durch den Stich aus und erhält dadurch die druckfertige Platte. Um aber im Falle der Abnützung dieser Tiefplatte eine zweite corrigirte Tiefplatte her- stellen zu können, nimmt man, bevor die zuerst hergestellte und corrigirte Tiefplatte zum Drucken verwendet wird, eine Hochplatte galvanoplastisch von ihr ab und erhält dadurch eine neue, corrigirte Hochplatte (Mutterplatte). Die alte Hochplatte wird dann natürlich cassirt.
Die Galvanoplastik kann auch zur Reproduction von Kupferstichplatten verwendet werden, wodurch man im Stande ist, werthvolle Kupferstiche nicht nur in unbegrenzter Anzahl zu reproduciren, sondern überdies auch noch die Originalplatte erhalten bleibt. Zunächst muß von der Kupferstichplatte eine Matrize abgenommen werden, die man sich entweder durch Pressen mit einer Bleiplatte oder durch Copiren in Gyps oder Wachs, oder auch auf galvanoplastischem Wege verschafft. In letzterem Falle wird die Kupferstichplatte vorerst versilbert und, um das Ablösen des hierauf gebildeten Kupferniederschlages vollkommen zu sichern, durch eine sehr verdünnte Jodlösung (1 Theil Jod auf 20.000 Theile Alkohol) gezogen. Hierauf setzt man die Platte der Einwirkung des Lichtes aus. Es entsteht dann eine äußerst feine Schichte von Jod- silber, die das Ablösen des nachher erzeugten Kupferniederschlages sehr erleichtert. Hierzu ist noch zu bemerken, daß die Kupferplatte derart gravirt sein muß, daß sich alle Gravirungen nach unten zu verjüngen, weil im Gegenfalle die Ablösung des Kupfers unmöglich würde. Die galvanoplastische Copie der auf irgend eine Art hergestellten Matrize giebt dann die für den Druck zu verwendende, dem Originale vollkommen gleiche Reproduction. Diese, obwohl ohnehin härter als die Originalplatte, falls letztere aus gewalztem Kupfer besteht, kann durch Verstählen noch widerstandsfähiger gemacht werden. Ist das Orignal eine Stahlplatte, so darf das Kupferbad nicht aus Kupfervitriollösung bestehen, weil aus dieser das Kupfer schon ohne Anwendung eines Stromes unter gleichzeitiger Auflösung des Stahles gefällt wird. In diesem Falle benützt man daher eine Lösung von Cyankupfer in Cyankalium.
Unter Galvanographie verstand man ursprünglich ein Verfahren, welches sich darauf gründet, daß der Kupferniederschlag nicht nur an leitenden Stellen entsteht, sondern unter gewissen Umständen auch über diese hinaus wächst. Man verfuhr hierbei in der Weise, daß man auf einer versilberten Kupferplatte z. B. mit Sepia malte. Die lichtesten Stellen ließ man hierbei blank, die übrigen Stellen wurden mit einer desto dickeren Farbenschichte bedeckt, je dunkler sie werden sollten. Diese Platte kam dann in ein Kupferbad. Hier schlug sich zunächst das Kupfer an den blanken Stellen nieder, dann verbreitete sich der Niederschlag über die nur schwach übermalten, hierauf über die nächst dunkleren u. s. w., bis die ganze Platte überzogen war. Der Kupferniederschlag bildete dann, von der Originalplatte abgehoben, eine getreue Copie. Dieses Verfahren bot jedoch bedeutende Schwierigkeiten und wurde deshalb durch andere Verfahren verdrängt. Gegenwärtig versteht man unter Galvanographie eigentlich das Copiren von Kupferstichplatten auf galvanoplastischem Wege.
Die Glyphographie ist gewissermaßen das umgekehrte Verfahren wie die Galvano- graphie (im ursprünglichen Sinne). Sie liefert Hochdruckplatten, welche den theuren Holzschnitt ersetzen sollen; es resultirt durch diese Methode ein Metallhochschnitt in Kupfer und sie gestattet, die vom Künstler ausgeführte Zeichnung direct in eine Typenplatte zu verwandeln. Eine Kupferplatte, die mit Schwefelkalium geschwärzt wurde, versieht man mit einer dünnen Wachs- schichte oder mit Aetzgrund. Die Zeichnung wird hierauf mit der Radirnadel eingeritzt und erscheint schwarz auf weißem Grunde (weil die geschwärzte Kupferfläche an den geritzten Stellen bloßgelegt wird). Von dieser Radirung stellt man auf galvanoplastischem Wege einen Abdruck her und befestigt diesen auf einem Holzklotz, worauf er zum Drucken im Letternsatze bereit ist. Man hat mit diesem Verfahren ganz gute Erfolge erzielt, doch wurde der Holzschnitt hierdurch nicht verdrängt.
Eine sehr wichtige Anwendung der Galvanoplastik besteht auch im Copiren der Holzschnitte. Die Holzstöcke nützen sich durch Pressen und Reiben ab, geben dann unreine Abdrücke und sind überdies der Gefahr des Zerspringens ausgesetzt. Zur Vermeidung dieser Uebelstände und um die Holzstöcke zu erhalten, stellt man sich von diesen galvanoplastische Abdrücke, die sogenannten Cliches oder Galvanos, her. Zu diesem Behufe verschafft man sich eine Matrize des Holzstockes durch Ab- formen desselben in Guttapercha. Diese Form wird hierauf leitend gemacht und in das Kupferbad eingebracht, in welchem man anfänglich für eine langsame Metall-
ſilbert. Von dieſer verſilberten Hochplatte nimmt man dann galvanoplaſtiſch eine Tiefplatte ab. Letztere wird natürlich vollkommen ſcharf erhalten, nur erſcheinen die zu corrigirenden Stellen glatt. Man führt die Correcturen durch den Stich aus und erhält dadurch die druckfertige Platte. Um aber im Falle der Abnützung dieſer Tiefplatte eine zweite corrigirte Tiefplatte her- ſtellen zu können, nimmt man, bevor die zuerſt hergeſtellte und corrigirte Tiefplatte zum Drucken verwendet wird, eine Hochplatte galvanoplaſtiſch von ihr ab und erhält dadurch eine neue, corrigirte Hochplatte (Mutterplatte). Die alte Hochplatte wird dann natürlich caſſirt.
Die Galvanoplaſtik kann auch zur Reproduction von Kupferſtichplatten verwendet werden, wodurch man im Stande iſt, werthvolle Kupferſtiche nicht nur in unbegrenzter Anzahl zu reproduciren, ſondern überdies auch noch die Originalplatte erhalten bleibt. Zunächſt muß von der Kupferſtichplatte eine Matrize abgenommen werden, die man ſich entweder durch Preſſen mit einer Bleiplatte oder durch Copiren in Gyps oder Wachs, oder auch auf galvanoplaſtiſchem Wege verſchafft. In letzterem Falle wird die Kupferſtichplatte vorerſt verſilbert und, um das Ablöſen des hierauf gebildeten Kupferniederſchlages vollkommen zu ſichern, durch eine ſehr verdünnte Jodlöſung (1 Theil Jod auf 20.000 Theile Alkohol) gezogen. Hierauf ſetzt man die Platte der Einwirkung des Lichtes aus. Es entſteht dann eine äußerſt feine Schichte von Jod- ſilber, die das Ablöſen des nachher erzeugten Kupferniederſchlages ſehr erleichtert. Hierzu iſt noch zu bemerken, daß die Kupferplatte derart gravirt ſein muß, daß ſich alle Gravirungen nach unten zu verjüngen, weil im Gegenfalle die Ablöſung des Kupfers unmöglich würde. Die galvanoplaſtiſche Copie der auf irgend eine Art hergeſtellten Matrize giebt dann die für den Druck zu verwendende, dem Originale vollkommen gleiche Reproduction. Dieſe, obwohl ohnehin härter als die Originalplatte, falls letztere aus gewalztem Kupfer beſteht, kann durch Verſtählen noch widerſtandsfähiger gemacht werden. Iſt das Orignal eine Stahlplatte, ſo darf das Kupferbad nicht aus Kupfervitriollöſung beſtehen, weil aus dieſer das Kupfer ſchon ohne Anwendung eines Stromes unter gleichzeitiger Auflöſung des Stahles gefällt wird. In dieſem Falle benützt man daher eine Löſung von Cyankupfer in Cyankalium.
Unter Galvanographie verſtand man urſprünglich ein Verfahren, welches ſich darauf gründet, daß der Kupferniederſchlag nicht nur an leitenden Stellen entſteht, ſondern unter gewiſſen Umſtänden auch über dieſe hinaus wächſt. Man verfuhr hierbei in der Weiſe, daß man auf einer verſilberten Kupferplatte z. B. mit Sepia malte. Die lichteſten Stellen ließ man hierbei blank, die übrigen Stellen wurden mit einer deſto dickeren Farbenſchichte bedeckt, je dunkler ſie werden ſollten. Dieſe Platte kam dann in ein Kupferbad. Hier ſchlug ſich zunächſt das Kupfer an den blanken Stellen nieder, dann verbreitete ſich der Niederſchlag über die nur ſchwach übermalten, hierauf über die nächſt dunkleren u. ſ. w., bis die ganze Platte überzogen war. Der Kupferniederſchlag bildete dann, von der Originalplatte abgehoben, eine getreue Copie. Dieſes Verfahren bot jedoch bedeutende Schwierigkeiten und wurde deshalb durch andere Verfahren verdrängt. Gegenwärtig verſteht man unter Galvanographie eigentlich das Copiren von Kupferſtichplatten auf galvanoplaſtiſchem Wege.
Die Glyphographie iſt gewiſſermaßen das umgekehrte Verfahren wie die Galvano- graphie (im urſprünglichen Sinne). Sie liefert Hochdruckplatten, welche den theuren Holzſchnitt erſetzen ſollen; es reſultirt durch dieſe Methode ein Metallhochſchnitt in Kupfer und ſie geſtattet, die vom Künſtler ausgeführte Zeichnung direct in eine Typenplatte zu verwandeln. Eine Kupferplatte, die mit Schwefelkalium geſchwärzt wurde, verſieht man mit einer dünnen Wachs- ſchichte oder mit Aetzgrund. Die Zeichnung wird hierauf mit der Radirnadel eingeritzt und erſcheint ſchwarz auf weißem Grunde (weil die geſchwärzte Kupferfläche an den geritzten Stellen bloßgelegt wird). Von dieſer Radirung ſtellt man auf galvanoplaſtiſchem Wege einen Abdruck her und befeſtigt dieſen auf einem Holzklotz, worauf er zum Drucken im Letternſatze bereit iſt. Man hat mit dieſem Verfahren ganz gute Erfolge erzielt, doch wurde der Holzſchnitt hierdurch nicht verdrängt.
Eine ſehr wichtige Anwendung der Galvanoplaſtik beſteht auch im Copiren der Holzſchnitte. Die Holzſtöcke nützen ſich durch Preſſen und Reiben ab, geben dann unreine Abdrücke und ſind überdies der Gefahr des Zerſpringens ausgeſetzt. Zur Vermeidung dieſer Uebelſtände und um die Holzſtöcke zu erhalten, ſtellt man ſich von dieſen galvanoplaſtiſche Abdrücke, die ſogenannten Clichés oder Galvanos, her. Zu dieſem Behufe verſchafft man ſich eine Matrize des Holzſtockes durch Ab- formen desſelben in Guttapercha. Dieſe Form wird hierauf leitend gemacht und in das Kupferbad eingebracht, in welchem man anfänglich für eine langſame Metall-
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[823/0837]
ſilbert. Von dieſer verſilberten Hochplatte nimmt man dann galvanoplaſtiſch eine Tiefplatte ab.
Letztere wird natürlich vollkommen ſcharf erhalten, nur erſcheinen die zu corrigirenden Stellen
glatt. Man führt die Correcturen durch den Stich aus und erhält dadurch die druckfertige
Platte. Um aber im Falle der Abnützung dieſer Tiefplatte eine zweite corrigirte Tiefplatte her-
ſtellen zu können, nimmt man, bevor die zuerſt hergeſtellte und corrigirte Tiefplatte zum
Drucken verwendet wird, eine Hochplatte galvanoplaſtiſch von ihr ab und erhält dadurch eine
neue, corrigirte Hochplatte (Mutterplatte). Die alte Hochplatte wird dann natürlich caſſirt.
Die Galvanoplaſtik kann auch zur Reproduction von Kupferſtichplatten verwendet
werden, wodurch man im Stande iſt, werthvolle Kupferſtiche nicht nur in unbegrenzter Anzahl
zu reproduciren, ſondern überdies auch noch die Originalplatte erhalten bleibt. Zunächſt muß
von der Kupferſtichplatte eine Matrize abgenommen werden, die man ſich entweder durch Preſſen
mit einer Bleiplatte oder durch Copiren in Gyps oder Wachs, oder auch auf galvanoplaſtiſchem
Wege verſchafft. In letzterem Falle wird die Kupferſtichplatte vorerſt verſilbert und, um das
Ablöſen des hierauf gebildeten Kupferniederſchlages vollkommen zu ſichern, durch eine ſehr
verdünnte Jodlöſung (1 Theil Jod auf 20.000 Theile Alkohol) gezogen. Hierauf ſetzt man die
Platte der Einwirkung des Lichtes aus. Es entſteht dann eine äußerſt feine Schichte von Jod-
ſilber, die das Ablöſen des nachher erzeugten Kupferniederſchlages ſehr erleichtert. Hierzu iſt
noch zu bemerken, daß die Kupferplatte derart gravirt ſein muß, daß ſich alle Gravirungen
nach unten zu verjüngen, weil im Gegenfalle die Ablöſung des Kupfers unmöglich würde.
Die galvanoplaſtiſche Copie der auf irgend eine Art hergeſtellten Matrize giebt dann die
für den Druck zu verwendende, dem Originale vollkommen gleiche Reproduction. Dieſe,
obwohl ohnehin härter als die Originalplatte, falls letztere aus gewalztem Kupfer beſteht, kann
durch Verſtählen noch widerſtandsfähiger gemacht werden. Iſt das Orignal eine Stahlplatte,
ſo darf das Kupferbad nicht aus Kupfervitriollöſung beſtehen, weil aus dieſer das Kupfer
ſchon ohne Anwendung eines Stromes unter gleichzeitiger Auflöſung des Stahles gefällt wird.
In dieſem Falle benützt man daher eine Löſung von Cyankupfer in Cyankalium.
Unter Galvanographie verſtand man urſprünglich ein Verfahren, welches ſich darauf
gründet, daß der Kupferniederſchlag nicht nur an leitenden Stellen entſteht, ſondern unter
gewiſſen Umſtänden auch über dieſe hinaus wächſt. Man verfuhr hierbei in der Weiſe, daß
man auf einer verſilberten Kupferplatte z. B. mit Sepia malte. Die lichteſten Stellen ließ
man hierbei blank, die übrigen Stellen wurden mit einer deſto dickeren Farbenſchichte bedeckt,
je dunkler ſie werden ſollten. Dieſe Platte kam dann in ein Kupferbad. Hier ſchlug ſich zunächſt
das Kupfer an den blanken Stellen nieder, dann verbreitete ſich der Niederſchlag über die nur
ſchwach übermalten, hierauf über die nächſt dunkleren u. ſ. w., bis die ganze Platte überzogen
war. Der Kupferniederſchlag bildete dann, von der Originalplatte abgehoben, eine getreue
Copie. Dieſes Verfahren bot jedoch bedeutende Schwierigkeiten und wurde deshalb durch andere
Verfahren verdrängt. Gegenwärtig verſteht man unter Galvanographie eigentlich das Copiren
von Kupferſtichplatten auf galvanoplaſtiſchem Wege.
Die Glyphographie iſt gewiſſermaßen das umgekehrte Verfahren wie die Galvano-
graphie (im urſprünglichen Sinne). Sie liefert Hochdruckplatten, welche den theuren Holzſchnitt
erſetzen ſollen; es reſultirt durch dieſe Methode ein Metallhochſchnitt in Kupfer und ſie geſtattet,
die vom Künſtler ausgeführte Zeichnung direct in eine Typenplatte zu verwandeln. Eine
Kupferplatte, die mit Schwefelkalium geſchwärzt wurde, verſieht man mit einer dünnen Wachs-
ſchichte oder mit Aetzgrund. Die Zeichnung wird hierauf mit der Radirnadel eingeritzt und
erſcheint ſchwarz auf weißem Grunde (weil die geſchwärzte Kupferfläche an den geritzten Stellen
bloßgelegt wird). Von dieſer Radirung ſtellt man auf galvanoplaſtiſchem Wege einen Abdruck
her und befeſtigt dieſen auf einem Holzklotz, worauf er zum Drucken im Letternſatze bereit iſt.
Man hat mit dieſem Verfahren ganz gute Erfolge erzielt, doch wurde der Holzſchnitt hierdurch
nicht verdrängt.
Eine ſehr wichtige Anwendung der Galvanoplaſtik beſteht auch im Copiren
der Holzſchnitte. Die Holzſtöcke nützen ſich durch Preſſen und Reiben ab, geben
dann unreine Abdrücke und ſind überdies der Gefahr des Zerſpringens ausgeſetzt.
Zur Vermeidung dieſer Uebelſtände und um die Holzſtöcke zu erhalten, ſtellt man
ſich von dieſen galvanoplaſtiſche Abdrücke, die ſogenannten Clichés oder Galvanos,
her. Zu dieſem Behufe verſchafft man ſich eine Matrize des Holzſtockes durch Ab-
formen desſelben in Guttapercha. Dieſe Form wird hierauf leitend gemacht und in
das Kupferbad eingebracht, in welchem man anfänglich für eine langſame Metall-
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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 823. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/837>, abgerufen am 22.11.2024.
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